Bielefeld gibt’s doch gar nicht
Eine Darlegung, warum Bielefeld nur dem Anschein nach existiert
Frank Vollbrecht
Büttgen - 2019
Opartandmore
Nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und auch der Marketing-Abteilung der Stadt Bielefeld möchte die Stadt ihr Image loswerden, das auf einer Studentenparty durch den satirischen Spruch „Bielefeld gibt’s doch gar nicht“ vor 25 Jahren als Scherz entstand und durch die Aktivitäten eines Studenten dann zu einem dauerhaften Spott über das Wesen von Bielefeld führte[1].
Wenn man allerdings aus dem Blickwinkel der letztendlichen Wirklichkeit diese Aussage über Bielefeld betrachtet, kommt man zu dem zwingenden Ergebnis, der Student hatte auf seine Weise Recht, Bielefeld existiert nur dem Anschein nach. Dieser Essay zeigt, warum das so ist.
Bereits im 2. Jahrhundert hat der große indische Philosoph Nagarjuna mit der von ihm entwickelten Philosophie des sogenannten Mittleren Wegs (Madyhamaka) einen Nachweis geführt, dass die Sichtweise einer letztendlichen Wirklichkeit das Nichtvorhandensein aller Dinge zeigt, indem er das Vorhandensein der Dinge als irrig überführt[2]. Hierbei handelt es sich aber nicht nur um eine theoretische Philosophie, sondern auch um eine direkte und erwerbbare Form der Wahrnehmung der letztendlichen Wirklichkeit durch diejenigen Menschen, die besondere geistige Fähigkeiten entwickelt haben, die den herkömmlichen Menschen ohne diese geistigen Fähigkeiten verborgen bleibt[3].
Dieser Essay zeigt die Sichtweise der letztendlichen Wirklichkeit, wonach Bielefeld nur dem Anschein nach existiert und somit die Aussage des Studenten „Bielefeld gibt’s doch gar nicht“ als richtig angesehen werden muss.
Zum besseren Verständnis der letztendlichen Wirklichkeit kommentierte im 7. Jahrhundert der indische Philosoph Chandrakirti die Aussagen Nagarjunas durch Beschreibung von 20 Arten des Leerseins[4]. Für den westlichen Kulturkreis sind die Aussagen Nagarjunas und Chandrakirtis nicht ohne weiteres verständlich. Allein schon der Begriff Leersein oder Leerheit ist für das herkömmliche westliche Verständnis rätselhaft. Auf seiner Europareise im Jahre 2000 erläuterte der buddhistische Lehrer Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche die Philosophie Nagarjunas einem westlichen Publikum, wobei Christoph Klonk die Übersetzung aus dem Tibetischen vornahm[5]. Auf Basis dieser mündlichen Erläuterungen entstand ein schriftlicher, sehr anspruchsvoller Text, der dann von Christoph Klonk als deutsche Ausgabe in sprachlich schöner Form unter dem Titel „Taghelle Weisheit“ herausgegeben wurde[6].
Insbesondere die in diesem Buch enthaltenen Aussagen zur Philosophie Nagarjunas bilden die Basis für den Nachweis, dass Bielefeld nur dem Anschein nach existiert.
Bei der Annäherung an ein Verständnis der Wirklichkeit ist zunächst die eigene Einsicht zu fördern, den Unterschied zwischen der Art, wie die Welt erscheint und wie sie eigentlich ist, sehen zu wollen – zwischen dem was als Anschein gilt, und dem, was gilt mit Blick auf die Wirklichkeit[7]. Der gewöhnliche Sterbliche, dessen Weisheitsblick von Unbewusstheit getrübt ist, glaubt, dass Dinge ein eigenes, unabhängiges Dasein besitzen und sieht sie somit als wahrhaft entstanden an[8]. Nur diejenigen mit direkter Erfahrung von Wirklichkeit wissen, dass was als Entstehen, Verweilen und Verschwinden der Dinge erscheint, bloßer Anschein ist, ohne Ding an sich und ohne eigene Wirklichkeit[9]. Obwohl also der Anschein dieser Welt und dieses Lebens ausnahmslos leerer Anschein ist, ist es dennoch wichtig unterscheiden zu können zwischen der Art und Weise, wie etwas erscheint und wie es wirklich ist[10].
Doch selbst unter jenen, die diese Unterscheidung kennen, gibt es einige, die behaupten, dass auch der Anschein für sich ein Dasein haben müsse. Dem sei so, weil das, was eigentlich gültig ist, als wahre, untrügliche Wirklichkeit vorhanden sei. „Wenn es eine eigene Wirklichkeit gibt“, sagen sie, „und wenn es Leersein gibt als Grundnatur des Anscheins, dann muss auch all das, was erscheint und Leersein zur Grundnatur hat, vorhanden sein. Von was“, fragen sie, „wäre sonst Leersein die Grundnatur? Von bloßem Nichts? Dann wären beide nicht vorhanden.“ Dies ist ihr Einwand.[11]
Indem Nagarjuna mit wenigen Worten in Versform beweist, dass Leersein in Wirklichkeit überhaupt nicht vorhanden ist, widerlegt er die Behauptung, der Anschein der Dinge müsse vorhanden sein, weil es Leersein als dessen Grundnatur gäbe[12]:
Und gäbe es als ‚nicht leer‘ auch nur das Geringste,
Dann wäre eben so viel Leersein da,
Da es als ‚nicht leer‘ aber auch kein Kleinstes gibt,
Wie sollte Leersein dann vorhanden sein.
Erläuterung durch Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche zur Beweisführung[13]:
Sei die wahre Grundnatur, die Wirklichkeit, gegeben. Dann ist behauptet, Leersein wäre darin nirgendwo enthalten. Denn, so die Begründung, gäbe es irgendetwas als nicht leer, dann müsste dort auch ebenso viel Leersein sein. Es gibt jedoch kein Kleinstes, das sich als leer nicht finden ließe, und bei der Prüfung als nicht leer übrig bleibt. Dann aber kann es auch kein Leersein geben. Denn Leersein ist doch nur im Hinblick auf das denkbar, das den Anschein davon, nicht leer zu sein, erweckt. Und etwas, das den Anschein, nicht leer zu sein, erweckt, ist auch nur vollstellbar mit dem Blick auf das Leersein. Die beiden Wertungen, als leer und nicht leer, sind nur je im Hinblick auf das andere denkbar. Das bedeutet, dass sie beide nicht vorhanden sind. So trifft, was wir uns hier als leer und nicht leer ausdenken, auf wahre Wirklichkeit nicht zu.
Bereits mit diesen wenigen Worten ist vollständig gezeigt, dass Bielefeld nur dem Anschein nach existiert.
Die Madhyamaka-Lehre stellt sogar bereits die bloße Existenz von „Geist“ in Frage[14]. Chögyam Trunpga Rinpoche trifft folgende Aussagen über das Madhyamaka und die Existenz von Geist[15]:
Damit gesagt werden kann, dass Geist existiert, muss es jemanden geben, der den Geist beobachtet, der ihn erkennt und Zeuge für seine Existenz ist. …
Was können wir dann über den Geist oder die Realität überhaupt aussagen? Da es niemand gibt, der einen Geist oder eine Realität wahrnehmen kann, ist der Begriff von „Existenz“ im Hinblick auf „Dinge“ und „Form“[16] eine Täuschung. Es gibt keine Realität, es gibt niemand, der die Realität wahrnimmt, es gibt keine Gedanken, die sich aus der Wahrnehmung von Realität ableiten. Haben wir erst einmal diese Vorstellung einer Existenz von Geist aufgegeben, dann treten Dinge und Situationen klar in Erscheinung, so wie sie sind. Niemand ist da, der beobachtet, der etwas erkennt oder weiß. Wirklichkeit ist einfach, und genau dies ist mit dem Ausdruck „Shunyata“[17] gemeint. Durch diese Einsicht wird der Beobachter entfernt, der trennend zwischen uns und der Welt steht.
Nun mag das alles trotz der einfachen Wortwahl dennoch schwer zu verstehen sein. Daher wird im Folgenden auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, wie sich der bloße Anschein der Existenz Bielefelds ergibt.
Der Spruch des Studenten „Bielefeld gibt’s doch gar nicht“ ist im Präsenz geführt. Er bezieht sich als auf die Jetztzeit, und somit auf den jetzigen Zeitpunkt. Unbestritten ist sicherlich, dass es Bielefeld vor der Besiedelung von Menschen nicht hat geben können. Und auch wenn dieser Planet unbewohnbar wird, wird es Bielefeld nicht geben können. Aber wie sieht es zu anderen Zeiten aus?
Chögyam Trungpa führt hierzu aus, dass ausgehend von einem von uns wahrnehmbaren Sinn für Zeit (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) ein Prozess der Selbst-Bewahrung entsteht. Darin ist die Vergangenheit die Erinnerungen all unserer Taten, Leistungen etc. und auch die Erinnerungen an die Selbst-Bewahrung. Die Zukunft ist die Möglichkeit, dieses Szenario fortzuführen, während die Gegenwart die Verdichtung all dessen ausmacht[18]. Die Saat der Zukunft liegt in der Gegenwart, aber zur selben Zeit besteht die Saat der Zukunft, die in der Gegenwart liegt, nicht, da die Zukunft noch nicht geschehen ist. Anderenfalls würde die Zukunft erlöschen, da eine Festlegung der Zukunft völlig unlogisch wäre.[19]
Als Konsequenz ergibt sich die Nichtexistenz der gegenwärtigen Situation[20].
Noch deutlicher beschreibt Nagarjuna die Nichtexistenz der 3 Zeitabschnitte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Vers 19.1:[21]
Falls das, was jetzt ist oder später
Sich auf Vergangenes bezieht,
Wäre das, was jetzt ist oder später,
In der Vergangenheit schon da.
In seinen Erläuterungen erklärt Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche diese Aussage und widerlegt mögliche Einwände, was hier aber zu weit führen würde[22].
Für die Existenz von Bielefeld ergibt sich jedenfalls, dass kein Zeitpunkt auffindbar ist, an dem Bielefeld existieren könnte!
Nun könnte aber immer noch auf eine örtliche Existenz von Bielefeld verwiesen werden, indem man einwendet, hier gibt es doch Häuser und Straßen, und sogar ein ICE hält in Bielefeld. Aber leider lässt sich auch dieser Einwand widerlegen.
Man könnte ausführen, Bielefeld besteht aus Häusern, Straßen usw., die alle Beispiele von Mengen sind.
Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche sagt zur Existenz von Mengen, dass es Mengen eigentlich nicht gibt. Es gibt zwar Teile, welche die Menge bilden, doch ihre Gesamtheit als Menge gibt es nicht. Wenn wir beispielsweise auf einen Wald schauen, dann ist da eigentlich kein „Wald“, denn wir sehen nichts anderes als Bäume. Alles, was wir betrachten in dieser Welt, tritt auf als die Ansammlung oder Menge noch kleinerer Teile, aus denen es zusammengesetzt ist. Das Ding an sich, das alle diese Teile besitzt, so wie der Wald, das gibt es nicht.[23]
Gleiches gilt natürlich auch für die Teile, aus denen sich eine Menge zusammensetzt. Damit ein Teil entstehen kann, bedarf es einer Reihe von Bedingungen (hier z.B. Zement, Erde, Wasser usw.). Nagarjuna zeigt jedoch, dass Ursache und Wirkung weder ein und dasselbe sind, noch von einander verschieden, und dass es sie deshalb eigentlich gar nicht gibt (Vers 20.19)[24]:
Falls Ursache und Wirkung ein und dasselbe sind,
Wird das Erzeugte eins mit dem Erzeuger,
Falls Ursache und Wirkung verschieden sind,
Wird Ursache gleich dem, was nicht Ursache ist.
Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche erörtert diesen Vers im Detail an dem Beispiel der Entwicklung eines Samenkorns und zeigt wie sich die erstaunliche Schlussfolgerung ergibt, dass jede Ursache zum Zeitpunkt ihrer Wirkung weder vorhanden noch nicht vorhanden ist. Deshalb behauptet man in der Tradition des Madhyamaka weder das eine noch das andere und ist solcherart frei von dem Trugschluss, dass etwas vorhanden oder nicht vorhanden sei.[25]
Der Anschein, dass Bielefeld aus Häusern, Straßen usw. besteht, ist somit schlicht unzutreffend, und ist selbst nicht mehr als das Wechselspiel abhängigen Entstehens. Nicht mehr als leerer Schein ähnlich einem Spiegelbild.[26]
Hiermit ist aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt, dass Bielefeld nur als Anschein besteht. Die aus dem Madhyamaka abgeleitete Beweisführung dazu ist für viele sicherlich unbefriedigend, da sie trotz einfacher Wortwahl nur schwer zu verstehen ist. Auch die noch umfangreicheren Erläuterungen von Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche aus dem Buch „Taghelle Weisheit“ machen das Verstehen nicht leichter. Der Text dieses Buches eignet sich nicht für das schnelle oder einmalige Lesen. Für das Verständnis des Textes ist ein langwieriges Studium unter der Begleitung eines kompetenten Lehrers erforderlich, der Absatz für Absatz gemeinsam den Inhalt bespricht, Missverständnisse und Irrtümer bereinigt und Unverstandenes verständlich macht.
Nach dem Verstehen fragt man sich wohl auch „Was aber hat denn nun wohl endgültigen Bestand in dieser Welt?“. Hierauf Antworten zu geben ist nicht ganz einfach.
Unbestritten ist wohl, dass da ein Gewahrseinsprozess besteht[27]. Es sieht auch so aus, dass es eine Art geistigen Raum – auch Urgrund genannt - gibt, in dem der Anschein „sichtbar“ wird[28].
Stark umstritten ist jedoch die Aussage, dass es einen oder den einen Geist als eigene Entität gibt, der den Gewahrseinsprozess erlebt[29]. Für das menschliche Empfinden ist die Aussage, dass es da keinen Geist geben mag, äußerst unbefriedigend und geradezu erschreckend, weil dann kein Referenzpunkt mehr besteht, der einem einen festen Bezug liefern kann. Wenn das Gefühl eines leeren Nichts ohne jeden Referenzpunkt entsteht, stellt sich üblicherweise Panik ein, bis man gelernt hat, ohne jegliche Referenz, ohne ein Ich quasi das Schweben in einem luftleeren Raum zu akzeptieren.[30] Da die Nicht-Existenz des Geistes massiv dem menschlichen Empfinden widerspricht, kam es im 4. Jahrhundert mit der neuen Doktrin Cittamatra (Nur-Geist-Lehre)[31] zu einer Gegenbewegung zum Madhyamaka, die sich nahezu nur in dem einen Punkt der Existenz eines Geistes unterscheiden.
Zwischen den Anhängern des Madhyamaka, den Madhyamikas, und der Anhängern des Cittamatra, den Yogacharins, kam es im 4. Jahrhundert zwischen den indischen Philosophen Vasubandhu und Sthiramati zu umfangreichen Streitgesprächen, die seinerzeit in Sanskrit aufgezeichnet wurden. Der russische Indologe Fjodor Ippolitowitsch Schtscherbatskoi übersetzte diese Streitgespräche ins Englische, so dass man auch aus dem westlichen Kulturkreis die Argumente beider Seiten verfolgen kann[32]. Die Kerndoktrin des Cittamatra könnte man mit „Die Welt ist reiner Geist, Geist allein!“ bezeichnen.
Interessanterweise gibt es auch Quantenphysiker, die genau diese Doktrin als vollständige Interpretation der Quantenphysik ansehen. Der Quantenphysiker des Institute of Theoretical Scienes der Universität von Oregon, Amit Goswami erklärt in verständlichen Worten, wie sich die Beobachtungsergebnisse der Quantenphysik durch monistische Philosophien erklären lassen, wobei sich seine Beschreibungen direkt auf das Cittamatra beziehen lassen[33].
Aber in Bezug auf Bielefeld bleibt es auch bei der Doktrin der Yogacharins dabei, dass Bielefeld nur dem Anschein nach existiert.
Nun ist es aber sicherlich unbefriedigend, dass Personen ohne spezielle Vorbildung die Argumentationen nicht oder nur teilweise nachvollziehen können. Daher wird im Folgenden versucht, durch Gedankenexperimente dem Probanden/der Probandin Mittel an die Hand zu geben, mit denen sich auf der Erfahrungsebene ansatzweise oder sogar vollständig erfahren lässt, dass alle Dinge nur dem Anschein nach existieren.
Wenn man im Gedankenexperiment den Auftrag bekommt, nicht an Bielefeld zu denken, so gelingt das häufig nicht, sondern als Folge einer negativen Motivation entsteht leicht eine Überanstrengung, die zu einer Blockierung durch ein zensierendes Gewahrsein führen kann, so dass der Geist krampfhaft geradezu entgegengesetzt an einer Vorstellung von Bielefeld festhält[34]. Aus diesem Grund lautet der Auftrag, nicht an Bielefeld, sondern intensiv an eine andere Stadt, beispielsweise Paris, und alles, was einem zu Paris einfällt, zu denken. Hierbei gilt es, so gut wie möglich seine eigenen Gedanken zu beobachten.
Wenn man sich nach diesem Experiment in einer Rückbesinnung die Gedankeninhalte anschaut, so wird man feststellen, dass phasenweise oder sogar die ganze Zeitlang kein Gedanke mit Bielefeld beschäftigt war[35]. In diesen Phasen war Bielefeld erfahrbar nicht existent.
Für jedes Lebewesen ist ausschließlich dasjenige erfahrbar, was im eigenen Geist „sichtbar“ wird, inkl. sämtlicher Sinneswahrnehmungen, die ebenfalls erst durch Geistestätigkeiten erfahrbar werden, mit der Folge, dass eine Welt außerhalb des Geistes nicht existiert. Existenz lässt sich daher als dynamisches Erleben definieren, wobei gilt, dass nichts Substanz hat, alles wirkt.[36] Forschungsergebnisse der Quantenschleifengravitation zeigen, dass als Folge einer Nichtexistenz von Zeit auch „Dinge“ als nichtexistent anzusehen sind. Der Quantenphysiker Carlo Rovelli kommt zu dem Ergebnis, dass die Welt aus Ereignissen besteht, nicht aus Dingen![37]
Nicht letztendlich geklärt ist, inwieweit eine „Welt“ „außerhalb“ des wahrnehmenden Geistes als (scheinbar) vorhanden angesehen werden kann. Der Quantenphysiker H. Dieter Zeh hat bei seiner Entdeckung der Dekohärenzprozesse festgestellt, dass diese Prozesse stets und ohne Beteiligung eines menschlichen Beobachters und ohne eigentliche Messungen ablaufen, woraus man auf die Existenz nicht beobachtbarer, sogar paralleler Welten[38] schließen kann.[39] Im Hinblick auf Realität aber schon der eigenen, von Menschen erfahrbaren/beobachtbaren Welt stellt H. Dieter Zeh fest[40]:
Im Rahmen einer universellen Quantentheorie ist „unsere Welt“ zwar ein praktisch sehr wichtiges, aber andererseits auch ein nur subjektiv begründetes und ungenau definiertes Konzept. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem trotz allgemeiner Gültigkeit des relativistischen Raumzeit-Konzepts praktisch oft nützlichen globalen Jetzt-Begriff. Beides erscheint uns plausibel, weil wir die Welt im Alltag eben so wahrnehmen.
Damit ergibt sich bezüglich des Realitätsbegriffs eine Deckungsgleichheit mit der Philosophie des Madyhamaka und ihrer Kurzformel „Alles besteht nur dem Anschein nach“ und auch mit der Nur-Geist Philosophie Cittamatra mit „Alles ist reiner Geist allein. Ein Geist.“.
Möglicherweise sind aber auch die aus dem obigen Gedanken- und Wahrnehmungsexperiment getroffenen Schlussfolgerungen nicht ohne Vorkenntnisse nachvollziehbar. Aus diesem Grund wird empfohlen, von Karl Heinz Brodbeck beschriebene weitere Gedanken- und Wahrnehmungsexperimente durchzuführen, aus dessen Erläuterungen sich die Schlussfolgerung ergibt, dass Bielefeld lediglich als erzeugte Bedeutung im Sinne eines „Bielefeldkarma“ interpretiert wird, woraus einem eine höchst aktive Welt vorgegaukelt wird. Dieser Prozess wird von Karl Heinz Brodbeck als Verblendung bezeichnet.[41]
Jedenfalls verbleibt unumstößlich: Bielefeld existiert nur dem Anschein nach. Oder wie es der Student ausgedrückt hat „Bielefeld gibt’s doch gar nicht“.
Am 17.09.2017 wurde die Marketing-Aktion Bielefelds beendet mit der Erklärung, dass es niemandem gelungen sei, die Nichtexistenz Bielefelds nachzuweisen. Die FAZ schrieb von einer Bielefeld-Eugenspiegelei, dass eine Stadt, die es nicht gäbe, auch niemandem einen Preis für den Nachweis einer Nichtexistenz zahlen könnte[42]. Wenn man aber von dieser Marketing-Aktion einmal absieht, dessen Ergebnis von vorherein feststand, dann muss dennoch konstatiert werden, dass die Philosophien des Madhyamaka und Cittamatra meines Wissens bisher noch von niemandem widerlegt werden konnten. Daher gilt weiterhin:
Bielefeld besteht nur dem Anschein nach
beziehungsweise
Bielefeld gibt’s doch gar nicht
Wer sich selbst davon überzeugen möchte, sollte die Wahrnehmungsexperimente von Karl-Heinz Brodbeck durchführen:
https://www.yumpu.com/de/document/read/23825310/erleuchtung-und-verblendung-karl-heinz-brodbeck
Danach sollte eigentlich alles klar sein.
[1] Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 194, 22.08.2019, S. 7 sowie http://www.bielefeldmillion.de/
[2] Christoph Klonk, Einführung in: Taghelle Weisheit, Erforschung der Wirklichkeit – Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des Mittleren Weges“, erklärt durch Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, Otter Verlag, 2007, S. 16
Auszug aus dem Klappentext:
- Dieser Text will selbst durchdacht sein
- Dieses Buch ist kein Ratgeber, es ist eher eine Anleitung dafür, durch eigenes Forschen und Prüfen selbständig Rat zu finden
- Es ist nicht zum Einmallesen gedacht, dafür erscheint es als bittere Kost
- Erst in der wiederholten Anwendung auf die eigene Lebenserfahrung entfaltet sich die volle Süße seiner subtilen Bedeutung
[3] Ohne den Erwerb dieser Fähigkeiten bleibt die Einsicht in die letztendliche Wirklichkeit verborgen. Siehe auch: https://en.wikipedia.org/wiki/Madhyamaka#The_nature_of_ultimate_reality sowie Taghelle Weisheit, Kap. 13: Erforschen, wie die Wirklichkeit eigentlich ist, S. 115f
[4] Christoph Klonk, ebenda, S. 24f
[5] Ebenda, S. 8
[6] Ebenda
[7] Ebenda, Kap 13, Erforschen, wie die Wirklichkeit ist, S. 115
[8] Ebenda
[9] Ebenda
[10] Ebenda, S. 116
[11] Ebenda, S. 117
[12] Ebenda S. 117f, Vers 13.7
[13] Ebenda, S. 118
[14] Chögyam Trungpa, Spirituellen Materialismus durchschneiden, Theseus Verlag, 1989, Kap. Shunyata, S. 209
[15] Ebenda, S.210
[16] Der Begriff Form hat hier eine erheblich umfassendere Bedeutung als im deutschen Sprachgebrauch. Er umfasst hier alle Formen physischer Phänomene, die sowohl als Sinnesobjekte als auch ausschließlich nur als geistige Objekte (beispielsweise im Traum) wahrgenommen werden können. Für eine weitergehende Beschreibung siehe:
Alexander Berzin, Grundlegendes Schema der fünf Aggregate, Das Aggregat der Formen physischer Objekte:
Chögyam Trungpa Rinpoche sieht „Form“ auch als den Ursprung aller psychologischen Probleme im Sinne einer Quelle für den neurotischen Geist. Siehe:
Chögyam Trungpa, Wie unser Geist funktioniert, Ein kurzer und tiefer Einblick in die buddhistische Psychologie, Windpferd Verlag, 2013, Form, S. 17-30
[17] Shunyata – das Nichtsein, die Leere oder Leerheit, das Fehlen jeglicher Dualität und Begrifflichkeit. Eine ausführliche Beschreibung des Begriffs „Shunyata“ in Verbindung mit dem Begriff „Form“ enthält:
Chögyam Trungpa, Spirituellen Materialismus durchschneiden, Theseus Verlag, 1989, Kap. Shunyata, S. 201-220
[18] Chögyam Trungpa, The Future is Open, Good Karma, Bad Karma, and Beyond Karma, Shambhala Boulder, 2018, Kap. 4: Past, Present, and Future, S. 43-50
[19] Ebenda, S. 47
[20] Ebenda, S. 48
[21] Taghelle Weisheit, Kap. 19: Untersuchen von Zeit, S. 162
[22] Taghelle Weisheit, Ebenda, S. 161-166
[23] Ebenda, Kap. 20: Untersuchen von Mengen, S. 167
[24] Ebenda, S. 169
[25] Ebenda, S. 167-173
[26] Ebenda, S. 173
[27] Von 2012-2016 wurden von Lama Tilmann (Lhündrup) umfangreiche mündliche Unterweisungen gegeben, die an vielen Stellen u.a. die Prozesshaftigkeit des Gewahrseins zeigen. Diese Unterweisungen stellen eine Basis dar, diese Prozesshaftigkeit selbst zu erleben. Die Gespräche wurden transkribiert und bieten nun auch die Möglichkeit, sich durch Lesen mit dieser Thematik zu beschäftigen. Die Umsetzung in das eigene Erleben ist aber vermutlich nur durch Begleitung kompetenter Lehrer möglich. Die schriftlich vorliegende Fassung dieser Unterweisungen erlaubt es aber, sich mit einem intellektuellen Verständnis der Natur des Geistes zu nähern.
Ein gut verständlicher Einblick in die Prozesshaftigkeit des Geistes lässt sich dem Gespräch über den Geist entnehmen:
Lama Tilmann (Lhündrup), Mahamudra Unterweisungen, Neunter Karmapa, Marig Münsel, „Mahamudra – Das Auflösen des Dunkels mangelnden Gewahrseins“, Teil IV, Möhra, Abschnitt B: Intuitive Einsicht, 6. Gründliches Erforschen des Geistes, S. 51-92 sowie 7. Das Aufzeigen der Natur der Erscheinungen, S. 92-115:
[28] Auch der Begriff „Urgrund“ ist so leicht nicht zu verstehen. James Low hat zahlreiche mündliche Unterweisungen gegeben, die einen an das Verstehen und „Erleben“ dieses Begriffs heranführen.
Eine beschreibende Einführung zum Verständnis dieses Begriffs findet sich in folgendem Text:
James Low, Hier und Jetzt sein, Ein Kommentar zu „Don Sal Melong“ – Der Spiegel der Klaren Bedeutung“ ein Dzogchen-Schatztext von Nuden Dorje, Sequoyah Verlag, 2005, Vers 15: Der Urgrund von allem, S. 86-92
Urgrund wird in der Literatur häufig synonym mit dem Begriff Dharmadhatu verwendet. Eine tiefer gehende Erklärung des Dharmadhatu mit seinen Bezügen zu „Raum“, „Form“, Vajradhatu und den 3 Kayas Dharmakaya, Sambhogakaya und Nirmanakaya findet sich hier:
Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, The Tantric Path of Indestructible Wakefulness, Vol. 3, The Profound Treasury of the Ocean Dharma, Shambhala Boston&London, 2013, Teil I: Approaching the Vajrayana, Kap. 6: Seven Aspects of Vajrayana: The Space before first Thought, Abschn. 17: The Play of Space and Form, S. 206-214, mit folgenden Themen: Rikpa and the Levels of Space, The four Levels of Space, The three Kayas and the Levels of Form, Thoughts on Kayas and Dhatus.
[29] Aus Nagarunas Versen (Vers 3, Seventy Stanzas on Emptiness) lässt sich ableiten, dass es einen Geist als Entität nicht gibt:
Entities do not exist
In their causes and conditions,
In their aggregations of many things, or in individual things.
Therefore all entities are empty.
Am 18.06.1997 erläuterte Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche die Beweisführung, die als Transkript nachgelesen werden kann:
Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, The Logic That Refutes the Idea That Anything Is Truly Existent, in Shenpen Ösel, Vol 2, Nr, 2, Juni 1998, S. 26-37: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue04.pdf
Auch Messungen bei Versuchen der Universitätsklink Freiburg durch Prof. Stefan Schmidt mit Meditierenden legen nahe, dass es ein Bewusstsein beim Menschen nur dem Anschein nach gibt. Die bisherigen Experimente weisen darauf hin, dass Entscheidungen gefällt werden, bevor es zu irgendeiner Form der Bewusstheit der Entscheidung kommt. Quelle:
Lama Tilmann (Lhündrup), Mahamudra Unterweisungen, Neunter Karmapa, Marig Münsel, „Mahamudra – Das Auflösen des Dunkels mangelnden Gewahrseins“, Teil I, Möhra, 2012, 2. Abschnitt, Die Hauptpraxis, Kap. 3: Vertiefen der der meditat. Stabilität mittels anderer Sinneswahrnehmungen, S. 121:
[30] Chögyam Trungpa Rinpoche hat in mehreren seiner Bücher die Situation der Referenzlosigkeit immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben. Eine Beschreibung des Empfindens und des Umgehens mit diesem Zustand findet sich in:
Chögyam Trungpa, The Future is Open, ebenda, CODA, Dharma in Everyday Life, Abschn.: Work, Sex, and Money, S.147-157
[31] Die Urfassung der Cittamatra-Lehre in Form des Lankavatara-Sutra wurde von dem Indologen Karl-Heinz Golzio aus dem Sanskrit ins Deutsche übersetzt, wobei die altertümlichen Textformulierungen und -strukturen bisweilen gewöhnungsbedürftig sind:
Lankavatara-Sutra, Die makellose Wahrheit erschauen, Die Lehre von der höchsten Bewusstheit und absoluten Erkenntnis, O.W.Barth Verlag, 2. Auflage, 2003
[32] Th. Stcherbatsky, Madhyanta-Vibhanga, Discourse on Discrimination between Middle and Extremes ascribed to Bodhisattva Maitreya and commented by Vasubandu and Shtirmati, Oriental Books Reprint Corporation, exclusively distributed by Munshiram Manoharlal Publishers Pvt. Ltd. 54 Rani Jhansi Road, New Dehli-110055, India, Originally published in 1936 as Vol. XXX of Bibliotheca Buddhica
Hinweis: Auch dieser Text ist nicht leicht verständlich. Hier empfiehlt sich ebenfalls ein Studium mit einem kompetenten Lehrer.
[33] Amit Goswami, Das bewusste Universum, Wie Bewusstsein die materielle Welt erschafft, Lüchow Verlag, 1997
[34] Lama Tilmann (Lhündrup), ebenda, S. 119
[35] Der Gedankenprozess erfolgt nicht kontinuierlich, sondern zeigt sich als Strom vieler kleiner und kleinster Einzelgedanken, die man mittels Gewahrseinsübungen erfahren kann. Siehe
Lama Tilmann (Lhündrup), ebenda, Kap. 2, Den Geist mittels eines visuellen Objektes stabilisieren, S. 89-109
Der Zen-Meister Katsuki Sekida hat den Ablauf der Gedankentätigkeit kleinster Gedankenteile, die er als Nen bezeichnet, mit verschiedenen Variationen im Detail aufgeschlüsselt und aus der Abfolge dieser Nen sogar verschiedene Pathologien (z.B Schizophrenie) ableiten können.
Katsuki Sekida, Zen-Training, Herder Spektrum, 4. Auflage 1993, Kap. 10: Drei Nen-Tätigkeiten und der Ein-Äon-Nen, S. 126-150
Eine Kurzbeschreibung der 3 Nen von Alvin Alexander findet sich hier:
https://tequilamonk.com/2013/01/27/the-three-nen-actions , Auszug:
The three nen actions
In his excellent book, Zen Training, Katsuki Sekida gives us a glimpse into how human beings respond to external stimuli. He refers to this as the “three nen actions.”
Here’s a quick example of how this works:
Imagine that you’re sitting in a beautiful park by yourself. It’s peaceful and quiet, and your mind is still. Suddenly there’s a noise; let’s say that someone honked the horn in their car as they passed by. The three nen actions work like this:
1. In a quick instant, the first nen -- your attention -- hears only the raw sound as pure sensation.
2. In the next moment your mind interprets this sensation, and thinks, “Car horn.”
3. In the moment after that you think, “Oh, I just heard a car horn.”
After this there can be more interpretation by your brain, but that’s how your initial perception/cognition of external stimuli works.
Okay, that’s good to know, but why is this important, and what does it have to do with Zen and/or mindfulness? I’ll try to explain that.
The three nens: Observation, awareness, self-awareness
The example I gave is in my own words. Mr. Sekida’s words are more like this:
1. We first have the observation.
2. Next we have awareness of the observation.
3. Third, we have the acknowledgment of ourselves becoming aware of the observation (self-awareness).
Mr. Sekida discusses this much more deeply in his book -- covering nearly twenty pages, including a nice diagram -- so I’ll just add two things:
1. The word nen can be translated as a “thought impulse.”
2. Zen training is about becoming absorbed in the first nen. Mr. Sekida refers to this absorption as “one-eon nen.”
Eine weitere Beschreibung zur Bewusstseins- und Gedankentätigkeit in Verbindung mit den 3 Nen findet sich hier:
Frank Vollbrecht, Gedanken über Gedanken, Wir sind nicht unsere Gedanken, aber was sind unsere Gedanken?, opartandmore, 2012, Teil I: http://www.opartandmore.de/texte/Gedanken.htm
[36] Lama Tilmann (Lhündrup), Mahamudra Unterweisungen, Neunter Karmapa, Marig Münsel, „Mahamudra – Das Auflösen des Dunkels mangelnden Gewahrseins“, Teil V, Möhra, 2016, Kap 3: Missverständnisse beseitigen und Geistesbewegungen sich selbst überlassen, S. 20-34
Bislang ist es der westlichen Wissenschaft empirisch nicht gelungen, ein Bewusstsein zu identifizieren. Manche Philosophen bezweifeln, dass das Rätsel des Bewusstseins jemals mit empirischen Mitteln der Wissenschaft aufgeklärt werden kann. Siehe beispielsweise:
Tobias Schlicht, Des Rätsels Kern, Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg, Gehirn&Geist, 07 2017, S. 46-52.
Allerdings lässt sich dasjenige, was erlebt und sich dann als Ich empfindet, durch eine Ansammlung von Gruppen psychischer Objekte, auch Skandha oder Aggregate genannt, beschreiben.
Eine Kurzfassung hierzu findet sich bei:
Alexander Berzin, Grundlegendes Schema der fünf Aggregate, Berzin Archives:
Eine ausführliche Beschreibung der Aggregate (Skandha) findet sich bei:
Francesca Freemantle, Luminous Emptiness, Shambhala Boston&London, 2013, Teil I: Foundations, Kap. 6: The Five-Step Process of Ego
[37] Carlo Rovelli, Die Ordnung der Zeit, Rowohlt Verlag, 2018, Teil 1: Zerfall der Zeit, Kap. 6: Die Welt besteht aus Ereignissen, nicht aus Dingen
[38] Hierunter ist die von dem Quantenphysiker Hugh Everett postulierte Viele-Welten-Interpretation zu verstehen.
[39] H. Dieter Zeh, Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn?, Springer Verlag, 2012, Teil I: Wellenfunktion und Realität, Kap. 6: Wie viele Everett-Welten gibt es eigentlich?, S. 65-69
Zur Dekohärenz äußert sich H. Dieter Zeh wie folgt (ebenda, Teil II: Dekohärenz und Quantenmessprozess, Kap. 9: Dekohärenz und andere Quantenmissverständnisse, S. 83)
Dekohärenz beschreibt also einen scheinbaren Kollaps in quasi-klassische Zustände. Die Frage ist: Genügt das, wenn wir nur beschreiben wollen, was wir beobachten? Dazu müssen wir zwar akzeptieren, dass „wir“ nur eine der n-Komponenten wahrnehmen, aber ob und wann die übrigen durch einen Kollaps aus der Realität verschwinden, bleibt uns verborgen. Das Postulat irgendeines (späteren) Kollaps-Prozesses dient somit nur der Vermeidung der ansonsten unvermeidbaren aber ungeliebten Everretschen Konsequenz „Vieler Welten“, während sich die Dekohärenz aus derselben Dynamik ergab, die diese gerade verlangen würde.
Siehe auch (ebenda, Teil I, Kap. 5: Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn, Abschn. 4: Nichtlokalität und Dekohärenz, S. 55-59)
[40] H. Dieter Zeh, ebenda, Teil I, Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn, Abschn. 5: John Stewart Bell und die Realität, S. 62
[41] Karl Heinz Brodbeck, Wie funktioniert das: Erleuchtung und Verblendung?, 16.05.1998/19.07.2001:
https://www.yumpu.com/de/document/read/23825310/erleuchtung-und-verblendung-karl-heinz-brodbeck
Im 8. oder 9. Jahrhundert hat Padmasambhava den Begriff „Verblendung“ ausführlich beschrieben. Mit einer Übersetzung und Kommentierung von James Low aus dem Tibetischen besteht die Möglichkeit, die tiefsinnigen Gedanken Asiens dem westlichen Kulturkreis näher zu bringen. Deutsche Fassung:
James Low, Aus dem Handgepäck eines tibetischen Yogi, Grundlegende Texte der Dzogchen-Tradition, Wandel Verlag Berlin, 2013, Teil I: Die Übersetzungen, Kap. 9: Der natürliche Zustand und der Zustand der Verblendung, S. 160-169
[42] Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.09.2019, Nr. 217, Eine Stadt sieht ihre Existenz bestätigt