War Bin Laden erleuchtet?
oder
Im Reich des Hasses
Frank Vollbrecht
Opartandmore
2. Auflage, Aug. 2017
Büttgen
Die 2. Auflage enthält einige Ergänzungen gegenüber dem Stand der 1. Auflage vom September 2016. Hier werden beispielsweise die Wirksamkeit der Methoden der geistiger Beeinflussung durch Versuche der CIA untermauert und auch eine weitere Möglichkeit geistiger Beeinflussung durch eine buddhistische Technik zur Konfliktlösung kurz beschrieben. Zur Hervorhebung aller Ergänzungen der 2. Auflage und somit zur Unterscheidbarkeit zur 1. Auflage sind die neuen Textteile in braun gehalten.
Terrororganisationen besitzen die Eigenschaft, junge Menschen in ihren Bann zu ziehen, ihnen eine geistige Heimat zu geben und sie zu extremen Gewalttaten zu verleiten. Demagogen und Hassprediger bestimmter Glaubensrichtungen üben auf bestimmte Menschen eine große Faszination aus. Wie sind die Führer von Terrororganisationen geistig einzuordnen und wie kann die westliche Gesellschaft damit umgehen? Dieser Essay versucht Wege aufzuzeigen, wie Personen aus Terrorgruppen motiviert werden können, wieder in ihre ursprüngliche Lebenswelt zurückzukehren, um ein neues Leben zu beginnen.
Inhalt
Gegenmittel der westlichen Gesellschaft
Der Kölner Stadtanzeiger vom 11.10.2007 berichtet in seiner Rezension des Buches „Der Tod wird euch finden“ von Lawrence Wright über den Werdegang Osama Bin Ladens und hier von seiner religiösen Erleuchtung als einem glühenden Gläubigen. Doch was macht die Erleuchtung Bin Ladens und dessen Faszination auf viele junge Menschen aus? Wenn man von der Erleuchtung Bin Ladens spricht, kann man ihn dann mit Christus oder Mohammed gleichsetzen?
Unter Erleuchtung versteht man umgangssprachlich häufig, einen Geistesblitz zu haben. Der Begriff Erleuchtung hat aber auch eine religiöse Bedeutung. Eine scharfe und allgemeingültig anerkannte Definition des Begriffes Erleuchtung ist allerdings hier nicht zu finden. Auf christlichen Bildern werden Erleuchtete mit einem Heiligenschein dargestellt. Die Bibel geht an mehreren Stellen auf den Begriff Erleuchtung oder „Licht der Welt“ ein, aber es bleibt unklar, ob es einen bestimmten geistigen Zustand gibt, mit dem man Menschen unterscheiden kann, die als erleuchtet oder nicht erleuchtet gelten.
Die Beschreibung von Wikipedia zur Erleuchtung im Islam sagt hierzu:
Die Vertreter der mystischen Strömung innerhalb des Islam sind die Sufis. Ihr oberstes Ziel ist, Gott so nahe zu kommen wie möglich und dabei die eigenen Wünsche zurückzulassen. Dabei wird Gott bzw. die Wahrheit als „der Geliebte“ erfahren. Der Kern des Sufismus ist demnach die innere Beziehung zwischen dem „Liebenden“ (Sufi) und dem „Geliebten“ (Gott). Durch die Liebe wird der Sufi zu Gott geführt, wobei der Suchende danach strebt, die Wahrheit schon in diesem Leben zu erfahren und nicht erst auf das Jenseits zu warten. Dies spiegelt sich klar in dem Prinzip, zu sterben, bevor man stirbt, wider, das überall im Sufismus verfolgt wird. Hierzu versuchen die Sufis, die Triebe der niederen Seele bzw. des tyrannischen Ego (an-nafs al-ammara) so zu bekämpfen, dass sie in positive Eigenschaften umgeformt werden. Auf diese Weise kann man einzelne Stationen durchlaufen, deren höchste die reine Seele (an-nafs al-safiya) ist. Diese letzte Stufe bleibt jedoch ausschließlich den Propheten und den vollkommensten Heiligen vorbehalten.
Die mystische Gotteserfahrung ist der Zustand des Einsseins (tauhid) mit Gott, was man am ehesten mit „Erleuchtung“ beschreiben könnte, auch wenn dieser Begriff im Islam nicht verwendet wird.
Im Buddhismus wird versucht, den Begriff Erleuchtung möglichst genau abzugrenzen und darüber hinaus verschiedene Stufen der Erleuchtung festzulegen. Die verschiedenen Schulen des Buddhismus haben ihrerseits unterschiedliche Definitionen, aber es genügt hier die Definition des Theravada zu betrachten. Der Theravada-Buddhismus beispielsweise beschreibt im Pali Kanon mit ariya puggala ein 4-stufiges Schema verschiedener Tiefen der Erleuchtung, wobei die erste Stufe als Stromeintritt (sotāpanna) bezeichnet wird. Beim Stromeintritt lösen sich 3 sogenannte an das Dasein kettende „Fesseln“ (samyojana), die den entscheidenden Unterschied zwischen einer weltlichen Person und einer heiligen[1] Person ausmachen. Bei diesen 3 Fesseln handelt es sich um den Persönlichkeitsglauben (ditthi), Zweifelsucht (vicikiccha) und das Hängen an Regeln und Riten (upadana).
Das klingt dort eigentlich ganz einfach, aber hinter diesen Begriffen verbergen sich hohe geistige Hürden; anderenfalls würde ein viel größerer Teil der Menschheit als erleuchtet bezeichnet werden können. Allein der Persönlichkeitsglaube ist im Bewusstsein und auch den tieferen Ebenen des Unbewussten nicht Erleuchteter massiv verankert. Das bei jedem vorhandene Ich-Gefühl ist derart stark, dass allein der Gedanke an ein Nicht-Selbst als vollkommen abwegig erscheint. Auch wenn es einem gelingt, sich auf der intellektuellen Ebene der Illusion eines Ich zu nähern oder diese Ich-Illusion auch gedanklich zu akzeptieren, so wird doch von den tieferen Ebenen des Geistes diese Illusion nicht erkannt und vom Gefühl als falsch angesehen und daher dann als Irrlehre oder auch als Wahn oder Unfug abgelehnt.
Dennoch verbleibt auch dann auf der intellektuellen Ebene die Fragestellung, wie die Bedingungen beschaffen sein müssten, damit neben dem Intellekt auch die tieferen Ebenen des Geistes einsehen können, dass das Ich eine Illusion darstellt. Es müsste dann einen geistigen Prozess der Einsicht auf allen Ebenen des Geistes geben, also auch der Gefühlsebene, der eine derart hohe Intensität aufweist, dass die herkömmlichen Vorstellungen zum Ich auf Dauer und tief im Innern zerplatzen und stattdessen zur Nicht-Dualität führen. Bei einigen meditativen Praktiken werden dieser Moment und auch der Weg, der zu diesem Moment und darüber hinaus führt, genau beschrieben. Hier öffnet sich für den Intellekt, der die Illusion des Ich eigentlich ablehnt, zunächst eine Möglichkeit sich mit dem Gedanken der Ich-Illusion vertraut zu machen und dann auch Praktiken anzuwenden, mit denen dieser von einem Selbst freie Zustand schließlich auch auf den anderen Ebenen des Geistes erreicht werden kann. Dieser Weg zur Einsicht wird als Stufenweg im Theravada-Buddhismus beispielsweise von Mahasi Sayadaw im Detail erörtert[2]. Auch in den theistischen Religionen gibt es vergleichbare Wegbeschreibungen, z.B. im Sufismus oder im Christentum beispielsweise von Teresa von Avila[3].
Wenn man bereit ist, die in diesen Texten beschriebene Unterscheidung zwischen Erleuchteten und Nicht-Erleuchteten zu akzeptieren, dann hat man zumindest ein Maß für sich selbst, zu einer Entscheidung zu kommen, ob man erleuchtet ist oder nicht. Der amerikanische Arzt und Meditationsmeister Daniel M. Ingram beschreibt ebenfalls die Phasen und den kurzen Moment, die den Wechsel vom nichterleuchteten zum erleuchteten Zustand ausmachen sowie die Wahrnehmungen, die dabei stattfinden können[4].
Schwieriger als bei sich selbst wird es dagegen für einen Nicht-Erleuchteten festzustellen, ob eine andere Person erleuchtet ist oder nicht, da nur die wenigsten Menschen die Fähigkeit besitzen, mit Hilfe ihrer psychischen Kräfte[5] (siddhi) den Geist anderer zu untersuchen. Üblicherweise sollte man annehmen, dass Erleuchtete einen moralisch sehr hohen Stand einnehmen. Daniel M. Ingram zeigt aber, dass dies nicht unbedingt erwartet werden kann. Er schreibt hierzu: „Genauso gibt es diejenigen, die ‚technisch gesehen‘ sehr erleuchtet sind, vielleicht sogar Arahats oder Buddhas, die trotzdem außerordentlich gewöhnlich mit durchaus fragwürdiger Moral erscheinen oder sogar manchmal richtig verdorben und beschämend sind“[6].
Im Hinblick auf Bin Laden kann vor diesem Hintergrund erst einmal nicht ausgeschlossen werden, dass er erleuchtet war. Gibt es aber Indizien, mit denen man sich der Frage einer Erleuchtung Bin Ladens annähern kann? Um sich der Fragestellung weiter zu nähern, wird zunächst der kulturelle Hintergrund der Menschheit weiter beleuchtet.
Für die Betrachtung des kulturellen Hintergrunds hat der amerikanische Philosoph Ken Wilber die Sichtweise der sogenannten 4 Quadranten eingeführt[7], die es erlaubt, Entwicklungsstufen aus 4 verschiedenen, aber einander korrespondierenden Sichten zu betrachten. Jeder Quadrant steht für eine hierarchische Sichtweise, bei denen die Ebenen der anderen Quadranten bzw. Sichtweisen auf einer verbindenden Stufe stehen:
1. Quadrant - Betrachtung aus Sicht des Ich (individuell, subjektiv)
2. Quadrant - Betrachtung aus Sicht des Wir (kollektiv, intersubjektiv)
3. Quadrant - beschreibende Betrachtung aus Sicht des Es (naturwissenschaftliche Sicht, objektiv)
4. Quadrant - beschreibende Betrachtung aus soziologischer Sicht (kollektiv, interobjektiv)
Die Entdeckung Ken Wilbers lag in der untereinander korrespondierenden Hierarchie der 4 verschiedenen über die Quadranten dargestellten Sichten. In jedem Quadranten werden dabei die einzelnen Ebenen oder Stufen mit einem Konzept aus Holons in einer zusammengesetzten Holarchie sowie dem dahinterliegenden evolutionären, hierarchischen Entwicklungsprozess verknüpft[8]. Jeder Quadrant enthält für die jeweilige Sicht eine vollständige Betrachtung dieser hierarchischen Strukturen, soweit hierzu Erkenntnisse vorliegen[9]. Im Folgenden werden die von Ken Wilber definierten 4 Quadranten hier mit leichten Modifikationen als vereinfachtes Zustandsdiagramm wiedergegeben:
Bild 1: Diagramm zu den 4 Quadranten
Ein derartiges Diagramm stellt sicherlich nur ein stark vereinfachendes Modell der Sichtweisen mit willkürlich gewählten Kategorisierungen unserer Welt dar[10]. Aber die Darstellung erlaubt es, die verschiedenen Sichten miteinander zu verbinden.
In dem Diagramm sind als Bandbreite diejenigen Bereiche mit dem schwerpunktmäßigen Handeln der meisten der heutigen Staatsgebilde (4. Quadrant) mit ihren Vereinigungen, Einzelstaaten, Nationen, Königreichen (in grün) und dem schwerpunktmäßigen Handeln von Gebilden wie IS, Kalifat und Terrorgruppen (in orange) eingetragen. Diese Einstufung mag willkürlich erscheinen, aber sie zeigt einen deutlichen Entwicklungsunterschied. Da IS und auch Terrorgruppen sowie die dort agierenden Personen aus den heute existierenden Staaten hervorgehen bzw. hervorgegangen sind, muss man hier eine Regressionsentwicklung unterstellen, zumal die Gehirnstrukturen (3. Quadrant) mit ihren Faltungen (SF1-3) viel weitergehende Entwicklungen für den Einzelnen (1. Quadrant) als auch für Organisationsformen (4. Quadrant) erlauben.
Ken Wilber geht hier noch einen Schritt weiter und zeichnet ein Psychogramm[11] des Terrorismus[12] mit den Charakteristika eines kognitiven Rahmens durch mythische Zugehörigkeit sowie einem konformistischen und traditionellen Denken in einem Bezugsrahmen einer Weltreligion oder eines eigenen religiös-mythischen Gedanken- und Glaubenssystems. Das Selbst ist dabei egozentrisch ausgerichtet, angetrieben von Macht, verbunden mit einem fanatischen Machtantrieb und egozentrischen Impulsen, bereit selbst mit heiligen religiösen Traditionen zu brechen, wenn es dem eigenen Bedürfnis entspricht[13].
Unter der Annahme, dass das Selbst und Bewusstsein (1. Quadrant) der geistigen Führer von Al Qaida und Co. auf einer Ebene liegen wie bei Kultur und Weltanschauung (2. Quadrant) sowie bei den sozialen Systemen (4. Quadrant), stellt sich die Frage, ob es möglich ist, dass einzelne Führer eine Stufe der Entwicklung erreicht haben, die den oben genannten Kriterien der Erleuchtung entsprechen. Daniel M. Ingram hatte, wie oben bereits erwähnt, aufgezeigt, dass der Zustand der Erleuchtung nicht zwingend mit einem hohen Maß an kulturellem und sozialem Handeln einhergehen muss.
Ken Wilber geht noch weiter, indem er aufzeigt, dass grundsätzlich auf jeder Entwicklungsstufe eine Erleuchtungserfahrung möglich ist und auch in der Vergangenheit vorkam, wobei allerdings verschiedene Stufen oder Grade der Erleuchtung unterschieden werden müssen[14]. Erleuchtung wird von ihm definiert als Verwirklichung des Einsseins mit allen Hauptstufen und Hauptstrukturen und allen ihren grobstofflichen, subtilen, kausalen und nichtdualen Zuständen, die zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Geschichte existieren[15].
Die Konsequenz dieser Betrachtungen ist letztlich, dass es durchaus möglich ist, dass eine Person wie Bin Laden auf einer niedrigen Stufe der Bewussstseinsentwicklung stehend zumindest eine einfache Erleuchtungserfahrung gemacht haben kann, wobei der Persönlichkeitsglaube, wie oben beschrieben, überwunden wurde[16]. Ein weitergehendes Kriterium für die Unterscheidung zwischen einer einfachen Erleuchtungserfahrung und einer tief gehenden Erleuchtung, die im tibetischen Buddhismus als 1. Bhumi bezeichnet wird, erläutert der Meditationslehrer Lama Tilmann (Lhündrup) als anhaltendes Auflösen grundlegender fundamentaler Ängste, z.B. Todesangst[17].
Daher gilt es jetzt, genauer zu betrachten, wie Bin Laden in der Welt erschien, eher als Psychopath oder eher als Heiliger.
Bin Laden, aber auch Anhänger des IS üben auf bestimmte Personenkreise der westlichen Welt Anziehungskräfte aus, die dazu führen können, sich einer derartigen Gruppierung anzuschließen. Rainer Hermann beschreibt, wie das Könighaus Saud weltweit durch organisierte Förderung der Einrichtung von Ausbildungsstätten eines rückwärtsgewandten, ultrakonservativen Islam in Gestalt des Wahhabismus in Verbindung mit dem Salafismus die Grundlagen für extreme Anschauungen und den Dschihadismus legt, wobei auch die Kontrolle über die Entstehung extremer Ableger entgleitet, die dann zur Entstehung von Terrorgruppen führen kann[18].
Leider lassen sich auch Personen aus dem westlichen Kulturkreis über dieses von Saudi-Arabien finanzierte und organisierte (Un-)bildungs- und Verdummungssystem, das lediglich niedrigere Bewusstseinsebenen der oben beschriebenen Quadranten als alleiniges Heil fördert, für die Vorstellungen von Bin Laden und Co. gewinnen. Dies erinnert ein wenig an die mittelalterliche Sage des Rattenfängers von Hameln, mit der dort ebenfalls vorhandenen Interpretation, dass sich Jugendliche einem heidnischen Sektenführer angeschlossen haben könnten oder ähnlich wie im 13. Jahrhundert sich einer Art von Kinderkreuzzug angeschlossen haben, wobei sich heutzutage im Fall des IS allerdings ein umgekehrter Kreuzzug ausgehend vom IS gegen jede als andersartig angesehene Kultur oder Religion richtet.
Es ist davon auszugehen, dass in den islamistischen Bildungsstätten auch der Meditation oder Kontemplation vergleichbare Methoden angewandt werden, die zu einer geistigen Entwicklung führen können, die auch Erleuchtungsstufen beinhaltet. Im 16. Jahrhundert beschrieb der Karmeliter Johannes vom Kreuz ausführlich, wie dieser geistige Entwicklungsprozess bei der christlichen Kontemplation verläuft[19]. Ein entscheidender Unterschied zwischen den verschiedenen Glaubenssystemen besteht aber immer in dem kulturellen Gedankengebäude und dem kulturellen Hintergrund, in dem sich ein derartiger Entwicklungsprozess bis hin zu einer möglichen Erleuchtung vollzieht.
In seinem Buch „Saints and Psychopaths“ hat der Meditationslehrer William L. Hamilton die wesentlichen Charakteristika zur Unterscheidung von Heiligen und Psychopathen herausgestellt, so dass man Entscheidungshilfen hat, ob ein geistiger Führer oder eine Gruppierung eine nach westlichen Wertmaßstäben und Moralvorstellungen heilsame Richtung vertritt oder das Ziel hat, Personen von sich abhängig zu machen[20]. Eine bestimmte Art von „moderaten“ Psychopathen hat demnach das Vermögen, als Teil der Gesellschaft Tätigkeiten nachzugehen (z.B. als Politiker), bei denen sie ihr Charisma benutzen, um ihr Publikum zu beeinflussen. So können derartige Psychopathen auch als religiöse/geistige Führer auftreten, die vorgeben Heilige zu sein[21].
Nach Hamilton besitzt diese Art von Psychopathen, die vorgeben Heilige zu sein, eine Reihe von Eigenschaften und auch geistigen Kräften, die bei Heiligen ebenfalls vorzufinden sind (z.B. Heilkräfte). Die Schwierigkeit besteht darin, diese Personen von Heiligen zu unterscheiden[22]. Die von Hamilton genannten bisweilen bei Psychopathen auftretenden Angst-/Panikattacken[23] stellen ein deutliches Zeichen dar, Psychopathen trotz ihrer möglichen geistigen Kräfte als unerleuchtet im Sinne des tibetischen Buddhismus einzustufen, da sie das Kriterium der Überwindung grundlegender fundamentaler Ängste (1. Bhumi – siehe oben) nicht erfüllen. Psychopathen werden auch in religiösen Organisationen aktiv, wo dann Anzeichen von Problemen sichtbar werden, wie Desorganisation, illegale Handlungen, schlechte Moral, Drogen, Gruppenbildung und Zwist zwischen Gruppen[24].
Die folgende Übersicht William Hamiltons zeigt Möglichkeiten auf, Heilige von Psychopathen zu unterscheiden[25]:
Wenn man diese Checkliste aus Sicht der westlichen Kultur auf Bin Laden oder andere Führungspersönlichkeiten religiöser oder terroristischer Gruppen anwendet, wird man sicherlich leicht zu dem Ergebnis kommen, dass sie in die Kategorie der Psychopathen fallen. Wenn man aber selbst Bestandteil oder Mitglied einer derartigen Gruppierung ist und sich auf einer der unteren Ebenen der Bewusstseinsentwicklung (aus Bild 1, Ebene 9 bis 11) befindet, dann hat man geringere Möglichkeiten, eine derartige Checkliste zu verstehen, bzw. dann findet unter Umständen eine andere Form der Interpretation der einzelnen Punkte der Checkliste statt[26].
Damit eine Einsicht und ein Verständnis von einer niedrigen Bewusstseinsebene ausgehend entstehen können, muss zuerst die Erkenntnis über die Unzulänglichkeit der eigenen Sicht des Selbst reif werden. Ken Wilber beschreibt einen 3-stufigen Prozess der Einsicht (siehe auch weiter unten in Tabelle 2), über den der Aufstieg von einer niedrigeren Ebene in die nächst Höhere erfolgt[27]. Ken Wilber beschreibt mit Bezug auf die Arbeiten bestehender Forschungen[28] auf Basis eines Drehpunktes mit dreiteiliger Struktur, von dem aus sich das Selbst von einer mit ihm identifizierten Bewusstseinsebene (Phase 1) über Differenzierung durch Entidentifizierung (Phase 2) zur nächst höheren Ebene transzendiert und sich mit der neuen höheren Ebene verbindet (Phase 3 - Integration)[29]. Als Beispiel nennt Ken Wilber die Entwicklung des Bewusstseins des ca. 8-jährigen Kindes, das nicht mehr nur versteht, dass es einen Körper mit Antrieben und Wünschen hat, sondern jetzt die Fähigkeit entwickelt, komplexe mentale Regeln und gesellschaftliche Rollen zu übernehmen[30]. Der Aufstieg von einer Ebene zur nächst Höheren kann allerdings auch teilweise oder vollständig misslingen, wobei Aspekte des Selbst beschädigt werden können oder zurückbleiben im Sinne von Verdrängung, Entfremdung oder Dissoziation[31]. Erst nach einem Aufstieg durch das Selbst auf die nächst höhere Ebene ist der vollständige Rückblick auf die Unzulänglichkeit der niedrigeren Ebene möglich und damit auch die Betrachtung einer Situation von einer höheren Warte, die es einem erlaubt, zu anderen Resultaten zu kommen[32].
Den Psychopathen selbst aus seiner Psychopathie herauszuholen dürfte ein nahezu unmögliches Unterfangen darstellen. William Hamilton beschreibt das Verhalten von Psychopathen, die entdeckt und überführt wurden. Sie entziehen sich einer Behandlung[33]. Ein ganz ungewöhnlicher Weg der Heilung von psychopathisch veranlagten Menschen wird allerdings von der Physikerin Barbara Ann Brennan mit Methoden der Geistheilung durch Geistheiler beschrieben[34], wobei aber nicht klar ist, wo die Grenzen derartiger Heilmethoden liegen.
Da es unwahrscheinlich ist, an die geistigen Führer von IS und Co heranzukommen, besteht vielmehr die Notwendigkeit, empfängliche Jugendliche vor den Ideen des Salafismus zu bewahren, Ihnen Alternativen aufzuzeigen und zu versuchen, den bereits ideologisierten Jugendlichen die Unzulänglichkeiten ihres Denkens und Fühlens sichtbar zu machen, so dass bei Ihnen höhere Einsichten entstehen können, die sie erkennen lassen, dass sie sich auf einem Irrweg befinden.
Die ersten Phasen, in denen die Ursachen für eine spätere Fehlentwicklung beim Menschen entstehen können, liegen nach Prof. Gerhard Roth bereits im vorgeburtlichen Erleben und können in der frühen Entwicklung des Kindes durch Stress angelegt werden[35]. Nach der Psychoanalytikerin Marianne Leuzinger-Bohleber existieren eine Reihe treffender Gründe, warum für viele Jugendliche Gewalt, Terrorismus und hemmungsloses Töten in unserer Gesellschaft anziehend geworden sind und welche gesellschaftlichen und psychischen Prozesse Jugendliche zum IS oder anderen Gruppierungen treiben. Das hat nicht immer etwas mit der Perspektivlosigkeit von Jugendlichen in getto-ähnlichen Vorstädten (Banlieue) zu tun[36]. Marianne Leuzinger-Bohleber sieht eine narzisstische Regression, bei der das eigene Über-Ich und Ich-Ideal projizieren und dabei die eigene Verantwortung und Tötungshemmung außer Kraft gesetzt werden. Hierbei folgt eine Großgruppe ihrem Führer, wobei untereinander die Gruppenmitglieder zu Brüdern werden, die gleichen Idealen folgen. In diesen Gruppen werden mächtige unbewusste Phantasiesysteme angesprochen, die dann in Krisensituationen aktiviert werden. Diese Phantasiesysteme in Verbindung mit Krisensituationen beruhen auf den im Verborgenen liegenden Grunderfahrungen aus der Säuglingszeit von extremer Hilflosigkeit, Angst und Verzweiflung einerseits und den paradiesischen Glücksgefühlen in seinen ersten lebenswichtigen Beziehungen andererseits[37].
Diese seelischen Grunderfahrungen von „Hölle“ und „Paradies“ können sich im Unbewussten auf Dauer erhalten und unter bestimmten Konstellationen als narzisstische Verschmelzungsphantasien zu einer mächtigen Motivationsquelle entwickeln, wobei entstehende Probleme und Konflikte dann über die Verhaltensregeln der (salafistischen) Gruppierung im Sinne eines Mutterersatzes gelöst werden[38]. Hierdurch bieten die Phantasien auf einer primitiven seelischen Ebene[39] Orientierung (Ebenen 7 und 8 aus Bild 1), die in schweren Krisen durch terroristisch Aufsehen erregende Akte, wie z.B. in Paris, zu einer weiteren starken Anziehung führen[40].
In Kulturen mit einer traditionalistischen Gesellschaft werden die Jugendlichen durch einen einzigen Akt vom Kind zum Erwachsenen (z.B. durch Riten) geführt, während in den westlichen Kulturen die Jugendlichen in der Adoleszenzphase über die Ablösung vom Elternhaus selbst innovative Prozesse und Lebensentwürfe finden und entwickeln müssen. Das hierdurch entstehende Gefühl des Alleinseins wird durch den Salafismus aufgehoben und durch eine brüderliche Gruppenzugehörigkeit mit Ordnung, Sinn, Geborgenheit und Macht ersetzt, bis hin zur Befriedigung sexueller Sehnsüchte für Kämpfer durch Zuteilung sogenannter „Terrorbräute“ als „Dienerinnen Allahs“, ohne dass der Jugendliche seine eigene sexuelle Identität mit seinem Selbstbild integrieren muss und einen Sexualpartner finden muss.[41]
Marianne Leuzinger-Bohler sieht als Lösungsweg auf Seiten der westlichen Gesellschaft, Verständnis für die Radikalisierungsprozesse in der Adoleszenz zu entwickeln und mit diesen Jugendlichen in Beziehung zu treten, um sie nicht den fundamentalistischen Predigern zu überlassen[42]. Einen konkreten Weg, wie das zu erreichen ist und wer im Westen in der Lage ist, diesen Kontakt mit den Jugendlichen aufzunehmen, beschreibt sie leider nicht; Eltern sind jedenfalls hiermit offensichtlich überfordert.
Die buddhistische Psychologie betrachtet das Verhalten von Menschen aus einem anderen Blickwinkel als die westliche Psychologie, bei der immer der Blick auf das Vergangene erfolgt. In der buddhistischen Psychologie wird dagegen eher von der aktuellen Situation als von dem zugrunde liegenden Entwicklungsprozess ausgegangen. Der Meditationsmeister Chögyam Trungpa beschreibt die im Buddhismus vorgenommene Einteilung in 6 Reiche (loka), in die nach traditioneller Auffassung Wesen hineingeboren werden, auch als menschliche, psychotische Daseinszustände, denen emotionale und psychische Zustände sowie den damit verbundenen Verhaltensmustern entsprechen[43].
Die folgende Darstellung benennt die 6 Reiche (zumeist Bereiche genannt) und auch einige der mit diesen Daseinszuständen verknüpften Themen und Eigenschaften[44]:
Bereich |
Thematik |
Eigenschaften |
Götter (deva) |
Ewigkeit/Leerheit |
Spiritueller Materialismus, extremes Ich-Bewusstsein, Stolz, Arroganz, Streben nach Glück, Lust, Vergnügen und Schönheit |
Eifersüchtige Götter (asura) |
Tempo/Stillstand |
Neid, Eifersucht, paranoides Denken, Mentalität des Vergleichens, schizophrenes Verhalten, Argwohn, Bedrohungsgefühl verbunden mit Hast, Wettkampf und Ehrgeiz, Isolation, Konkurrenzdenken |
Menschen (manussa) |
Wirklich/unwirklich |
Leidenschaft, Chaos, Greifen und Habenwollen (z.B. Glück und Lust), Verlorenheit, Verlustgefühl, Intellektualität, Festhalten an Dingen und hohen Idealen, Wissen, Gelehrsamkeit, Bildung, Konkurrenzmentalität, Selbstbewusstsein, Depressivität, Verstrickungen |
Tiere (tiracchana-yoni) |
Schlafend/wach |
Rollenspiel, animalische Instinkthaftigkeit, Ernsthaftigkeit, Dumpfheit, Unwissenheit, zielgerichtete Durchsetzungskraft, Bauernschläue, Unbeugsamkeit und Sturheit in Verbindung mit Raffinesse, mangelnde Reflexionsfähigkeit, Naivität, Verbissenheit, Unfähigkeit zur Öffnung |
Hungrige Geister |
Greifen/loslassen |
Knauserigkeit, Findigkeit, Geistiger Hunger (z.B. nach Gesellschaft, Essen, Reichtum, Behausung), Gier z.B. (nach philosophischen, spirituellen, intellektuellen Unterhaltungen, nach sinnlichen Qualitäten), Sammelleidenschaft |
Hölle (niraya/naraka) |
Schmerz/Lust Zerstören/Erschaffen |
Aggressivität, Hass, Zorn, innerliches Sich-Verzehren, fehlender Abstand, stickige Enge, Zerstörungswut, Destruktivität, Überlegenheitsgefühl, invasives Verhalten, fehlender Freiraum für Kommunikation, Negativität, Kommunikations- und Beziehungsprobleme |
Tabelle 1: Die 6 Bereiche
Die Bereiche stellen keine ausschließliche Abgrenzung dar. In jedem Bereich können Teile der anderen Bereiche ebenfalls wirksam sein[45]. Üblicherweise besteht aber ein Schwerpunkt in einem Bereich und es kommt zu vielfältigen Wechseln/Sprüngen und Übergängen zwischen den Bereichen[46]. Die Tatsache aber, dass Sprünge zwischen den Daseinszuständen möglich sind, könnte man möglicherweise zu einem Mittel zur Beeinflussung von Menschen entwickeln, indem man das Bewusstsein dieses Menschen über seinen Zustand im Höllenbereich bewusst macht, so dass er sein eigenes Verhalten reflektieren kann[47].
Der Journalist Nicolas Hénin, der einige Zeit Gefangener des IS war, bezeichnet die Gruppierung und damit auch die handelnden Personen als bösartig[48]. Diese von Hénin beschriebene Grundeinstellung lässt einen Rückschluss auf das Grundverhalten der Personen derartiger Gruppierungen zu. Nach der oben in der buddhistischen Psychologie durch Chögyam Trungpa vorgenommenen Kategorisierung der verschiedenen Verhaltensmuster der Menschen lassen sich die handelnden Personen des IS und anderer Terrorgruppierungen vornehmlich dem Bereich der „Hölle“ zuordnen.
Hierzu schreibt Chögyam Trungpa:
Die Höllenerfahrung besteht nicht nur in Aggression, sondern kann auch als Selbstmitleid, völlige Selbstabriegelung und Selbstverdammung auftreten. Sie verdammen sich, weil Sie überhaupt nichts Anziehendes, überhaupt nichts Schönes an sich finden. Am liebsten würden Sie sich selbst beseitigen oder irgendwo von sich wegkommen.[49]
Wenn Sie sich selbst hassen, dann hassen Sie jedermann, und Sie bilden sich ein, die anderen geben Ihnen Anlass zum Hassen. Das gilt auch umgekehrt. Solange Ihre Aufmerksamkeit nach innen ausgerichtet ist und ein ständiger Rückbezug zum Ego besteht, sehen Sie eine Ihrem eigenen Zustand entsprechende Verfassung überall um sich herum.[50]
Der Graben wird eher noch tiefer und Sie bekommen das Gefühl, dass Sie da wirklich gar nichts mehr ausrichten können, weil Sie den Standpunkt des Beobachters einnehmen. Sie beobachten Ihre Selbstverdammung. Sie manipulieren und kommentieren sie. Dadurch wird sie ein so hoffnungslos schwerer Brocken.[51]
Zum Selbstmord greifen Sie, wenn Sie merken, dass Sie sich nicht selbst befreien und erlösen können; dann beseitigen Sie sich, um das Gesicht zu wahren. Selbstmord bestätigt und verlängert nur die Existenz des Ego; den Körper vernichten heißt nicht das Ego vernichten. Es geht also um das Wahren des Gesichts.[52]
Es ist die schiere Stärke der Bedrohung, dieser gewähnten Bedrohung des Ego – da setzt die Angst mit ihren Strukturen und Mustern an. Aber wir sehen keine bestimmte Bedrohung, wir empfinden nur etwas überwältigend Bedrohliches, und das ist das Echo der Angst, die wir selbst ausstrahlen. Es ist wie bei einem gewöhnlichen Echo: Wir meinen, wir hätten gar nicht so laut gerufen, und sind ziemlich erschüttert von diesem gewaltigen Echo. Aber es ist so: Die Stärke des Echo hängt von Ihnen selbst ab.[53]
Die aggressive Atmosphäre ist so dicht und lastend, dass Sie sich selbst mit einem Mord nicht die Erleichterung verschaffen könnten, die man sich vom Ausleben seiner Aggressionen eigentlich verspricht. Irgendwie hilft das auch nicht mehr; die Aggressivität liegt um Sie her in der Luft und bleibt einfach da. Wenn Sie sich nach dem Mord anschließend auch noch selbst umbringen, hilft sogar das nicht mehr, denn die Befriedigung, zusehen zu können, wie Sie etwas erreichen, bleibt Ihnen vorenthalten. … Selbstmord besteht ja darin, dass Sie sich selbst umbringen – es sind also ein Mörder und ein zu Ermordender im Spiel. Und irgendwann wird Ihnen das klar: Wenn Sie sich selbst töten, ist immer noch der Mörder da, also kann es Ihnen gar nicht gelingen, sich wirklich ganz zu töten. Das ist höchst unbefriedigend. Aller Raum ist stets angefüllt mit Aggressivität – man weiß überhaupt nicht, wer wen tötet, wer wen wirklich beseitigen kann. … Mit allem Töten schafft man nur immer mehr Neues, das wieder getötet werden muss. Das ist der Teufelskreis der Aggression – immer mehr Aggression.[54]
Eine Person, die sich im Höllenbereich befindet, kann laut Chögyam Trungpa intensiv erkennen, dass sie im Zustand von Aggressivität, Hass und Zorn, Zerstörungswut, Destruktivität, Überlegenheitsgefühl und Negativität gefangen ist[55]. Anders ist die Situation bei verdrängter Aggressivität. Laut Lama Lhündrup finden dann aggressive oder angstvoll aggressive Interpretationen der Wirklichkeit statt, wobei aber das Entstehen aggressiver Gedanken z.B. auf eine Person im Geist wegzensiert wird. In diesem Fall ist ein derartiger Mensch angespannt, aber lebt in dem Bewusstsein, keine negativen, aggressiven Gedanken zu haben.[56] Hinter den nicht mehr wahrgenommenen Gedanken stehen Triebkräfte, die zur deren Entstehung führen. Diese projizierenden, unbewussten Gedanken belegen einen Menschen mit emotional gefärbten Attributen, die zu einem Gefängnis für diesen Menschen werden und ihn mit einer eingebildeten Story verhaften[57]. Hinter diesem Gedankensalat stecken das Bedürfnis, sich die eigene Existenz zu beweisen, und die Angst, nicht zu existieren[58].
Der Islamwissenschaftler Erdogan Karakaya sieht nun aber einen massiven Denkfehler darin, den Koran als Begründung für Morde heranzuziehen und sieht dort eine vollkommene Fehlinterpretierung des Korans, der eigentlich dazu angelegt sei, dem Erhalt des Lebens eine besondere Stellung zu geben. Selbstmordattentäter und Terroristen werden von ihm als Pseudomärtyrer bezeichnet, die sich nicht der Prüfung des diesseitigen Lebens unterziehen und unschuldigen Menschen das gottgeliehene Leben als schützenswertestes Gut entziehen.[59] Terrorgruppen umgehen aber das im Islam bestehende Suizidverbot, indem sie Selbstmordattentäter mit dem islamisch konnotierten Ehrentitel „Istischhadi“ versehen, womit die Selbsttötung im Rahmen einer Märtyrertod-Operation (amaliya istischhadiya) gerechtfertigt werden soll[60].
Es stellt sich nun die Frage, welche einigermaßen realistischen Möglichkeiten bestehen, unter den Bedingungen einer Mitgliedschaft einer Terrorgruppe wie dem IS, einen Menschen aus diesem Zustand des Hasses wieder herauszuholen und die in seinem Geist fixierten Verhaltensmuster wieder rückgängig zu machen oder zu verhindern, dass ein Mensch sich von den vermeintlichen Argumenten bzw. dem Gemeinschaftsgefühl einer Terrorgruppe einfangen lässt. Ein konkreter Weg wird von der Religionsanthropologin Dounia Bouzar, Beraterin beim Europarat, aufgezeigt. Sie beschreibt die im Geist ablaufenden Etappen einer Rekrutierung durch eine Terrorgruppe und stellt einen Weg zur Entrekrutierung vor, mit dem die Etappen wieder rückgängig gemacht werden können[61]:
Etappen der Rekrutierung
1. Isolierung von der Familie und dem sozialen Umfeld (Z.B. über Verschwörungstheorien und Angebote mit Zuschnitt auf individuelle Bedürfnisse)
führt zu: Gefühl der Verfolgung - Emotionaler Bruch
2. Auslöschen der Individualität (Betonung von Gemeinsamkeiten, Abkehr von alten Gewohnheiten)
führt zu: Gefühlsverflachung - Identitätsverlust
3. Verbundenheit mit der radikalen Ideologie (Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit Besitz der „Wahrheit“, Abwertung von Außenstehenden)
führt zu: Verschmelzung mit der Gruppe
4. Entmenschlichung (Akzeptanz von Menschenopfern für eine höhere Sache)
Über das Wachrufen einer emotionalen Bindung zwischen dem Mitglied der Terrorgruppe und seiner Familie kann eine Entrekrutierung eingeleitet werden:
Etappen der Entrekrutierung
1. Emotionale Reaktivierung (z.B. Erinnerung an Bindung zur Familie auf emotionaler Ebene wachrufen)
führt zur Erinnerung an die alte Identität
2. Offenlegung von Widersprüchen (z.B. Diskussion mit ehemaligen Dschihadisten herbeiführen)
führt zu Zweifel
3. Reflexion, Zweifel, Diskussion (z.B. Infragestellen von Glaubenssätzen, Wiederherstellung der eigenen Identität,…)
führt zu Stabilisierung
Hierbei fällt der Familie eine zentrale Rolle zu, die sie nur über spezielle Schulung wahrnehmen kann.
Dieses Modell bedeutet einen hohen Aufwand und nicht immer lässt es sich verwirklichen, zumal auch nicht alle Familien für eine derartige Vorgehensweise geeignet erscheinen, aber dennoch scheint es sich hierbei um einen Erfolg versprechenden Weg zu handeln, Einzelpersonen aus verdrängten Gesellschaften in abgespaltenen Gruppen wieder mit der Ursprungsgesellschaft zu integrieren. Bezogen auf den Entwicklungsprozess des Menschen (siehe Bild 1) ist es bei den Mitgliedern einer Terrorgruppe zu einer Fehlentwicklung (Pathologie des Bewusstseins) anstelle einer normalen Weiterentwicklung des Bewusstseins gekommen, während die normale Entwicklung zur jeweils nächst höheren Stufe bzw. Ebene (aus Bild 1) über den von Ken Wilber beschriebenen Prozess an einem Drehpunkt mit den 3 Phasen Identifikation, Differenzierung und Integration führt[62]. Bei der Entrekrutierung nach Dounia Bouzar wird eine pathologische Fehlentwicklung in 3 vergleichbaren, aber gegenläufigen Schritten wieder rückgängig gemacht:
Normaler Entwicklungsprozess des Bewusstseins nach Wilber |
Umkehrung der pathologischen Entwicklung nach Bouzar (Entrekrutierung) |
1. Identifikation mit aktueller Stufe |
1. Identifikation mit Terrorgruppe (Pathologie)
|
2. Differenzierung Entidentifikation mit aktueller Stufe, Transzendenz |
2. Differenzierung durch emotionale Reaktivierung Widersprüche, Reflexion, Zweifel, Entidentifikation mit Terrorgruppe |
3. Integration Einschließung der Erkenntnisse, neue Identifikation auf höherer Stufe |
3. Integration Stabilisierung (Identifikation) auf ursprünglicher Stufe ohne Abtrennung von der ursprünglichen Gemeinschaft (ohne Pathologie)
|
Tabelle 2: Bewusstseinsentwicklungen
Nach dieser Entrekrutierung befindet sich die entrekrutierte Person weiterhin auf der ursprünglichen Stufe/Ebene, die vor Beginn der Pathologie als vorherrschende Stufe vom Bewusstsein vereinnahmt wurde, jetzt aber ohne die extremen pathologischen Auswüchse. Laut Ken Wilber handelt es sich dabei bei 50-70% der Weltbevölkerung um eine ethnozentrische Stufe oder noch niedrigere Entwicklungsebene[63]. Das bedeutet, dass bei einer entrekruierten Person kein Aufstieg oder Abstieg einer Bewusstseinsebene zu erwarten ist, sondern lediglich der Austausch eine Ideologie (z.B. Dschihad) durch eine andere Ideologie auf gleicher Stufe, die sich aber leichter mit unserer Gesellschaft integrieren lässt. Die in der Vergangenheit entstandenen Ursachen für das Auftreten der Pathologie sind damit noch nicht bestens behoben. Eigentlich müsste man dann bei einer entrekrutierten Person auf psychischer Ebene schauen, an welchen Stellen des Entwicklungsprozesses des Bewusstseins von der untersten Stufe bis zur aktuellen Stufe weitere Pathologien oder Verdrängungen des Selbst entstanden sind, die schließlich bis zur Rekrutierung der Person führten. Derartige Pathologien könnte man beispielsweise mit den von Ken Wilber beschriebenen Therapien[64] heilen.
Vielleicht gibt es aber noch einen weiteren und einfacheren Weg, derartige Pathologien zu behandeln und zu heilen. Ein sehr ungewöhnlicher Weg wird von der Physikerin Barbara Ann Brennan vorgestellt und genau beschrieben: Geistheilung. Barbara Brennan formuliert den Hintergrund und die Möglichkeiten zur Geistheilung auf einer Metaebene, um Dinge zu beschreiben, die sich in unserer Sprache und in unserem Denken nicht genau fassen und abbilden lassen. Sie bildet diese Metaebene durch Anlehnung an Begriffe, die sich in verschiedenen Religionen finden lassen, z.B. Engel oder Gott aus den theistischen Religionen, Seele aus dem Hinduismus bzw. dem Shintoismus, Inkarnation oder Chakra oder Gottheit aus dem Hinduismus bzw. Buddhismus, Hara aus dem Zen. Diese Metabegriffe werden von ihr zu einem ganzheitlichen Weltmodell kombiniert. Dieses Modell auf Metabene besitzt daher nahezu schon den Charakter einer eigenen Religion, ohne aber Liturgien oder Zeremonien zu verwenden. Entscheidend für die Wirksamkeit der Geistheilung sind dagegen die Hochsensibilität bzw. Hellfühligkeit[65] derjenigen Person, die die Heilung durchführt.[66]
Inwieweit Übereinstimmungen dieses Weltmodells mit anderen Weltmodellen[67] bestehen, bleibt dahingestellt, z.B. könnte man mit der aus dem 5. Jahrhundert stammenden buddhistischen Philosophie des Cittamatra eine Überprüfung vornehmen, der zufolge die Welt reiner Geist ist[68]. Für eine derartige Überprüfung wäre die bei der Beschreibung im Lankavatara-Sutra gewählte altertümlichen Metasprache mit der von Barbara Brennan verwendeten Metasprache in einem Abgleich durchzuführen, um ggf. Differenzen aufzuzeigen. Aber letzten Endes sind die philosophischen Auslegungen vollkommen belanglos für die Fragestellung der Entrekrutierung, was entscheidend ist, ist einzig die Wirkung der eingesetzten Mittel und Methoden.
Barbara Brennan beschreibt 3 verschiedene Typen von geistigen Interaktionen auf verschiedenen Energieebenen zwischen Menschen, bei denen es zu gegenseitigen Beeinflussungen und Wirkungen kommt, die zur Heilung eingesetzt werden können[69]:
a) Kommunikation durch harmonische Induktion
b) Kommunikation durch Bioplasmaströme,
c) Bindungen durch Lichtstränge[70]
Die Lichtstränge zwischen Eltern und Kind bestehen laut Barbara Brennan dauerhaft, auch wenn die Kinder physisch von den Eltern entfernt sind[71]. Da die Lichtstränge untereinander in Beziehung stehen[72], wäre es für Heiler mit Fähigkeiten zur Fernheilung möglich, ausgehend von den Strängen der Eltern, die Lichtstränge eines entfernten Kindes (z.B. in einer Dschihad-Gruppe) zu bearbeiten, zu reinigen und damit einen ähnlichen Prozess einzuleiten und zu begleiten, wie den oben in Tabelle 2 beschriebenen Prozess zur Entrekrutierung. Hier aber erscheint der Aufwand für diesen Prozess viel geringer zu sein als bei dem 3-stufigen Weg von Dounia Bouzar, dadurch dass die Eltern bei der Vorgehensweise der Geistheilung nicht besonders geschult werden müssen und der 2. Schritt zur Differenzierung durch den Heiler mittels Fernheilung selbst initiiert werden kann.
Damit bietet sich dieses Verfahren zur Fernheilung als möglicherweise bisher beste Methode an, Personen zu bewegen, wieder aus Terrorgruppen auszusteigen. Die Wirkung sollte unbedingt geprüft werden. Daher rufe ich betroffene Eltern, die ihre Kinder wiedergewinnen möchten, auf, Kontakt mit der Brennan School of Healing aufzunehmen und sich Heiler/innen mit entsprechenden Fähigkeiten zur Behandlung von Lichtsträngen über Fernheilung aus der näheren Umgebung nennen zu lassen.
Unklar ist allerdings, ob ein Heiler oder eine Heilerin auch gegen den Willen einer betroffenen Person eine ausreichende Wirkung erzielen kann[73]. Es sollte aber nicht unversucht bleiben, die Wirksamkeit dieses ungewöhnlichen Wegs einer Entrekrutierung mittels Geistheilung zu testen und zu prüfen.
Für einen naturwissenschaftlich denkenden Menschen klingt dieses hier kurz beschriebene Verfahren einer Geistheilung - dazu noch als Fernheilung – vollkommen unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar. Wie erst Anfang 2017 nach Öffnung der CIA-Archive[74] bekannt wurde, hatte die CIA zwischen 1975 und 1995 im Rahmen des sogenannten geheimen Stargate-Projekts aufgrund solider, wissenschaftlicher Methoden das Potenzial parapsychologischer Fähigkeiten untersucht. Hierbei wurden die Grenzen des menschlichen Geistes geprüft, durch mentale Mittel Zugang zu versiegelten Daten auch an entfernten Orten („Remote Viewing“) zu erhalten und auch physikalische oder biologische Systeme zu beeinflussen. Die Versuche zeigten auf, dass paranormale Wahrnehmungsfähigkeiten nachgewiesen werden können, zumindest dann, wenn die ausübende Testperson mit ihren paranormalen Fähigkeiten in der Lage war, die als Experimentatoren beteiligten Personen mental zu akzeptieren. Für einen operationellen Einsatz reichten die erzielten Resultate unter anderem wegen der Mehrdeutigkeit der erhaltenen Informationen allerdings nicht aus. Im Hinblick auf die mentale Beeinflussung des Geistes anderer bleibt daher unklar, ob ein Heiler oder eine Heilerin auch gegen den Willen einer betroffenen Person eine ausreichende Wirkung erzielen kann.[75]
In Frankreich ist man einen anderen Weg gegangen, bei dem junge radikale Franzosen über ein kollektives Umerziehungsprogramm deradikalisiert werden sollten. Das Programm führte allerdings nicht zum gewünschten Erfolg, sondern ganz im Gegenteil zur weiteren Radikalisierung der teilnehmenden Personen. Als Gründe für den Misserfolg sind die Art der Durchführung des Programms und seine Inhalte wahrscheinlich, da es von den Teilnehmern wie eine antiislamische Indoktrination in einem Umerziehungslager aufgefasst werden konnte. Außerdem wurden die Familien der Teilnehmer nicht beteiligt, so dass kein positiver Einfluss durch Familienmitglieder ausgeübt werden konnte. Der französische Innenminister Gérad Collomb hat daher dieses Experiment für gescheitert erklärt und beendet.[76]
Einen ganz anderen Weg zum Umgang mit Terroristen beschreibt Tsültrim Allione, worin das Ziel darin besteht, anstelle eines Krieges eine Konfliktlösung mit einem kollektiven Frieden zusammen mit den Terroristen anzustreben. Bei dieser Vorgehensweise wird davon ausgegangen, das sogenannte psychische, kollektive Dämonen sowohl bei den Führern der westlichen Gesellschaften als auch der Terroristen und auch den Führern der islamischen Regierungen in gemeinsamen Kommissionen oder Gesprächsrunden, z.B. in einer Wahrheits- und Versöhnungskonferenz, durch Methoden zum Abbau der Selbstbezogenheit in mehreren Schritten zu einer Befriedung geführt werden. Die Vorgehensweise hierzu basieren auf Lehren der buddhistischen Yogini Machig Labdrön aus dem 11. Jahrhundert. Diese Methodik des sogenannten Anfütterns von Dämonen wurden bereits erfolgreich bei mehreren politischen Konflikten (z.B. beim Übergang der Apartheid-Diktatur auf den ANC durch das Wirken der Truth and Reconciliation Commission – TRC) angewandt.[77]
Ken Wilber sieht das Auftreten von Pathologien und zurückgebliebenen Entwicklungen des Geistes im Zusammenhang mit allen 4 Quadranten (siehe oben Bild 1), die zusammengenommen eine vollständige Sicht auf unsere Welt repräsentieren sollen. Die individuelle Pathologie in einem Quadranten führt demnach zu direkten Wechselwirkungen in den weiteren Quadranten. Dies betrifft nicht auch die Wechselwirkung des individuellen Ich (1. Quadrant) mit den kulturellen Strömungen (2. Quadrant) sowie den sozialen Strukturen (4. Quadrant) und umgekehrt. Ken Wilber stellt daher die berechtigte Frage: „Was nützt es, das Selbst an eine Kultur anzupassen, die selbst krank ist?“, oder: „Ist ein schlecht angepasster Mensch in einer Nazi-Gesellschaft der einzige, der gesund ist?“. Mit weiteren Beispielen zeigt er auf, wie eine Pathologie in irgendeinem Quadranten zu Auswirkungen auf allen anderen Quadranten führt. Als Konsequenz sieht er die Notwendigkeit einer integralen Therapie, die über das Individuelle mit ihren physischen, emotionalen und mentalen Inhalten hinausgeht und auch das Kulturelle, Soziale, Spirituelle und Politische anspricht.[78]
Die von William Hamilton aufgestellte Checkliste zur Unterscheidung von Heiligen und Psychopathen (siehe oben) möge von jedem selbst beurteilt werden, soweit eine Einschätzung ohne tiefe Kenntnisse der Person Ben Laden möglich ist. Das Erlangen der Erleuchtung innerhalb einer Religionsgemeinschaft kann jedoch nicht davor schützen, dass sich Gruppen oder Sekten abspalten, die in Terrorismus abgleiten und anders Denkende gewaltsam bekämpfen. Hierfür steht die AUM-Sekte mit ihren Terrorakten leider als negatives Beispiel, obwohl auch hier keine endgültige Aussage getroffen werden kann, ob der Sektenführer Chizuo Matsumoto Erleuchtung erlangt hat, wie er wohl nach eigenen Aussagen von sich gab.
Letzten Ende lässt sich von hier aus auch nicht ausschließen, dass Bin Laden irgendeine Art von Erleuchtung oder Erleuchtungserfahrung zuteil wurde. Aber aus heutiger und globalisierter Sicht muss man den Erleuchtungsgedanken auf die Wertegemeinschaft der gesamten Menschheit beziehen, die teilweise mindestens die von Ken Wilber bezeichnete zentaurische, integrale und planetare Ebene 13 oder darüber hinaus[79] (Bild 1) erreicht hat. Damit gilt, dass Erleuchtung im heutigen Sinne als Verwirklichung des Einsseins mit allen Hauptstufen und Hauptstrukturen und allen ihren grobstofflichen, subtilen, kausalen und nichtdualen Zuständen, die zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Geschichte existieren, gesehen werden muss[80]. Diesen Zustand haben Bin Laden oder Chizuo Matsumoto und Co. mit Sicherheit nicht erreicht.
[1] Im Buddhismus wird häufig der Begriff „edel“ verwendet.
[2] Mahasi Sayadaw, Der Weg zum Nibanna, Drei Abhandlungen über Vipassana-Meditation, Michael Zeh Verlag, 2. Auflage 2006
[3] Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Band 4, Herder Spektrum, 2005, übersetzt von Ulrich Dobhan und Elisabeth Peters. Die Ordensgründerin des Terisianischen Karmel beschreibt im 16. Jahrhundert ihre Erfahrungen und Gefühle auf dem Stufenweg transzendenter Zustände. Ihr Werk wurde von der Inquisition akzeptiert (siehe auch: http://www.catholic.org/saints/saint.php?saint_id=208 ).
[4] Daniel M. Ingram, Die Meisterung des Kerns der Lehre Buddhas, Michael Zeh Verlag, 1. Auflage 2006, Teil III: Meisterung, Kap. 8, Der Fortschritt der Einsicht, Abschnitte 12. Anpassung, 13. Wechsel der Abstammung, 14. Pfad, 15. Frucht, S. 138ff
[5] Ebenda, Teil III: Meisterung, Kap. 6 Die Konzentrationszustände (Samatha Jhanas), Die psychischen Kräfte, S. 74-82
[6] Ebenda, Teil III: Meisterung, Kap. 13 Modelle der Erleuchtungsstufen, Abschn. „Erleuchtetes Handeln“ vs. „technisch“ erleuchtet zu sein, S. 200. Unter „technischer“ Erleuchtung versteht Ingram, dass der Pfad bis zum Wechsel der Abstimmung erreicht worden ist, unabhängig von einem kulturellen oder geistig moralischen Background.
[7] Ken Wilber, Eine kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag 1997, 4. Auflage Juni 2000, Erster Teil: Der Geist in Aktion, Kapitel 7, Einklang mit dem Kosmos, S. 144-162, sowie Kapitel 5, Die vier Ecken des Kosmos, S. 101-117.
[8] Zu Holons und Holarchie siehe ebenda, Erster Teil: Der Geist in Aktion, S.37-109: Grundaussagen:
1. Die Wirklichkeit insgesamt ist nicht aus Dingen oder Prozessen zusammengesetzt, sondern aus Holons (der Begriff Holon wurde von Arthur Koestler übernommen)
2. An Holons sind 4 Grundvermögen zu erkennen: Selbsterhaltung, Selbstanpassung, Selbsttranszendenz und Selbstauflösung
3. Holons emergieren
4. Holons emergieren holarchisch
5. Jedes emergierende Holon transzendiert und inkorporiert seine(n) Vorläufer
6. Das Niedere setzt die Möglichkeiten des Höheren, das Höhere setzt die Wahrscheinlichkeiten des Niederen
7. Die Anzahl der Ebenen einer Holarchie bestimmt, ob sie ‚seicht’ oder ‚tief’ ist; die Anzahl der Holons einer Ebene wird als ihre ‚Spanne’ bezeichnet
8. Jede weitere Stufe der Evolution erzeugt größere Tiefe und geringere Spanne
9. Zerstöre irgendeine Holon-Art, und du vernichtest damit alle höheren Holons, aber kein Niedrigeres
10. Holons koevolvieren
11. Mikro und Makro stehen auf allen Ebenen in Beziehung und Austausch miteinander
12. Evolution hat Richtung
a. Zunehmende Komplexität
b. Zunehmende Differenzierung/Integration
c. Zunehmende Organisation/Strukturierung
d. Zunehmende relative Autonomie
e. Zunehmendes Telos
[9] Darstellung der Quadranten mit ihren Karten als Diagramm: http://in.integralinstitute.org/holons/lexi/P1010296_1.jpg.
Die Auffassungen und die Vorgehensweise Ken Wilbers werden allerdings nicht von der gesamten Wissenschafts- und Philosophiegemeinde geteilt. Eine Stellungnahme zu den Ansätzen und Kritiken seiner Kritiker führt Ken Wilber in: Integrale Spiritualität, Spirituelle Intelligenz rettet die Welt, Kösel-Verlag München, 5. Auflage 2014, Anhang III, Der Mythos vom Gegebenen lebt weiter, S. 371-404
[10] Ken Wilber, Integrale Spiritualität, Spirituelle Intelligenz rettet die Welt, Kösel-Verlag München, 5. Auflage 2014, Einleitung, Der integrale Ansatz, S. 40.
Hier hat Ken Wilber das vollständige Diagramm auf eine für das Handeln des Menschen reichende Form mit 8 Stufen reduziert, wobei einige Stufen gegenüber dem allgemeinen Diagramm genauer differenziert sind. Für die hier ausgeführten Überlegungen ist das allgemeine Diagramm aber ausreichend.
[11] Ebenda, Einleitung: Der Integrale Ansatz, Das Integrale Psychogramm, S. 22-46.
Hier zeigt Ken Wilber auf, wie in jedem Quadranten verschiedene parallele Entwicklungslinien auftreten. Am Beispiel des 1. Quadranten, in dem die Entwicklung des Selbst und des eigene Bewusstseins kartiert werden, werden beispielsweise folgende Entwicklungslinien genannt: kognitiv, interpersonell, psychosexuell, emotional, moralisch. Da bei einem Individuum sich in der Regel nicht alle Entwicklungslinien auf einem gleichen Niveau befinden, wird innerhalb eines Quadranten ggf. ein größerer Bereich, der aus mehreren Stufen besteht, berührt, wobei sich aber im Allgemeinen auch ein Schwerpunkt herauskristallisiert. Zurückgebliebene oder abgetrennte Bereiche könnte man auch als Subpersönlichkeiten betrachten, die es für eine verträgliche Weiterentwicklung des Individuums zu erkennen und integrieren gilt. Siehe hierzu auch: Ebenda, Kapitel 6, Der Schatten und das verstoßene Selbst, S. 169-198 sowie Ken Wilber, Eine kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag 1997, 4. Auflage Juni 2000, Zweiter Teil: Die weiteren Reiche des GEISTES-in-Aktion, Kap. 9, Die Evolution des Bewusstseins, Pathologisches, S. 196ff
[12] Ken Wilber, Integrale Spiritualität, Spirituelle Intelligenz rettet die Welt, Kapitel 9, Das Förderband, Das Psychogramm des Terrorismus, S. 249f. Weiter beschreibt Ken Wilber an dieser Stelle eine zentrale Aussage von befragten Terroristen:
„Die moderne Welt hat keinen Raum für meinen Glauben, und deshalb werde ich diese Welt in die Luft jagen, wo immer ich dazu Gelegenheit habe, in Gottes Namen und mit Seinem Segen. Die Menschen, die ich töte, haben es sich selbst zuzuschreiben. Deshalb sind meine Taten kein Mord. Ich handele nicht falsch und verdiene keine Strafe. Tatsächlich ist es so, wenn ich für diesen heiligen Zweck getötet werde, komme ich in den Himmel“.
[13] Damit liegt teilweise lediglich die Ebene 7 als Entwicklungsstufe bei Terroristen im 1. Quadranten vor. Ähnliches gilt auch für den 4. Quadranten, der sich hier als Gruppenbildung bei Terroristen auszeichnet.
[14] Ken Wilber, Integrale Spiritualität, Spirituelle Intelligenz rettet die Welt, Kapitel 9, Das Förderband, Höhere Stufen, aber auch höhere Zustände, S. 269ff, auch Kapitel 6, Der Schatten und das verstoßene Selbst, Horizontale und vertikale Erleuchtung, S. 184f, auch Anhang II, Integrale Post-Metaphysik, Die gleitende Skala der Erleuchtung, S. 320-338.
[15] Ebenda, S. 337.
Als Konsequenz ergibt sich hieraus eine komplexere Struktur des 1. Quadranten, da grundsätzlich von jeder Entwicklungsstufe aus weitergehende transzendente Stufen, die oberhalb oder besser außerhalb der Stufen 1-13 liegen und bis zu einem Endzustand der Erleuchtung auf Basis der jeweiligen Entwicklungsstufe führen. Das Erreichen der Erleuchtung auf den niederen Ebenen des 1. Quadranten wird daher von Ken Wilber als „nicht mehr vollkommen“ bezeichnet, Ebenda. Die einfache Linienstruktur des 1. Quadranten mit einer einzelnen Hauptentwicklungslinie reicht daher nicht mehr aus. Hierfür wurde stattdessen zusätzlich das Wilber-Combs-Raster eingeführt (Ebenda, S. 127-134), das den bisherigen Entwicklungsebenen im 1. Quadranten aus Bild 1 vier weitere, auch transzendente Bewusstseinsebenen zuordnet, die man eigentlich zur Darstellung in die 3. Dimension über den 1. Quadranten legen müsste. Siehe auch: Erläuterungen von Jan Brouwer: http://www.integralworld.net/brouwer2.html sowie Fußnote 73.
Dies zeigt auch, dass das konzeptuelle Modell von 4 Quadranten mit einfachen linearen Strukturen die Wirklichkeit nur unvollkommen wiedergeben kann.
[16] Ebenda, S. 331f
[17] Lama Tilmann (Lhündrup), Das Dunkel mangelnden Gewahrseins auflösen, Mahamudra Unterweisungen („Marig Münsel)“, Möhra 2012, Teil Eins, 2. Kap. Den Geist mittels eines visuellen Objektes stabilisieren, Abschnitt Sich als Künstler ganz vergessen – Erwachen?, S. 106f
[18] Rainer Hermann, Der Nährboden des Terrors, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2015, S. 2. In seinem Artikel zeigt Rainer Hermann auch auf, wie der wahhabitische Islam weltweit gefördert und verbreitet wird.
[19] Johannes vom Kreuz, Die dunkle Nacht, Herder Verlag, 3. Auflage, 1995, herausgegeben und übersetzt von Ulrich Dobhan, Elisabeth Hense, Elisabeth Peeters. Das Original-Werk entstand 1577/78. Der Karmeliter-Mönch Johannes vom Kreuz beschreibt die auf dem transzendenten Weg entstehenden psychischen, spirituellen und seelischen Probleme. Das Werk entstand zu ähnlicher Zeit wie der Text „Wohnungen der Inneren Burg“ von Teresa von Avila (siehe auch Fußnote 3).
[20] William L. Hamilton, Saints and Psychopaths, Dharma Audio Network Associates, San Jacinto California, 1995
[21] Ebenda, Part I, Origin of Psychopathy, S. 6.
[22] Ebenda, Distinguishing Saints from Psychopaths, S. 7f.
Demnach haben selbst Heilige Schwierigkeiten, derartige Psychopathen zu erkennen und benötigen hierzu mitunter längere Zeit. Hamilton benutzt die Regel zu prüfen, was sie „sagen“, „meinen“ und „tun“, d.h. wie sie handeln (SAY, MEAN, DO). Wenn es zwischen diesen 3 keine Übereinstimmung gibt, ist das ein deutliches Anzeichen für Psychopathologie. Als Beispiel nennt Hamilton die Aussage, man will Dir helfen. Wenn dahinter aber die Bedeutung liegt, man will Dein Geld, dann besteht hier bereits eine deutliche Diskrepanz zwischen sagen und meinen. Im Folgenden werden zahlreiche weitere Beispiele aufgeführt: Seeds of Destruction – Konflikte, die aus dem Umfeld bekannt werden, S. 8, The Big Lie – wiederholte Aussagen über große (Heil-)Erfolge, S. 9, Spiritual Scenes – fehlende Belege, keine Überprüfungsmöglichkeiten, S. 9, The Chorus of Psychopaths – channeling mit Wahrsagungen tritt dann nicht ein als Folge vermeintlicher Gebete/Kräfte des Psychopathen, S. 9, The Pattern of Avoiding Punishment – Fehler nicht zugeben zu müssen. Strategien des Psychopathen, S. 10f, etc. Im Fall von Bin Laden wäre es interessant zu überprüfen, ob bei ihm die Regel SAY, MEAN, DO eingehalten wurde oder wie die Abweichungen davon aussehen.
[23] Ebenda, Anxiety Attacks, S. 13f.
[24] Ebenda, Organizations, S. 13f, Buddhism, S. 14f.
[25] Ebenda, S. 18.
[26] Aber es ist davon auszugehen, dass ein Mitglied einer derartigen Gruppierung wohl kaum bereit wäre, sich mit einer derartigen Checkliste zu befassen und wenn doch, würde sicherlich die eigene Ansicht entstehen, dass eine Psychopathologie keineswegs vorläge.
[27] Ken Wilber, Eine kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag, 4. Auflage, 2000, Zweiter Teil: Die weiteren Reiche des GEISTES-in-Aktion, Kap. 9, Die Evolution des Bewusstseins, S. 183-206
[28] Ebenda, Drehpunkte, S. 191. Genannt werden Margaret Mahler, Otto Kernberg, Heinz Kohut, Gertrude und Rubin Blanck, Carl Gustav Jung.
[29] Ebenda.
[30] Ebenda, Das Auftauchen neuer Welten: Sich verändernde Sichtweisen, S. 193ff. Auszug:
Wenn sich die Grundstruktur des Rolle/Regel-Geistes entwickelt, steht das Selbst des Kindes vor dieser neuen Sprosse von Bewusstsein. Es muss sich also mit dem Drehpunkt auf dieser neuen Ebene auseinandersetzen, dem 3-stufigen Prozess, der auf eine neue Bewusstseinsebene führt. Es wird also zuerst auf diese Sprosse treten; es wird sich mit dieser Sprosse identifizieren, mit jener Fähigkeit, Regeln einzuhalten und Rollen zu übernehmen. Mit anderen Worten, es wird sich mit dem Rolle/Regel-Geist identifizieren (Phase 1 des Drehpunkts). Das Selbst ist an diesem Punkt also ein Regel/Rolle-Selbst. Dies ist seine zentrale Identität. … Wenn die Entwicklung weitergeht, dann wird das Selbst schließlich über diese Auffassungen hinauswachsen und sein Bewusstsein erneut erweitern. Hierzu muss es seine gegenwärtige Sprosse verlassen, sich von ihr ent-identifizieren, sie transzendieren – diese Differenzierung oder Transzendenz ist Phase 2 des Drehpunkts – und sich wieder mit der nächst höheren Sprosse identifizieren. Dies ist dann Phase 3, die dann den neuen Drehpunkt begründet, und das Ganze beginnt wieder von vorn sofern natürlich keine Entwicklungsstillstand eintritt.
[31] Ebenda, Das Selbst: Der Kletterer, S. 190. Hinweise zu Störungen der Ich-Entwicklung sind auch in Wikipedia aufgeführt: https://de.wikipedia.org/wiki/Ich-Psychologie
[32] Eine Person mit dem geistigen Schwerpunkt auf Ebene 11 (Bild 1) mit der Einsicht eines Kalifatstaates als höchste menschliche Errungenschaft des Zusammenlebens wird nach dem Durchlaufen des 3-stufigen Prozesses mit einem Aufstieg auf die nächst höhere Ebene bestenfalls die Ansichten eines Nationalisten vertreten und sich dann mit dem Gebilde des Nationalstaats identifizieren, wobei nicht einmal sichergestellt sein kann, dass weitere Dissoziationen oder Entfremdungen oder Verdrängungen stattfinden.
[33] William L. Hamilton, Saints and Psychopaths, Ebenda, Psychopaths do not want to be cured, S. 17. Auszug:
Psychopaths do not want to be cured
One of the most tragic aspects of psychopaths is that even though they may pretend to want to change, they really do not want to. Psychopaths are rarely responsive to psychotherapy. They are difficult to cure because they don't want to be cured. On rare occasions, they come to reflect on their lives during a mid-life crisis and may truly desire to change. Even then, it may take extensive psychotherapy with expensive specialists to induce a true transformation of behavior. These rare occasions occur only when they come to the desire to change on their own, and not when they have been caught and are only pretending to want to change.
It is not advisable to try to reform or cure psychopaths. The best advice is to learn to identify them and develop a strategy for cutting off the relationship. Although a relationship with a psychopath is painful, it is also an opportunity to enhance your spiritual growth and purify your own motives. Be patient with friends who are under the control of a psychopath, and be ready to help them when they express doubts. Awareness of the problem of psychopaths is half of the solution.
Auch Chögyam Trungpa kommt zu einem ähnlichen Ergebnis, dass Menschen mit schizophrenen Eigenschaften kaum geholfen werden kann, da sie dann eine Manipulation unterstellen. Als Folge des Argwohns bzw. eines Verfolgungswahns schneiden sie die Kommunikation ab und bilden eine Kommunikationsblockade, um sich nicht helfen zu lassen, wobei Kommunikationssignale des Helfers in paranoider Art fehlgedeutet werden. Chögyam Trunpga sieht derartige Menschen im Bereich der Eifersüchtigen Gottheiten angesiedelt (siehe Tabelle 1). Quelle: Chögyam Trungpa, Die Insel des Jetzt im Strom der Zeit, Bardo-Erfahrungen im Buddhismaus, Fischer Taschenbuch Verlag, 1998, 2. Teil, Die sechs Daseinszustände. Kap. 10, Der Bereich der Eifersüchtigen Götter, S 256ff
[34] Barbara Ann Brennan, Licht-Arbeit, Heilen mit Energiefeldern, Goldmann, 23. Auflage, 1998, Teil III, Die Dynamik der Psyche und das menschliche Energiefeld, Kapitel 11, Beobachtungen der Aura in Therapiesitzungen, Dissoziierte Gedankenformen in der Aura, S. 179-184
[35] Gerhard Roth, Wie das Gehirn die Seele formt, Gene, vorgeburtliches Ereleben und die Erfahrungen mit Bindungen und mit Stress in der frühen Kindheit prägen das Gehirn – und bestimmen, ob jemand psychisch krank wird, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 179, 5.8.2015
[36] Marianne Leuzinger-Bohleben, Kalter Terror in heißer Kultur, Patriarchale Strukturen und simples Denken in Schwarzweiß beim IS bieten Traumatisierten scheinbare Lösungen in einer unübersichtlich gewordenen Materie, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.12.2015, S. 7.
[37] Ebenda.
[38] Ebenda.
[39] Siehe Bild 1 Ebenen 7 und 8
[40] Marianne Leuzinger-Bohleben, Ebenda.
[41] Ebenda.
[42] Ebenda.
[43] Chögyam Trungpa, Die Insel des Jetzt im Strom der Zeit, Bardo-Erfahrungen im Buddhismus, Fischer Taschenbuch Verlag, 1998, 2. Teil, Die sechs Daseinszustände, Kapitel 11, S. 246. Die Bereiche werden als 6 verschiedene Wahnsinnszustände bzw. neurotische oder allgemein als psychotische Zustände bezeichnet, die in der menschlichen Situation erfahren werden. Die tiefe Anwesenheit in einem der Bereiche führt zu einem psychotischen Zustand, in dem man vollkommen festhängt (S. 252), so dass dann kein Zugang mehr besteht, aus diesem Bereich auszusteigen.
[44] Ebenda, Anhang S. 357. Die weiteren Eigenschaften der 6 Bereiche wurden einzelnen Textstellen entnommen.
[45] Ebenda, Kapitel 13, Der menschliche Bereich, S. 292
[46] Ebenda, Kapitel 15, Die Abfolge der Bardos, S. 335-345
[47] Ebenda, 1. Teil, Die sechs Bardo-Zustände, Kapitel 2, S 50 f.
[48] Nicolas Hénin, Man nannte mich Glatzkopf, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.2015, S.9
[49] Chögyam Trungpa, Die Insel des Jetzt im Strom der Zeit, 1. Teil, Kapitel 8, Der Bardo des Todes, S. 176f
[50] Ebenda, Kapitel 7, Der Bardo des Daseins, S. 168f
[51] Ebenda, Kapitel 8, Der Bardo des Todes, S. 179f
[52] Ebenda, S. 182f
[53] Ebenda. S. 188
[54] Ebenda, 2. Teil, Kapitel 14, Der Bereich der Hungrigen Geister und der Höllenwelt, S. 324f
[55] Ebenda, Kapitel 15, Die Abfolge der Bardos, S. 343f
[56] Lama Tillmann (Lhündrup), 9. Karmapa „Das Dunkel mangelnden Gewahrseins auflösen“, Mahamudra-Unterweisungen ‚Marig Münsel’, Teil Eins, Unterweisungen von Lama Tillmann (Lhündrup), Möhra, 2012, S. 119
[57] Ebenda, S. 120
[58] Ebenda, S. 121
[59] Erdogan Karakaya, Das Leben ist der Güter höchstes doch, Wie kommen die IS-Mörder auf die Idee, sie seien Märtyrer. Der Koran lehrt das nicht. Es ist ganz einfach: Muslime müssen, wie andere Menschen auch, das Gute tun und das Schlechte verbieten, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2015, S. 9
[60] Joseph Croitoru, Die vierte Generation ist unter uns, Wer im Namen des IS mordet, bekommt, wenn er seine Sache besonders gründlich macht, den Ehrentitel „Inghimasi“. Effizienz ist dabei alles. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2016, Nr. 167. Siehe auch https://de.qantara.de/inhalt/is-terror-in-europa-im-inneren-des-feindes
[61] Dounia Bouzar, Wege aus der Rekrutierungsfalle, Radikalismus – Wie können Jugendlich ihren Realitätssinn so weit verlieren, dass sie ihr Leben für eine fanatische Bewegung riskieren? Und vor allem: Wie gewinnt man sie wieder zurück?, Gehirn&Geist, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Nr. 03/2016, S. 26-32, Quelle: Bouzar, D., La vie après Daesh. Les Éditions de l’Atelier, Ivry-sur-Seine 2015
[62] Ken Wilber, Eros, Kosmos, Logos, Eine Jahrtausend-Vision, Fischer-Taschenbuch Verlag, 2001, 6. Magisch, mythisch und darüber hinaus, Sensomotorisch (archaisch und archaisch-magisch), S. 264 sowie Anhang dort in Fußnote 3, S. 660-664. Siehe auch Ken Wilber, Eine kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, 4. Auflage 2000, 2. Teil, 9. Die Evolution des Bewusstseins, S. 183-203. Und hier insbesondere Drehpunkte, S. 191f und Das Auftauchen neuer Welten: Sich verändernde Sichtweisen, S. 192-196.
[63] Ken Wilber, Integrale Spiritualiät, Spirituelle Intelligenz rettet die Welt, Kapitel 9, Das Förderband, Nazis regieren, S. 247ff
[64] Ken Wilber, Integrale Psychologie, Geist, Bewusstsein, Psychologie, Therapie, Arbor Verlag, 4. korr. Auflage 2012, Teil 3, Die Realisierung – Ein Integrales Modell, Kap. 8, Die Archäologie des Geistes, Das Selbst und seine Pathologien, S. 109f., Die unteren Pathologien (D0-D3), S. 111-114, Die mittleren (D4 bis D6) und höheren Pathologien, S. 114ff, Typische Therapie, S. 117f, Subpersönlichkeiten, S. 118ff
[65] Hochsensibilität ist bei einigen Menschen angeboren, sie ist aber auch erlernbar. Im Buddhismus wird Hochsensibilität als Siddhi bezeichnet. Bhadantacariya Buddhagosa beschreibt im Path of Purification (Visuddhimagga) übersetzt aus dem Pali von Bhikkhu Nanamoli, Buddhist Publication Society, 54, Sangharaja Mawatha, Kandy, Sri Lanka, 2010, Part II – Concentration, 2. Purification of Consciousness, Chapter XII – The Supernormal Powers und Chapter XIII – Other Direct Knowledges, wie man paranormale Kräfte erlangen kann.
[66] Barbara Ann Brennan, Licht-Heilung, Der Prozess der Genesung auf allen Ebenen von Körper, Gefühl und Geist, Goldmann Verlag, 14. Auflage 1994
[67] Eine umfangreiche Charakteristik verschiedener Typen von Weltmodellen hat Daniel M. Ingram, MD zusammengestellt. Quelle: Die Kernlehren des Buddhas meistern, Ein Handbuch für die intensive und anspruchsvolle Meditationspraxis (Mastering the Core Teachings of the Buddha), veröffentlicht in http://integrateddaniel.info/book/, 2007, mit Teilübersetzungen von Michael Zeh und Bernhard Payr (2010)
1. Non-Duality Models: those models having to do with eliminating or seeing through the sense that there is a fundamentally separate or continuous center-point, agent, watcher, doer, perceiver, subject, observer or similar entity.
2. Fundamental Perceptual Models: those that have to do with directly perceiving fundamental aspects of things as they are, including perceiving emptiness, luminosity, impermanence, suffering, and other ssential aspects of sensations regardless of what those sensations are.
3. Specific Perceptual Models: those that involve being able to perceive more and more, or all, of the specific sensations that make up experience with greater and greater clarity at most or all times, and usually involve perfected, continuous, panoramic mindfulness or concentration at extremely high speed.
4. Emotional Models: those that have to do with perfecting or limiting the emotional range, usually involving eliminating things like desire, greed, hatred, confusion, delusion, and the like.
5. Action Models: those that have to do with perfecting or limiting the things we can and can’t do in the ordinary sense, usually relating to always following some specific code of morality or performing altruistic actions, or that everything we say or do will be the exactly right thing to have done in that situation.
6. Powers Models: those that have to do with gaining in abilities, either ordinary or extraordinary (psychic powers).
7. Energetic Models: those that have to do with having all the energy (Chi, Qi, Prana, etc.) flowing through all the energy channels in the proper way, all the Chakras spinning in the proper direction, perfecting our aura, etc.
8. Specific Knowledge Models: those that have to do with gaining conceptual knowledge of facts and details about the specifics of reality, as contrasted with the models that deal with perceiving fundamental aspects of reality.
9. Psychological Models: those that have to do with becoming psychologically perfected or eliminating psychological issues and problems, i.e. having no “stuff” do deal with, no neuroses, no mental illnesses, perfect personalities, etc.
10. Thought Models: those that have to do with either limiting what thoughts can be thought, enhancing what thoughts can be thought, or involve stopping the process of thinking entirely.
11. God Models: those that involve perceiving or becoming one with God, or even becoming a God yourself.
12. Physical Models: those that involve having or acquiring a perfected, hyper-healthy or excellent physical body, such as having long earlobes, beautiful eyes, a yoga-butt, or super-fast fists of steel.
13. Radiance Models: those that involve having a presence that is remarkable in some way, such as being charismatic or radiating love, wisdom or even light.
14. Karma Models: those that involve being free of the laws of reality or causes that make bad things happen to people, and thus living a blessed, protected, lucky, or disaster and illness-free life.
15. Perpetual Bliss Models: those models that say that enlightenment involves a continuous state of happiness, bliss or joy, the corollary of this being a state that is perpetually free from suffering. Related to this are models that involve a perpetual state of jhanaic or meditative absorption.
16. Immortality Models: those that involve living forever, usually in an amazing place (Heaven, Nirvana, Pure Land, etc.) or in an enhanced state of ability (Angels, Bodhisattvas, Sorcerers, etc.).
17. Transcendence Models: those models that state that one will be free from or somehow above the travails of the world while yet being in the world, and thus live in a state of transcendence.
18. Extinction Models: those that involve getting off the Wheel of Suffering, the round of rebirths, etc. and thus never being reborn again or even ceasing to be at the moment of enlightenment, that is, the great “Poof!” on the cushion, not to be confused with the more mundane atmospheric consequences of a legume-based diet, as anyone who as been on a vegetarian meditation retreat knows all too well.
19. Love Models: those that involve us loving everyone and/or everyone loving us.
20. Unitive Models: that you will become one with everything in some sense.
21. Social Models: that you will somehow be accepted for what you may have attained, that you have attained something when people think you have, and variants on these themes.
[68] Lankavatara-Sutra, Die makellose Wahrheit erschauen, Die Lehre von der höchsten Bewusstheit und absoluten Erkenntnis, übersetzt aus dem Sanskrit von Karl-Heinz Golzio, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage, 2003
[69] Barbara Brennan, Licht-Heilung, Teil 5, Heilen und Beziehungen, S. 365-565, z.B. S. 407
Auch Chögyam Trungpa beschreibt ähnlich wie Barbara Brennan 3 verschiedene Arten psychischer Energie, die im tantrischen Buddhismus zu versteckten Formen einer Kommunikation auf geistiger Ebene genutzt werden. Hier wird durch einen Guru transzendente Weisheit auf seine Schüler übertragen. Der bei Barbara Brennan genannten Form der harmonischen Induktion, bei der die Schwingungen des Geistes zwischen 2 Personen harmonisiert werden, so dass Hürden für die sprachliche Kommunikation abgebaut werden, entspricht im Buddhismus weitgehend der Energieübertragung Kangsak Nyengyü auf Ebene des Nirmanakya. Die Kommunikation durch Bioplasmaströme in der psycho-noetischen Welt entspricht im Buddhismus der Übermittlungsform Rigdzin Dagyü auf Ebene des Sambhogakaya, bei der durch die psychische Energieübertragung als Folge Wirkungen auf physischer Ebene entstehen, z.B. Verbesserung des Gesundheitszustands. Der Bindung durch Lichtstränge entspricht im Buddhismus in etwa dem Gyalwa Gonggyü auf Ebene des Dharmakaya, was als Verbindung durch eine Gedankenlinie bzw. geistige Übertragungslinie gesehen werden kann, ohne dass dem Schüler die Übertragung direkt oder sofort bewusst wird. Chögyam Trungpa, Verrückte Weisheit, Leben ohne Hoffnung und Furcht, Windpferd-Verlag 2012,Seminar II, Kap. 7, Dorje Trolö und die drei Arten der Übertragung, S. 175-186
[70] Ebenda, S. 418f. Lichtstränge sind Verbindungen zwischen den Chakras zweier Personen, die bei entsprechender Hellsichtigkeit von einem Heiler wahrgenommen und beeinflusst werden können.
[71] Ebenda, Die Beziehungsstränge, S. 423 sowie 425f
[72] Ebenda, Die Bedeutung von Beziehungen für die Gesundheit, S. 365
[73] Wenn es schließlich gelungen ist, Personen von der Ideologie des IS oder des Salafismus wieder zu entrekrutieren, sollten dauerhafte Perspektiven für derartige Rückkehrer gefunden werden, damit ein Rückfall ausgeschlossen wird und die Rückkehrer einen neuen Sinn für das Leben entwickeln können. Da IS und Salafismus ihren Mitgliedern die Geborgenheit einer Gruppe vermitteln, die bei den Rekrutierten und Gefährdeten früher verloren gegangen ist oder nie vorhanden war (Quelle siehe Fußnote 36), sollten für diese Rückkehrer auch Geborgenheitsverhältnisse im westlichen Kulturkreis angeboten werden. Denkbar wäre z.B. die Einrichtung spezieller kleiner Bauernhöfe ggf. mit angeschlossenen Manufakturen (z.B. Bäckerei), bei denen ohne Maschinenbetrieb, sondern nur manuell eine Bewirtschaftung und Tierhaltung in einer Gemeinschaft erfolgt, so dass der Rückkehrer lernt, mit Arbeit und dem Leben sowie dem Sterben von Tieren umzugehen, indem man dem Rückkehrer Verantwortung für die ihm anvertrauten Aufgaben und Lebewesen zuteilt. Da ein derartiger Betrieb wirtschaftlich nur schwer überlebensfähig wäre, müsste er vom Staat und karitativen Einrichtungen subventioniert werden. Der Bauer als Leiter des Betriebs müsste durch einen Therapeuten unterstützt werden. Ein derartiger Betrieb eignet sich nicht nur zu Resozialisierung von Entrekrutierern, sondern auch von weiteren Personen, die sich nur schwer in die Gesellschaft integrieren lassen, Brachflächen und alte Bauernhöfe sollten sich in den Mitgliedsstaaten der EU eigentlich finden lassen. Förderprogramme sollten von interessierten Bauern oder ehemaligen Bauern bei karitativen Einrichtungen oder der Landesregierung im Vorfeld nachgefragt und beantragt werden, damit die Finanzierung gesichert werden kann. Über die Förderdatenbank des Bundes können schon bestehende Förderprogramme der Bundesländer, der EU und des Bundes ermittelt werden (siehe: http://www.foerderdatenbank.de/Foerder-DB/Navigation/Foerderrecherche/suche.html), z.B. Förderprogramme zur ländlichen Entwicklung. Besser noch wäre es aber über die Politik ein Förderprogramm speziell zur Wiedereingliederung von Rückkehrern aufzulegen.
Auch die Aufnahme einzelner Rückkehrer in eine Klostergemeinschaft verbunden mit der Übernahme von Tätigkeiten im Kloster könnte einen Weg darstellen, Rückkehrern einen neuen Lebenssinn zu vermitteln. Vom Kloster müsste zur Betreuung des Rückkehrers, der im Kloster und zusammen mit der Klostergemeinschaft leben müsste, eine Patenschaft durch ein Klostermitglied angeboten werden. Der Rückkehrer könnte dann nach erfolgreicher Eingliederung in klösterliches Leben schließlich sogar als Novize endgültig vom Kloster aufgenommen werden. Sogar das Kloster hätte hiervon einen Vorteil, da es auf diese Weise junge neue Mitglieder gewinnen könnte.
Es gibt sicherlich aber noch viele weitere Möglichkeiten, Rückkehrer sinnvoll und dauerhaft in die Gesellschaft zu reintegrieren.
[74] Steven Aftergood, John Pike, STARGATE, FAS Federation of American Scientists, 29.12.2005, https://fas.org/irp/program/collect/stargate.htm . Weitere Informationen: https://www.cia.gov/library/readingroom/collection/stargate
[75] Sibylle Anderl, Eindeutig paranormal, Die CIA öffnet ihr geheimes Archiv zur rechten Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 21.01.2017
[76] Michaela Wiegel, Planlos gegen Islamisten, Die Deradikalisierung islamistischer Gefährder ist eine schwierige Aufgabe. Ein nun beendetes Pilotprojekt in Frankreich zeigt, wie es nicht funktioniert. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.8. 2017, Nr. 176
[77] Tsültrim Allione, Den Dämonen Nahrung geben, Buddhistische Techniken zur Konfliktlösung, Arkana-Verlag München, 6. Auflage, 2009, Teil IV, Die Vertiefung der Dämonenarbeit, Kapitel 19, Dämonen in der Außenwelt, Abschnitt Politische Dämonen, S. 326-330
[78] Ken Wilber, Integrale Psychologie, Geist, Bewusstsein, Psychologie, Therapie, Arbor-Verlag, 4. Auflage 2012, Teil 3 Die Realisierung – Ein integrales Modell, Kapitel 8 Die Archäologie des Geistes, Abschnitt: Therapie der vier Quadranten oder Integrale Therapie, S. 130-134
[79] Das Quadranten-Modell von Ken Wilber endet bei Stufe 13 (siehe Bild 1). Es ist aber davon auszugehen, dass dies nicht den Endpunkt der Bewusstseinsentwicklung des Menschen bzw. der Menschheit darstellt, sondern dass sich weitere – transzendentale - Stufen bilden, die sich in allen 4 Quadranten niederschlagen werden.
Aus Sicht des 1. Quadranten (ich) können von vielen Menschen weitergehende transpersonale Zustände (von allen Entwicklungsebenen aus im Sinne einer höheren Dimension) erreicht werden (siehe auch oben Fußnote 15). Von daher ist zu erwarten, dass oberhalb - mit dem von Ken Wilber eingeführten Begriff - der „Schaulogik“-Ebene 13 (siehe Bild 1) sich nur noch rein transpersonale Ebenen aus dem Wilber-Combs-Raster ggf. mit einer feineren Auflösung zeigen werden. Diese feineren Ebenen lassen sich möglicherweise aus den in den verschiedenen Schulen des Buddhismus beschriebenen Erleuchtungsstufen (Beispiel Drikung) ableiten.
Aus Sicht des 3. Quadranten (es) wird von einigen hellsichtigen Personen konstatiert, dass über die von Ken Wilber genannten 3 Strukturfaltungen des Gehirns oberhalb des Kopfes bereits eine 4. Faltung wahrgenommen werden kann, die sich irgendwann auch materiell als Gehirnstruktur entwickeln wird (Quelle: Genevieve Lewis Paulson, Das Kundalini-Handbuch, Eine umfassende praktische Anleitung zum Entdecken, Freisetzen und Meistern der Chackra-Energien, Windpferd-Verlag, 4. Auflage 2000, Kap. 5, Die Entwicklung der 4 Gehirne, S. 78-84, Die Lokalisierung des ätherischen vierten Gehirns, S. 82).
Im Hinblick auf den 2. Quadranten (wir) kann man nur spekulieren, ob oberhalb von Stufe 13 eine Vereinigung des Bewusstseins vieler zu einem Weltbewusstsein z.B. nach Oliver Kosvarek als Kulminationspunkt gesehen werden kann.
Ganz offen muss der 4. Quadrant (sie) bleiben, da erfolgversprechende Vorstellungen zu einer universellen Gesellschaftsordnung bisher nicht bestehen. Sakyong Mipham hat das Ziel, eine Erleuchtete Gesellschaftsordnung zu etablieren und beschreibt hierzu Regeln der Führung und Regentschaft (Quelle: Sakyong Mipham, Ruling Your World, Ancient Strategies for Modern Life, Morgan Road Books, 2005). In seinem 2010 verfassten „Brief an die Morgensonne“, der inzwischen von den Internetseiten seiner Shambhala-Gemeinschaft entfernt wurde (eine Kopie findet sich noch hier: https://www.yumpu.com/de/document/view/26299889/brief-von-der-morgensonne-shambhala, legt er auch die organisatorischen Grundstrukturen einer derartigen Gesellschaft mit 3 Säulen (1: Praxis und Bildung, 2: Regierung, 3: Dorje Kasung (eine Art Überwachungsbehörde)) fest, wobei die Spitze der Regentschaft durch ihn und seine Frau im Sinne einer Monarchie gebildet wird. Diese Vorstellung einer höheren Weltordnung halte ich bisher für verfehlt, da es auf dem Konstrukt eines personengebundenen Königreiches aufbaut, das nur auf Ebene 11 (siehe Bild 1) angesiedelt ist und sich damit vom Grundsatz her kaum von einem Kalifatstaat unterscheidet. Ken Wilber kritisiert die Vorgehensweise der Organisation Shambhala Institute, da sie einen subtilen Reduktionismus mit dem Dharmakaya bzw. dem nichtdualen Geist gleichsetzt (Quelle: Ken Wilber, Integrale Spiritualität, Spirituelle Intelligenz rettet die Welt, Kösel-Verlag München, 5. Auflage 2014, Anhang III, Der Mythos vom Gegebenen lebt weiter, S. 383f).
Chögyam Trunpga, ein Vorgänger und Vater von Sakyong Mipham, hatte dagegen Regentschaft auf das persönliche und individuelle Verhalten des Einzelnen bezogen (Quelle: Chögyam Trungpa, Das Buch vom meditativen Leben, rororo, Auflage aus 2000, 2. Teil, Die heilige Welt des Kriegers, Kap. 18, Regentschaft, S. 161-169) und hierzu als höchstes Ziel der individuellen Bewusstseinsentwicklung innerhalb der bestehenden Gesellschaftssysteme den „Universellen Monarchen“ eingeführt und beschrieben (Quelle, Ebenda, 3. Teil, Authenische Gegenwart, S. 173-204). Im Sinne der Weiterentwicklung unserer Gesellschaftsordnung ausgehend von Stufe 13 (Bild 1) kann daher ein neues Konstrukt einer Weltordnung nach meiner derzeitigen Meinung erst dann umgesetzt werden, wenn ein ausreichend großer Teil der Weltbevölkerung den Status eines „Universellen Monarchen“ erreicht hat. Prof. Jens Krause hat im Rahmen der Erforschung der Schwarmintelligenz festgestellt, dass sich ein Kollektiv nur dann bildet, wenn ein bestimmter Prozentsatz das Verhalten für eine gemeinsame Richtung vorgibt (Quelle: http://www.3sat.de/page/?source=/scobel/156004/index.html). Mit dem von Sakyong Mipham laufenden Versuch zum Aufbau einer Weltordnung mit den 3 Säulen (siehe oben) und führenden Personen, die den Entwicklungstand des „Universellen Monarchen“ erreicht haben, wäre das dann grundsätzlich möglich, allerdings nur auf Basis einer altertümlichen Herrschaftsstruktur mit einem Individuum an der Spitze. Aus Sicht der gerade in Europa gemachten Erfahrungen mit Königreichen aber auch Nationalstaaten wäre das ein Riesenrückschritt. Was passiert, wenn der Nachfolger des Weltherrschers nicht eine Person wie Sakyong Mipham, sondern ein erleuchteter Psychopath wäre? Das kann es eigentlich nicht sein!
Aus heutiger Sicht hat das Staatengebilde der EU den derzeit weltweit höchsten Entwicklungsstand bei der multinationalen Staatenbildung erreicht und befindet sich irgendwo zwischen Ebene 12 und 13 aus Bild 1. Eine Weiterentwicklung der EU sollte zu einer Festigung ihrer hervorragenden positiven Aspekte und gleichzeitig zur Verbesserung ihrer als negativ empfundenen Aspekte führen. Gleichzeitig sollte die EU den benachbarten Nationalstaaten dabei helfen, sich von Ebene 12 aus ebenfalls weiterzuentwickeln und die noch weiter zu entwickelnden EU-Standards (acquis communautaire) zu erreichen. Damit könnte sich die EU zur Keimzelle eines weltweiten Staatengebildes entwickeln und so die Ebene 13 vollständig erreichen. Erst dann stellt sich die Frage, wie die Struktur einer Ebene 14 - vielleicht mit einer hohen Personenzahl der von Chögyam Trungpa beschriebenen „Universellen Monarchen“ sowie den von Sakyong Mipham auch beschriebenen individuellen Regeln zur Führung - aussehen könnte.