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Gedanken über Gedanken

Wir sind nicht unsere Gedanken, aber was sind unsere Gedanken?

Frank Vollbrecht, 2012, Büttgen

 

 

 

Gedankenstrom  –  Nentätigkeit des Geistes

 

 

 2. Auflage März 2018: Aktualisierung von Links, kleinere Korrekturen

 

1.     Ziel dieses Textes: sich selbst besser zu verstehen

2.     Den Gedanken auf die Spur kommen

Mögliche Konsequenz der fehlenden Nachweisbarkeit von „Gedankenteilchen“

Beispiel für die Nen-Tätigkeit

Bewusstseinstätigkeit und Wahrnehmung von Gedanken

Bewusstsein

3.     Wer oder was ist das Wahrnehmende?

4.     Eigenschaften von Gedanken

5.     Meme und Wirklichkeit

6.     Vibrationen

7.     Das Ich und sein Bewusstsein und das Leersein

8.     Die Wirklichkeit von Raum und Zeit

9.     Geist

10.   Der erste Schritt

Referenzen und Kommentare

 

 

 

1.    Ziel dieses Textes: sich selbst besser zu verstehen

 

Wenn man diesen Text liest, dann hat man es mit Gedanken zu tun. Während des Lesens erfolgt ein geistiger Prozess, bei dem der Text erkannt wird, bei dem man versucht, ein Verständnis des Textes zu erzielen und bei dem man sich anschließend mit den Aussagen dieses Textes auseinandersetzt. Das setzt an jeder Stelle Gedankentätigkeit voraus. Im Allgemeinen wird man sich dabei der eigenen Gedanken überhaupt nicht bewusst. Bewusst werden einem Gedanken aber schnell, wenn sie mit Emotionen verbunden sind und einem beispielsweise beim Einschlafen hindern, wenn immer wieder dieselben, häufig quälenden Gedanken verfolgen und einem den Schlaf rauben.

 

Doch was macht Gedankentätigkeit aus? Kann man etwas darüber aussagen, woraus sie bestehen, was ihr Wesen ausmacht?

 

Dieser Text versucht, zielführende Hinweise zur Beantwortung derartiger Fragen zu geben. Nach dem Lesen dieses Texte sollte man ein besseres Verständnis zu Gedanken gewonnen haben und vielleicht auch Anregungen erhalten haben, wie man das Gelesene überprüfen kann. Wenn dann dieser Text einem noch hilft, ein Verständnis zu seinem eigenen Selbst zu entwickeln und besser mit der eigenen Gedankentätigkeit klar zu kommen, dann hat dieser Text seinen Nutzen für den Leser, der sich mit diesem Text beschäftigt, erbracht.

 

2.    Den Gedanken auf die Spur kommen

 

Zunächst wäre zu klären, was man unter dem Begriff Gedanken überhaupt versteht. Die Erläuterungen in Wikipedia zu dem Begriff Gedanken zeigen, dass eine klar umfassend Definition nicht möglich ist. In diesem Text soll mit dem Begriff Gedanken bzw. Gedankentätigkeit die gesamte Geistestätigkeit, beginnend vom ersten Bewusstseinsmoment beim Wahrnehmungsprozess über die unbewusst im Geist ablaufenden Erkennungs- und Identifikationsprozesse (/1/) bis hin zu gedanklich-intellektuellen Bewusstseinsakten verstanden werden, wobei der Schwerpunkt der Betrachtungen aber auf den gedanklich-intellektuellen Bewusstseinsakten liegen wird.

 

Bei der Beantwortung der Frage, ob Gedanken körperlicher Natur sind, wird vermutlich jeder von seinen eigenen Gedanken sagen, dass sie geistiger Natur sind. Wenn man dann aber von Experimenten mit bildgebenden Verfahren wie Kernspintomografen hört, dann könnte man meinen, dass Gedanken mit physikalischen Messgeräten, d.h. dinglichen Geräten, aufgezeichnet und sichtbar oder hörbar gemacht werden können. Neurowissenschaftlern der Universität Berkeley ist es beispielsweise gelungen, Hirnwellen derart zu interpretieren, dass vom Probanden gedachte Worte ermittelt werden können (/2/). Da dieser Wiedergabeprozess mit physikalischen Geräten erfolgt, könnte man zu dem Ergebnis kommen, dass Gedanken zumindest eine dingliche, körperliche Komponente besitzen, die von den Messgeräten aufgenommen werden kann. Daher wäre als Erstes zu betrachten, was bei diesen Aufzeichnungen passiert, so dass man sich ein Urteil über die Körperlichkeit von Gedanken machen kann. 

 

Bei Kernspintomografien und anderen bildgebenden Verfahren werden physikalische Eigenschaften (z.B. der Kernspin von Atomen im Gehirn) aufgezeichnet und bildhaft wiedergegeben. Aus dem Vergleich mit bereits durchgeführten Messungen anderer Personen oder durch wiederholtes Ausführen von Messungen bei vorgegebenen Sinnesreizen (z.B. ein Wort oder Bild) wird versucht, nach einer erneuten Messung eine Aussage zu treffen, was die Versuchsperson für ein Wort gehört oder für ein Bild gesehen hat. Es sei dahingestellt, ob man mit dieser Methode in Zukunft einmal genaue Aussagen über das Gedachte anderer Personen wird aussagen können. Aber wird man hier den Gedanken selbst auf die Spur kommen?

 

Bei derartigen Messmethoden führt man eine Interpretation von Messdaten durch, denen man eine Bedeutung zuweist. Das ist ganz vergleichbar mit der Interpretation der Körpersprache einer anderen Person, wenn auch auf einem anderen Niveau. Wenn man die Reaktionen des Körpers oder von Gehirngewebe interpretiert, bedeutet das nicht, dass man die dazu gehörenden Gedanken dieser Person aufgespürt hat. Man hat lediglich die Auswirkung von Gedanken bzw. Gedankentätigkeit auf den Körper nachgewiesen. Aber hieraus kann man zumindest schließen, dass Gedanken eine Wechselwirkung mit dem Körper eingehen. 

 

Auch wenn hier eine Wechselwirkung stattfindet, so ergibt sich bislang kein Hinweis darauf, welcher Art diese Wechselwirkung ist. Mit den bisher bekannten physikalischen Wechselwirkungen mit den zugehörigen Teilchen und Austauschteilchen (/3/) lassen sich bisher Gedanken nicht direkt aufzeichnen, so dass der Verdacht nahe liegt, dass Gedanken entweder durch eine bisher unbekannte Teilchenart hervorgerufen werden oder aber umgekehrt Gedanken keine Teilchen benötigen. In beiden Fällen kann man aber schließen, dass die bisher beschriebenen Theorien zur ganzheitlichen physikalischen Beschreibung dieser Welt unzureichend sind (/4/).

 

Mögliche Konsequenz der fehlenden Nachweisbarkeit von „Gedankenteilchen“

 

So lange ein direkter Nachweis einer Wechselwirkung mit Teilchen und Austauschteilchen bei Gedanken nicht gelingt, bleibt auch die folgende Konsequenz denkbar, dass überhaupt keine physikalischen Teilchen existieren, sondern dass die Welt ausschließlich aus Geist besteht. Diese Konsequenz klingt vollkommen unglaubwürdig, aber sie ist auch nicht unglaubwürdiger als die Interpretation der Quantenphysik mit der Viele-Welten-Theorie von De Everett, bei der die wahrnehmbare Welt sich immer wieder in disjunkte Parallelwelten aufspaltet (/5/).

 

Bislang ist der Wissenschaft der konkrete Nachweis eines physikalischen Teilchens als ein scharf abgrenzbares Teilchen nicht gelungen. Man kann allenfalls mit Streuexperimenten die Obergrenze für die Größe von Elementarteilchen abschätzen (beispielsweise beim Elektron 10−19 m). Bedingt durch die Heisenbergsche Unschärferelation wird man keinen Messprozess finden, mit dem man eine absolut genaue Größe der Elementarteilchen feststellen kann. Wenn man davon ausgeht, dass ein Elektron vielleicht sogar als ausdehnungsloser Punkt und ohne innere Struktur angesehen werden kann, dann kann man auch nicht mehr im herkömmlichen Sinn von Teilchen sprechen. Man kann daher allenfalls von einem Teilchencharakter sprechen. Als Alternative zur bestehenden Sichtweise der Teilchenphysik hat sich die ebenfalls umstrittene Stringtheorie etabliert, die die beobachteten Teilchen- und Welleneigenschaften von Elementarteilchen in einer eigenen rein mathematischen Theorie beschreibt (/6/).  Die Stringtheorie ist wegen ihrer mangelnden Nachweisbarkeit bisher aber äußerst umstritten (/7/). Außerdem hilft es einem bei dem Umgang mit eigenen quälenden Gedanken nicht, ob ein Weltbild die Gedankenwelt physikalisch beschreibt oder ob die Welt nur aus Geist besteht (/8/), so lange man hierzu keine persönliche eigene Erfahrung gemacht hat.

 

Die Eigenschaften von Gedanken selbst untersuchen

 

Bisher lag der Schwerpunkt der Sicht auf die Gedanken insbesondere bei einem äußeren Dritten mit einer individuell verhaltensbezogenen oder beschreibend aufzeichnenden Form, ohne Beteiligung des eigenen Ich (/9/). Diese Betrachtungsweise sollte wenig hilfreich bei der individuellen Empfindung und Wahrnehmung von Gedanken sein, weswegen jetzt der Schwerpunkt auf die individuelle Wahrnehmung gelegt wird. Hierbei spielt der Inhalt der Gedanken nur eine untergeordnete Rolle, wenn man verstehen möchte, wie das eigene Denken abläuft. Eine Möglichkeit zur Betrachtung der Gedankentätigkeit und den Gedanken selbst besteht in der Selbstbeobachtung, die durch geeignete Meditationspraxis erzielt werden kann. Da der Aufwand zu diesen Praktiken sehr langwierig und nicht unerheblich sein kann, werden wichtige Ergebnisse in beschreibender Weise kurz vorgestellt, die aber durch ausreichende Anwendung dieser Praktiken selbst erfahren werden können. Einige Ergebnisse sind vermutlich aber auch ohne entsprechende Meditationserfahrung nacherlebbar und wahrnehmbar.

 

Von ihrem Eindruck her haben Gedanken einen Anfang und ein Ende; sie können daher in Bezug auf die Wahrnehmung als flüchtig bezeichnet werden (/10/). Wenn man noch etwas genauer seine eigenen Gedanken beobachtet, dann wird man feststellen, dass sie wie eine Gedankenkette aus einzelnen „Gedankenschnipseln“ zusammengesetzt werden. Jeder Gedankenschnipsel umfasst einen Teilaspekt und baut auf dem direkt vorher geführten Gedankenschnipsel oder einem weiter zurückliegenden Gedankenschnipsel inhaltlich auf. Die einzelnen Schnipsel können inhaltlich auch aus Wiederholungen schon einmal in der Gedankenkette bereits gedachter Schnipsel bestehen, so dass Gedanken auch die Eigenschaft haben, um ein Thema immer wieder zu kreisen. Gerade diese kreisenden Gedankenketten können unangenehm auffallen, da sie scheinbar ohne Unterlass immer wieder neu mit kleinen Varianten und Veränderungen auftreten und im wahrsten Sinne des Wortes vom Geist in allen denkbaren Varianten durchgekaut werden.

 

Die Art und Weise, wie aus Gedankenschnipseln und der damit verbundenen Bewusstseinstätigkeit, die im Zen Nen (/11/) genannt wird, verschiedene Abfolgen einzelner Nen im Sinne von unterschiedlichen Gedankenketten entstehen, wurde von Katsuki Sekida beschrieben (/12/).  Jeder Denkakt erfolgt dabei üblicherweise in 3 einzelnen miteinander verketteten Abschnitten, 1., 2. und 3. Nen genannt (/13/). Auf den 1. Nen, dem 1. Denkakt bzw. Gedankenschnipsel folgt ein Reflexionsakt auf den vorausgegangenen Nen mit einem 2. Nen, der wiederum erst in einem weiteren Akt der Reflexionstätigkeit des Bewusstseins in einem 3. Nen im Sinne eines gedanklich-intellektuellen Bewusstseinsaktes erkannt wird (/14/). Die Abfolge der Nen erfolgt sehr schnell und ist nur mit ausreichender Übung oder bei extremen geistigen Anspannungen wie einem Unfall wahrzunehmen (/15/). Die im allgemein normal ablaufende Bewusstseins- und Gedankentätigkeit auf Basis der Abfolge der 3 Nen wird belastend, wenn Rückkopplungen entstehen, bei denen der 2. oder 3. Nen in ihrer natürlichen Abfolge gestört werden oder der 2. oder 3. Nen dominant auftreten (/16/).

 

Beispiel für die Nen-Tätigkeit

 

Ein Beispiel für die Abfolge von Nen lässt sich bei aufmerksamer Beobachtung und gedankenfreiem Zustand bei der Betrachtung in einem Garten vornehmen. Während der Blick durch den Garten schweift, ohne Halt zu machen und ohne das Gesehene bewusst zu registrieren, erfolgt eine Verarbeitung des Gesehenen weitgehend im Unbewussten, wobei das Gesehene durch die Filterwirkung des Gehirns in einem Sinne vorverarbeitet wird, dass eine Übereinstimmung mit der geistigen Erwartungshaltung und dem Gespeicherten zum Thema Garten erzielt wird. Solange diese Übereinstimmung erzielt wird, laufen diese Prozesse weitgehend im Unbewussten ab, ohne dass Gedanken bis zum Bewusstsein durchdringen. Der erste Nen tritt hierbei kaum auf und wird auch von einem Ungeschulten nicht wahrgenommen.

 

Sowie aber die geistige Übereinstimmung zwischen dem Gesehenen und der unbewussten Vorverabeitung unterbrochen wird, beispielsweise beim Anblick einer Blume, die in das Bewusstsein dringt, so dass die Blume als Blume erkannt wird, laufen der 1. und 2. Nen in schneller Folge ab. Sowie über das Gesehene reflektiert wird, in dem Sinne, dass die Blume schön leuchtet, schließt sich auch der dritte Nen an. Noch intensiver erfolgt die Verarbeitung der Nen, wenn plötzlich etwas Unerwartetes registriert wird, dass nicht ohne weiteres von den unbewusst ablaufenden Filterfunktionen des Gehirns erkannt wird. In diesem Fall dringt der 1. Nen mit Macht in das Bewusstsein, um das Unerwartete oder Unbekannte fast schon leicht panisch mit einer im Geiste bekannten Erinnerung zur Deckung zu bringen. Das dann Erkannte wird dann mit dem 2. Nen registriert, z.B. als Schlange, wodurch zusätzlich  noch eine Bedrohung empfunden wird. 1. und 2. Nen arbeiten panisch, um die Registrierung der Schlange zu bestätigen oder durch eine andere Registrierung zu bestätigen oder zu verwerfen. Wenn die Schlange schließlich als ein Stück Seil erkannt wird, meldet sich der 3. Nen und bewertet die ganze Situation, z.B. indem mit Erleichterung reagiert wird.

 

In der Folge treten weitere Kombinationen von 1., 2. und 3. Nen auf, die dazu führen, das Seil aufzuheben und zu entsorgen, wobei auch das ursprüngliche Erkennen der Schlange von einem selbst als lachhaft eingeschätzt werden mag. Auf jeden Fall findet ein Nachklingen der wahrgenommenen Abläufe statt, so dass die ursprüngliche harmonische Situation bei der Wahrnehmung des Gartens nur langsam wieder eingestellt werden kann.

 

Diese Abläufe zeigen auch das Prinzip von Ursache und Wirkung auf. Durch die Fehleinschätzung einer bedrohlichen Situation (Ursache) wird eine andere Gestimmtheit erzeugt (Wirkung).          

 

Da Gedankenketten recht belastend für das eigene Empfinden auftreten können, ist das Beenden oder Unterbrechen derartiger Gedankenketten wünschenswert, wenn damit diese Belastung ebenfalls beendet werden kann. Da die oben beschriebene Nen-Tätigkeit des Bewusstseins im Allgemeinen schwer nachzuvollziehen und ohne Meditationspraxis nur schwer wahrzunehmen ist, bedarf es anderer, einfacher Mittel, die zu Unterbrechungen der Gedankenketten führen sollen. Doch zuvor sollen weitere Eigenschaften von Gedanken und Bewusstseinstätigkeiten beschrieben werden, damit das Verständnis, wie das Denken erfolgt und was beim Denken passiert, besser wird und somit zu einer besseren Praxis bei der Steuerung des eigenen Denkens führen kann.

 

Bewusstseinstätigkeit und Wahrnehmung von Gedanken

 

Aus dem obigen Beispiel geht hervor, dass Teile des Wahrnehmungsaktes im Unbewussten bleiben und das Eindringen einer Wahrnehmung in das Bewusstsein von der Stärke der Wahrnehmung und auch von der Achtsamkeit des Wahrnehmenden abhängen. Die einzelnen Stufen der Bewusstseinswerdung wurden von Lama Anagarika Govinda beschrieben (/17/):

 

 

 

Intensitätsverlauf

3 Momente eines Werdeprozesses

 

 

 

1.                         ein zu Beginn vergangener Bewusstseinsmoment

sehr schwach

2.                         2 Vibrationsmomente des fortlaufenden Werdeprozesses

 

3.                          

 

 

 

 5 Momente der Sinneswahrnehmung

 

 

 

4.                         Hinwendung zu einer Sinneswahrnehmung (Gewahrwerden)

schwach

5.                         Sinneswahrnehmung im Unbewussten

 

6.                         rezeptives Bewusstsein

 

7.                         prüfendes Bewusstsein

 

8.                         bestimmendes Bewusstsein

 

 

 

7 Momente des Erkennens (Javana)

 

 

 

9.                          

 

10.                      

 

11.                      

 

12.                       

 

13.                      

 

14.                      

 

15.                      Erkennen

groß

 

 

2 Nachwirkende Bewusstseins-Momente

 

 

 

16.                      Zurückhalten

sehr groß

17.                      

 

 

 

Der Wahrnehmungsprozess ist vollständig, wenn die Intensität „sehr groß“ geworden ist und alle 17 Bewusstseinsmomente durchlaufen wurden (/18/). Prozesse mit geringerer Intensität dringen nicht bis in das Bewusstsein vor und verlaufen im Unbewussten. Zum Erkennen eines Objektes inkl. der Benennung und Reflektion gehören weitere, wiederholt und sehr schnell ablaufende Prozesse (vîthi(/19/), die in den 3 Nen münden.   

 

Bewusstsein

 

Der wesentliche Faktor für die Erkennung und Verarbeitung von Gedanken ist das Bewusstsein. An dieser Stelle soll aber nur kurz auf das Bewusstsein eingegangen werden, da die beschreibende Sicht nicht ausschlaggebend für den persönlichen Umgang mit Gedanken sind. Wer sich für den Aufbau und die Struktur des Bewusstseins interessiert, sollte auf weiterführende Literatur zurückgreifen (/20/). Der Sitz des Bewusstseins ist entsprechend der östlichen Philosophien nicht allein auf das Gehirn beschränkt, sondern auch in anderen Regionen des Köpers (/21/), die durch konzentrative Übungen zugänglich gemacht werden können. Im Zen wird versucht, im Hara (Stelle unterhalb des Nabels) einen Mittelpunkt geistig-körperlichen Gleichgewichts zu bilden, so dass dort allmählich ein Sitz des Bewusstseins entsteht (/22/).

 

Resultate der Zen-Übung bestehen u.a. darin, dass das Wuchern wahllos auftauchender Ideen abnimmt, wenn man sein Geistiges Auge im Hara konzentriert (/23/). Hier zeigt sich bereits ein ausgezeichnetes Mittel, störende Gedanken an ihrer Entstehung zu hindern.

 

Da das Bewusstsein eine wesentliche Rolle bei der Betrachtung von Gedanken spielt, werden hier kurz 16 verschiedene Bewusstseinsarten (cittanupassana satipatthana) aufgeführt, die bei Meditation als Achtsamkeitsobjekt verwendet werden können (/24/):

 

1.      Gierbehaftetes Bewusstsein

2.      Gierfreies Bewusstsein

3.      Hassbehaftetes Bewusstsein

4.      Hassfreies Bewusstsein

5.      Verblendetes Bewusstsein

6.      Unverblendetes Bewusstsein

7.      Zusammengezogenes Bewusstsein

8.      Abgelenktes Bewusstsein

9.      Erhabenes Bewusstsein

10.  Nicht-Erhabenes Bewusstsein

11.  Übertreffliches Bewusstsein

12.  Nicht-Übertreffliches Bewusstsein

13.  Ruhiges Bewusstsein

14.  Unruhiges Bewusstsein

15.  Befreites Bewusstsein

16.  Unbefreites Bewusstsein

 

Die Achtsamkeit auf die verschiedenen Bewusstseinsarten ist für Ungeübte nicht ganz leicht. Die Betrachtung des Denkens dagegen stellt ein Bewusstseinsobjekt bzw. Geistobjekt dar, das Abhilfe bei quälenden Gedankentätigkeiten verschaffen kann, wenn der Inhalt der Gedanken dabei außer Acht gelassen wird (/25/).  Dieser Aspekt wird daher weiter unten weiterverfolgt.

 

Neben dem Denken gibt es weitere Geistobjekte (dhammanupassana), bei deren Betrachtung der Achtsamkeit „Wahnvorstellungen“ von Ansichten bereinigt werden können (/26/), wobei natürlich auch die Wahnvorstellung selbst zunächst erkannt werden muss, bevor sie bereinigt werden kann. Geistobjekte sind beispielsweise Sinnesbegehren, Übelwollen, Mattigkeit, Unruhe, Sorgen und skeptischer Zweifel im Sinne von hemmenden geistigen Faktoren (/27/), aber auch Sinnesgrundlagen wie Sehen, Hören, Riechen und die zugehörigen Seh-, Hör- und Riechobjekte (/28/) sowie Daseinsgruppen (Skandha), z.B. Gefühle, Wahrnehmungen, Willensaktivitäten oder Bewusstsein (/29/), wobei die Daseinsgruppen sich aus Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Internem, Externem Grobem, Feinem, Höherem, Niedrigerem, Näherem und Weiterem zusammensetzen (/30/).

 

3.    Wer oder was ist das Wahrnehmende?

 

Wenn man sich die Frage stellt, wer ist es, der hier etwas wahrnimmt oder denkt, würde bei westlicher Denkweise sofort die Antwort kommen das Ich. Wikipedia zufolge wird das Ich einleitend wie folgt beschrieben:

 

Ich ist die Bezeichnung für die eigene separate individuelle Identität einer menschlichen natürlichen Person, zurückweisend auf das Selbst des Aussagenden.

Beispiel: „Ich denke, also bin ich“, von René Descartes: cogito ergo sum.

 

Diese Betrachtungsweise wird von östlichen Philosophien nicht geteilt und gilt als zu kurz gegriffen. Im Zen wird mit der Betrachtung der Wirkweise der 3 Nen (siehe oben) gezeigt, dass „Ich denke, also bin ich“ unzureichend ist. Katsuki Sekida schreibt hierzu (/31/):

 

„ich denke“ ist die Tätigkeit des ersten Nen. Wird es nicht von der Reflexionstätigkeit des zweiten und dritten Nen erkannt, so findet keine Erkenntnis dieses „ich denke“ statt. Man muss also sagen: „Ich erkenne meine Denken, deshalb weiß ich, dass ich bin“.(/32/)

 

Damit bleibt aber dennoch offen, was es mit dem Ich auf sich hat. Da ist dieses bei jedem vorhandene Ich-Gefühl, das als unverrückbare Wahrnehmung jeden Zweifel an der Existenz des eigenen Ich bei jedem vollständig ausschließt und andere Auffassungen ausschließt oder als intellektuelle Spitzfindigkeit aburteilt. Was aber wäre, wenn man selbst eine Wahrnehmung erfahren würde, die auf der nicht intellektuellen Ebene dem tiefsten inneren Empfinden mit wahrer Heftigkeit aufzeigen würde, dass da ein Ich nicht ist? Die eigene bisherige Wahrnehmungs- und Empfindungswelt würde zusammenbrechen und schließlich neuen andersartigen Wahrnehmungen und Empfindungen Platz machen.

 

Katsuki Sekida beschreibt aus Sicht der Nen-Tätigkeit weiter, warum dieses bei allen vorhandene Ich-Gefühl derart stark verankert ist, dass jedweder Zweifel an dem eigenen Ich ausgeschlossen wird (/33/). Üblicherweise assoziiert man mit dem Ich seinen Körper, der über Nervenempfindungen wahrgenommen wird, seine Gedanken, seine Gefühle und besonders das Ich-Gefühl. Es liegen allerdings Schilderungen vor, die beschreiben, wie es aussieht, wenn diese Assoziationen mit dem Ich zerbrechen und somit der Frage nach dem Wahrnehmenden näher kommen. Einige Auszüge des Zen-Meisters Bassui aus dem 14. Jahrhundert geben hierzu Hinweise (/34/):  

 

Aus dem Text Dharma-Worte (/35/):

 

Beim Üben von Zazen dürft ihr die Gedanken, die sich erheben, weder hassen noch lieben. Durchdringt einzig und allein forschend den eigenen Geist, Ursprung dieser Gedanken, bis zum Äußersten. Wisset, dass alles, was in eurem Bewusstsein auftaucht, alles, was ihr mit Augen seht, ein Wahngebilde ohne jede Wirklichkeit ist. Also sollt ihr solches weder fürchten, noch schätzen, weder lieben, noch verabscheuen. Wenn ihr euren Geist im Zustand Leerer Weite haltet, von all solchem ungefärbt, so kann selbst in der Todesstunde kein böser Geist euch einen Schaden tun…. Ihr müsst einzig zu der Frage werden: „Was ist mein eigener Geist?“ …

 

Beim Ruhen und bei allen Verrichtungen höret nimmer auf, erkennen zu wollen, was denn da hört. Auch wenn das Forschen selbst nahezu unbewusst geworden ist, findet ihr doch auch jetzt nicht den, der da hört, und alle Anstrengungen werden zunichte. Doch auch jetzt können Laute gehört werden. Also dringt ohne Unterlass immer mehr und mehr in die Tiefe mit Fragen. Am Ende schwindet jede Spur von Bewusstsein eurer selbst; (ihr fühlt euch) einem klaren Himmel ohne eine einzige Wolke gleich. Darin findet ihr nichts, das „Ich“ genannt werden kann…. Wenn ihr euch, blind für alles andere, mit unerschütterlichem Willen ausschließlich in diese Frage einbohrt, so wird selbst das Gefühl Leerer Weite zunichte, und ihr seid euch keines einzigen Dinges mehr bewusst. (Haltet hier nicht inne, sondern) fragt euch ohne Überdruss: Wohlan denn! Was nur ist es, das diese Laute hört?“ Erst wenn das Fragen mächtig genug geworden ist, wird die Frage völlig zerbersten. Ihr fühlt euch wie Einer, der von den Toten auferstanden ist. Das also ist Wahre Wesensschau. …

 

 

Aus einem Brief an einen Mann aus Kumasaka (/36/) mit einem Zitat des Patriarchen Yôka:

 

Wenn ihr das Wahre Wesen klar erkennt, so gibt es weder menschliches Bewusstsein noch Dinge, und im gleichen Augenblick werden höllische Werke ausgelöscht.

 

Dinge sind hierbei weder subjektive noch objektive Wirklichkeit und höllische Werke das Ergebnis böser Taten (/37/).

 

Aus einem Brief an den Fürsten Nakamura, Gouverneur der Provinz Aki (/38/):

 

GEIST ist das wahre Wesen der Dinge und übersteigt jegliche Form. Das Wahre Wesen ist der Weg. Der Weg ist Buddha. Buddha ist GEIST. GEIST ist nicht drinnen; GEIST ist nicht draußen; GEIST ist nicht dazwischen. Er ist nicht Sein; er ist nicht Nichts; er ist nicht Nicht-Sein; er ist nicht Nicht-Nichts. Er ist nicht Geist, er ist nicht Buddha, er ist nicht Materie. Also wird er „Geist ohne feste Stätte“ genannt. Dieser GEIST sieht mit den Augen Farben, hört Töne mit den Ohren. Forscht einzig geradewegs nach diesem Meister! …

 

… „Was ist mein eigener Geist?“ Dabei müsst Ihr in den Ursprung blicken, aus dem die Gedanken hervorgehen. Wohlan denn, was ist dieser Meister, der eben jetzt die Dinge wahrnimmt, denkt, diesen Leib bewegt, arbeiten lässt, vorangehen und zurückgehen lässt? Um das zu erkennen, müsst Ihr Euch mit ganzem Willen darein versenken, es unablässig im Sinn tragen und nie vergessen. …

 

… Trachtet Euch nicht zu hindern, dass Gedanken aufsteigen, sondern fragt Euch einzig stracks  „Was ist mein eigener Geist?“. Auch wenn Ihr solchermaßen zutiefst forscht, so werdet Ihr doch nichts zu finden wissen, und Euer Herz wird in eine Sackgasse geraten. Im eigenen Innern findet Ihr auch nichts, was man „Ich“ oder „Geist“ nennen könnte, und auch keinerlei Form. Wohlan denn, was nur ist es, das all diese Dinge versteht? Kehrt Ihr in tiefster Betrachtung ganz zu Euch selbst zurück, so vergeht auch jeder Sinn, der wahrnimmt, dass es dort nichts gibt. …

 

…Ob Ihr Euch nun gleich nicht mehr eines Innen und Außen bewusst seid und (Euer Inneres) gleich der Leeren Weite geworden ist …, so wäre es doch ein Irrtum, das für Selbst-Wesensschau zu halten. Es hieße eine Fata Morgana als Wirklichkeit ansehen, wollte man meinen, dass man damit das Buddha-Wesen klar erkannt hätte. Jetzt forschet mit gar noch mehr Kraft nach dem Eigenen Geiste, der alle Laute vernimmt. Euer fleischlicher Leib … ist einem Phantom gleich und hat keine Wirklichkeit, aber gesondert von diesem Leibe gibt es nichts, was man Geist nennen könnte. … Und doch: Etwas im Innern hört all die Töne, vernimmt den Schall – wer ist es?

 

Wohlan denn, was ist es nur? Erhebt sich in Euch groß dieser Zweifel, so vergehen Euch die Unterschiede von Gut und Böse, und Ihr vergesst, Euch des Seins und des Nichts bewusst zu sein – gleich als würde ein Licht in finsterer Nacht ausgelöscht. Seid Ihr auch Eurer selbst nicht mehr gewahr, so wisst Ihr doch, da Ihr alle Laute vernehmt, dass Ihr lebt. Wie sehr Ihr auch trachten mögt, das, was die Töne hört, zu erkennen, so wird doch alles Erkennen zunichte, und Ihr geratet immer mehr in eine Sackgasse. Urplötzlich bricht Euer Geist in die Große Erleuchtung auf, und gleich wie von den Toten Auferstandener werdet Ihr in Lachen ausbrechen und in die Hände klatschen vor Entzücken. In jenem Augenblick erkennt Ihr zum ersten Mal, dass der Eigene Geist Buddha ist. Fürwahr wollte einer fragen: „Wie sieht der Buddha-Geist aus?“, so würde ich antworten: „In den Bäumen spielen die Fische; im tiefsten Wasser fliegen die Vögel“. Was heißt das? Wenn Euch das noch nicht einleuchtet, blickt in Eure eigenen Seele und fragt: „Was ist der Meister, der sieht und hört?“.

 

Karge mit der Zeit; die Zeit harret nicht der Menschen.

 

Einen Schluss, den man aus diesen Zitaten ziehen kann, zeigt auf, dass die Frage nach dem Ursprung, nach dem Wahrnehmenden nicht mit Worten zu beantworten ist und sich somit dem Intellekt entzieht, d.h. die Beantwortung der Frage kann nicht gedacht werden. Für das westliche Denken ist dieses Ergebnis äußerst unbefriedigend.  Hiermit wird die Grenze des Existenzialismus aufgezeigt, die es zu überwinden, zu transzendieren gilt (/39/).

 

In einer modernen Form als Bassui beschreibt Ken Wilber ebenfalls diesen immer tiefer gehenden Prozess der Weiterentwicklung in das Transpersonale (/40/). Aber auch hier kann lediglich ein Hinweis auf den Ursprung, auf das Letzte gegeben werden (/41/):

 

Du bist also nicht hier drinnen, nicht auf dieser Seite des durchsichtigen Fensters und blickst auf den Kósmos (/42/) dort draußen. Das durchsichtige Fenster ist zersplittert, der Körpergeist fällt weg, du bist auf immer von dieser Beschränkung frei, du bist nicht mehr „hinter deinem Antlitz“ und schaust auf den Kósmos – du bist einfach der Kósmos. Du bist all dies. Deshalb kannst Du auch den Kósmos verschlucken und die Jahrhunderte überspannen, und nichts bewegt sich im mindesten. … 

 

4.    Eigenschaften von Gedanken

 

Die von Bassui und anderen beschriebenen Hinweise über den- oder dasjenige, was die Wahrnehmungen erfährt, werden allerdings nur von wenigen Menschen direkt selbst erfahren, die sich den Mühen einer tiefen Selbst-Wesensschau durch meditative Übungen unterziehen, die häufig viele Jahre praktiziert werden müssen. Der Umgang mit Gedanken, insbesondere störenden Gedanken, lässt sich jedoch schon mit Übungen erlernen, ohne den oben beschriebenen tiefen und langen Weg beschreiten zu müssen. Zuvor sollen die Gedanken aber noch einmal betrachtet werden, wobei dieses Mal der Schwerpunkt auf die Wahrnehmung durch Personen gelegt wird, die noch keine meditativen Tiefenerfahrungen gesammelt haben.

 

Auch wenn – wie eingangs dargestellt – das Geistige nicht messbar ist, so lässt sich von jedem dennoch der Eindruck gewinnen, dass Gedanken etwas mit „Energie“ im Sinne einer Kraft zu tun haben, ohne damit auf die herkömmlichen in der Physik auftretenden Kräfte und Energien abzuzielen, sondern eher mit dem durch das Bewusstsein Gefühlte. Es gibt Gedanken, die sind derart schwach, dass sie kaum bemerkt werden. Andere Gedanken besitzen wiederum eine Energie, deren Stärke groß genug ist, die bei einem selbst vorhandene Gestimmtheit zu verändern. Zu jedem Zeitpunkt liegt bei jedem Menschen eine Stimmung vor (/43/). In der buddhistischen Psychologie werden 6 Bereiche einer psychologischen Grundverfassung charakterisiert (/44/), zwischen denen die menschliche Psyche wechselt. Verbunden hiermit sind diverse Emotionen, die in den einzelnen Bereichen auftreten, wobei Unwissenheit, Wut, Stolz, Begierde und Eifersucht als Hauptemotionen angesehen werden, die jeweils mit Angst verbunden sind (/45/).

 

Die Selbstbeobachtung zeigt, dass Gedanken mit Emotionen verbunden sein können, die einen direkten Einfluss auf das körperliche Befinden und auch die Handlungen ausüben, wie zum Beispiel hasserfüllte Gedanken zu einer negativen Stimmung ggf. in Verbindung mit Wut und erhöhtem Blutdruck führen. Umgekehrt können Sinnesreize ebenfalls die Gestimmtheit verändern und wiederum zur Auslösung anderer Gedanken führen, z.B. der Anblick eines Kleinkindes mit großen Augen führt im Allgemeinen zu einem Fürsorgereflex beim Betrachter und löst dementsprechend fürsorgliche Gedanken aus. 

 

Aus den Beobachtungen lässt sich ableiten, dass eine direkte gegenseitige Wechselwirkung zwischen Gedanken und den Emotionen mit ihrer geistigen und körperlichen Empfindung stattfindet, die den Prinzipien von Ursache und Wirkung gehorchen analog zur der obigen Beschreibung der Nentätigkeit des Geistes. Die Beeinflussung von Emotionen ist allerdings viel schwieriger als die Beeinflussung der Gedanken. Lama Lhündrup beschreibt 5 verschiedene Etappen im Umgang mit den eigenen Emotionen (/46/):

 

·         Die Emotion kontrollieren und ihr Schranken setzen

·         Gegenmittel ansetzen

·         Die Emotionen transformieren – Eine weite Geisteshaltung kultivieren

·         Die Emotionen in ihrer wahren Natur befreien

·         Die Emotionen als Weg nehmen.

 

Allein die Bezeichnung dieser 5 Etappen zeigt auf, dass die Beeinflussung von Emotionen nicht einfach ist. Der Begriff Emotion wird hier sogar direkt mit dem Gedankenbegriff verbunden (/47/):

 

Eine Emotion ist ein Gedanke oder eine Gedankenkette, die aufgrund eines Anhaftens oder Ablehnens mit einer starken Energie geladen ist. … Sie sind die Projektion von all dem, was wir in der Vergangenheit an Tendenzen in unserem Geistesstrom erzeugt haben. Dies wird jetzt wach und produziert Bilder und Gedanken. Das, was wir früher getan, gesagt und gedacht haben, bestimmt, wer wir jetzt sind, unseren Charakter und unsere Persönlichkeit. 

 

Als Erstes sollte man erkennen, welche Emotionen bei einem selbst überhaupt dazu führen, dass die oben genannte starke Energie auftritt und zu unangenehmen Gedankenketten führt. Lama Lhündrup erörtert in seiner Unterweisung die Basis aller Emotionen, die Unwissenheit (/48/) und beschreibt die Auswirkungen von Emotionen in einer Weise, die es einem ermöglicht, für sich selbst zu ermitteln, inwieweit die jeweilige Emotion die eigene Gestimmtheit beeinflusst (/49/):

 

·         Stumpfheit

·         Gleichgültigkeit

·         Zweifel

·         Irrige Anschauungen

·         Haften/Anhaften

·         Trennungsangst

·         Begierde – Anhaften als Basis aller Emotionen

o    Qualitäten der Begierde: Kreativität, Interesse, Neugier, Forscherdrang

·         Habsucht und Geiz

·         Langeweile

·         Einsamkeit

·         Wut/Abneigung

o    Wut, Ärger, Zorn – Verteidigungshaltung

o    Fixierungen, Frustationen

o    Paranoia

o    Wütende Depression

o    Versteckte Wut

o    Angst

·         Stolz

o    Überlegenheitsgefühl

o    Abschätzen nach oben und unten

o    Einsamkeit der Stolzen

o    Ich-Anhaften

o    Übertreiben

o    Arten von Stolz:

§  Arroganz (Hochmut)

§  Herablassung

§  Überheblichkeit

§  Anmaßung

§  Einbildung

§  Völlig in die Irre gehender Stolz

§  Selbstgefälligkeit (Eitelkeit)

·         Eifersucht/Neid

o    Ausschließlichkeit

o    Die Furcht vor dem Verlust

o    Der Mangel an Mitfreude

o    Abwertendes Verhalten und Kritik

o    Zerstörerische Energie

o    Versteckte Eifersucht, die Melancholie

o    Extreme Eifersucht, der Selbstmord

o    Das ständige Vergleichen

o    Die beiden Pole: Stolz und Eifersucht

o    Ehrgeiz und Wettstreben

o    Ursachen der Eifersucht:

§  Anhaften

§  Verletzter Stolz

§  Armutsgefühl (Mangel)

§  Enttäuschung

§  Persönliche Interessen

§  Die Verbindung von Stolz, Begierde und Wut

·         Angst als Quelle aller Emotionen

 

Von besonderer Bedeutung hierbei ist, selbst zu erkennen, dass Angst die Quelle aller Emotionen ist (/50/). Durch das tiefe Erfahren der Natur des Geistes wird das Ende der Angst erreicht (/51/). Der Weg dorthin ist allerdings weit und erfordert viel Energie, so dass sich erneut die Frage stellt, womit man beginnen sollte, um quälenden Emotionen zu begegnen oder sie zu transformieren.

 

Doch zuvor noch weitere Aspekte zu Gedanken aus einer abstrakten Sicht und anschließend auch aus einer Sicht der Wahrnehmung.

 

5.    Meme und Wirklichkeit

 

Die bisher beschriebenen Aspekte zu Gedanken mit Konzepten wie den oben beschriebenen Nen oder auch Emotionen sind direkt erfahrbar. Eine ganz andere Sicht auf Gedanken stellte 1976 Richard Dawkins mit seinem Konzept der Meme vor. In Anlehnung zu einem Gen mit seiner Fähigkeit zur Vererbung wird hier ein sogenanntes Mem eingeführt, das auf geistig-kultureller Basis ebenfalls wie Gene Vererbungen, Selektionen und Mutationen unterliegt. Ein Mem entspricht hierbei laut Wikipedia einem einzelnen Bewusstseinsinhalt, z.B. einem Gedanken, der durch Kommunikation weitergegeben und damit vervielfältigt wird. Mit diesem Konzept wird dann die gesamte soziokulturelle Evolution als Pendant zur biologischen Evolution beschrieben.

 

Ein Mem ist dann im geistigen Kontext die Replikationseinheit für Bewusstseinsinhalte (/52/) wie beispielsweise einer Melodie, die einem nicht aus den Ohren geht. Meme formieren sich zu Mem-Gruppen, die sich beispielsweise als sich verbreitende Religion darstellen (/53/). In einem Interview mit der Zeitschrift DIE ZEIT geht Susan Blackmore so weit, dass Mem-Gruppen den freien Willen unterjochen (/54/):

 

Blackmore: Meme formieren sich zu machtvollen, überlebensfähigen Mem-Gruppen, die andere Meme inkorporieren und stärker werden. Diese Mem-Gruppen steuern das Verhalten so, dass sie selbst fortexistieren und sich fortentwickeln.

ZEIT: Das Ich wäre also eine Mem-Gruppe.

Blackmore: Ja, mit seinem Rattenschwanz von Biographie und einer ach so wichtigen Zukunft. Die sogar über den Tod des Körpers hinaus dauern soll.

Die oben gestellte Frage nach dem Ich, dem Wahrnehmenden erhält hier durch das Konzept der Meme eine Antwort. Ob diese Antwort allerdings die Wirklichkeit widerspiegelt, muss offen bleiben. Aus Sicht der von Nagarjuna im 2. Jahrhundert verfassten buddhistischen Philosophie des Mittleren Weges, dem Madhyamaka wird das Ich als nicht wirklich vorhanden gesehen (/55/):

 

…Es gibt nichts, was als das eigenständige Selbst oder Ich einer Person vorhanden ist und auch nichts als das Eigenständige in jeder Person von dinglichem Anschein. Dieses Fehlen von Eigenständigem wird auch Leersein genannt. …   

 

Im Lankavatara-Sutra wird aufgezeigt, dass die Worte selbst, die nicht anderes als in Laute gefasste Gedanken sind (/56/), aber auch das, was durch die Worte ausgedrückt wird, also in diesem Fall die Meme, die Wirklichkeit nicht darstellen (/57/):

 

Dann sagte Mahamati: «Sind Worte selbst die höchste Realität, Erhabener, oder das, was in Worten ausgedrückt wird?»

 

Der Erhabene antwortete: «Mahamati, Worte sind nicht die höchste Realität und auch nicht das, was mit Worten ausgedrückt wird. Warum? Weil die höchste Realität ein erhabener Glückszustand ist, der nicht durch bloßes Ausdrücken der höchsten Realität erreicht werden kann; deshalb sind Worte nicht die höchste Realität. Die höchste Realität ist das Erlangen der Verwirklichung des edlen Wissens; es ist nicht der Zustand des Erkennens der Wortunterscheidung; deshalb ruft Unterscheidung nicht die höchste Realität hervor. Denn Worte sind Entstehen und Vergehen unterworfen, sie sind unstet, bedingen sich gegenseitig und sind durch die Verursachung entstanden; daher können sie nicht die höchste Realität sein. Worte sind die Merkmale, die nicht [die höchste Realität] ausdrücken, weil die Merkmale selbst und nichtselbst nichtexistent sind.

 

Weiterhin kann Wortunterscheidung nicht die höchste Realität ausdrücken, weil äußere Gegenstände mit ihren vielfältigen Merkmalen nichtexistent sind, weil sie sich nur außerhalb des Geistes selbst zeigt. Deshalb musst du dich fernhalten von den verschiedenen Arten der Wortunterscheidung. So wird gesagt:

 

145. Alle Dinge haben keine Eigennatur, Worte selbst haben keine Realität. Weil die Törichten nicht erkennen, was Leerheit ist, laufen sie auseinander.

 

146. Alle Dinge haben keine Eigennatur, sie sind nur Worte der Leute. Das, was unterschieden wird, hat keine Realität; [sogar] Nirvana ist wie ein Traum. Es wird nichts im Samsara gesehen, und nichts geht ins Nirvana ein.

 

Im Madhyamaka wird auf das sich nicht wirkliche Ereignen von Entstehen und Vergehen eingegangen (/58/), worunter auch die Worte fallen:

 

Entstehen und Vergehen sind nicht ein und dasselbe. Sie sind geradezu das Gegenteil voneinander – so wie hell und dunkel, kalt und warm, groß und klein. Zu sagen, dass etwas auftaucht oder entsteht, meint das Gegenteil davon, dass es vergeht oder verfällt.  … Und dennoch können beide nicht verschieden sein. Dann müssten sie je für sich ein unabhängiges, eigenständiges Dasein führen. Dem ist jedoch offensichtlich nicht so, denn ein Entstehen ist nur denkbar auf Vergehen. Und Verfall geschieht ausschließlich abhängig von Entstehen. … 

 

Das Konzept der Meme stellt aus dieser philosophischen Sicht daher ein Konzept der Worte dar, das keine Allgemeingültigkeit erfährt. Und dennoch wird mit diesem Konzept der Meme ein mögliches Regelwerk angedeutet, mit dem die Funktionsweise des Geistes nachvollzogen werden kann. Ob dieses Regelwerk mit seinen Grundprinzipien von Vererbung, Selektion und Mutation schon eine ausreichende Abgrenzung darstellt, sei dahingestellt. Andere Prinzipien wie Selbstähnlichkeit im Sinne einer fraktalen Eigenschaft, Selbstorganisation im Sinne der Systemtheorie oder Schwarmintelligenz wären hier als ergänzende oder alternative oder abgrenzende Konzepte zur Beschreibung eines Regelwerks der Funktionsweise des Geistes zu betrachten. 

 

6.      Vibrationen 

 

Im Hinblik auf die Erforschung der Natur der eigenen Gedanken kann man durch die Praxis der Vipassana-Meditation (bzw. Vipashyana) zu konkreten Aussagen kommen, die von Mahasi Sayadaw wie folgt beschrieben wurden (/59/):

 

Wenn der Meditierende die Unbeständigkeit, Unzulänglichkeit und unpersönliche Natur dieser Gedanken versteht, ist sein Geist geläutert und er hat dann keinerlei Geistestrübungen mehr. Er erkennt nun die Gedanken mit ihren drei Daseinsmerkmalen als unbeständig, unbefriedigend und unpersönlich; sie sind weder eine Person noch ein Lebewesen, weder ein Selbst noch eine Seele, sondern nur geistige Vorgänge. Weil er sie in ihrer wahren Natur erkennt, ist sein Geist geläutert. Wenn der Geist ständig von diesen Trübungen befreit ist, lebt der Meditierende in Frieden. Das ist das Ziel der Vipassana-Meditation.

 

Neben der Erkenntnis zur Natur der Gedanken erhält man durch die Selbsterfahrung der Vipassana-Meditation gleichzeitig einen Weg zur Befreiung der eingangs beschriebenen quälenden Gedanken. Als Meditationserfahrung nimmt man bei der Untersuchung seiner Gedanken (wohlgemerkt nicht der Untersuchung der Gedankeninhalte sondern des Gedankenprozesses) sie zunehmend als Vibration wahr. Daniel M. Ingram beschreibt das so (/60/):

 

Manchmal können Gedanken anfangen zu klingen wie der hörbare Teil des Songs „Crimson and Clover“, wo es sich anhört, als wenn sie vor einem drehenden Mikrofon stehen würden. Manchmal kann das Bild in eurem Kopf anfangen zu blitzen und zu flackern. Manchmal kann sogar euer Empfinden der Aufmerksamkeit anfangen zu flackern. Das ist der Punkt! Die Empfindungen, die einen Geist und geistige Prozesse implizieren, sind unkontinuierlich und unbeständig.

 

Wenn man die Gedanken als Vibrationen betrachtet, dann liegt es nahe, sie als Schwingungen anzusehen, wobei eine einzelne Teilschwingung dann einem kleinsten wahrnehmbaren Teilgedanken entsprechen muss. Aus mehreren dieser einzelnen Teilgedanken setzt sich dann ein einzelnes Nen zusammen. Wenn man Gedanken in dieser Form betrachtet, dann stellt sich erneut die Frage, durch welches Teilchen erfolgt beim Gedanken die Übertragung auf körperliche Strukturen, d.h. das Gehirn? Solange kein bekanntes physikalisches Teilchen als Repräsentant der Übertragbarkeit auf Körperliches, d.h. auf die 4 in der Physik postulierten Wechselwirkungen, gefunden werden kann, kann man nicht ausschließen, dass ein „unkörperliches Teilchen“ Träger einer Wechselwirkung ist, die bisher in der Physik noch nicht entdeckt wurde. Dieses Teilchen könnte man Psychon nennen.

 

Unter der Annahme, dass Geistiges durch Psychonen übertragen wird, könnte man versuchen, noch einige mögliche Eigenschaften der Psychonen zu benennen:

 

·         Psychonen müssen in der Lage sein, eine Wechselwirkung mit den Strukturen im Gehirn durchzuführen, so dass körperliche Reaktionen wie z.B. die Ausschüttung von Hormonen nach einer Wechselwirkung mit Psychonen erfolgen.

·         Da Psychonen in der herkömmlichen Physik nicht auffindbar sind, wäre zu überprüfen, ob Psychonen als virtuelle Teilchen oder Schwingungen im Quantenvakuum vorkommen. So wie ein Elektron von einer Wolke virtueller Elektronen umgeben ist, könnte man sich vorstellen, dass ein Psychon eine Wechselwirkung mit einem virtuellen Elektron eingeht, das wiederum Auswirkungen auf das reale Elektron hat. Dieses reale Elektron wäre dann Verursacher für körperlich nachweisbare Reaktionen im Gehirn.

·         Psychonen sind frei von Raum und Zeit und frei von Masse

·         Das Psychon könnte auch als virtuelle Schwingung im Sinn der String–Theorie verstanden werden. Hier wäre in der Mathematik der String-Theorie zu suchen, ob eine Lösung existiert, bei der eine eindimensionale Schwingung mit den obigen Charakteristika gefunden werden kann, die verschieden ist vom Photon oder Graviton. Das Graviton scheidet sicherlich als Kandidat aus, da eine Wechselwirkung mit Elektronen nicht bekannt ist. Eine Wechselwirkung mit Elektronen sollte aber gegeben sein, damit Prozesse zwischen Geist und Körper (Gehirn) stattfinden können. Das Photon wäre sicherlich ein Kandidat für ein Psychon, da es keine Masse hat und mit Elektronen eine Wechselwirkung eingehen kann. Photonen und Gravitonen habe allerdings eine endliche Geschwindigkeit, so dass sie als Kandidaten ausscheiden. Auch die daraus resultierende Vorstellung, dass im Gehirn Strukturen vorhanden sind, die wie eine Leuchtdiode Licht emittieren oder aber absorbieren, die die Eigenschaft von Sendern und Empfängern in Mikrostrukturen des Gehirns nachbilden, erscheint wenig wahrscheinlich, so dass es sich lohnt, nach einem Teilchen Ausschau zu halten, das durch die 4 elementaren Grundkräfte nicht beschrieben wird und möglicherweise ausschließlich im Quantenvakuum als virtuelles Teilchen vorkommt.     

 

Wenn man annimmt, dass Psychonen als Überträger geistiger Energien existieren, dann hat das einige Konsequenzen. Bei sich selbst kann man beobachten, dass Gedanken unterschiedliche Energien aufweisen: kaum wahrnehmbare Gedanken und sehr starke Gedanken, die zur Ausschüttung von Hormonen im Gehirn führen können. Denkbar wäre, dass Psychonen ähnlich wie Photonen auf Basis ihrer Schwingungen (Frequenzen) unterschiedliche Energien aufweisen, die dazu führen, dass Impulse unterschiedlicher Stärke auf die virtuellen Elektronen ausgeübt werden, wodurch wiederum ein Einfluss auf das zugehörige Elektron ausgeübt wird.  

Es ist auch zu vermuten, dass Rückkopplungsprozesse zwischen den „realen“ Elektronen über die virtuellen Elektronen mit den Psychonen stattfinden, die dazu führen, dass ein ursprünglich schwacher Gedanke sich zu einem stark wahrnehmbaren Gedanken aufschaukelt.

 

Auch sollte man davon ausgehen, dass Psychonen als geordnete Wellenformationen auftreten, um als Gruppeneffekt im Gehirn Reaktionen zu bewirken, die sich dann mit bildgebenden Verfahren im Kernspintomographen oder anderen Nachweisverfahren anzeigen zulassen. Anderenfalls wäre es kaum erklärbar, wie ein Bild oder Ton im Geist entstehen kann. Das von den Augen aufgenommene optische Signal ist keineswegs das gesehene und wahrgenommene Bild. Die Erzeugung eines Bildes erfolgt erst durch Prozesse im Gehirn, wie sie auch im Traum bemerkt werden können, wo Bilder entstehen, ohne das  die Sehzellen der Augen aktiv sind. Aber da kein Projektor, keine Leinwand im Gehirn zu finden ist, muss man davon ausgehen, dass das von uns wahrgenommene Bild eine rein geistige illusionäre Erzeugung darstellt, die nicht direkt auf Erregung von Elektronen und Aussendung von Photonen beruht, sondern eher im Quantenvakuum als Struktur virtueller Teilchen, d.h. Psychonen angesehen werden kann.

 

Der Nobelpreisträger John Carew Eccles und Friedrich Beck postulierten sogenannte Psychonen in etwas anderer Form einer Verbindung mit dem Tunneleffekt als Träger von Geist und Bewusstsein und als synchrone Entladung von Synapsen. Quellen: Dieter E Zimmer, Wie kommt der Geist in den Kopf?, Zeit Online Gesellschaft, 13.07.1990, S. 6, http://www.zeit.de/1990/29/wie-kommt-der-geist-in-den-kopf/seite-6 sowie http://news.doccheck.com/de/98425/hemmende-synapsen-die-macht-des-einzelnen/ vom 13.08.2015. 

 

Als weitere Konsequenz ist zu bedenken, dass das Auftreten einer Schwingung bei einem geistigen Prozess dazu führt, dass in einer Phase, wo beispielsweise ein Scheitelwert erreicht wird, ein Wahrnehmungsakt erfolgt und in einer Folgephase, wo dieser Wert unterschritten wird, der Wahrnehmungsakt ausfällt, bis wieder der nächste Scheitelwert erreicht wird. Es sei dahin gestellt, ob die Schwingung als Sinusfunktion oder Rechteckfunktion auftritt. Entscheidend ist, dass eine Unterbrechung bei der Wahrnehmung auftritt, die man bei genauer Selbstbeobachtung als Vibration wahrnehmen kann.

 

Das Auftreten von Vibrationen im Wahrnehmungsprozess beispielsweise bei der Gedankenwahrnehmung bedeutet aber, dass Lücken bei der Wahrnehmung auftreten, dass der Prozess kein Kontinuierlicher ist. Somit zeigen sich selbst auf dieser feinen Ebene der Wahrnehmung die 3 Daseinsmerkmale der Unpersönlichkeit, der Unbeständigkeit und der Unzulänglichkeit. Das Auftreten von Lücken wird im Buddhismus als Bardo-Zustand bezeichnet, der häufig mit dem Zwischenzustand zwischen Leben, Tod und der nächsten Wiedergeburt identifiziert wird. Der Bardo-Begriff im Buddhismus ist aber viel feinsinniger. Er beschreibt auch die psychischen Zwischenzustände zwischen 2 Emotionen, d.h. den Prozess des Übergangs von einer Emotion zu Nächsten, wobei die Nächste auch wieder die Selbe sein kann. Diese psychischen Prozesse wurden von dem Lehrmeister Chögyam Trungpa in Vorlesungen ausführlich beschrieben (/61/). Diese Bardo-Zustände lassen sich herunterbrechen bis in kleinste Zeiteinheiten wie sie bei dem gesamten Wahrnehmungsprozess bis hin bei der Unterschreitung des Scheitelwertes auftreten.

 

7.      Das Ich und sein Bewusstsein und das Leersein

 

Das Fehlen der Kontinuität beim Wahrnehmungsprozess führt zu weiteren Konsequenzen. Damit nach einem Zwischenzustand der Wahrnehmungsprozess wieder aufgenommen werden kann, muss die Erinnerung wiederhergestellt werden. Anderenfalls wäre für die Wahrnehmung nach dem Unterschreiten des Scheitelwertes alle Erinnerung verloren, wenn nicht auf ein Gedächtnis zurückgegriffen werden könnte. Hiermit ist nicht zwingend das uns eigene Erinnerungsvermögen gemeint, sondern viel weiter umfassend eine Speicherstruktur, ein Speicherbewusstein oder auch Universelles Bewusstsein, in der alle Erinnerungen aller unserer Erfahrungswelten aufgezeichnet sind (/62/). Dieses Speicherbewusstsein (Alaya-Vijnana) ist nach buddhistischer Auffassung nicht Bestandteil unseres Gehirns. Mit der oben vorgenommenen Einführung von Psychonen kann dieses Alaya-Vijnana auch als rein geistige Struktur im Quantenvakuum aufgefasst werden. Nach dieser Auffassung sind sowohl Bewusstsein als auch Erinnerung nicht Bestandteil des körperlichen Gehirns. Das Gehirn ist dann wie ein Sinnesorgan für geistige Vorgänge zu betrachten vergleichbar dem Auge als Sinnesorgan für optische Vorgänge. Das Gehirn wäre dann ein Empfangsorgan geistiger Nachrichten wie z.B. Gedanken oder bildhafter Eindrücke. Der Gedanke hätte seinen Ursprungsort „außerhalb“ des Gehirns, womit sich die Frage stellt, wer oder was denkt hier eigentlich oder wo kommen die Gedanken her?

 

Nach buddhistischer Auffassung ist es nicht das Ich, das denkt oder handelt. Das Ich ist vielmehr eine Illusion. Khenpo Tsultrim Gyamtso erläutert mit vielen logischen Aussagen über die Wirklichkeit gemäß der Philosophie des Madhyamika, warum das Ich nicht so ist, wie wir üblicherweise denken (/55/). Diese Philosophie, die aber nicht von allen buddhistischen Strömungen akzeptiert wird, vertritt auch den Standpunkt, dass die von den Sinnen wahrgenommene Außenwelt eine illusorische Scheinwelt darstellt (/63/). Das bedeutet nicht, dass es keine Wechselwirkungen innerhalb dieser Scheinwelt gibt. Wenn man z.B. gegen eine Wand läuft, dann erfährt man Schmerz und Leid. Das Gegen-die-Wand-laufen mit der sich anschließenden Schmerzempfindung kann aber ebenfalls als illusorischer Schein interpretiert werden, woraus sich dann die Frage ergibt, wieso denn andere Personen ebenfalls diese Wand wahrnehmen, was eigentlich nicht sein sollte, wenn es sich um einen Anschein einer Wand handelt. Hier greift das verbindende Bewirken des Alaya-Vijnana, des Universellen Bewusstseins, das in jedem von uns auch die gemeinsame Illusion einer Wand entstehen lässt, wenn auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

 

Hieraus ergibt sich schon die nächste Frage, warum ich unter diesen Umständen nicht die Gedanken anderer Personen lesen kann, wenn doch schon das Alaya-Vijnana als gemeinsames Speicherbewusstsein die Grundlagen der verschiedenen Bewusstseinarten (Sehbewusstsein, Hörbewusstsein, Riechbewusstsein, Geschmacksbewusstsein, Fühl- oder Tastbewusstsein, das Denkbewusstsein als grundlegendem koordinierendem Faktor, der die 5 vorher genannten Bewusstseinarten beherrscht, sowie als 7. Bewusstsein, den Geist) enthält (/64/). Ist das aber wirklich so, dass die Gedanken anderer nicht gelesen werden können? Im Buddhismus und Hinduismus wird gelehrt, dass es möglich sei, besondere Kräfte (Siddhi) zu entwickeln. Eine dieser Kräfte besteht darin, die Gedanken, Geistes- und Gemütszustände anderer Wesen direkt zu erkennen. In den Lehrkörben, im Tipitaka, dem Palikanon, wird in der Visuddhi Magga im Abschnitt  XII beschrieben, wie diese Geisteskräfte zu erlangen sind. 

 

Diese besonderen Geisteskräfte zu erwerben ist kein leichtes Unterfangen. In der Visuddhi Magga werden Voraussetzungen zum Erreichen dieser Kräfte beschrieben, beginnend mit dem Thema Sittlichkeit im Abschnitt I. Wenn diese Voraussetzungen erreicht sind, kann man davon ausgehen, dass die geistige Einstellung dieser Person bereits derart verändert ist, dass ein Verlangen und Anwenden dieser Kräfte aus Eigennutz bereits vollkommen erloschen ist. Da, wo das nicht der Fall ist, besteht die Gefahr zahlreicher zum Teil risikobehafteter Nebenwirkungen, die sogar zum Wahnsinn führen können (/65/). Aus diesen Gründen ist das Auftreten der Siddhi nur selten zu beobachten; zu Beobachten ist es beispielsweise bei Heilern. Eine Beschreibung, wie es sich anfühlen mag, wenn ein fremdes Bewusstsein in des Eigene eindringt, gibt Lama Anagerika Govinda in seinem Reisebericht seiner Tibetreise wieder (/66/):

 

… Die Klause des Gomtschen lag weiter oben am Berghang, der hinter dem Rasthaus aufstieg. Da es zu kalt und zu spät war, um noch irgend etwas zu unternehmen, ging ich so bald als möglich schlafen, in der Hoffnung, den Gomtschen am nächsten Morgen besuchen zu können.

Bevor ich aber einschlief, geschah etwas Seltsames: Ich hatte das Gefühl, dass jemand von meinem Bewusstsein Besitz ergriff, ja, nicht nur von meinem Bewusstsein, sondern auch von meinem Körper und meinem Willen. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meine Gedanken, und es war, als ob jemand anderer sie dächte und nach seinem Willen leitete, so dass ich langsam meine eigene Identität verlor und unwiderstehlich einer fremden Macht ausgeliefert war. Diese aber konnte, wie ich mit dem letzten Rest meines Eigenbewusstseins fühlte, niemand anderer sein als der Gomtschen, der seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet und – vielleicht ganz unabsichtlich – von meinem Körper Besitz ergriffen hatte, durch die Intensität seiner Konzentration und dank der Widerstandslosigkeit meiner selbst im Zwischenzustand zwischen Wachsein und Schlaf. Ich empfand diese Gegenwart des Gomtschen weder als feindlich noch als aggressiv – im Gegenteil, sie gab mir eine Art Genugtuung und ein Gefühl verwunderter Erwartung, das mich in Versuchung führte, mich dem unwiderstehlichen Magnetismus dieser immer mächtiger werdenden Kraft zu überlassen. Ich kam mir vor wie ein Meteor, der in die Bahn eines größeren Himmelskörpers hineingezogen wurde – bis mir dämmerte, dass ich, sobald ich mich ohne Rückhalt „fallen“ ließe, der völligen Vernichtung anheim fallen würde. Plötzlich erfasste mich ein unsagbarer Schrecken, meine eigene Identität auf immer zu verlieren, unwiderruflich aus meinem eigenen Körper verstoßen zu werden und in ein namenloses Nichts zu fallen, aus dem es keine Rückkehr gab.

Mit dem letzten Impuls von Selbstbehauptung und Kraft der Verzweiflung sprang ich von meinem Lager auf, und indem ich hartnäckig gegen die Macht ankämpfte, die mich zurückzuhalten versuchte, entzündete ich eine Kerze und ergriff mein Zeichenbrett und ein Stück Holzkohle (Dinge, die ich immer während der Reise zur Hand hatte). Wie um mich meiner eigenen Wirklichkeit zu vergewissern, begann ich vor meinem Rasierspiegel in fliegender Hast ein Selbstporträt zu zeichnen. Im gleichen Maße aber, in dem mein Werk fortschritt, verließ mich jene fremde Macht, und als die Skizze vollendet war, hatte ich meine Selbstkontrolle wiedergefunden.

… Besuch beim Gomtschen am nächsten Tag…

„So!“ sagte er. „Hier ist Dein Meditationsthema: Die 18 Arten der Leere!“

Er hatte also Kenntnis davon, was mir in der vergangenen Nacht widerfahren war und was ich vergeblich zu verbergen versucht hatte! Ich war tief erschüttert. Und als ich Abschied nahm und der Gomtschen segnend seine Hände auf meinen Scheitel leget, wusste ich, dass ich ihm nicht nur im Fleisch begegnet war, sondern im Geiste – in einer Weise, die sowohl die Macht seiner Konzentration wie seine menschliche Güte enthüllte. …    

 

Die 3 Daseinsmerkmale, d.h. die Unbeständigkeit, die Leidhaftigkeit und das Fehlen eines eigenen unabhängigen Selbsts lassen sich nach der Philosophie des Madhyamaka (auch der Mittlere Weg genannt) bei Allem, was die Wirklichkeit umfasst, vorfinden (/67/):

 

Die wahre Natur, das, was wirklich ist, lässt sich nicht beschreiben durch Begriff und Vorstellung oder irgend Wort und Ausdruck. Sie ist weder vorhanden noch nicht vorhanden; weder Etwas noch Nichts; weder dauerhaft noch beendet. Sie ist nicht das Fehlen all dieser Dinge und nicht einmal die Mitte zwischen diesen, sonst wäre sie doch wieder nur Gedankenwerk. Eigentliche Wirklichkeit entzieht sich aller Vorstellung, die wir uns je drüber machen könnten. Dies ist das weitest gehende Verständnis des Leerseins, … . Leersein meint in diesem Sinne letztlich, dass die eigene Wirklichkeit leer ist von allem Vorgestellten, mit dem wir versuchen könnten, sie zu beschreiben.

 

8.      Die Wirklichkeit von Raum und Zeit

 

Als Konsequenz dieses Versuchs, Leerheit zu beschreiben, ergeben sich auch für die Natur der Zeit und die Natur des Raumes die 3 Daseinsmerkmale und damit die Aussage zur Diskontinuität von Raum und Zeit. Die Prinzipien der Bewegung, wie sie in der Newton’schen Physik beschrieben sind, können nach der Philosophie des Madhyamaka überhaupt nicht stattfinden, sondern führt stattdessen zu Paradoxien, wie sie Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche beschrieben wurden. Das folgende Beispiel enthält Auszüge zur Erforschung von Bewegungen (/68/) 

 

Falls wir uns die Frage stellen, „Gibt es denn überhaupt Bewegung?“, dann sollten wir uns selber überzeugen. Wir müssten dann an jener Strecke Posten beziehen, wo wir erwarten können, Bewegung zu beobachten – wenn sie denn stattfände.

So geschehen lehrt uns aber gerade eigenes Schauen, dass dort keine Bewegung ist. Denn da bewegt sich erstens nichts auf dem zurückgelegten Streckenabschnitt, und zweitens auch nicht auf dem anderen, noch unberührten Teil. Und mehr noch: Es gibt keinen Ort, der zwischen beiden läge, an dem die Bewegung für uns sichtbar wäre. Diese dreifache Begründung macht deutlich, dass es so etwas wie Bewegung gar nicht gibt.

Ist die erste Schlussfolgerung gültig? Eindeutig ja, denn: Dort, wo wir meinen, dass Bewegung bereits stattgefunden habe, sprechen wir von der zurückgelegten Teilstrecke, jener zum Beispiel, der wir mit unseren Schritten folgten, und die nun hinter uns liegt. Wenn wir aber diesen Teil der Strecke als bereits zurückliegend, also begangen begreifen, dann findet gerade jetzt dort keine Bewegung statt. Anderenfalls verdiente sie nicht, als bereits zurückgelegte Wegstrecke bezeichnet zu werden.

Auch der zweite Schluss ist gültig. Offensichtlich ist keine Bewegung auf einem zukünftigen Weg, dort, wohin uns die Schritte noch nicht trugen. Wo wir jetzt nicht sind, da ist auch unsere Bewegung nicht. Was immer wir meinen, dass es sich bewege: Es bewegt sich nicht dort, wohin es noch nicht gelangt ist. Weil es sich jetzt dort nicht befindet.

Und ebenso ist der dritte Schluss gültig. Denn offensichtlich bewegt sich da nichts auf einer Wegstrecke, die weder eine bereits Begangene, noch eine Zukünftige ist. Warum? Weil sich solch eine Teilstrecke nicht finden lässt. Der Bewegung Weg in jedem Teil liegt stets bereits zurück, er ist vergangen, oder liegt als in der Zukunft noch voraus. Und nichts ist dort dazwischen. Gib des Bewegens Gegenwart ein Wegstück und es zerfällt sofort in zwei: Ein Stück zurück und ein voraus. Kein Weg ist dort dazwischen. Wo sollte dann noch sein, was sich bewegt?

In gleicher Weise gibt es – aber anders als das, was sich bewegt hat in der Vergangenheit, und das, was sich noch nicht bewegt, aber zukünftig bewegen wird – keine Gegenwart des „Eben-in-Bewegung-Seins“, es gibt die Tätigkeit des Bewegens nicht. Da regt sich Widerspruch: „Sei doch was will! Eindeutig ist da Bewegung, wenn hier und jetzt beim Gehen die Beine sich bewegen, genau in diesem Augenblick!“ In der Tat ist jedoch der Bewegungseindruck nicht mehr als der bloße Anschein der Bewegung. Weil zwischen der bereits erfolgten und zukünftigen Bewegung sich ein Moment Bewegungsgegenwart nicht finden lässt. Und wenn wir noch so eifrig suchten. Denken wir nur an jenen eigenen Finger, den wir – so scheint es – aller Logik zum Trotz so beliebig hin und her bewegen können. Gleichwohl ist hier in jedem Augenblick des Fingerführens außer dem bereits Bewegten und der noch folgenden Bewegung kein Gegenwartsmoment, kein noch so kleiner, aufzufinden, der uns mit Wahrheit sprechen ließe: „Jetzt genau ist hier Bewegen.“ Und mehr noch: Welch immer feinstes Tröpfchen wir auch prüften im steten Strom der Zeit, wir fänden keines, das im Jetzt sich regt. Keine Bewegung des Fingers geschieht, denn inmitten der geschehenen Bewegung und der, die noch folgt, ist für Bewegen jetzt keine Zeit ….           

 

Zu dieser seit Jahrhunderten bestehenden Erkenntnis ist erst im 20. Jahrhundert mit der Quantenphysik der Ansatz einer Erklärung für kleinste Teilchen gefunden worden, wie für diese Bewegung stattfinden könnte. Mit einer Planck-Länge, einer kleinsten möglichen Länge, für die die Aussagen physikalischer Gesetze gelten, und einer Planck-Zeit, einer kleinsten Zeit, für die die Aussagen physikalischer Gesetze gelten, könnte man möglicherweise Lösungen konstruieren, die die Bewegung makroskopischer Körper physikalisch besser beschreiben als bisher. Die aus den 3 Daseinsmerkmalen resultierende Diskontinuität des Raumes wird neuerdings durch den Versuch der Beschreibung des Raumes als nonkommutative Geometrie (Noncommutative Geometry) durch den französischen Mathematiker Alain Connes aufgegriffen (/69/).  

 

9.      Geist                   

 

Die Quantenphysik lässt eine ganze Reihe von Interpretationen zur Wirklichkeit zu. Eine anschauliche Darstellung findet man in einer Beschreibung, die von einer Reihe von Quantenphysikern/-innen in Erzählform vorgenommen worden sind. In Anlehnung an die wundersamen Geschichten von „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“ von Lewis Carroll (/70/) führen diese Quantenphysiker/-innen die Geschichte von Alice weiter, indem sie in die verschiedenen Interpretationen und Erscheinungsformen der Quantenwelt eintauchen (/71/). In der Geschichte „Ein Geist“ (/72/) von Amit Goswami wird in Erzählform eine Interpretation aufgezeigt, die einigen Strömungen im Buddhismus sehr nahe kommt:

 

… „Ich glaube, dass Du ein Produkt meiner Fantasie bist!“ sagte Alice, war aber selbst nicht davon überzeugt. „Ich habe das Quantenland geträumt, nicht Du! Das ist mein Traum, Goswami, nicht Deiner…“

Der kleine Mann schüttelte den Kopf. „Nein, Alice. Nur ein Beobachter zählt. Über die Lösung des Problems könnten wir jetzt endlos streiten, aber am Ende wirst Du einsehen, dass die Lösung darin besteht, dass es tatsächlich nur ein Bewusstsein gibt. Das Bewusstsein, das die Entscheidung trifft, ist ein vereinigendes, unsere Verschiedenheiten vereinendes Bewusstsein. Unsere Getrenntheit ist nichts als eine – zugegebenermaßen – überzeugende Illusion!“ …  

 

In weiteren Erzählungen wird auf die Unterschiede verschiedener Deutungen zur Quantenwelt hingewiesen, so auch von F. David Peat in „Alice im Bohmland“ (/73/):

…„Das, was Bohr und Berkeley behaupten, nennt man die Kopenhagener Deutung.“

„Dann ist also die Kopenhagener Deutung, wie Sie es nennen, eine Kombination aus ‚Es gibt keine tiefere Wirklichkeit’ und ‚Die Wirklichkeit wird nur durch den Geist erschaffen’?“

„Ja! Ist das nicht völliger Unsinn? …“    

 

In der Geschichte „Das Universum der vergessenen Wahrheit“ geht William Shanley auf die Erfahrungen und Anschauungen der Weisheitslehren und -religionen ein, die sich in Teilen nicht von den Interpretationen der Quantenwelt unterscheiden (/74/):

… „Dies ist die Ebene der Psyche oder Anima. Hier trifft man auf belebte und unbelebte Erscheinungen…“

Alice, die einige der Gesichter zu erkennen glaubte, brachte vor Erstaunen kein Wort heraus.

„… auf Seelen von Verstorbenen und auf die psychoiden Archetypen, die Carl Gustav Jung erforscht hat und die die Spaltung zwischen Materie und Geist überwinden.“

„Je weiter man auf den Stufen des Seins emporsteigt, Alice“, sagte der Kartograph, während sie in eine Welt schimmernden Lichts eintraten, “desto stärker wird das Bewusstsein. Dies ist die himmlische Ebene. Es ist der Universale oder Totale Geist, der die irdische und mittlere Ebene durchdringt, sie organisiert und beseelt.“

„Im Bohmland nannten sie diesen kosmischen Organisator das ‚Quantenpotenzial’, glaube ich“, warf Alice ein.

Mr. Jordan ging nicht darauf ein und fuhr fort: „Die Hindus glauben, dass in den Nächten Brahmas, in denen Gott schläft, die irdische und himmlische Ebene völlig verschwinden, der ‚Urknall’ wird sozusagen rückgängig gemacht, so dass für die Astronomen nichts mehr zu entdecken bleibt. Mystiker, die mit dem ‚Auge des Herzens’ begabt sind, können dieses himmlische Gefilde intuitiv erkennen.“

„Wenn wir alle Unterscheidungen, Grenzen und Abgrenzungen aufheben, Alice, erleben wir Gott als das, was er letztlich ist: als das Unendliche.“

Alice sah nichts. Ist es das Quantenvakuum? dachte sie.

„Auf dieser Stufe wird Gott durch seine ‚Unbestimmtheit’ definiert: unbegrenzt, unendlich und undifferenziert, ohne jede Eigenschaft; im Buddhismus spricht man von Nirvana, dem Ausblasen, wie ein Feuer, dessen Brennstoff verbraucht ist, und von sunyata, der Leere; im Taoismus nennt man es das Tao, das Unaussprechliche; im Judentum heißt es ‚en-sof’, das Nicht-Endliche. Und damit ist es auch im Menschen, ist der tiefste Teil unseres Wesens….“     

 

Die hier schon mehrfach erwähnte Philospophie des Nagarjuna, das Madhyamaka, spaltet sich in 2 Sichtweisen (/75/):

Die Tradition des Mittleren Weges als selbstgültiges Schlussfolgern (Svatantrika-Madhyamaka), welche die zweite Stufe, das anfängliche Überprüfen übt, und die Tradition des Mittleren Weges als widerlegendes Schlussfolgern (Prasangika-Madhyamaka), welche das dritte Stadium der vollständigen Überprüfung favorisiert. In der Tradition des selbstgültigen Schlussfolgerns wird die Annahme irgendeines Vorhandenseins im Anschein der Dinge widerlegt und das Leersein als eigentliche Wirklichkeit behauptet und bewiesen. In der Tradition des Widerlegens wird alle Vermutung des Vorhandenseins der Dinge als irrig überführt, ohne aber irgendetwas an dessen Stelle zu setzen. Denn, so sagen die Vertreter dieser Richtung, andernfalls verhülle dies die Erkenntnis wahrer Wirklichkeit, welche frei von allem Vorgestellten ist.

 

Damit gehen die Sichtweisen des Madhyamaka über die oben genannten Vorstellungen der anderen Weisheitslehren und –religionen hinaus, indem sie sowohl Unendlichkeit als auch Endlichkeit und damit das Göttliche verwerfen als auch den Nihilismus verwerfen.

Neben der Philosophie des Madhyamaka gibt es eine 2. Bewusstseinslehre (Vijnanavada), eine 2. Nur-Geist-Schule, die bereits im 4. Jahrhundert entstand, mit der sich die Unzulänglichkeiten und Widersprüche bei der herkömmlichen Beschreibung der Wirklichkeit, wie bei den Newton’schen Gesetzen, aber auch die Unzulänglichkeiten im Hinblick auf ihre Universalität bei Quantentheorie und Relativitätstheorien, ebenfalls lösen lassen. Diese von den Yogacarins vertretene Cittamatra genannte Philosophie stellt den Versuch dar, die extreme Position des Madhymaka, die jede positive Aussage auf dialektischem Weg ad absurdum führt, durch eine höchste Wirklichkeit, die als absoluter Geist (citta) bezeichnet wird, zu ersetzen, wobei die Erscheinungswelt aber weiter als Illusion aufgefasst wird (/76/), wodurch diese Philosophie insgesamt gegenüber dem Madhymaka aber wieder angreifbar wird.

 

Bei dem Prozess wachsender Selbsterkenntnis (Emporstieg auf den Stufen des Seins, wie oben von William Shanley beschrieben) durchschreitet der Geist von der Stufe der Kindheit über zunehmende Emergenz immer weitergehende Stufen der Erkenntnis. Der Aufbau und der Prozess dieser stufenweise ablaufenden Entwicklung wird von dem amerikanischen Philosophen Ken Wilber in vielen Nuancen beschrieben (/77/). Bei diesem sich vertiefenden Prozess, wird bei dem ab der dort genannten existenziellen oder zentaurischen Phase der Intellekt transzendiert, wodurch der Eintritt in das dort genannte Transpersonale erfolgt und das Intellektuelle des Existentialismus überschritten wird (/78/). Das während einer Vertiefungsphase, auch Jhana genannt, unter Ausschluss des Intellekts jeweils Wahrgenommene wird nach der Vertiefungsphase vom Intellekt in Verbindung mit seinem kulturellen Wissen bewertet, um die gemachten Erfahrungen zu interpretieren (/79/). Auf diese Weise wird bei der dort „Das Subtile“ genannten Stufe die Erfahrung von einem Intellekt mit theistischem Erfahrungshintergrund als „Einssein mit Gott“ interpretiert, was von einem Anderen dagegen möglicherweise als innere Lichterfahrung bezeichnet würde (/80/). Ajahn Brahm (/81/) sowie auch Ayya Khema (/82/) beschreiben, wie man mit zunehmender Praxis mit seinem eigenen Geist zu Jhana-Zuständen (meditative Vertiefungen) gelangen kann. 

 

Die Betrachtungen zum Geist werden mit 2 Zitaten von Nuden Dorje aus einem Buch von James Low beendet (/83/):

 

Die Natur des Geistes

 

Was „Geist“ genannt wird, kann nicht als dieses oder jenes identifiziert werden. Er ist keine Entität, nichts Dinghaftes, und besitzt keine bestimmenden Merkmale. Wenn du ihn suchst, kannst du ihn nicht finden, denn er war und ist leer von allem Anbeginn, ohne substanzielle Essenz. Leer ist er jenseits aller Beschreibbarkeit, unberührt von Geburt, Tod, Kommen und Gehen. Er wird von keiner Ursache geschaffen und von keiner Bedingung zerstört. Er bleibt unberührt in Leerheit, frei von Zunahme oder Abnahme, von Entwicklung oder Verfall oder sonst irgendeiner Veränderung.

 

Der Urgrund von allem

 

Frei von den vier begrenzenden Begriffen von Existenz, Nicht-Existenz, Sowohl-Existenz-als-auch-Nicht-Existenz und Weder-Existenz-noch-Nicht-Existenz sowie von allen relativen Positionen, ist der Geist leer und nicht zusammengesetzt. Frei von Künstlichkeit bleibt Bewusstheit von allem Anbeginn an ohne Beeinträchtigung. Wenn dies erfahren wird, wird die jugendliche und frische Bewusstheit aus dem sie verdeckenden Gefäß freigelassen und du kannst dein eigenes Gesicht, die natürliche Seinsweise des unendlichen Gutseins (Samantabhadra) sehen. 

 

 

10.  Der erste Schritt

 

Bleibt zum Abschluss noch zu klären, wie es möglich ist, ausgehend von seinem eigenen Geist mit den darin auftretenden Gedanken zu einem transpersonalen Zustand zu gelangen. Die meisten Menschen besitzen kein angeborenes Naturtalent, diese Zustände zu meistern, sondern müssen ein mühsames Meditations-Training absolvieren. Da man in seiner eigenen kulturellen Entwicklung häufig bereits festgelegt ist oder aber sich noch auf der Suche nach geistiger Einsicht befindet, empfiehlt es sich, ein Meditationstraining zu wählen, das dem eigenen kulturellen Weltbild nicht entgegensteht. Eine Meditationsform, die weitgehend frei von religiösen Aspekten zumindest in ihren Einstiegsstufen ist und somit auch von Anhängern theistischer Weltbilder praktiziert werden kann, ist das von dem tibetischen Lehrmeister Chögyam Trungpa entwickelte Shambhala-Training, welches in einer Reihe von Meditationszentren in ganz Europa vermittelt wird. In seinem Buch vom meditativen Leben beschreibt Chögyam Trungpa eine ganz einfach erscheinende Meditationsübung, die eine mögliche Voraussetzung für die Versenkung in Jhana-Zustände darstellt, die sich aber dennoch nicht leicht verwirklichen lassen: (/84/):

 

… Wenn Du nun Deine Meditationshaltung eingenommen hast, achtest Du auf Deinen Atem. Wenn Du atmest, bist Du vollständig gegenwärtig. Du gehst mit dem Ausatem, der Atem verfliegt, und dann geschieht das Einatmen ganz natürlich. Nun gehst Du wieder mit dem Ausatmen, gehst mit dem Atem beständig aus Dir heraus. Du löst Dich auf, verströmst Dich. Und wieder ganz natürlich das Einatmen, dem man nicht eigens zu folgen braucht. Man kommt einfach zu seiner Haltung zurück und ist bereit für das nächste Ausatmen, sssshuuu … Mit dem Eintamen zurück zur Haltung. Sich mit dem nächsten Ausatmen auflösen, sssshuuu … Und wieder zurück zur Haltung.

 

Dann stellt sich unweigerlich  - bing!  -  ein Gedanke ein. Wenn das geschieht, sagt man sich einfach (nicht laut, sondern innerlich): „Denken!“ Mit diesem schlichten Benennen schafft man sofort einen Abstand zu den Gedanken und kann zum Atmen zurückkehren. Wenn ein Gedanke uns ganz von dem entfernt, was wir gerade tun, wenn wir uns in Gedanken irgendwo in der Welt herumtreiben und kaum noch gewahr sind, dass wir aus dem Kissen sitzen, dann sagen wir uns „Denken“ und holen uns zum Atem zurück. …

 

  

Durch vielfache, tausendfache Wiederholung dieser und ähnlicher anderer Übungen gelingt es langsam, ungewollte Gedankentätigkeit einzuschränken, so dass der Intellekt irgendwann ausreichend still wird, um tiefer in die Versenkung zu gehen hin zu transpersonalen Wahrnehmungen, die zu tieferen Einsichten führen können. Die Einsichten selbst werden dann gefärbt durch den kulturellen Hintergrund, wie z.B. durch die diversen monotheistischen und polytheistischen Weisheitslehren, durch die vielen buddhistischen Strömungen, durch den Jainismus, durch das Bön oder auch durch die Integral-World des Ken Wilber oder des auf westlichen Stil angelegten buddhistischen Shambhala oder noch anderen Richtungen, für die sich jeder selbst entscheiden muss. Bei Vertiefung des Shambhala-Trainingspfads wird ebenfalls ein buddhistischer Weg eingeschlagen, dessen fernes Ziel darin besteht, eine bessere, eine erleuchtete Gesellschaft zu bilden(/85/).

 

 

     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Referenzen und Kommentare

 

(1)     Mit Erkennungs- und Identifikationsprozessen sind auch die unbewusst im Geist ablaufenden Filter- und Assoziationsvorgänge gemeint, wie z.B. das Erkennen eines Hundes oder auch die Umsetzung von Druckerschwärze in Buchstaben und deren Bedeutung oder die Umsetzung von Druckerschwärze in geistige Bilder. Derartige Prozesse sind nicht selbstverständlich, sondern müssen in frühester Kindheit erlernt werden. Der Missionar und Linguist Daniel Everett berichtet in seinem Buch „Das glücklichste Volk – Sieben Jahre bei den Pirahã-Indianern am Amazonas“,  Deutsche Verlagsanstalt, München, 2. Auflage, 2010 von einem Volk, bei dem eine andere Form der Kognition stattfindet als bei den bekannten Gesellschaftsformen dieser Welt. Beispiele sind ein anderes Koordinatensystem, das nicht links und rechts kennt (S. 317 ff), eine andere visuelle Abstraktion bei der Wahrnehmung zweidimensionaler Darstellungen (S. 266) oder die Verwendung einer Grammatik, die möglicherweise von allen anderen Sprachen der Welt abweicht (Kapitel 14 Werte und Gespräche: die Partnerschaft von Sprache und Kultur, 15 Rekursion: Sprache als russische Puppe und 16 Krumme Köpfe, gerade Köpfe: Sichtweisen auf Sprache und Wahrheit).    

(2)     http://newscenter.berkeley.edu/2012/01/31/scientists-decode-brain-waves-to-eavesdrop-on-what-we-hear/: von Robert Sanders, Media Relations, 31.01.2012, UC Berkeley News Center

(3)     Harald Fritzch, Quarks, Urstoff unserer Welt, Piper Verlag, Band 332, 8. Auflage 1984

(4)     Ken Wilber, Ein kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag, 4. Auflage Juni 2000, Kapitel 5, Die Vier Ecken des Kosmos. Anmerkung:  Hier beschreibt Ken Wilber in übersichtlicher Form die verschiedenen Sichtweisen, die erst in ihrer Vereinigung eine vollständige Betrachtungsweise zu lassen. Da die physikalischen Theorien vornehmlich dem rechten oberen Quadranten (S.109) zugeordnet sind und die restlichen Quadranten weitgehend unberücksichtigt bleiben, müssen die physikalischen Theorien als unvollständige Theorie gelten. Sie beschreiben beispielsweise keine geistigen Prozesse. 

(5)     H. Dieter Zeh, Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn?, Springer-Verlag 2012, Kapitel 6, Wie viele Everett-Welten gibt es eigentlich?

(6)     Brian Greene, Der Stoff, aus dem der Kosmos ist – Raum, Zeit und die Beschreibung der Wirklichkeit, 2004, Siedler-Verlag. Das Buch beschreibt bei einem vorausgesetzten physikalischen Grundwissen in verständlicher Form ein Bild unseres Universums.

(7)     Die makellose Wahrheit erschauen: Lankavatara-Sutra, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage 2003, Aus dem Sanskrit von Karl-Heinz Golzio, Kapitel 2, Über die wahre Natur der Dinge, das Wesen des Geistes und die Mittel der Befreiung, S. 47-145. Anmerkung: Der Text des Lankavatara-Sutras entspricht sicher nicht dem zeitgemäßen Leseverständnis. Wenn man die religiösen Aspekte sowie die weit schweifende Erzählweise außer Acht lässt und die verwendeten Begrifflichkeiten in ihrem zeitlichen Kontext belässt, dann ergibt sich eine eindrucksvolle und umfassende Philosophie des Geistes. Diese Philosophie des Cittamatra der Yogacarins steht noch heute in einem Widerstreit zu anderen buddhistischen  Philosophien wie dem Sautrantrika oder dem Madhyamaka und seinen Interpretationen Shentong und Rangtong. Im einleitenden Text zu dem Buch von Ekhart Graf befindet sich auch eine Abgrenzung zwischen dem Cittamatra und dem Madhyamaka, den beiden Nur-Geist-Schulen des Buddhismus. Der Begriff Geist wird im Madyamaka nicht  definiert, da er als nicht beschreibbar gilt, sondern durch logisches Zurückweisen aller Aussagen indirekt aufgezeigt, während beim Cittamatra das Einswerden mit dem allumfassenden Geist den Inbegriff einer vollkommenen Seinswerdung darstellt, die alles umfasst. 

(8)     Ekhart Graf, Cittamatra – Die Welt ist reiner Geist, S. 15-20, in: Die makellose Wahrheit erschauen: Lankavatara-Sutra, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage 2003

(9)     Ken Wilber, EROS, KOSMOS, LOGOS, Eine Jahrtausend-Vision, Fischer Taschenbuch Verlag 2001, Erstes Buch, Die vier Quadranten, S. 160ff sowie S. 243. Die Sichtweise der Naturwissenschaften liegt in der Regel in den rechten Quadranten (siehe auch /4/). Im Gegensatz zur eigenen Wahrnehmung, die nach der Einteilung von Ken Wilber auf den linken Seite der Quadranten liegt Erst durch eine Betrachtung und Überdeckung aller 4 Quadranten entsteht eine vollständige Betrachtungsweise.

(10) Philip Kapleau, Die drei Pfeiler des Zen, O. W. Barth-Verlag, 16. Auflage 2009, Erster Teil: Lehre und Übung, 1. Yasutani Rôhis einführende Unterweisungen zur Übung des Zen, 1. Stunde: Theorie und Praxis des Zazen, S. 60

(11) Katsuki Sekida, Zen-Training, Herder-Verlag Freiburg, 4. Auflage, 1993, 10. Kapitel, S. 126ff, Drei Nen-Tätigkeiten und der Ein-Aön-Nen,

Erläuterung von Alvin Alexander: http://tequilamonk.com/2013/01/27/the-three-nen-actions

The three nen actions

In his excellent book, Zen Training, Katsuki Sekida gives us a glimpse into how human beings respond to external stimuli. He refers to this as the “three nen actions.”

Here’s a quick example of how this works:

Imagine that you’re sitting in a beautiful park by yourself. It’s peaceful and quiet, and your mind is still. Suddenly there’s a noise; let’s say that someone honked the horn in their car as they passed by. The three nen actions work like this:

1.       In a quick instant, the first nen -- your attention -- hears only the raw sound as pure sensation.

2.       In the next moment your mind interprets this sensation, and thinks, “Car horn.”

3.       In the moment after that you think, “Oh, I just heard a car horn.”

After this there can be more interpretation by your brain, but that’s how your initial perception/cognition of external stimuli works.

Okay, that’s good to know, but why is this important, and what does it have to do with Zen and/or mindfulness? I’ll try to explain that.

The three nens: Observation, awareness, self-awareness

The example I gave is in my own words. Mr. Sekida’s words are more like this:

1.       We first have the observation.

2.       Next we have awareness of the observation.

3.       Third, we have the acknowledgment of ourselves becoming aware of the observation (self-awareness).

Mr. Sekida discusses this much more deeply in his book -- covering nearly twenty pages, including a nice diagram -- so I’ll just add two things:

1.       The word nen can be translated as a “thought impulse.”

2.       Zen training is about becoming absorbed in the first nen. Mr. Sekida refers to this absorption as “one-eon nen.”

(12) Ebenda, S. 129

(13) Ebenda, S. 128

(14) Ebenda, S. 128ff

(15) Ebenda, S. 136. Eine mögliche Wahrnehmung des 1. Nen kann z.B. in dem kurzen Moment eines Unfall geschehen, wenn der Ablauf des Unfalls zeitrafferartig in mehreren Schritten wahrgenommen wird, ohne dass zwischen diesen Zeitrafferschritten eine andere Gedankentätigkeit erfolgt. Hierbei unterbleiben die Reflexionstätigkeiten des 2. und 3. Nen. Anschließend nach dem Unfall beginnt zu einem Zeitpunkt erneut die Nentätigkeit des 2. und 3. Nen, die aber weiterhin gestört verlaufen kann, was sich in Problemen beim Erinnerungsvermögen und der gedanklichen Rekonstruktion des Unfalls auswirken kann (siehe auch /16/).  

(16) Ebenda. S. 136f

(17) Lama Anagerika Govinda, Die Dynamik des Geistes, Die psychologische Haltung der frühbuddhistischen Philosophie und ihre systematische Darstellung nach der Tradition des Abhidhamma, 6. Teil, Kapitel III, Die Funktionen des Bewusstseins und der Wahrnehmungsvorgang

(18) Ebenda, S. 180f

(19) Ebenda, S. 182ff

(20) Ebenda,  4. Teil, Grundprinzipien der buddhistischen Bewusstseinslehre, 5. Teil, Die Faktoren des Bewusstseins, 6. Teil, Die Funktionen des Bewusstseins und der Wahrnehmungsvorgang

(21) Lama Anagerika Govinda, Grundlagen tibetischer Mystik, S. 152ff, Die Lehre von den psychischen Zentren im Hinduismus und Buddhismus

(22) Philip Kapleau, Die drei Pfeiler des Zen, O. W. Barth-Verlag, 16. Auflage 2009, 1. Teil, Lehre und Übung, II. Yasutani Rôshis Kommentar zum Kôan Mu, S. 109f

(23) Ebenda, S. 110

(24) Sujiva, Die Praxis der Einsichtsmeditation, 2. Auflage 2006, Michael-Zeh-Verlag, S. 13

(25) Ebenda, S. 36ff

(26) Ebenda, S. 38

(27) Ebenda, S. 39

(28) Ebenda, S. 39

(29) Ebenda, S. 40

(30) Ebenda, S. 40

(31) Katsuki Sekida, Zen-Training, Herder-Verlag Freiburg, 4. Auflage, 1993, 14. Kapitel „Reines Erkennen und KENSHO, S. 217. Zur weiteren Beschreibung weiter, wie die Reflexionstätigkeit in Bezug auf das „ich denke, also bin ich“ erfolgt, siehe dort.  

(32) Ebenda, S. 217, Hier erfolgt auch eine weitergehende Analyse, wie der Satz „ich erkenne mein Denken, deshalb weiß ich, dass ich bin“ aus Sicht der Nen-Tätigkeit zu sehen ist

(33) Ebenda, S. 217f

(34) Philip Kapleau, Die drei Pfeiler des Zen, O. W. Barth-Verlag, 16. Auflage 2009, 1. Teil, 4. Kapitel, Bassuis Dharma-Worte und Briefe an seine Schüler, ab S. 221

(35) Ebenda, S. 231f

(36) Ebenda, S. 234. 

(37) Ebenda, S. 234. 

(38) Ebenda, S. 234ff

(39) Ken Wilber, Ein kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag, 4. Auflage Juni 2000, Kapitel 12 Reiche des Überbewussten: Teil 1, Wo der Geist aufhört, S. 254 

(40) Ebenda, Kapitel 13 Reiche des Überbewussten: Teil II, ab S. 282

(41) Ebenda, S. 295

(42) Unter Kósmos versteht Ken Wilber die Umfassung von Materie bzw. dem Kosmos, von Leben bzw. der Biosphäre und von Geist bzw. der Noosphäre. Ebenda, Kapitel 1, Der Kósmos, S. 39. Eine umfassendere Definition findet man in : Ken Wilber, Eros, Kosmos, Logos – Eine Jahrtausend-Vision, April 2001, Fischer Taschenbuch-Verlag, Kapitel 2 Das verbindende Muster, S. 60f

(43) Katsuki Sekida, Zen-Training, Herder-Verlag Freiburg, 4. Auflage, 1993, 11. Kapitel „Dasein und Gestimmtheit, S. 52f  

(44) Chögyam Trungpa Rinpoche , Die Insel des JETZT im Strom der Zeit – Bardo-Erfahrungen im Buddhismus, Fischer Taschenbuch-Verlag, Februar 1998, S. 259. Das Buch enthält den Inhalt von 2 Seminaren über Bardo- und Daseinszustände sowie deren Ausprägungen auf die Psyche.  

(45) Lama Lhündrub, Unterweisung „Dharma und Emotionen“, Mai 1999, Laussedat, mündliche Unterweisung. Diese Text ist gut geeignet, die eigenen Emotionen besser zu erkennen und einzuschätzen. 

(46) Ebenda,  „Die Arbeit mit Emotionen in 5 Etappen“, S. 6-8, siehe auch Gendün Rinpoche, Der große Pfau – Die Umwandlung der Emotionen im tibetischen Buddhismus, Norbu-Verlag 2007

(47) Ebenda,  „Einführung und allgemeine Erklärung der Emotionen“, „Der Prozess der Reinigung unserer emotionalen Schleier, S. 9f

(48) Ebenda,  „Die zugrunde liegende Unwissenheit“, S. 10-13

(49) Ebanda, „Die ausführliche Erklärung der einzelnen Emotionen“, S. 10-40

(50) Ebenda,  „Angst die Quelle aller Emotionen“, S. 38f

(51) Ebenda,  „Die Erkenntnis der Natur des Geistes als Ende der Angst“, S. 39

(52) Susan Blackmore: Die Macht der Meme oder die Evolution von Kultur und Geist, Spektrum-Verlag, 2000, S. 31

(53) Ebenda, S. 31

(54) Interview Gero von Randow mit Susan Blackmore: DIE ZEIT, 36/1996, 30.08.1996: Freier Wille? Pure Illusion, http://www.zeit.de/1996/36/Freier_Wille_Pure_Illusion/seite-6  

(55) Khenpo Tsultrim Gyamtso, Taghelle Weisheit – Erforschung der Wirklichkeit, Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des mittleren Weges“, Otter-Verlag, 2007, Herausgeber und Übersetzer Christoph Klonk, Kapitel 18, Das Ich und seine Scheinwelt werden untersucht, S. 151-160. In dem Kapitel erfolgt der Nachweis, aus welchen Gründen das Ich als nicht vorhanden gilt.

(56) Die makellose Wahrheit erschauen: Lankavatara-Sutra, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage 2003, Aus dem Sanskrit von Karl-Heinz Golzio, Kapitel 2, Über die wahre Natur der Dinge, das Wesen des Geistes und die Mittel der Befreiung, S. 47-145. Hier S. 101. Anmerkung: Der Text der Lankavatara-Sutras entspricht sicher nicht dem zeitgemäßen Leseverständnis. Wenn man die religiösen Aspekte sowie die weit schweifende Erzählweise außer Acht lässt und die verwendeten Begrifflichkeiten in ihrem zeitlichen Kontext belässt, dann ergibt sich eine eindrucksvolle und umfassende Philosophie des Geistes. Diese Philosophie des Cittamatra der Yogacarins steht noch heute in einem Widerstreit zu anderen buddhistischen  Philosophien wie dem Sautrantrika oder dem Madhyamaka und seinen Interpretationen Shentong und Rangtong. Im einleitenden Text zu dem Buch befindet sich auch eine Abgrenzung zwischen dem Cittamatra und dem Madhyamaka, den beiden Nur-Geist-Schulen des Buddhismus von Ekhart Graf.

(57) Ebenda S. 102

(58) Khenpo Tsultrim Gyamtso, Taghelle Weisheit – Erforschung der Wirklichkeit, Otter-Verlag, 2007, Herausgeber und Übersetzer Christoph Klonk, Kapitel 21, Untersuchen von Entstehen und Vergehen, S. 176. Weitere Begründungen findet man auch in Kapitel 7, Erforschen des Zusammengesetzten, S. 81-87

(59) Mahasi Sayadaw, Der Weg zum Nibbana, Drei Abhandlungen über Vipassana-Meditation, Michael Zeh Verlag,, 2.Auflage 2006, 1. Buch S. 32f

(60) Daniel M. Ingram, Die Meisterung des Kerns der Lehre Buddhas,  Zeh-Verlag 2006, Die Drei Daseinsmerkmale,  S. 19f

(61) Chögyam Trungpa, Die Insel des Jetzt im Strom der Zeit, Bardo-Erfahrungen im Buddhismus, Fischer Taschenbuch Verlag, Februar 1998, Die 6 Bardo-Zustände, Die 6 Daseinszustände

(62) Lama Anagerika Govinda, Grundlagen tibetischer Mystik, Die geheime Lehre des Großen MantraOM MANI PADME HUM, O.W. Barth Verlag, 11. Auflage, 1999, 2. Teil, „MANI“, Der Weg der Ganzwerdung und Wesensgleichheit, Abschnitt VII. Die doppelte Rolle des Geistes (manas), S. 78-82. Siehe auch:  Die makellose Wahrheit erschauen: Lankavatara-Sutra, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage 2003, Aus dem Sanskrit von Karl-Heinz Golzio, Kapitel 2, Über die wahre Natur der Dinge, das Wesen des Geistes und die Mittel der Befreiung, S. 47-145. 

(63) Khenpo Tsultrim Gyamtso, Taghelle Weisheit – Erforschung der Wirklichkeit, Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des mittleren Weges“, Otter-Verlag, 2007, Herausgeber und Übersetzer Christoph Klonk, In 27 Kapiteln wird durch logische Schlussfolgerung gezeigt, das nicht nur das Ich, sondern auch die mit den Sinnen wahrgenommene Welt nur illusorischer Schein sind.

(64) Chögyam Trungpa, Erziehung des Herzens, Buddhistisches Geistestraining als Weg zu Liebe und Mitgefühl, Arbor Verlag, 2000, Kapitel 2, Die zentrale Praxis, die Schulung in Bodhicitta, Abschnitt 5, Ruhe in der Natur des Alaya, der Essenz, S. 53

(65) Daniel M. Ingram, Die Meisterung des Kerns der Lehre Buddhas, Michael Zeh Verlag,2006, Teil III, Abschnitt 6, Die Konzentrationszustände (Samatha, Jhanas), Die „psychischen Kräfte“, S. 74-82, Hier beschreibt Ingram diverse Erscheinungsformen von Nebeneffekten bei der Nutzung der psychischen Kräfte.

(66) Lama Anagerika Govinda, Der Weg der weißen Wolken, Erlebnisse eines buddhistischen Pilgers in Tibet, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage, 2007, 2. Teil, Pilgerleben, Der Einsiedler-Abt von Latschen, S. 164ff

(67) Khenpo Tsultrim Gyamtso, Taghelle Weisheit – Erforschung der Wirklichkeit, Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des mittleren Weges“, Otter-Verlag, 2007, Herausgeber und Übersetzer Christoph Klonk, Einführung, S. 13f. Der Nachweis für die Feststellung der Leerheit von Allem wird in 27 Kapiteln durch logische Schlussfolgerungen erbracht.

(68) Ebenda, Kapitel 2, Untersuchen von Gehen und Kommen, S, 42f

(69) Alain Connes, Matilde Marcolli: Noncommutative Geometry, Quantum Fields and Motives, Colloquium Publications, American Mathematical Society, 2007, ISBN 978-0821842102

(70) Lewis Carroll, Alice im Wunderland, Insel-Verlag 1989, Alice hinter den Spiegeln, Insel Verlag 1997

(71) William Shanley u.v.a., Alice zwischen den Welten, DVA, 1999

(72) Ebenda, Amit GoswamiKapitel 6, Ein Geist, Worin Alice etwas darüber erfährt, wie ihr Tieferes Selbst aus Milliarden von Quantenmöglichkeiten eine Phänomenale Welt erschafft, S. 69-77, siehe auch: http://www.amitgoswami.org/

(73) Ebenda, F. David Peat, Kapitel 7, Alice im Bohmland, Worin ein Taxifahrer den Beweis für David Bohms Wellengeleitete, Überall-Reale Welt liefert, S.78-89

(74) Ebenda, William Shanley, Kapitel 18, Das Universum der vergessenen Wahrheit, Worin Alice Übereinstimmungen zwischen der Unvergänglichen Philosophie und der Quantenphysik entdeckt, S. 229-244

(75) Khenpo Tsultrim Gyamtso, Taghelle Weisheit – Erforschung der Wirklichkeit, Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des mittleren Weges“, Otter-Verlag, 2007, Herausgeber und Übersetzer Christoph Klonk, Die drei Stufen des Überprüfens, S. 16

(76) Ekhart Graf, Der geistige Nährboden der Lehren des Lankavatarasutra, S. 14f, in: Die makellose Wahrheit erschauen: Lankavatara-Sutra, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage 2003, Aus dem Sanskrit von Karl-Heinz Golzio,

(77) Ken Wilber, Ein kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag, 4. Auflage Juni 2000

(78) Ebenda, An der Schwelle zum Transpersonalen, S. 253-256

(79) Ebenda, Jung und die Archetypen, S. 281

(80) Ebenda, Das Subtile, S. 273. Auch als Gottheitsmystik bezeichnet.

(81) Ajahn Brahm, Im stillen Meer des Glücks, Handbuch der buddhistischen Meditation, Lotos Verlag, 2007. Siehe auch: http://www.ajahnbrahm.org/

(82) Ayya Khema, Die Kunst des Loslassens, Der Weg der meditativen Vertiefungen, Jhana Verlag, 2007. Siehe auch: http://www.buddha-haus.de/ 

(83) James Low, Hier und Jetzt sein, Ein Kommentar zu „Don Sal Melong“ – „Der Spiegel der klaren Bedeutung“ ein Dzogchen-Schatztest von Nuden Dorje, Edition Mandarave im Sequoyah Verlag, 2005, Vers 14 – Die Natur des Geistes sowie Vers 15 – Der Urgrund von allem. Siehe auch: http://www.dzogchen.de/dzogchen/lehre/

(84) Chögyam Trungpa, Das Buch vom meditativen Leben, rororo  transformation, April 2000, S. 40f

(85) Nach dem Tod von Chögyam Trungpa hat sein Sohn und Nachfolger Sakyong Mipham den Shambhala-Trainingspfad in eine Richtung weiterentwickelt, die dem westlichen Verständnis gesellschaftspolitischer Entwicklung von Demokratien durch einen Rückgriff auf absolute Monarchie vollkommen entgegensteht. Hier wurde eine Chance vertan, das Prinzip der Demokratie weiterzuentwickeln oder sogar zu transzendieren. Die so positiven Aspekte aus seinem Brief von der Morgensonne  werden durch die dort genannten 3 Säulen von Shambhala mit dem Prinzip einer auf Monarchie aufbauenden  Regierung leider wieder zunichte gemacht. Aber ich will auch nicht ausschließen, dass ich die unergründliche Weisheit des Sakyong Mipham missverstanden habe und dass es auch auf Basis einer Monarchie möglich sein mag, eine erleuchtete Gesellschaft zu entwickeln.   

 

 

Copyright Frank Vollbrecht

 

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