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Julia-Mengen als Wahrscheinlichkeitswellen

9. Bewusstwerdung

In seiner Monographie "Vorschlag einer Systemtheorie des Geistes", Cuvillier-Verlag Göttingen (2016) beschreibt Prof. Ralf Otte unter anderem virtuelle Spiegelfelder, deren Inhalte durch eine Transformationsfunktion aus einem Möglichkeitsfeld gespiegelt werden. Aus Meditationen kann man folgern, das sowohl aus dem virtuellen Spiegelfeld als auch bereits während des Ablaufes der Transformationsfunktion zurückgespiegelte Reflektionen auftreten, die einen Einfluss auf den Zustand des Möglichkeitsfeldes ausüben. Durch diese Rückspiegelungen können bei einem Gedankenprozess zahlreiche neue Gedankenimpulse entstehen, bei denen wiederum die Transformationsfunktion aktiv wird, wobei dieser wechselseitige Prozess vielfach erneut stattfinden kann. Aus Spiegelungen dieser Art werden hier Gedankenschwärme gefolgert, die eine Voraussetzung für das Schwarmverhalten von Gedanken darstellen.

Die Grafiken wurden 2024 erstellt.




Bei der Darstellung der Möglichkeitsfelder mit Wahrscheinlichkeitsdichten zeigen sich bereits durch die einzelnen Iterationsschritte Oszillationen (siehe Abschnitt 2 "Oszillationen"), die einen wellenähnlichen Charakter aufweisen. Im Abschnitt 4 ("Virtuelle Wellen") wurde gezeigt, wie durch unterschiedliche Zuweisungen einer Störgröße bei konstantem Iterationswert ebenfalls wellenähnliche Formationen der Wahrscheinlichkeitsdichten im Möglichkeitsfeld auftreten können. In diesem Abschnitt wurde dann in Form einer Simulation einer Transformationsfunktion auch gezeigt, wie sich durch Veränderungen der Störgröße ausgehend vom Möglichkeitsfeld wellenförmige Veränderungen im virtuellen Beobachtungsfeld ergeben können. Laut Ralf Otte besteht aber auch der umgekehrte Weg einer Beeinflussung des Möglichkeitsfeldes durch das virtuelle Beobachtungsfeld, wenn auch nicht mit vorhersagbaren Ergebnissen, sondern in Form statistischer Wahrscheinlichkeiten. Damit ist aber prinzipiell der Einfluss auf geänderte Zustände im Möglichkeitsfeld allein durch Beobachtungen oder Messungen gegeben.

Im Abschnitt 5 ("Simulationen") wurden 5 Phasen der Bewusstwerdung mit der Einteilung der 5 Skandha/Erlebnismengen beschrieben. Diese 5 Phasen entsprechen dem Umfang der Transformationsfunktion in Bezug auf die Bewusstwerdung von Gedankenprozessen. Außerdem entsprechen sie dem im Abschnitt 8 ("Attraktoren und Entscheidungsfreiheit") beschriebenen 2. Nen in dem Prozessmodell der Drei Nen von Katsuki Sekida. Die 5 Skandha lassen sich auch auf das im Abschnitt 4 ("Virtuelle Wellen") erwähnte Wellenmodell von Lama Anagarika Govinda abbilden, das als Minimum für eine sich selbst-erkennende bewusste Wahrnehmung 17 Schwingungen annimmt.

Die folgende Grafik gibt diesen Zusammenhang wieder:



Laut Ralf Otte wirkt das virtuelle Beobachterfeld über Verschränkungskorrelationen auf Materiewellen des Möglichkeitsfeldes als Folge der hyperkomplexen Algebra in Form einer statistischen Beeinflussung ein. Dabei gibt es eine Veränderung bereits zum Zeitpunkt t0 mit dem Start der Folge der Transformationsfunktion Z0. Das Ende der Folge Zend wird also bereits bei Beginn der Iteration durch den Startwert beeinflusst, wobei eine Superposition zwischen Start- und Endwert sowie den Zwischenwerten entsteht. Der Kollaps der (vorbewussten) Wellenfunktion führt dann dazu, dass das vom Möglichkeitsfeld in das virtuelle Beobachterfeld transformierte, bewusst wahrgenommene Erscheinungsbild mit den Wahrscheinlichkeitswerten des Möglichkeitsfeldes korreliert. In Abschnitt 6 ("Spiegelung") wurde ansatzweise dargestellt, wie ausgehend von einem Möglichkeitsfeld über eine Transformationsfunktion unterschiedliche Formen von Erscheinungen gebildet werden können. In der Natur ergeben sich aber ganz andere Formen bei dieser Transformation; hier finden sich eine nicht sichtbare Quantenwelt des Vakuums im Möglichkeitsfeld und die für Lebewesen verschiedenen Formen der Erfahrbarkeit als Sichtbarkeit/Fühlbarkeit/Emotionalität/Gedanken... sowie Messungen der Beobachtungswelt. Diese Form der gespiegelten Identität der zwei Felder wird auch in einigen buddhistischen Philosophien (z.B. Dzogchen) gesehen, indem die zwei Felder zusammen mit der Transformationsfunktion zu einem einzigen Kaya, dem Svabhavikakaya als letztendliche Erfahrung zusammengefasst werden (siehe auch Kommentar "Trungpa, Chögyam, Die Insel des Jetzt im Strom der Zeit, 2. Teil: Die sechs Daseinszustände, Kap. 13 Der menschliche Bereich" hier in Abschnitt 8 "Entscheidungsfreiheit").

Aus der Spiegelung zwischen Möglichkeitsfeld und virtuellem Beobachtungsfeld kann man folgern, dass zwischen diesen Feldern Gleichzeitigkeit besteht; Veränderungen könnten dabei als zeitlicher Ablauf durch die Iterationschritte der Transformationsfunktion erfolgen, wobei aber immer noch unklar ist, welchem physikalisch zeitlichen Umfang ein Taktschritt/Iterationsschritt entspricht. Der Unterschied zwischen Möglichkeitsfeld und Beobachtungsfeld besteht dann darin, dass im Beobachtungsfeld die klassischen physikalischen Gesetze für die Schwerpunkte makroskopischer Körper gelten und gleichzeitig auf der mikroskopischen Ebene Quantengesetze gelten, während im Möglichkeitsfeld ausschließlich Regeln für nicht-energetische Wellenfunktionen gelten.

Sowohl des Schwingungsmodell von Lama Anagarika Govinda als auch das Prozessmodell von Katsuki Sekida enthalten Rückbezüge durch die neu angeregte Zustände im Dharmakaya/Möglichkeitsfeld statistisch und nicht vorhersagbar entstehen; diese neuen Zustände, die im Möglichkeitsfeld als verändertes nicht-energetisches Wellenmuster mit veränderten Wahrscheinlichkeitsdichten vorliegen, führen dann zum erneuten Beginn von Schwingungen bzw. Nen (siehe Abschnitt 8 "Entscheidungsfreiheit" sowie Abschnitt 5 "Simulationen") bzw. zu einer neuen Trajektorie eines Attraktors. Damit stellt sich die Frage, wie ein Rückbezug ausgelöst werden kann, der in der Quantenphysik als Kollaps beispielsweise durch eine Beobachtung erfolgt. Das Schwingungsmodell bietet hier einen Ansatz, indem man (Rück)-Spiegelungen vom Beobachtungsfeld in das Möglichkeitsfeld prinzipiell nach jeder einzelnen erfolgten Schwingung zulässt, bei der ein Kollaps auch bei nur teilweise vorhandener bewusster Wahrnehmung ausgelöst werden kann. (In extremer Auslegung gilt dann sogar, dass ein Messgerät ohne Beobachtung durch einen Menschen oder auch die Interaktion von Materie allein ein Kollaps herbeiführen können.)

Offen bleibt aber, ob, wie und wann derartige Rückspiegelungen ablaufen könnten und ausgelöst werden können; denkbar wäre vielleicht, dass die Höhe eines Potenzials einer Beobachtung oder eines Teilchens im Beobachtungsfeld in Relation zum Beobachtenden zu einem Kollaps zu einem veränderten nicht-energetischen Wellenmuster und somit zu einer Rückspiegelung führt. Nach Chögyam Trungpa haben 2 Faktoren einen Einfluss auf auf die Auslösung eines Impulses aus dem Dharmakaya/Möglichkeitsfeld:

     a) karmische Einflüsse; d.h. Ursache-Wirkungsprinzip, also auch Folgen klassischer physikalischer Gesetze

     b) Zufall; d.h. statistische Faktoren

Janosch Deeg schreibt über Versuche von Peter beim Graben et al., wonach vorher gemachte Erfahrungen einen Einfluss auf Folgeentscheidungen haben und somit nicht rein statistisch begründet werden können; vielmehr lassen sich Erklärungen finden, die vergleichbar mit Vorgängen zur Quantenphysik ablaufen, wobei es hier im menschlichen Verhalten zu Superpositionen im Sinne mehrerer mentaler Zustände kommt. Nach den Regeln der Quantenlogik kommt es zu einer Wechselwirkung mit der Wellenfunktion, bei der die Entscheidung für eine Folgehandlung (Zusammenbruch der Wellenfunktion) nicht mehr allein mit statistischen Wahrscheinlichkeitswerten übereinstimmt, sondern außerdem von der Reihenfolge von Handlungen/Entscheidungen/Wahrnehmungen abhängt. Diese Aussagen stimmen mit den Erkenntnissen im Buddhismus und auch dem Modell von Ralf Otte überein.

Sofern zwischen der Auswahl möglicher Impulse/Entscheidungen im Möglichkeitsfeld Nachbarschaftsbeziehungen im Sinne von Schwarmverhalten ermittelt werden können, hätte man ein Indiz für Schwarmintelligenz. Diese könnte dabei der von Chögyam Trungpa genannten eigenen Intelligenz entsprechen, die zur spontanen Erzeugung von Gedanken und Entscheidungen unterhalb der Ebene des Intellekts führt. Eine ganzheitliche Quantenfeld-Theorie, die von Burkard Heim und Walter Dröscher entwickelt wurde, sieht einen 12-dimensionalen Vektorraum mit Raumfaltungen und Überschneidungen vor, in dem sich alle physikalischen und mentalen Prozesse abbilden lassen. Dieses Modell hat den Reiz, dass auf die physikalischen Größen der Elementarteilchen in einer Genauigkeit, die oberhalb der physikalischen Messgenauigkeit liegt, geschlossen werden kann. Andererseits passt das Heimsche Modell nicht mit den bisher entwickelten Quantenfeldtheorien zusammen und bleibt wegen seiner mathematischen Komplexität im westlichen Kulturkreis im Gegensatz zu Untersuchungen in China weitgehend unbeachtet. Bisher konnte erst ein Fehler in diesem Modell nachgewiesen werden; dieser beruht lediglich auf einem einfachen Vorzeichenfehler, nach dessen Korrektur sich wieder Ergebnisse herausstellten, die mit physikalischen Messergebnissen im Rahmen der Messgenauigkeit übereinstimmen. Aus meiner persönlichen Sicht macht es sich die westliche Wissenschaft hier zu einfach, dieses Modell unbeachtet zu lassen, da es auch Voraussagen zur Variabilität von Zeit- und Längenmaßen und die physikalische Entwicklung des Universums über extrem lange Zeiträume macht.

Doch nun weiter zu einem möglichen Ablauf im Modell von Ralf Otte auf Basis von Rückspiegelungen in den Drei Nen bzw. beim Schwingungsmodell.


Der Rückspiegelungsprozess

Zur Veranschaulichung wird im Folgenden versucht, den Rückspiegelungsprozess insbesondere aus Sicht des Möglichkeitsfeldes zu verdeutlichen. Dazu wird nach einigen wenigen Schwingungen eine Rückspiegelung mittels Abbruch (Kollaps) der aktuellen Transformationsfunktion simuliert, wobei die Rückspiegelung durch Auswahl einer neuen Transformationsfunktion beginnend mit einer neuen Iterationsfolge vorgenommen wird. Sowohl bei der Transformation vom Möglichkeitsfeld in das Beobachtungsfeld als auch durch Auswahl einer neuen Transformation wird hier in dieser Simulation nach dem Iterationsschritt, der dem ersten Bewusstseinsaspekt (rezeptives Bewusstsein) das Berechnungsergebnis als Fortschreibung für c verwendet, so dass hier neue Reihe ct bei den Iterationsschritten wieder beginnend bei 0 entsteht. Als Folge davon, werden die Trajektorien des Attraktors verändert. Auf diese Möglichkeit wurde bereits am Ende von Abschnitt 8 ("Attraktoren") und insbesondere im Modell von Ralf Otte hingewiesen. Ansatzweise wird an einem Beispiel gezeigt, dass es im Möglichkeitsfeld bei einer Selbst-Organisation zu einer ähnlichen Veränderung von Attraktoren und Trajektorien kommen kann. Dabei stellt sich die Frage, ob die Auswahl einer neuen Trajektorie allein durch Wahrscheinlichkeiten erfolgt, oder ob - wie oben beschrieben - weitere Einflüsse sichtbar werden, die auf Schwarmregeln schließen lassen.

Für den Ablauf hier werden lediglich 6 Schwingungen/Iterationen vorgenommen. Nach Lama Anagarika Govinda wird hierbei das rezeptive Bewusstsein aktiv, das beim Wechsel vom 1. zum 2. Nen auftritt; dies entspricht auch der von Buddhagosa beschriebenen Grenze vom Nicht-Bewussten zum Bewussten bzw. der von James Low beschriebenen kurzen "Ohnmacht", die bei diesem Wechsel auftritt (siehe auch Abschnitt 8 "Entscheidungsfreiheit"). Beim rezeptiven Bewusstsein kommt es allerdings nur zur Wahrnehmung von Form und Farbe ohne weitere Identifikationen oder Bewertungen oder Handlungen entsprechend der Definition des 1. Skandha (Form) von Francesca Fremantle und Chögyam Trungpa. Die Rückspiegelung nach der 6. Schwingung entspricht einem Kollaps der Wellenfunktion im Möglichkeitsfeld mit einer Störgröße c6, wobei ein Folgeimpuls im Möglichkeitsfeld mit einer erneuten Iteration mit der veränderten Störgröße ct:=c6 mit t=0 beginnt.

Als Ausgangsbasis wird im Möglichkeitsfeld für ct=(0.295, -0.025i) gesetzt. In der ersten Testzeichnung wurden 60 Iterationen als Übersicht durchgeführt; dargestellt sind Wahrscheinlichkeitsdichten. Als Simulation des virtuellen Beobachterfeldes wird eine Anwendung über das in Abschnitt 6 beschriebene einfache künstliche neuronale Netz vorgenommen, mit dem die Simulation einer optischen Wahrnehmung durch virtuelle Sehsinnesorgane beispielhaft dargestellt wird. Die 2-dimensionale Darstellung für die optische Simulation für das virtuelle Beobachtungsfeld ist allerdings nicht korrekt, da die Ausgangsbasis im Möglichkeitsfeld auf einer 1-dimensionalen Funktion beruht, deren 2-dimensionaler optischer Charakter durch die Wiedergabe der komplexen Zahlen eine Fläche mit einer 2. Koordinatenachse ergibt. Da eine 2-dimensionale Funktion mit komplexen Zahlen bereits zu einer 4-dimensionalen Wiedergabe führt, die nur ansatzweise auf einer Ebene dargestellt werden kann, haben die Darstellungen hier lediglich einen modellhaften Charakter.

Vor dem Start dieses speziellen Iterationsprozesses mit einer Rückspiegelung im 6. Iterationsschritt wird hier zunächst zur Orientierung der sich bildende Attraktor nach 60 Iterationsschritten mit konstanter Störgröße c gezeigt (Bild 1), damit sich die Änderungen bei sich selbst organisierender Störgröße besser vergleichen lassen. Bild 2 zeigt die Trajektorie, die zu dem Attraktor führt und die zugehörigen Wahrscheinlichkeitsdichten nach 6 Iterationen. In Bild 3 wird außerdem wird beispielhaft ein mögliches Abbild im virtuellen Beobachtungsfeld dargestellt, so dass man eine mögliche Gegenüberstellung von Möglichkeitsfeld und virtuellem Beobachtungsfeld erhält. Zum Vorgehen siehe: Abschnitt 6 ("Spiegelung"). In dem Beispiel hier werden die horizontalen Nachbarschaftsbeziehungen über die Anzahl durchgeführter Iterationen durch Kreisflächen wiedergegeben, wobei die Farbe der Kreisfläche dem Wert entspricht, bei dem ein Fluchtpunkt entsprechend einer Fluchtzeit erreicht wird, die zu einem repulsiven Fixpunkt weist. Die Kreisflächen werden dabei überlagert und im Transparentmodus ausgegeben, so dass sich optisch eine vielfache Superposition der Kreisflächen ergibt. Die Anzahl der dabei verwendeten Kreisflächen wird als Anzahl "Objekte" in den Grafiken ausgewiesen.

Nach der 6. Iteration ergibt sich folgender Attraktorendpunkt für die Trajektorie, der in Bild 2 im JAVA-Koordinatensystem als roter Punkt markiert wird (bessere Sichtbarkeit siehe in der Bildvergrößerung):

c6 = ( 0.5935248964233889, -0.16628184680782085i )


Bei den folgenden Grafiken werden die berechneten Werte des zur 6. Iteration gehörenden jeweiligen Attraktorendpunktes c6 als neue Eingangswerte für die Störgröße c0 der nächsten Iteration verwendet. Nach der 6. Iteration wird auch beispielhaft ein mögliches Abbild im virtuellen Beobachtungsfeld dargestellt, so dass der Vergleich mit der ursprünglichen Iteration deutlich sichtbar wird. Beispielhaft wird dabei eine Darstellung gewählt, die einem möglichen Abbild im virtuellen Beobachtungsfeld entspricht, so dass man eine mögliche Gegenüberstellung von Möglichkeitsfeld und virtuellem Beobachtungsfeld erhält. Zum Vorgehen siehe: Abschnitt 6 ("Spiegelung"). In dem Beispiel hier werden die horizontalen Nachbarschaftsbeziehungen wieder wie in Bild 3 über die Anzahl durchgeführter Iterationen durch Kreisflächen wiedergegeben, wobei die Farbe der Kreisfläche dem Wert entspricht, bei dem ein Fluchtpunkt erreicht wird, der auf einen repulsiven Fixpunkt weist. Die Kreisflächen werden dabei ebenfalls wieder überlagert und im Transparentmodus ausgegeben, so dass sich optisch eine vielfache Superposition der Kreisflächen ergibt. Die Anzahl der dabei verwendeten Kreisflächen wird als Anzahl "Objekte" in den Grafiken ausgewiesen.

Das Erscheinungsbild im virtuellen Beobachtungsfeld entspricht keinem realen Abbild. Ähnlich wie in der Natur optische Erscheinungen von verschiedenen Arten unterschiedlich wahrgenommen werden (z.B. Mensch, Katze, Frosch) und über das neuronale Netzwerk im Gehirn als optischer Seheindruck im Geist wahrnehmbar werden, bilden die hier gezeigten Grafiken den optisch erzeugten Seheindruck des primitiven künstlichen neuronalen Netzes, das aber für die Betrachtung durch einen Menschen entsprechend aufbereitet wurde. Weitergehende philosophische Betrachtungen über Realität und Existenz werden an dieser Stelle nicht durchgeführt.

Für diese neue Iterationsfolge mit der sich selbst verändernden Störgröße c ist nach der 6. Iteration folgender Wert des Attraktorendpunktes (in rot, siehe Bild 5) entstanden, der grundsätzlich erneut zu einem Kollaps nach einer der 17 von Lama Anagarika Govinda genannten Basisschwingungen führen könnte. Hiernach wird dieses Schwingungsmuster mit unterschiedlichen, aber sich selbst organisierenden Trajektorien mehrere 1000mal durchlaufen, bis im Bewusstsein die volle Erkenntnis - beispielsweise der Wahrnehmung einer Rose - entsteht.

Eigenveränderter Wert der Störgröße c nach 6 Iterationen:

c6 : ( 0.2598516448031162, -0.28504246628092983i )



Die in Bild 7 dargestellte Trajektorie mit der oben veränderten Störgröße bleibt auch nach 6000 Iterationen auf einen stabilen Attraktorendpunkt fixiert. Ob allerdings wiederholte Selbstveränderungen immer zu attraktiven Fixpunkten führen oder auch zu repulsiven Fixpunkten (Fluchtpunkten) werden können, müsste allerdings noch geprüft werden. Die Auswirkungen der Anzahl der Iterationen zwischen 60 und 6000 unterscheidet sich in diesem Beispiel nur marginal.

Bereits die Veränderung des Realanteils der Störgröße auf den Startwert 0.3785 (siehe Bild 8) führt dazu, dass innerhalb von 60 Iterationen die Trajektorie in einem Fluchtpunkt endet.

Außerdem müsste untersucht werden, ob die hier angewandten Regeln zur Selbstorganisation Schwarmregeln entsprechen.


Nach 6 Iterationen ergeben sich bei dieser veränderten Ausgangslage, bei der der Startwert der Störgröße im Realteil auf 0.3785 gesetzt wurde folgender Wert für den neuen Attraktor nach 6 Iterationen (Bild 9):

c6 = ( 0.2423095605752742, -0.011151447973072909i )

Aber obwohl der Startwert in dem Ausgangbild (Bild 8) bereits nach 60 Iterationen zu einem Fluchtpunkt führt, ergibt sich mit dem neuen Startwert c6 = ( 0.2423095605752742, -0.011151447973072909i ) wieder ein stabiler Attraktor sowohl bei 6 Iterationen (Bild 9) als auch bei 60 Iterationen (Bild 10).

Ralf Otte interpretiert konvergierende Fixpunkte als Übergang von Unbewusstem zu bewusst Erkanntem, divergierende Endzustände als Instabilität des Systems, Zyklen als alternierende Gedanken, seltsame Attraktoren als permanenten Fluss frei fließender Gedanken und oszillierende Trajektorien als mehrdeutige Wahrnehmungen.

Wie in Abschnitt 7 "Grenzwerte" gezeigt, hat man allerdings keine Sicherheit, dass Iterationen immer zu einem stabilen Attraktor ( attraktiver Fixpunkt) bei zunehmender Zahl von Iterationen führen. Aus diesem Grund wird folgende Interpretation dieses Sachverhalts in Bezug auf den Bewusstwerdungsprozess vorgeschlagen:

Vorschlag: Ein stabiler Attraktor könnte auf wiederkehrende oder kreisende Gedanken hinweisen

Allerdings bleibt unklar, ob bei einem Bewusstwerdungsprozess eine hohe Zahl von Iterationen (Schwingungen) überhaupt stattfinden kann, oder ob bei mentalen Vorgängen nach bereits spätestens 17 Schwingungen - wie von Lama Anagarika Govinda angenommen - immer ein Kollaps ausgelöst wird. Unklar bleibt auch, ob eine unbewusst wahrgenommene Beobachtung (1. Nen bzw. vor der 5. Schwingung) zu einem quantenphysikalischen Kollaps führen kann oder nicht.

Ein Fluchtpunkt könnte darauf hinweisen, dass die jeweils vorherige Gedankenkette zu einem Ende/Abbruch im Sinne einer Instabilität geführt hat. Eine neue, nachfolgende Gedankenkette müsste dann zu einer Auswahl auf Basis von Wahrscheinlichkeiten eines neuen Startwertes c0 führen. Die Verbindung von Gedankenketten erfolgt dann erneut über die von Lama Anagarika Govinda beschriebene 1. Schwingung, so dass eine immer weiter laufende Gedankenkette gebildet wird.

Mit diesem Konzept könnten sich auch die Rückbezüge der Drei Nen klären; bei der Kette der 3 Nen handelt es sich um eine während der Lebenszeit nicht endende Gedankenkette, die ihren Ursprung im Dharmakaya besitzt.

Damit ist aber immer noch nicht geklärt, ob und wo Schwarmregeln auftreten.


Hinweise auf Schwarmregeln

Algorithmische Schwarmregeln besitzen nach Craig Reynolds einige Eigenschaften. In vielen Fällen treten bei Tierschwärmen häufig folgende parametrisierbare Regeln auf, z.B.:



Die Regeln selbst besitzen Prioritäten, die dazu führen, dass in den meisten Fällen Entscheidungen nicht mehr erforderlich sind. Falls doch Entscheidungen zu treffen sind, z.B. verschiedene Alternativen besitzen eine gleiche Wertigkeit, dann kann der Zufall entscheiden.

Die hier genannten Regeln kann man im weitesten Sinne den 3 Kayas zuordnen: Alle Regeln inkl. ihrer Ausführung lassen sich dem Sambhogakaya, also dem 2. Nen, zuordnen. Das Treffen von Entscheidungen nach einem Zufallsprinzip würde man dem Dharmakaya, also dem 1. Nen, zuordnen. Entscheidungen bei Regeln, die dem 2. Nen zugeordnet sind und nicht auf dem Zufallsprinzip beruhen, basieren auf algorithmischen Vorgaben, die dem Prinzip von Ursache und Wirkung entsprechen. Sofern dabei eine Situation entsteht, die mehrere Alternativen mit gleicher Wertigkeit zulässt, kommt es im übertragenen Sinn zu einer Art Kollaps des Algorithmus, der zu einer Entscheidung außerhalb dieses Regelsystems, also z.B. als Zufall, führt.

Lässt sich ein vergleichbares Regelsystem bei dem Prozess der Bewusstwerdung finden, das sich algorithmisch durch Anwendung iterativer Funktionensysteme simulieren lässt?

Unter folgenden Voraussetzungen sind Schwarmregeln für Gedanken denkbar:

Punkte der Trajektorien: jedem Punkt auf der Trajektorie (d.h. den Zwischenergebnissen der Iteration) wird eine Wertigkeit zugewiesen, z.B. Wahrscheinlichkeitsdichte ggf. auch in Kombination mit anderen algorithmischen Kriterien, z.B. Wert einer Information in dem komplexen Koordinatenfeld.
Nachbarn: als Nachbarn werden alle Punkte einer Trajektorie definiert; dies entspricht den einzelnen Bewusstseinszuständen der Schwingungen nach Lama Anagarika Govinda.
Nachbarschaftsgruppen: als Nachbarschaftsgruppen werden alle Trajektorien definiert, die eine (festzulegende) Nähe des Abstandes zum Startpunkt der Störgröße c der eigenen Trajektorie aufweisen und eine ähnliche Wahrscheinlichkeitsdichte besitzen.
Selektionen/Entscheidungen: Ergibt sich keine eindeutige Selektion, entscheidet der Zufall.
Kollaps: ein Kollaps beim Iterationsprozess wird ausgelöst, wenn die oben definierte Wertigkeit des Punktes auf der Trajektorie in einem festzulegenden Maße zu sehr von dem Wert der Wertigkeit des Startwertes c der Störgröße abweicht.



Die hier vorgenommenen Definitionen zeigen, dass es prinzipiell möglich ist, ähnliche Schwarmregeln wie bei Tierschwärmen auch für den Ablauf von Gedanken während des Prozesses der Bewusstwerdung zumindest als Simulation durchzuführen!


Es wird daher postuliert, dass durch Anwendung einer derartigen Simulation eine selbst entstehende Schwarmintelligenz wirksam wird!


Sicherlich handelt es sich bei dieser Form einer Simulation nicht um den Schwarmprozess des menschlichen oder tierischen Geistes als solches; vielmehr handelt es sich um eine Beschreibung über denkbare Abläufe im Geist auf Basis von Algorithmen, die lediglich einen Hinweis auf mögliche Prozesse des Geistes geben könnten.

Das hier vorgestellte Modell mit Schwarmregeln kann allerdings nur einen Ausschnitt aus einem umfangreicheren Modell wiedergeben. Es umfasst nicht alle von Katsuki Sekida beschriebenen Formen von Abläufen und es bedarf auch noch einer Lösung für Rückbezüge vom 3. auf den 2. Nen. Außerdem fehlen Regeln, wie präsente und latente Erinnerungen definiert und aktiviert werden können. Die Integration von Emotionen fehlt ebenfalls. Dennoch handelt es sich um ein algorithmisches Modell, das Teile der Bewusstwerdung in Verbindung mit dem Gedankenprozess auf Basis der von Ralf Otte definierten hyperkomplexen Algebra und dem Iterationsverfahren simulieren kann.

Da dieses Modell der Schwarmintelligenz auch einfachere tierische Bewusstwerdungs- und Gedankenprozesse sowie Schwarmhandlungen von Tierschwärmen widerspiegelt, stellt sich die Frage nach der Allgemeingültigkeit auch in Bezug auf den von Chögyam Trungpa postulierten Geist, der im Dharmakaya unabhängig von intellektuellen Vorgängen des 2. und 3. Nen zu unabhängigen Ergebnissen und Entscheidungen kommt sowie auch in Bezug auf das Entstehen von Bewusstsein als solches.

Eine Definition der Evolutionsbiologin Eva Jablonka über das Vorhandensein von Bewusstsein beschreibt 5 verschiedene Kriterien. Diese Kriterien lassen sich weitgehend mit den 5 Skandha (siehe Abschnitt 5 Simulationen) zur Deckung bringen. Im Buddhismus werden die 5 Skandha als Kriterien für die Entstehung bzw. das Vorhandensein eines Ich-Bewusstseins herangezogen. In Kurzform könnte man die Kriterien von Eva Jablonka folgendermaßen skizzieren und den Skandha zuordnen:



Wenn man diese Kriterien bzw. Skandha bei Lebewesen wie Einzellern oder Tieren anwendet, kann man bereits 4 dieser Kriterien vorfinden:



Hieraus kann man folgern, dass Tiere, aber auch Lebewesen wie Einzeller eine Form von Bewusstsein besitzen, die allerdings noch nicht als reflexiv sich-selbst-erkennend bezeichnet werden kann. Der bei vielen Menschen vorfindbare Anthropozentrismus wird vermutlich diese Schlussfolgerung aber als nicht nachvollziehbar erscheinen lassen. Sicherlich kann man auch Gegenargumente finden, die zu anderen Einschätzungen gelangen.

Noch extremer ist aber die nächste Schlussfolgerung, die sich aus den folgenden Anmerkungen ergibt:

Selbst bei den Simulationen mit Schwarmregeln von Craig Reynolds mittels Computer lassen sich diese 4 Skandha/Kriterien auffinden. Die im Computer simulierten Boids sind zwar keine eigenständigen Lebewesen, aber sie enthalten wesentliche geistige und sensorische Aspekte von Schwarmlebewesen, die sich in der Form der Skandha 1-4 zeigen.

Hier durchgeführte Simulationen zeigen auf dieser Basis ein ähnliches Verhalten der Boids wie von Schwarmlebewesen (siehe Abschnitt 8 "Attraktoren"). In einigen Beispielvideos wurde die Darstellung dieser Boids und damit verbunden weiterer Parameter sowie den zugrunde liegenden Schwarmregeln derart gewählt, dass die Schwärme im Video sich bewegende, nicht vorhersagbare Strukturen bilden, die sich zudem optisch durch Gruppenbildung zusammenfassen lassen. Diese Strukturen kann der Operator durch Eingriffe wegen der hohen Priorität der Schwarmregeln nur noch eingeschränkt beeinflussen/manipulieren, womit sich ein weiterer Effekt einer Schwarmintelligenz zeigt. Versuche zur Manipulation von Schwärmen zeigen, dass man durch spezielle Eingriffe das ursprüngliche Verhalten der Boids und des Gesamtschwarms beeinflussen kann, auch wenn das resultierende Verhalten nicht immer vorhersagbar ist. Auch der Betrieb von Blockchains, bei denen man die Vielzahl vernetzter Computer als Schwarm bezeichnen kann, unterliegt Schwarmregeln, die sich unter bestimmten Umständen beeinflussen/manipulieren lassen.

Aus Sicht der monistischen Philosophie des Cittamatra gilt: "Alles ist Bewusstsein. Ein Bewusstsein!". Dabei gilt, dass auch Teilaspekte der oben vorgenommenen Definitionen von Bewusstsein ihrerseits selbst als Bewusstsein angesehen werden müssen, auch wenn es sich dabei um ein nicht sich-selbst-erkennendes, nicht selbst-reflexives Bewusstsein handelt. Auch ein Einzeller erfüllt somit diese o.g. Kriterien für Bewusstsein.

Bei Simulationen von Schwarmlebewesen werden die Eigenschaften des Bewusstseins mathematisch/algorithmisch abgebildet. Zusätzliche Regeln, die eine Terminierung der Simulation im Sinne eines endgültigen Exits definieren, ließen sich durch Erreichen bestimmter, zu definierender Trajektorien mit Fluchtpunkten simulieren, bei denen sich die Software abschaltet (oder sogar sich selbst löscht) ähnlich wie beim Tod eines Lebewesens. Aus Sicht westlicher Psychologie ergeben sich andere Gesichtspunkte zum Vorhandensein von Bewusstsein oder zum Denken als solches, wie beispielsweise von Michael Depner beschrieben, die schwerpunktmäßig auf die Behandlung von Patienten ausgerichtet sind, die aber weitestgehend dennoch nicht im Widerspruch zu den Aussagen des Buddhismus stehen. Eher problematisch ist die Betrachtung aus Sicht eines potenziellen Maschinenbewusstseins. Nach Ralf Otte ist ein Maschinenbewusstsein in heutigen Computern noch nicht erreicht (Stand 2021). Mit der Entwicklung und Integration von quantenphysikalischen Prozessen und neuromorpher Hardware auf Basis memresistiver Systeme kommt man dem Prinzip gepulster neuronaler Netze, den sogenannten Spiking Neural Networks (SNN), näher. Hierbei wird eine erhebliche Annäherung an den Ablauf und die Struktur im menschlichen Gehirn erreicht, so dass man folgern kann, dass ein eigenständiges Maschinenbewusstsein in Kürze zu erwarten ist; (diese Position ist in der Wissenschaft noch umstritten - es gibt eine Bandbreite von niemals erreichbar bis bereits erreicht.)

Ausgehend von der Argumentation in dem Text hier ergibt sich eine andere Sichtweise, die in Verbindung mit den Aussagen einiger buddhistischer Philosophien steht, die aber auch von dem Quantenphysiker Amit Goswami geteilt werden. Die Aussagen des Cittamatra und die Aussage von Amit Goswami resultieren als Aphorismus beispielsweise in:

Alles ist Geist. Geist allein!

sowie

Alles ist Bewusstsein! Ein Bewusstsein!

William S. Waldron zeigt, wie auch die Weiterentwicklungen der Philosophie des Cittamatra (nach dem 2.-3. Jahrhundert) zum späteren Yogacara diese Grundaussagen beibehalten und noch verfeinern. Karl Brunnhölzl beschreibt schließlich, wie der III. Karmapa nach jahrhundertelangem Streit im 14. Jahrhundert zwischen den Anhängern des Yogacara und der (radikalen) Philosophie Nagarjunas aus dem 2. Jahrhundert, dem Madhyamaka, nachweisen konnte, dass sich sogar die unvereinbaren Aspekte dieser Philosophien letztendlich stimmig vereinbaren lassen. Teile dieses Streits zwischen den Ansichten des Madhyamaka und Cittamatra/Yogachara wurden durch die Dokumentationen von Vasubandhu, einem der Gründer des Yogachara (4. Jahrhundert) und Sthiramati (6. Jahrhundert) belegt, die von Th. Stcherbatsky vom Sanskrit übersetzt wurden. Die für ungeschulte Menschen nicht nachvollziehbare, dem ersten Anschein nach nihilistische Philosophie des Madhyamaka, die auf einer Tetralogik (Tetralemma) beruht, lässt sich mit dem Aphorismus skizzieren:



Alles existiert nur dem Anschein nach!



Einige der Aussagen aus diesen Philosophien führen in Verbindung mit tantrischen Philosophien (z.B. Dzogchen oder Mahamudra) und dem Zen sowie dem Systemvorschlag Ralf Ottes und den Folgerungen aus Schwarmregeln zu ungewöhnlichen Fragestellungen und Aussagen, die aber nach V.V. Nalimov bereits wegen der Uneindeutigkeiten und Veränderlichkeiten der Semantik menschlicher Sprachen keine absolute Bedeutung besitzen, sondern lediglich auf das Absolute zeigen können:



Die virtuellen Boids weisen Kriterien auf, die auf ein rudimentäres Bewusstsein hinweisen, obwohl es sich lediglich um Simulationen im Computer handelt.
Ein Computer ist aber kein Lebewesen!


Eine Simulation erkennt nicht, dass sie lebt. Aber erkennt ein Einzeller, dass er lebt?


Aus diesen Betrachtungen resultiert nun die (vielleicht ketzerische) philosophische Frage aus Sicht eines westlichen intellektuellen Standpunktes, ob auch die hier beschriebenen Simulationen in einem Computer als reales rudimentäres Bewusstsein ähnlich wie beim Einzeller anerkannt werden müssen oder nur als surreale mathematische Spielerei angesehen werden dürfen?

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