favicon zurück



Op Art and More 

Swarm Art    -     Schwarmintelligenz erzeugt Videokunstwerke

Nicht KI (Künstliche Intelligenz), sondern SI (Schwarmintelligenz)

Video

Die hier dargestellten Videos wurden mit einer selbst entwickelten Software produziert, die bestimmte Formen von Schwarmintelligenz simuliert. Die Bewegungen und das Verhalten der Schwarmmitglieder (sogenannte Boids) sind dann die Folge der Interaktionen zwischen den Boids, die ihre Schwarmregeln anwenden und dadurch zum Gesamtbild des Schwarms mit seinen Schwarmbewegungen, Bildung von Teilschwärmen und Auflösen von Teilschwärmen führen.

Die Videos wurden zum Teil im Stil der Op Art gehalten. Bei dem Video "Spiel mit Nägeln" wurden auch Strukturen verwendet, die an die Nägel von Günther Ueker erinnern sollen. Die hohe Dynamik in diesem Video ist ein Ergebnis des Entstehens und Vergehens von Strukturen in der Art des Futurismus, wodurch die Interaktion der Schwarmmitglieder widergespiegelt wird.

Die in diesen Videos verwendeten Schwarmregeln basieren auf einem 2015 veröffentlichten, ohne Zeitlimit ablaufenden Java-Applet. Die Videos zeigen daraus kurze Ausschnitte. Die Verwendung von Regeln zur Schwarmintelligenz führt dazu, dass der Fluss der Bewegung der Schwarmmitglieder nicht vorhersagbar ist, sondern sich immer dynamisch durch die Interaktion der Boids untereinander ergibt.

Aus der Sichtweise einiger monistischer Philosophien kann man den Boids eine beschränkte Art von Bewusstsein zusprechen. In den Schulen des tibetischen Buddhismus werden als Grundlage für das Vorliegen von Bewusstsein die sogenannten 5 Skandha und für unbewusstes, spontanes Handeln der sogenannte Dharmakaya beschrieben.

Die 5 Skandha beschreiben Erlebnismengen von Mensch und Tier:

  • 1. Skandha: Farbe und Form
    • Wahrnehmung von Farben und Formen (beim Augensinn) ohne erkennen oder bestimmen der damit verbundenen Objekte im Bewusstsein

  • 2. Skandha: gefühlsmäßige Einschätzung
    • Aus dem Unbewussten heraus entstehende Einschätzung des Wahrgenommenen als positiv/negativ bzw. gefährlich

  • 3. Skandha: Erkennen, Identifizieren
    • Verbales oder nonverbales Erkennen/Identifizieren des Wahrgenommenen als Objekt

  • 4. Skandha: Konstruieren, Erinnern
    • Das Erkannte/Identifizierte wird mit Erinnerungen, Einschätzungen, persönlichen Meinungen verknüpft, so dass ein konstruiertes Objekt/ein Konstrukt verbunden mit Basisemotionen im Geist entsteht

  • 5. Skandha: Integrieren
    • Die Ergebnisse der 4 Skandha werden im Geist miteinander zu einer Einheit integriert, wobei sich das eigene Selbst mit dem Objekt verbunden mit einer Vielzahl von Emotionen identifizieren kann oder alternativ auch eine Selbstreflexion ausgelöst werden kann
Folgende Beispiele machen den Umfang der 5 Skandha klarer:
  • 1. Skandha: Farbe und Form
    • Wahrnehmung von Farben und Formen bei Tieren direkt nach der Übertragung von Nervenimpulsen der Augen an ein Zentralhirn mit anschließender Aussendung/Erzeugung eines geistigen, erlebbaren Bildes
    • Taktiles Berührungsempfinden eines Objektes durch einen Einzeller mit der Unterscheidung zwischen dem wahrnehmenden Selbst (der Einzeller) und dem Anderen (berührtes Objekt)

  • 2. Skandha: gefühlsmäßige Einschätzung
    • Reflexartige Reaktion nach einer Wahrnehmung und der Erzeugung eines erlebbaren geistigen Bildes durch Mensch oder Tier
    • Chemische Reaktion eines Einzellers nach einem Kontakt mit einem anderen Objekt

  • 3. Skandha: Erkennen, Identifizieren
    • Erkennen eines Fressfeindes durch ein Tier
    • Identifizieren des zuvor berührten Objekts durch einen Einzeller als Nahrungsmittel

  • 4. Skandha: Konstruieren, Erinnern
    • Ein Tier erkennt die Verhaltensmuster seines Objektes - beispielsweise ein Hund erkennt seine Bezugsperson und reagiert mit Oxytocin-Ausschüttung
    • Ein Einzeller verbindet sich mit anderen Einzellern zu einem Schwarm beispielsweise in Form eines Bakterienschleims

  • 5. Skandha: Integrieren
    • Ein Wesen identifiziert sich mit seinem beobachteten Objekt als sein eigenes Selbst
    • Ein Wesen erkennt sein eigenes Selbst als Illusion - z.B. über Platons Höhlengleichnis
Die Skandha selbst sind außerdem mit Formen von Gestimmtheit verknüpft:
  • 1. Skanda: Ablehnung/Aggression <<>> Klarheit
  • 2. Skanda: Stolz/Arroganz <<>> Gleichmut
  • 3. Skanda: Anhaftung/Gier/Begierde <<>> Mitgefühl
  • 4. Skanda: Neid/Eifersucht/Intention/Impulsivität <<>> Spontanität/Schwarmintelligenz mit überbewusstem Handeln
  • 5. Skanda: Enge/Angst/Ignoranz <<>> Raumbewusstsein/Freiheit vom Ich/Präsenz/Bewusstheit
Der Dharmakaya ist dagegen gleichbedeutend mit der Leerheit des natürlichen Zustands der Realität und entspricht einem spontan selbst-vollendeten uranfänglichen Gewahrsein. Im westlichen Sprachgebrauch lässt sich das annäherungsweise durch den Begriff des "Unbewussten" ausdrücken.

Im Hinblick auf die hier verwendete Schwarmintelligenz kann man den Boids ein geringfügiges Maß von Bewusstsein zusprechen, da die Boids einige der Anforderungen an das Vorliegen des oben definierten Bewusstseins erfüllen. Die Boids erfüllen Bedingungen von 4 der 5 Skandha und auch das Kriterium einer spontanen Auswahl einer Entscheidung:
  • 1. Skandha: Direktes Sehen von anderen Objekten (Boids) im Gebiet des eigenen Sichtfeldes
  • 2. Skandha: Wahrnehmen von Entfernungen dieser anderen Boids und Bildung eines Gefühlslevels (z.B. zu starke Annäherung oder zu starke Distanz)
  • 3. Skandha: Erkennen und Identifizieren der anderen Boids (hier als Nachbarn, in anderen Zusammenhängen aber beispielsweise als Prädatoren)
  • 4. Skandha: Konstruieren einer zukünftigen eigenen Bewegungsrichtung nach Einschätzung der Gesamtsituation (z.B. durch Gradientenbildung)

  • Dharmakaya: Vorgabe einer vorrangigen Bewegungsentscheidung auf Basis der inhärenten Schwarmregeln in Analogie zu Libet-Experimenten.
Auch die Definition von Bewusstsein der Evolutionsbiologin Eva Jablonka weist auf das Vorhandensein eines rudimentären Bewusstseins der Boids hin:
  • Wahrnehmung von Objekten in ihrer Ganzheit und in Teilen auch bei deren Veränderungen
  • Handeln auf ein bestimmtes Ziel hin
  • Bildung einer geistigen Landkarte, die mit der Wahrnehmung von Ereignissen sowie damit verbundenen Reaktionen verknüpft ist
  • Flexibles Wertesystem in Verbindung mit kontextabhängigen Verhaltensänderungen
  • Unterscheiden zwischen dem eigenen Körper und externen Objekten
Die hier beschriebenen Boids sind zwar keine eigenständigen Lebewesen, aber sie enthalten wesentliche geistige und sensorische Aspekte von Schwarmlebewesen. Die Videos zeigen auf dieser Basis ein ähnliches Verhalten der Boids wie von Schwarmlebewesen. Die Darstellung dieser Boids und damit verbunden weiterer Parameter sowie den zugrunde liegenden Schwarmregeln wurde derart gewählt, dass die Schwärme im Video sich bewegende, nicht vorhersagbare Strukturen als künstlerische Gesamtinstallation bilden, die der Kunstschaffende nur noch eingeschränkt beeinflussen kann.

Allerdings ist hier lediglich eine Simulation von Schwarmlebewesen realisiert worden, bei denen Eigenschaften des Bewusstseins mathematisch abgebildet worden sind. Aus Sicht der monistischen Philosophie des Cittamatra gilt: "Alles ist Bewusstsein. Ein Bewusstsein!". Dabei gilt, dass auch Teilaspekte der oben vorgenommenen Definitionen von Bewusstsein ihrerseits selbst als Bewusstsein angesehen werden müssen, auch wenn es sich dabei um ein nicht sich selbst erkennendes, nicht selbst-reflexives Bewusstsein handelt. Auch ein Einzeller erfüllt die o.g. Kriterien für Bewusstsein. Hieraus resultiert nun die philosophische Frage, ob auch die hier vorgenommenen Simulationen in einem Rechner als reales rudimentäres Bewusstsein ähnlich wie beim Einzeller anerkannt werden müssen oder nur als surreale mathematische Spielerei angesehen werden müssen?
















Video-Verzeichnis

Video startet nach Anklicken eines Bildes



neu: Februar 2024

Spiel mit Nägeln

Schwarmintelligenz erzeugt bewegte Nägel im Stil von Günther Uecker
(0:37 min)

Bild Index

Durch Anwendung der von Craig Reynolds entdeckten Schwarmregeln wurden die Schwarmmitglieder (sogenannte Boids) dazu veranlasst sich in Teilschwärmen zu organisieren. Der Kopf des Nagels entspricht dem Zentrum einer virtuellen Nachbarschaftsgruppe. Die Nägel zeigen die geplante Bewegungsrichtung von Nachbarschaftsgruppen an. Die eigentlichen Schwarmmitglieder (Boids) werden durch die kleinen roten Striche symbolisiert. Die Orte von grünen Symbolen sind Stellen, bei denen es zu Kollisionen von Boids gekommen ist. Die hohe Dynamik spiegelt das Entstehen und Vergehen der Nachbarschaftsgruppen wider.

Hinweise zu den Schwarmregeln und Beispiele zu Schwarmsimulationen finden sich hier: Schwarmsimulationen




Spiel mit Linien

Schwarmintelligenz erzeugt bewegte Linien im OP-Art Stil
produziert im Juni 2022 (1:07 min)

Bild Index
Das Video wurde durch Anwendung der von Craig Reynolds entdeckten Schwarmregeln erstellt, wobei die Bewegungen der Schwarmmitglieder (sogenannte Boids) als Linienstrukturen dargestellt werden.




Spiel mit Streifen

Schwarmintelligenz erzeugt farbige Streifen im OP-Art Stil
(1:23 min) Januar 2024

Bild Index
Dieses Video wurde ebenfalls durch Anwendung der von Craig Reynolds entdeckten Schwarmregeln erstellt, wobei die Bewegungen der Schwarmmitglieder (Boids) hier Strukturen mit Streifen erzeugen.




Spiel der Durchdringung

Schwarmintelligenz erzeugt Kreisflächen im OP-Art Stil
(1:09 min) Januar 2024

Bild Index
Dieses Video wurde ebenfalls durch Anwendung der von Craig Reynolds entdeckten Schwarmregeln erstellt, wobei die Bewegungen der Schwarmmitglieder (Boids) durch diese Schwarmregeln erzeugt wurden und die Kreisdurchmesser auf Nachbarschaftsbeziehungen beruhen.




Tanz der Maden

Schwarmintelligenz erzeugt madenförmige Strukturen im Stil der OP-Art
Am Ende des Tanzes zeigt sich immer mehr die typische Struktur eines Netzplans (von Bahnlinien eines Ballungsraumes)

Sophistische Frage: Erfolgt die Entwicklung von Bahnnetzen durch Schwarmintelligenz oder gar durch madenartige Lebewesen?
Sophistische Antwort frei nach Nagarjunas Tetralemma: nicht durch Maden, nicht durch Schwarmintelligenz, auch nicht durch Maden und Schwarmintelligenz, auch nicht durch deren Gegenteil.
Implikation: Bahnnetze existieren nur dem Anschein nach!


(1:00 min) Januar 2024

Bild Index
Auch dieses Video wurde durch Anwendung von Schwarmregeln erstellt, wobei die Bewegungen der Schwarmmitglieder (Boids) durch diese Schwarmregeln erzeugt wurden und die linienförmigen Strukturen den Einfluss von benachbarten Boids anzeigen.