Schwarmintelligenz oder Schwarmdummheit
Schwarmverhalten von Materie bis Mensch
Hinweise auf unbewusste Schwarmregeln
Gedanken als Schwarmprozess?
Frank Vollbrecht
Büttgen - 2021
Opartandmore
Eher einfache mathematische Regeln zeigen das simulierte Bewegungsverhalten von schwarmbildenden Lebewesen. Menschen sind hiervon nicht ausgenommen. Durch das dem Menschen innewohnende Bewusstsein mit seinen Entscheidungsmöglichkeiten ist es aber erheblich schwieriger als bei Fischen oder Vögeln Regeln aufzustellen, mit denen sich das Schwarmverhalten simulieren lässt.
Mit hier durchgeführten Versuchen ließ sich in einem gewissen Ausmaß das Schwarmverhalten nachbilden, aber es bleibt damit dennoch weiterhin offen, wie im Unbewussten liegende Verhaltensregeln das Schwarmverhalten beeinflussen können. In diesem Essay wird an einigen Beispielen gezeigt, wie umfassend das Schwarmverhalten von Lebewesen und sogar von unbelebter Materie sein kann, wie einige Formen des Schwarmverhaltens von Menschen aussehen und wie Schwarmregeln im Unbewussten wirken könnten.
Bei den hier durchgeführten Simulationen wurden Schwarmregeln auf bis zu 8000 simulierte Einzelwesen (Boids) angewandt, aus denen sich einige Formen des Schwarmverhaltens wie beispielsweise Stauungen in bewegten Menschenmengen nachbilden ließen. Das obige Eingangsbild zeigt, wie bei einer Gruppe von Boids, die sich auf einen Engpass zubewegt, Stauungen weit im Vorfeld des Engpasses auftreten. Jeder Boid wird hier durch ein winziges Quadrat repräsentiert, wobei die dunkelroten Boids das Auftreten von Stauungen anzeigen.
Ein weiteres Ziel dieses Essay besteht darin, eine spezielle Art unbewusster Verhaltensmuster zu postulieren, aus denen sich umfangreiche Teile des menschlichen Verhaltens erklären lassen sollten. Aus den Vorgängen in diesem Unbewussten lässt sich dann nicht nur Schwarmverhalten ableiten, sondern sogar das Entstehen von Sehwahrnehmung, Bewusstsein und Denkvorgängen.
Inhalt
Beispiele für Schwarmverhalten in der Natur
Simulation des Schwarmverhaltens beim Menschen
Grundlegende Einflüsse bei der Entscheidungsfindung
Bewusstsein und Ich-Gefühl - Die Illusion des Ich
Vorschlag zur Simulation von Triebflüssen.
Schwarmbildung in unbelebter Materie
Geistige Schwarmbildung durch Neuronen
Ansatz zur Modellierung des Schwarmverhaltens bei Gedankenprozessen
Schwarmintelligenz oder Schwarmdummheit - Ausblick in die Zukunft
Schwärme treten in der Natur vielfach auf und sind auch häufig leicht zu beobachten. Auffällig sind Tierschwärme wie Vogel-, Fisch- und Insektenschwärme. Schwarmbildung kann meistens als Folge von Selektionen bei der Evolution angesehen werden kann, wenn sich das Überleben des Einzelnen im Schwarm als vorteilhafter bewährt. Auch beim Menschen zeigt sich Schwarmverhalten, das durch unbewusste Handlungen hervorgerufen werden kann. Wegen des Gefühls individueller Willensbildung und Entscheidungsfindung wird einem selbst das eigene Schwarmverhalten aber meistens nicht bewusst.
Typisches Schwarmverhalten findet man in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit ebenso wie beim modernen Menschen im Informationszeitalter. Ein Beispiel aus der fernen Vergangenheit der Menschheit ist die Bildung von Familien- und Stammesverbänden, die sich bis heute zur Bildung von Nationen und Staatenverbänden im Sinne einer Holarchie weiterentwickelt haben[1]. Auch beim heutigen Zusammenleben tritt immer wieder Schwarmverhalten auf, z.B. die harmlose La Ola-Welle in Fußballstadien aber auch die Zusammenrottung der Anhänger von Fußballvereinen, die zeigen, wie aus Sicht einer modernen Gesellschaft unbewusste Handlungen in einer Gruppe zu sinnlosem oder sogar schädlichem Verhalten führen können. Selbst im Internet ist als Folge der sozialen Medien Schwarmverhalten, z.B. bei der Meinungsbildung durch Fake News, zu beobachten, die u.a. gezielt durch Trollfabriken aber auch Influencer und Politiker gefördert werden, wobei sich bisweilen nicht einmal die handelnden Personen ihrer eigenen Schwarmmanipulation anderen gegenüber bewusst sind.
Viele Schwärme sind rein geistiger Natur, die durch das Konzept der Meme beschrieben werden können, wobei die Meme als eigenständiger Replikator neben Genen angesehen werden[2]. Die Vernetzung von IT-Systemen, Mobiles usw. inkl. der sich damit entwickelnden Software und künstlichen Intelligenz wird von Susan Blackmore schließlich als neuer eigenständiger Replikator angesehen, den sie mit dem Begriff Treme bezeichnet[3]. Es ist davon auszugehen, dass auch der Einsatz von Rechnerfarmen zur Berechnung von Blockchains oder der Betrieb militärischer Drohnen Schwarmregeln unterliegt. Der Schwerpunkt der Betrachtungen hier soll aber nicht die Schwarmbildung der gesamten Ebenen der Holarchie unserer Welt umfassen, sondern vermitteln, wie die tief liegenden Züge des menschlichen Bewusstseins aussehen könnten, die zum Schwarmverhalten bei Menschen führen.
Ein alltägliches Beispiel des Schwarmverhaltens der Menschen besteht im Autoverkehr auf den Straßen oder der Bewegung größerer Menschenmengen auf Plätzen und Durchgängen. Bei dieser Art von Schwarmverhalten ist die Schwarmbildung im Gegensatz zur Bildung von Tierschwärmen von den Individuen im Schwarm normalerweise vollkommen unerwünscht. Eigentlich haben die Menschen als Schwarmindividuen bei derartigen Situationen nur das Ziel, von einem Ausgangspunkt zu einem Zielpunkt möglichst schnell zu gelangen. Eine Erhöhung der Verkehrsdichte im Schwarm führt leicht zu Kollisionen und Stauungen, die die Individuen dann aber daran hindern, ihr eigentliches Ziel gut zu erreichen. Hierbei kann es im Gegenteil zu vollkommen unerwünschten Entgleisungen wie Karambolagen beim Autoverkehr oder Panikverhalten in Menschenmassen kommen, die auch tödlich ausgehen können, wie in Duisburg bei der Love Parade oder bei der Umrundung der Kaaba in Medina.
Hier durchgeführte Simulationen zeigen, dass einfache mathematische Schwarmregeln zwar einige Formen von Schwarmverhalten wiedergeben können, beispielsweise wie es in ähnlicher Form bei der Überquerung von Kreuzungen oder beim Durchqueren von Passagen durch größere Menschenmengen auftritt, aber die Auslöser, die zu bewussten Entscheidungen oder unbewussten Handlungen der Individuen führen, bleiben dabei verborgen.
Unter einem Schwarm versteht man üblicherweise eine größere Anzahl von Tieren, die eine koordinierte Bewegung ausführen. Die Schwarmtiere haben über ihre Wahrnehmungsorgane Kenntnis voneinander und richten ihr Verhalten an benachbarten Tieren aus.[4] Erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden erstmalig einige algorithmische Regeln für das Verhalten der einzelnen Tiere im Schwarm durch Craig Reynolds entdeckt[5]. Diese Regeln führten zur Simulation des Schwarmverhaltens mit von ihm als Boids bezeichnete im Computer simulierten künstlichen Wesen, die das Schwarmverhalten einiger Tierarten nachbilden können. Durch ergänzende Schwarmregeln können Schwärme auch bestimmte Formationen annehmen wie die V-Formation bei Zugvögeln. Unterschiedliche Schwarmformationen können laut Jens Krause, Iain D. Couzin et al. außerdem in bestimmten Abfolgen auftreten.[6]
Neben den von Craig Reynolds und anderen entdeckten Schwarmregeln treten bei Schwärmen allerdings auch weitere, teilweise schwerer zu identifizierende Regeln auf. Ein Beispiel hierfür sind die V-Formationen bei einigen Vogelarten. Andre Nathan und Valmir C. Barosa entdeckten 2 weitere, einfach erscheinende Regeln, die es algorithmisch erlauben, einen ungeordneten Schwarm auffliegender Vögel in eine V-Formation zu überführen:[7]
Differenzierter ist dagegen beispielsweise das Verhalten der Bienen bei der Gründung eines neuen Volkes. Hierbei vermischen sich Schwarmverhalten und das Verhalten einzelner Bienen zu einem komplexen Verhalten in dem übergeordneten Ganzen des gesamten Bienenvolks, das schließlich zu einer Neugründung eines neuen Bienenvolkes führt. Eberhard Königsmann beschreibt 1968 das Schwärmen der Bienen wie folgt:[8]
Die Neubegründung eines Volkes geschieht durch Schwärmen. Im Mai legen die Arbeiterinnen 5 bis 20 Weiselzellen an. Es bemächtigt sich eine große Unruhe des Volkes, und wenn die Weiselzellen gedeckelt werden, etwa eine Woche vor dem Schlüpfen der jungen Königinnen, macht die alte Königin ihrer Nachfolgerin Platz und verlässt mit der Hälfte der Arbeiterinnen, die ihren Kropf zuvor mit Honig gefüllt haben, den Stock. Weit geht die Reise vorerst nicht, denn bald lassen sich die Bienen in einem dichten Klumpen irgendwo in der Nähe, beispielsweise auf einem dicken Ast, nieder. … Von diesem Schwarm fliegen Spurbienen in alle Richtungen, um nach einem neuen Quartier Ausschau zu halten. Bald kehren die ersten zurück und melden durch die gleichen Tänze wie die erfolgreichen Sammlerinnen – nur nicht auf der Wabe, sondern auf der Schwarmtraube -, dass die in einem Mauerwerk, einer Baumhöhle oder gar einem leerstehenden Bienenkasten eine geeignete Wohnung gefunden haben. Andere Spurbienen werben mit den bekannten Tänzen für ein anderes Quartier. Je besser die neue Wohnung ist, umso intensiver sind die Tänze. Wenn sich alle Spurbienen - manchmal erst nach Tagen - auf ein Quartier geeinigt haben und dies durch identische Tänze anzeigen, setzt sich der Schwarm in Bewegung, um das neue Heim zu beziehen, …
Diese für die damalige Zeit typische Beschreibung von Tierverhalten erfolgte aus der Sicht einer menschlichen Interpretation. Dagegen ist zwar nichts einzuwenden, aber es verstellt ein wenig den Blick auf die ablaufenden Prozesse und Regeln im Gehirn der Tiere. Im Hinblick auf Schwarmverhalten wäre bei diesem Beispiel der Bienen in einem ersten Schritt zu untersuchen, wo überhaupt Schwarmverhalten vorzufinden ist. Hierzu kann man zu folgender Einschätzung gelangen:
· Anlage von Weiselzellen
Ein Teil der Arbeiterinnen des Bienenvolkes legt als Folge eines externen Signals (z.B. Sonnenstand oder Temperatur im Mai oder Menge des verfügbaren Honigs in Bienenwaben, aber auch mittels Beeinflussung durch Pheromone der Königin)[9] [10] Weiselzellen an. Dabei handelt es sich um ein koordiniertes Vorgehen mehrerer Arbeitsbienen, wodurch genau diese Arbeitsbienen grundsätzlich als Teilschwarm des gesamten Bienenvolkes zu bezeichnen sind. Hier wäre festzustellen, welcher Informationsfluss dazu führt, dass einzelne Arbeitsbienen den Bau spezieller Weiselzellen im Gegensatz zu den sonstigen einfachen Zellen in koordinierter Form durchführen. Mit Informationsfluss ist gemeint, welche Signale die Durchführung von Regeln einzelner Bienen veranlassen, bei denen im Bienenhirn ein Programm zum Ablauf gebracht wird, das zum Aufbau von Weiselzellen führt. Es kann vermutet werden, dass diese Arbeitsbienen durch chemische Signale am Ort der Weiselzelle mit ihren Wahrnehmungsorganen die Information erkennen, an dieser Stelle anstatt einer herkömmlichen Wabe das Programm für den Aufbau einer Weiselzelle abzurufen. Wenn erkannt wird, dass eine genügende Zahl von Weiselzellen fertiggestellt ist, wird dieses Programm wieder beendet.
Es bleibt die Frage zu klären, ob das Verhalten der Arbeitsbienen lediglich durch einzelne Triggersignale erfolgt, bei denen eine Folge von Anweisungen im Gehirn der Biene abgerufen wird, oder ob zusätzlich eine Kommunikation, zwischen Bienen erfolgt, die zu einer koordinierten Handlung führt in deren Folge der Bau der Weiselzellen durchgeführt wird. Im letzteren Fall müsste man eindeutig von einem Schwarmverhalten der betroffenen Arbeitsbienen ausgehen und versuchen zu ermitteln, welche Schwarmregeln den Aufbau der Weiselzellen und die Begrenzung der Anzahl dieser Zellen steuern.
· Unruhe des Volkes, Deckelung der Weiselzellen
Auch hier wäre zu ermitteln, welcher Informationsfluss zum Entstehen der Unruhe stattfindet. Sofern sich durch den Aufbau der Weiselzellen ein chemisches Signal ausbereitet, das in dem gesamten Bienenstock wahrgenommen werden kann, wäre dies als direkter Auslöser auszumachen. Sofern aber nur in einem kleinen Bezirk des Bienenstocks dieses Signal wahrzunehmen wäre, müsste dieses Signal als Information an benachbarte Bienen weitergegeben werden, damit im gesamten Bienenvolk Unruhe entstehen kann. Damit wären die Voraussetzungen für ein Schwarmverhalten gegeben, das zur Unruhe führt; das Wort Unruhe spiegelt hier aber lediglich die menschliche Sichtweise eines anderen Verhaltens der Tiere wider. Denkbar wäre aber auch, dass diejenigen Arbeitsbienen, die die Fertigstellung des Baus der Weiselzellen erkennen, eine Information an benachbarte Bienen weitergeben, die dann als Kettenreaktion zu der beobachteten Unruhe des gesamten Bienenvolkes führt, in deren Anschluss die Königin befruchtete Eier in die Weiselzellen legt, deren Larven dann besonders genährt werden.
Zu klären bliebe, wie die Schwarmregeln für diesen gesamten Prozess aussehen müssen. Es kann vermutet werden, dass Duftstoffe als auslösende Signale verwendet werden, durch die das Verhalten der Bienen koordiniert wird. Damit wäre eine Signalkette mit verschiedenen chemischen Duftstoffen denkbar, die die einzelnen Schritte dieses Prozesses begleitet und bei denen unterschiedliche Verhaltensweisen der einzelnen Bienen als Programm im Gehirn zu unterschiedlichen Zeiten abgerufen werden.
· Verlassen des Bienenstocks durch die alte Königin mit einem Teil des Bienenvolkes
Auch bei der Bienenkönigin ist davon auszugehen, dass Signale erkannt werden, die sie zum Verlassen des Stocks veranlassen. Dabei ist weiter davon auszugehen, dass sie ihrerseits Informationen an benachbarte Bienen weitergibt (z.B. durch chemische Signale oder aber durch vergleichbare tänzelnde Bewegungen wie die der Arbeitsbienen)[11], die dazu führen, dass sich das Bienenvolk als Gesamtschwarm in 2 Teilschwärme aufteilt, wovon ein Teilschwarm den Bienenstock verlässt.
Zu ermitteln wären die Schwarmregeln, die dazu führen, dass nicht der gesamte Schwarm den Stock verlässt, sondern dass ein Teil im alten Bienenstock verbleibt. Denkbar wäre, dass das Potenzial chemischer Duftstoffe aus den Weiselzellen bei dem Teil der Bienen überwiegt, die im Stock verbleiben, während bei denjenigen Bienen, die mit der Königin den Stock verlassen, diejenigen Signale der Königin überwiegen, die von der Königin auf benachbarte Bienen übertragen wurden, die ihrerseits entsprechende Signale weitergegeben haben, woraus sich der ausschwärmende Teilschwarm zusammensetzt. Möglicherweise basiert dieser Vorgang aber auch auf anderen Regeln.
· Reise der ausschwärmenden Bienen zu einem ersten Zielort
Die ausschwärmenden Bienen finden als zusammenhängender Teilschwarm ein erstes Ziel, woraus Schwarmregeln abzuleiten wären. Durch welche Schwarmregeln erfolgt der Flug des Gesamtschwarms zum ersten Ziel, der ähnlich erscheint wie der Zug von Herdentieren? Wer führt den Flug in welcher Flugphase an und wie erkennen die anderen Schwarmindividuen Nachbarschaftsbeziehungen bei anderen Schwarmindividuen?
· Suche der Spurbienen, Informationsaustausch im Schwarm
Die zurückkehrenden Spurbienen vermitteln den Schwarmbienen, welche Örtlichkeit sie als zukünftigen Nistplatz entdeckt haben und vermitteln durch die Relevanz des Schwänzeltanzes die Einschätzung zur Qualität dieser Örtlichkeit. Es findet ein Informationsaustausch zu allen von den Spurbienen gefundenen Örtlichkeiten statt, bis eine eindeutige Entscheidung vorliegt, welche Örtlichkeit am geeignetsten angesehen wird. Dieses Schwarmverhalten hat Ähnlichkeiten mit einer demokratischen Wahl, bei der eine kleine Zahl von Bienen Werbung betreibt, solange bis sich alle Mitglieder des Schwarms auf ein gemeinsames Ziel geeinigt haben. Nach erfolgter Einstimmigkeit (Kohärenz) fliegt der gesamte Schwarm zur ausgesuchten Örtlichkeit. Dieser Prozess entspricht aus menschlicher Sicht einem intelligenten Vorgehen, das allerdings auf Schwarmregeln basiert, bei denen rationale Überlegungen nicht vorkommen.
Auch bei anderen staatenbildenden Insekten kann man vielfältiges Schwarmverhalten beobachten. Ein Beispiel sind die verschiedenen Formen der Staatenbildung sowie die Vergesellschaftung bei Ameisen[12]. Eine Vielzahl von Verhaltensweisen lassen auf zahlreiche kombinierte Schwarmregeln schließen.
Aber nicht nur bei staatenbildenden Insekten tritt Schwarmverhalten auf. Eine besonders auffällige Erscheinung ist bei einigen Leuchtkäferarten (Lampyridae) zu beobachten, die gemeinschaftlich periodische Leuchtsignale abgeben. Fritz Hieke schrieb hierzu 1968[13]:
… Ein beeindruckendes Phänomen besteht darin, dass gewisse tropische Arten ihr Licht nur in bestimmten Intervallen aufblitzen lassen, wobei sie einem inneren Rhythmus folgen. Dabei kann dann eine imposante Naturerscheinung beobachtet werden, dass an einem ganzen Berghang oder einem Flussufer Tausende und aber Tausende von winzigen Lichtern gleichzeitig aufblitzen, um nach wenigen Sekunden wieder zu erlöschen. Da manche Arten die Gewohnheit haben, sich während des Aufleuchtens senkrecht in die Luft zu erheben und beim Erlöschen wieder abwärts zu sinken, wirkt das Schauspiel noch märchenhafter. …
Bild 1: Photinus Carolinus fireflies in Pennsylvania, 22 June 2013, (CC): Radim Schreiber; FireflyExperience.org
Aus heutiger Sicht kann nur Schwarmverhalten für dieses Gruppenphänomen in Frage kommen, bei dem die Leuchtkäfer die Lichtblitze anderer Leuchtkäfer wahrnehmen und untereinander synchronisieren[14].
Schwarmverhalten tritt allerdings nicht nur bei Tieren auf, sondern auch bei Pflanzen, obwohl Pflanzen kein Nervensystem und keine zentrale geistige Verarbeitung in einem Gehirn besitzen, sondern stattdessen dezentral Funktionen in ihrem Pflanzenkörper aktivieren[15]. Die Entwicklung der Pflanzenwurzeln wird als das Schwarmverhalten einer Pflanze als modular aufgebauter Kolonie angesehen, bei der die Wurzelspitzen autonom über ihr Wachstum im Sinne einer kollektiv handelnden Gemeinschaft entscheiden, was zu einem hoch koordinierten und zielstrebigen Verhalten führt. Die Wurzeln werden dabei als kollektiver Organismus und das Wachstum als Schwarmverhalten vergleichbar dem Schwarmverhalten von Insektenkolonien betrachtet.[16]
Wenn man aber bereits das Verhalten der Wurzeln als Schwarmverhalten charakterisiert, dann sollte man ebenso darüber nachdenken, das gesamte Verhalten aller Zellen der Pflanze unter dem Gesichtspunkt des Schwarmverhaltens zu betrachten. Dies betrifft beispielsweise die Zellteilung und Spezialisierung von Zellen in Blättern. Die Zellteilung basiert auf dem Prozess der Mitose, wobei wesentliche Merkmale der Zelle und ihrer Organe durch die RNS in den Chromosomen festgelegt sind. Der Einfluss modifizierter Histone an den Nucleosomen und methylisierter DNA auf die Ausgestaltung von Zelltypen und Zellorganen im Sinne eines epigenetischen Pflanzengedächtnisses könnte aber als 2. Faktor bestimmend für das Wachstum und die Gestalt der Pflanze angesehen werden. Das Wachstum der Pflanze selbst entspräche in Analogie zum Wurzelwachstum dann einem Schwarmverhalten aller Pflanzenzellen. Auch das koordinierte Verhalten von Mimosen, bei Berührung die Blätter nacheinander zusammenzufalten, was bereits als Schwarmverhalten der Blätter angesehen werden kann, wird bisher mit einem dezentralen Pflanzengedächtnis auf Basis epigenetischer Modifikationen gedeutet[17].
Wenn man aber bereits eine Pflanze mit ihren Zellen als Kollektiv mit auftretendem Schwarmverhalten ansieht, dann gilt dies sicherlich in gleichem Maße für das Kollektiv tierischer Zellen in einzelnen Tierindividuen. Unterschieden werden sollte dabei aber der Einfluss desjenigen Verhaltens, das auf den zentralen Verarbeitungsfunktionen des Nervensystems basiert, und demjenigen Verhalten, bei denen die Zellen untereinander kollektives Verhalten zeigen.
Daher ist auch bei Einzelindividuen ein Schwarmverhalten bei den inneren Abläufen zu rechnen. Für die Koordination der Beinbewegung bei Tausendfüßlern beispielsweise konnte keine befriedigende Lösung der Steuerung einer Wellenbewegung durch fest fixierte Nervenzentren in den Oberschlund- und Unterschlundganglien ermittelt werden. Auch in der Ganglienkette konnte kein Koordinationszentrum für Lokomotionsbewegungen festgestellt werden, so dass die Vermutung gelten kann, dass die Bewegung der Beine nicht zentral gesteuert wird, sondern diese durch Schwarmregeln zwischen den Nervenknoten der Ganglienkette dezentral entsteht.[18]
Bei Säugetieren ist von einem Schwarmverhalten innerhalb eines Individuums bei der Immunabwehrauszugehen, bei dem das zentrale Nervensystem nur einen untergeordneten Einfluss aufweist, wobei sich vermutlich mehrere Schwarmprozesse überlagern, um mit verschiedenen Möglichkeiten auf die von in den Körper eingedrungenen Erreger zu reagieren[19]. Selbst bei Insekten wie Bienen und Hummeln finden sich ähnliche humorale und zelluläre Immunreaktionen[20]. Aber auch umgekehrt können parasitäre Lebewesen das Zellwachstum ihrer Wirte derart manipulieren, dass die Entwicklung von normalen Zellverbänden gestört wird und stattdessen durch ein dem Parasiten dienendes Zellwachstum ersetzt wird. Hierbei wird das ursprüngliche Schwarmverhalten mit der Erzeugung herkömmlicher Zellverbände aufgelöst und durch ein anderes Schwarmverhalten mit weniger geordneten Zellverbänden ersetzt; beispielsweise die Mermis-Infektion (Fadenwürmer) bei Lasius niger Weibchen, bei denen geordnete Muskelzellen durch weniger geordnete Fettzellen ersetzt werden[21].
Auch bei Bakterien wurden komplexe Interaktionen festgestellt, mit denen sie ihr Verhalten als multizelluläre Population koordinieren können. Thomas Böttcher untersuchte den Einfluss niedermolekularer Verbindungen auf das Populationsverhalten von Bakterien. Ausgelöst durch entsprechende Signalmoleküle können sie dreidimensionale Netzwerke an Oberflächen in Form von Biofilmen bilden und beispielsweise gleichzeitig Toxine und Sekundärstoffe bilden, um einen Angriff auszulösen oder ihren Stoffwechsel zu koordinieren.[22]
Die bisher genannten Beispiele zeigen ein Schwarmverhalten, das ohne den Einfluss eines reflexiven sich selbst erkennenden Bewusstseins wie beim Menschen entstehen kann.
Diese verschiedenen Formen und Ebenen von Schwarmverhalten lassen vermuten, dass es sich hierbei um ein grundlegendes Prinzip ähnlich einer Selbstorganisation bei natürlichen Vorgängen handelt, wie sie auch in der Systemtheorie ihren Niederschlag findet, die allerdings als Theorie selbst heftig umstritten ist[23]. Weiter unten wird aber versucht, einen Ansatz zu entwickeln, der als grundlegendes Prinzip angesehen werden kann, der aber dennoch die Schwächen der Systemtheorie mit ihrem Reduktionismus und ihrer Nivellierung vermeidet. Zunächst aber ein kurzer Einblick auf Schwarmverhalten beim Menschen, um hiervon ausgehend einen Ansatz zu entwickeln, der die Selbstorganisation auf verschiedenen Ebenen und Tiefen ohne deren Nivellierung zeigt.
Beim Schwarmverhalten des Menschen wird die Ausgangslage wegen vielfältiger Entscheidungsmöglichkeiten komplexer. Sofern keine Blockaden wie bei dem Titelbild auftreten, haben der Mensch und vermutlich auch einige Tierarten verschiedene Freiheitsgrade bei ihren Folgehandlungen. Ein Mensch der einen Menschenauflauf wie im Titelbild von außen sieht, kann sich beispielsweise entscheiden, von seinem ursprünglichen Ziel abzuweichen und nicht mehr den Weg in die Stauung hinein weiterzugehen.
Für Simulationen wurden hier Boids generiert, die auf Basis eines festgelegten, aber sehr einfachen Regelwerks agieren. Sofern ein Boid mehrere Freiheitsgrade für den nächsten Schritt vorfindet, kommen Zufallsgeneratoren bei der Entscheidungsfindung zum Einsatz. Für die äußere Gestalt der Boids wurde ein einfaches Quadrat vorgegeben, das sich auf dem Pixelraster der Bildschirmoberfläche fortbewegen kann. Bewegungen erfolgen mit den Einschränkungen, die sich durch die Manhattan-Metrik des Bildschirmrasters ergeben. Alle diese Faktoren entsprechen zwar nicht der Realität, aber dennoch zeigen sich einige Muster, wie sie auch bei der Bewegung von Menschenansammlungen vorkommen.
Bei der Darstellung der durchgeführten Simulationen wurde eine Aufsicht aus der Vogelperspektive gewählt, so dass sich die Schwarmbewegungen gut nachvollziehen lassen. Es können bis zu 4 verschiedene Schwarmgruppen mit unterschiedlichen Bewegungsrichtungen vorgegeben werden, wobei unten verschieden breite Eingangsbereiche zum Pixelfeld und oben verschieden breite Ausgangsbereiche als Zielkorridore aus dem Pixelfeld als Vorgaben für die Zielrichtungen der einzelnen Individuen (Boids) eingestellt werden können. Hierdurch können die Bewegungen der Individuen beispielweise bei Kreuzungen oder vor Verengungen oder vor Blockaden dargestellt werden sowie die dabei entstehenden Stauungen. Die einzelnen Schwarmgruppen werden durch unterschiedliche Farben markiert, so dass die jeweils aktuellen Zielrichtungen der Individuen sichtbar werden. Insgesamt können so die Wanderbewegungen von bis zu 8000 Individuen simuliert werden.
Ein einzelnes Individuum (Boid) wird, wie im folgenden Bild dargestellt, durch ein Quadrat mit einer Kantenlänge von 7 Pixeln symbolisiert. Die Bewegungsrichtung wird dabei durch einen kleinen Strich vom Zentrum des Quadrats in Richtung zu einer Seitenachse dargestellt. Pro Zeitschritt kann das Individuum im Normalfall eine Bewegung mit der Größe eines Pixels durchführen. Entsprechend der Manhattan-Metrik in Verbindung mit zusätzlichen Diagonalrichtungen sind somit 8 Bewegungsrichtungen möglich.
Das Innere des Quadrats wird weiß dargestellt, wenn es zu keinen Bewegungseinschränkungen kommt. Es wird grau gefärbt, wenn die gewünschte Bewegungsrichtung als Folge einer Begegnung mit einem anderen Boid behindert ist und stattdessen eine alternative Richtung eingeschlagen werden muss, um den vorgegebenen Zielkorridor für das Individuum zu erreichen. Sofern alle Bewegungsrichtungen als Folge eines Staus blockiert sind, wird das Innere des Quadrats schwarz dargestellt. Bild 2 zeigt stark vergrößert die Form eines Boids mit Andeutung verschiedener Bewegungsmöglichkeiten. Ein Einzelraster des Hintergrundrasters entspricht dabei 1 Pixel.
Bild 2: Boid mit Freiheitsgraden und Stati
Ein Beispiel für einen Ausschnitt aus einer Simulation mit den 3 Stati
weiß: freie Richtungsentscheidung möglich,
grau: es bestehen Kontakte mit mindestens 1 Boid für die zugelassenen Richtungen,
schwarz: es bestehen keine Freiheitsgrade bei den zugelassenen Richtungen
und den eingestellten Richtungsanzeigern der Boids zeigt Bild 3:
Bild 3: Verschiedene Stati und Bewegungsrichtungen der Boids
Die hier eingestellten Schwarmregeln unterscheiden sich massiv von den Regeln, die Craig Reynolds für Tierschwärme aufgestellt hat. Tierindividuen im Schwarm richten sich häufig nach dem Bewegungsverhalten benachbarter Individuen oder sich nähernder Prädatoren aus. Bei Bewegungen von Menschenansammlungen, aber auch einiger Tierarten wie Ameisen steht dagegen häufig die Zielrichtung jedes Individuums im Vordergrund, wobei erst die Begegnungen mit anderen Individuen eine Änderung der ursprünglichen Zielrichtung erzwingen. Eine Berücksichtigung der Zielrichtungen durch benachbarte Individuen ist daher schwächer ausgeprägt, während dagegen Begegnungen mit anderen leichter zu Ausweichmanövern führen. Bei den Simulationen wurde ein gemeinsam korreliertes Verhalten mit anderen Individuen, wie es meistens in Tierschwärmen, aber auch bei der Infanterie klassischer Armeen vorkommt, daher nicht berücksichtigt.
Folgende Schwarmregeln wurden bei den Experimenten für jeden Boid angewandt:
1. Prüfe, ob die eingeschlagene Bewegungsrichtung zum Zielkorridor weist. Falls nicht, optimiere die Zielrichtung (Markierung weiß).
2. Wenn keine Behinderung vorliegt, dann bewege Dich auf Deinen Zielkorridor zu (Markierung weiß).
3. Bei Kontakt mit einem anderen Boid (weiße Markierung wird grau), bewege Dich in eine alternative Richtung, sofern diese neue Richtung nicht zu einer Richtungsumkehr bezogen auf den Zielpunkt weist.
4. Anderenfalls warte eine zufällig gewählte Zeitspanne (Markierung des Boid wird schwarz, Richtungsanzeiger wird weiß), um einen anderen Boid passieren zu lassen und passe bei Bedarf die Zielrichtung erneut an (d.h., Regeln 1, 2 und 3 werden erneut durchgeführt).
5. Wenn die Richtung auf den Zielkorridor hin versperrt ist (immer noch graue oder schwarze Markierung des Boid), dann suche eine freie Position in folgenden Richtungen gemäß folgender Reihenfolge:
a. zuerst schräg rechts (im Uhrzeigersinn)
b. schräg links
c. 900 rechts
d. 900 links
e. Rückwärtsbewegungen sind nicht erlaubt
alternative Regel e als andere Simulationsvariante:
Rückwärtsbewegungen sind zugelassen
Wenn eine Richtung frei ist, setze den Weg wieder fort (Markierung des Boid wird wieder weiß) und beginne anschließend wieder mit Regel 1.
6. Wenn keine Richtung frei ist, dann warte eine kurze selbst gewählte Zeitspanne, um andere Boids passieren zu lassen (Markierung wird schwarz, Richtungsanzeiger wird weiß). Die Richtungssuche wird vorübergehend eingestellt, d.h. der nun weiße Richtungsanzeiger bewegt sich nicht mehr. Anschließend wende Regel 5 erneut an.
Bei einigen Versuchen wurden bei Stauungen für die Regel 5e Rückwärtsbewegungen zugelassen, um den Boids zu ermöglichen, ein Hindernis mit wenigen Schritten zu umgehen, wodurch sich Stauungen reduzieren oder teilweise sogar auflösen lassen. Wenn Rückwärtsbewegungen zugelassen werden, dann erinnert das Schwarmverhalten an die Fortbewegungen von Ameisen auf einer belebten Ameisenstraße, da Blockaden dann als Folge der stärkeren Ausweichbewegungen viel seltener vorkommen. Bei Menschen ist ein derartiges Verhalten allerdings wohl nur selten zu erwarten.
Die folgenden Videobeispiele zeigen, dass sich das Verhalten des Schwarms mit den hier gewählten Schwarmregeln nur teilweise auf den Menschen übertragen lässt. Es kommt zu folgenden größeren Abweichungen:
· Die Regel 5a bewirkt als Seiteneffekt eine verstärkte Ausrichtung der Bewegung auf die rechte Seite des Zielkorridors. Diese Regel wurde gewählt, da sich begegnende Menschen häufig nach rechts ausweichen und sich auf diese Weise problemlos passieren. Bei gleichförmiger Bewegung ohne Begegnungen führt dies aber zu einer Rechtsdrift im Schwarm. Der Vorzug der Regel 5a gegenüber 5b ist vermutlich nur sinnvoll bei entgegengesetzten Begegnungen von Boids; dieser Sachverhalt wurde hier aber nicht programmiert und getestet.
· Die Wahl der Form eines Quadrats als Boid lässt keine Ausweichbewegungen bei engen Begegnungen zu; Berührungen mit einem anderen Quadrat (auch von 2 Eckpunkten) führen sofort zur Anwendung der Regel 3. Beim Menschen mit seiner aus der Luftbildperspektive gesehenen ovalen Form kann durch eine halbe Drehung eine Verkürzung der seitlichen Ausdehnung herbeigeführt werden, so dass sich begegnende Menschen auch bei engen Begegnungen immer noch passieren können. Bei der Quadratform der Boids kommt es daher leichter zu Behinderungen oder Stauungen, (die durch graue oder schwarze Markierung angezeigt werden).
· Als Folge der Manhattanmetrik inkl. diagonaler Bewegungsrichtungen stehen den Boids erheblich weniger Bewegungsfreiheiten zur Verfügung als Menschen, die beliebige Richtungen einschlagen können.
Dennoch zeigen sich einige Formationen bei den Schwarmbewegungen, die auch bei größeren Menschenansammlungen und auch im Straßenverkehr sichtbar werden. Beispiele:
· Das Entstehen von wellenartigen Stauungen weit vor dem eigentlichen Engpass.
· Auflösungen von Stauungen nach Entfernung einer Blockade pflanzen sich nur langsam vom Engpass aus in Richtungen auf das Stauende fort.
· Bei größer werdender Individuenzahl kommt es auch bei nahezu gleichförmigen Bewegungen des Gesamtschwarms auf einen Zielkorridor hin eher zu Kontakten zwischen den Boids und kleineren Stauungen als bei geringerer Individuendichte.
Es gibt noch 2 Besonderheiten bei der Programmierung: Durch die Anwendung der oben angeführten Regeln kann es direkt an den Seiten des Zielkorridors zu Stauungen kommen, da für derartige Situationen keine Extraregel programmiert wurde. Und im unteren Eingangsbereich werden einzelne Boids mit Zufallszeiten in einen künstlichen Wartezustand versetzt (mit Schwarzfärbung des Boid), damit nicht alle Boids gleichzeitig loslaufen.
Video 1: Gleichförmige Bewegungen und Störungen durch erhöhte Individuenzahl
In dieser Simulation wandern zunächst bis zu 2000 Boids (rote Färbung) weitgehend gleichförmig auf einen Zielkorridor zu, ohne dass größere Störungen und Behinderungen auftreten. In der Folge werden in 3 weiteren Phasen zusätzliche Gruppen (grün, orange und cyan) mit ebenfalls jeweils bis zu 2000 Boids vom gesamten unteren Rand mit gleichem Zielkorridor gestartet. Durch die erhöhte Dichte und den Fluss zu einem gemeinsamen Zielkorridor kommt es dann zu zahlreichen Begegnungen (graue Markierung) und Stauungen (schwarze Markierung).
Video 1
Dauer 1:37 Min.
Video 2: Blockadesituation
Hier sollen bis zu 2000 Boids durch einen engen Zielkorridor wandern, der zusätzlich noch gesperrt ist. Bereits im Vorfeld der Wanderung kommt es zu zahlreichen Stauungen, die sich auch wellenförmig entgegensetzt zur Zielrichtung fortpflanzen. Als Folge der Blockade am Zielkorridor entsteht ein umfangreicher Stau, der zunehmend mehr Boids umfasst. Nach 1:50 Minuten wird die Blockade am Zielkorridor aufgehoben, wodurch sich zunächst die Boids am Zielkorridor wieder in Bewegung setzen können.
Video 2
Dauer 2:29 Min.
Video 3: Kreuzungssituation
Für 2 Gruppen mit insgesamt bis zu 4000 Boids (rot und grün) werden verschied positionierte Eingangsbereiche und Zielkorridore diagonal gegenüber gesetzt, so dass eine Kreuzungssituation für den Weg der Boids entsteht. Im Kreuzungsbereich und weit davor entstehen sehr schnell stark zunehmende Stauungen. Ein Abfluss in die Zielkorridore erfolgt nur langsam. Stauungen am Zielkorridor von Gruppe 2 (grün) sind durch die Regel 5a bedingt, die im Zielbereich eigentlich deaktiviert und durch eine alternative Schwarmregel ersetzt werden müsste.
Video 3
Dauer 2:08 Min.
Video 4: Auflösung eines Staus
Bei diesem Szenario werden bis zu 2000 Boids zu einem verengten Zielkorridor geführt, so dass zunehmend Stauungen auftreten. Nach 1 Minute Laufzeit erhalten die Boids die Möglichkeit bei der Regel 5e auch die alternative Regel für rückläufige Bewegungen auszuführen. Hierdurch ändert sich das Bewegungsverhalten der Boids massiv, indem sie bei einer Blockade jetzt versuchen Stauungen durch eine kurze Rückwärtsbewegung zu umgehen. In der Folge löst sich der Stau langsam auf. Diese Form der Bewegungen, findet man auch bei Ameisen vor, wobei dort allerdings nicht zwingend ein Stau vorliegt, sondern vielmehr ist das Bewegungsverhalten von Ameisen eher variierend und nicht gleichförmig, so dass Stauungen dort eher vermieden werden.
Oberes Bild 4 Ameisenstraße, unteres Bild mit Video: Simulation einer Stauauflösung:
Bild 4: Ameisenstraße, Foto Mehmet Kataray, (CC): https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Safari_ants.jpg
Video 4
Dauer 2:13 Min.
Durch kleine Änderungen im Regelwerk lassen sich weitere Formen des Schwarmverhaltens modellieren. Beispielsweise zunehmend engere Schlangenbildung vor Hindernissen durch stärkere Fixierung auf einen gemeinsamen zentralen Zielpunkt, aber auch eine Schwarmtraube als Folge einer Sperrung eines breiten Zielkorridors, das an die Schwarmtraube eines frisch geschwärmten Bienenvolks erinnert, die allerdings im Gegensatz zur 2-dimensionalen menschlichen Schwarmtraube 3 Dimensionen umfasst (siehe die folgenden 3 Bilder):
Bild 5: Zunehmende Schlangenbildung
Bild 6a, b: Entstehende Schwarmtraube wie bei einem Bienenvolk
Bild 7: Swarm of Bees located in Bundoora, Melbourne, Australia, 17 November 2013, (CC): https://en.wikipedia.org/wiki/File:MelbourneSwarm.JPG
Die Beispiele zeigen, dass es möglich ist, mit einer Reihe von Regeln das Schwarmverhalten von sich bewegenden Menschenansammlungen und auch von einigen Tierarten zumindest teilweise nachzubilden, auch wenn die hier gewählten Regeln noch nicht ausreichen, um das vollständige Schwarmverhalten sich bewegender Menschenansammlungen wiederzugeben. Mit erweiterten Regeln könnte das Schwarmverhalten an Hindernissen oder gegenläufigem Verkehr wie z.B. in Bahnhofspassagen nachgebildet werden. Allerdings können mit diesen Regeln allein nicht alle Optionen bei der Entscheidungsfindung nachgeahmt werden, sondern nur die statistisch relevanten, bei denen man das Regelwerk aus Videoaufzeichnungen von realen Vorgängen ableiten müsste.
Beispielsweise werden sich betroffene Personen beim Erkennen einer Blockadesituation im Allgemeinen nur dann entscheiden, sich in den Stau einzureihen, wenn trotz Stau ein positives Ereignis nach dem Ende des Staus erwartet wird (z.B. Teilnahme als Zuschauer an einem Fußballspiel oder Erwartungshaltung durch Teilnahme an einer religiösen Massenveranstaltung). Weitere Faktoren bestehen beispielsweise in der Gestimmtheit (gut gelaunt vs. übellaunig/gereizt) derjenigen Person, die sich entscheiden kann, ob man sich an das Stauende stellt oder versucht sich vorbeizudrängeln oder von dem ursprünglichen Vorhaben ablässt und umkehrt.
Damit stellt sich die Frage, ob es über derart wie hier verwendete einfache Regeln hinaus weitere und grundlegende Regeln gibt, die die Entscheidung von Menschen beeinflussen und somit auch sein Schwarmverhalten.
Um weiteren teils subtilen, teils unbewussten Einflüssen bei der Entscheidungsfindung von Menschen auf die Spur zu kommen, lohnt es sich, bestimmte Kenntnisse im Buddhismus über Geist und Bewusstsein näher anzuschauen. Neben den im Westen ebenfalls bekannten Formationen von Emotionen und Gewohnheitsmustern werden im Buddhismus außerdem Triebflüsse (auch existentielle Triebkräfte genannt) beschrieben. Diese Triebflüsse/-kräfte unterscheiden sich von den im Westen beschriebenen verschiedenen Triebtheorien, indem die Triebflüsse lediglich den energetischen Kern als auslösende Motivationen auf zumeist unbewusster Ebene beschreiben, aus denen Gedanken, Emotionen und Gewohnheitsmuster hervorgehen. Triebflüsse sind außerdem nicht mit den im Westen beschriebenen Instinkttheorien gleichzusetzen, sondern vielmehr wird ein System von 4 umfassenden Grundaxiomen definiert, die auf das Verhalten von Menschen auf einer unbewussten Ebene massiv einwirken und mit anderen Wirkkräften zusammen zu einer im Bewusstsein gefühlten Entscheidungsfindung führen können.
Die folgende Beschreibung von Triebflüssen beruht auf einer mündlichen über 5 Jahre von 2012 bis 2016 vollzogenen Unterweisung des Lama Tilmann Lhündrup, die auf den Mahamudra-Unterweisungen des IX. Karmapa aus dem 16. Jahrhundert aufsetzen[24] und dessen Aussagen interpretieren.[25] Der folgende Textauszug zu den Triebflüssen stellt eine Transkription aus der Unterweisung dar:[26]
Die Triebflüsse – Tib: zagpa, Pali: āsava – wirken sich auf die Prāṇa-Ströme[27] aus, sind aber etwas ganz anderes. Sie sind ganz subtile Muster, die unser Sein prägen und bestimmen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Der Buddha zählte vier Triebflüsse auf, sie sind in allen Traditionen bekannt, auch in der Pali-Tradition.
1) Der Wunsch zu existieren. Ohne dass wir es merken, sind wir vom Wunsch zu existieren motiviert.
2) Der Wunsch, nicht zu existieren,
begleitet den ersten Triebfluss, wenn uns die Existenz allzu unangenehm wird.
3) Der Wunsch nach Sinneserfahrung. – Zur
Abwesenheit von Sinneserfahrung: Stellt Euch vor, Ihr würdet in einen
Bewusstseinsraum eintreten, wo Ihr weder hört, noch seht, noch den Körper fühlt
usw. Das würde zur Folge haben, dass der Geist sofort wie wild wird und sich
danach sehnt, seine Existenz durch weitere Sinneserfahrungen zu bestätigen.
Ohne dass wir es merken, sind wir ständig dabei, uns durch Berührung, durch visuelle Eindrücke, durch Hören, durch alles, was die Sinne stimuliert, zu bestätigen, dass wir existieren. Das erlöst uns von der Unsicherheit, ob es uns gibt oder nicht. Sinneserfahrungen bestätigen also unsere Existenz. Den Schluss zu ziehen, dass es mich gibt, bloß weil Hören stattfindet, ist nicht ganz logisch, aber da ich ohnehin denke, dass es mich gibt, nehme ich das Denken, Hören, Sehen usw. als Bestätigung dafür, dass es mich gibt. „Ich denke, also bin ich.“ Man nimmt die Sinneserfahrung – in diesem Fall die Erfahrung des sechsten Sinnes – als Bestätigung für das eigene Sein. Tatsächlich beweist Denken aber nur, dass Denken stattfindet. Es beweist nicht, dass es ein Ich gibt. Tatsächlich beweist Sehen nur, dass Sehen stattfindet und nicht, dass es ein Ich gibt, das sieht. Das ist ein logischer Fehlschluss.
4) Der Wunsch, nicht alles mitzubekommen.
Das ist besonders interessant. Man nennt das den Wunsch nach Unwissenheit, den
Triebfluss nach mangelndem Gewahrsein. Und tatsächlich ist er unbewusst ganz,
ganz oft, fast ständig in uns aktiv. Wir wollen nicht mitkriegen, was in
unserem Geist los ist, in unseren Gefühlen, was die wahre Natur der
Sinneserfahrungen ist, was die wahre Natur des Seins ist. Es gibt enorme
Barrieren, und der Wunsch ist, bloß nicht zu viel zu wissen. Das wirkt
automatisch. Wenn uns etwas zu viel wird, setzt das automatisch ein und
verhindert, dass wir etwas wahrnehmen, was für andere unter Umständen ganz
offenkundig ist.
Die oberste, am leichtesten wahrnehmbare Schicht sind unsere Kleśas, die leicht wahrnehmbaren belastenden Emotionen: Ärger, Stolz, Angst, usw. Das können alle Menschen wahrnehmen, das ist bewusst. In der Zwischenschicht gibt es die Gewohnheitsmuster[28] – Tib.bag-chag – Sie sind manchmal bewusst, aber meistens unbewusst, bis sie dann bewusst werden.
Die Triebflüsse sind zu Anfang immer unbewusst und werden erst mit fortgesetzter Praxis bewusst. Es ist sehr schwierig, an sie heranzukommen. Emotionen – Gewohnheitsmuster – Triebflüsse; das ist quasi die Struktur unseres Bewusstseins.
Die erste Schicht ist ganz offenkundig, die mittlere Schicht wird mit der Zeit deutlicher und die tiefste Schicht entzieht sich noch lange unserer direkten Wahrnehmung und wird deshalb für lange Zeit nicht aufgelöst.
Die fünf Skandhas sind geprägt von allen dreien. Diese drei wirken in jedes der Skandhas hinein, und wenn sie aufgelöst sind, sind die Skandhas gereinigt. Dann sind sie nonduales Erleben.
Folgende Antworten von Lama Tilmann Lhündrup auf Fragen von Teilnehmern verdeutlichen das unbewusste Wirken der Triebflüsse:[29]
Teilnehmer: Ist dann das Trinken von Alkohol auch dieser Triebfluss, nicht wissen zu wollen?
Ja, das ist dann extrem, sich zu betäuben. Das kennen wir auch alle, z.B. mehr zu essen, wenn es zu viel wird usw. Wir kennen jeden dieser vier Triebflüsse im Extrem, z.B. Verlangen nach Sinneserfahrungen – eine ständige Stimulation des Geistes, nur um sich selbst nicht wahrzunehmen. Schaut Euch die Kinder von heute an! Es muss immer was laufen. Ich hatte in der vorletzten Retreat-Generation, die ich betreut habe, zwei, drei Schüler, die noch nie ohne ihre Kopfhörer auf die Straße gegangen waren. Sie programmierten jedes Mal, bevor sie hinausgegangen sind, ihren IPod, und das die ganze Zeit ihrer Jugend bis sie ins Retreat kamen. Das ist Sinneserfahrung als Bestätigung der eigenen Existenz und ein Verhindern, mit der Unsicherheit des eigenen Seins in Berührung zu kommen. Der Wunsch zu existieren ist klar, ein Bestätigen-Wollen, und der Wunsch nicht zu existieren ist die Selbstmordneigung, die sofort einsetzt, wenn uns das Leben heftig zusetzt.
Teilnehmer: Existieren tue ich ja sowieso, ist das Problem dann das Verlangen?
Das Problem ist das Verlangen, denn das gibt dem Geist eine Ausrichtung. Wie die Dinge sind, ist kein Problem. Es ist immer das Problem, die Dinge anders haben zu wollen – existieren, obwohl man keine wirkliche Existenz hat, nicht zu existieren, obwohl niemand existiert. Das Verlangen ist das Problem.
Teilnehmer: Wir nehmen ja alle unterschiedlich wahr…
Das hat damit zu tun, dass wir nicht voll und ganz wahrnehmen wollen. Wir nehmen wahr und darin ist auch die selektive Wahrnehmung eine Folge davon, nicht alles wahrnehmen zu wollen. Wir wollen z.B. partout die Welt nicht so sehen wie der, mit dem wir uns gerade streiten. Immer da, wo selektive Wahrnehmung stattfindet, ist ein Teil davon Nicht-wahrnehmen-Wollen. Deswegen heißt es, wenn dieser Schleier sich aufgelöst hat, dann nehmen Erwachte Situationen umfassend wahr, d.h. sie können gleichzeitig die verschiedenen Perspektiven verstehen, die unterschiedliche Lebewesen haben, und sie sehen zugleich die wahre Natur von dem, was in der Situation geschieht. Das nennt man panoramisches Gewahrsein. Deswegen können sie in Übereinstimmung mit der Situation so handeln, dass im besten Fall die Bedürfnisse von allen beantwortet werden. Das ist spannend.
Teilnehmer: Du hast gesagt, dass der Wunsch zu existieren usw. unbewusst ist. Aber ich finde, das ist ja alles. Ich finde, dass es mir nicht jedes Mal sofort klar ist, aber wenn ich darüber nachdenke, dann komme ich da-hin, mir die Dinge eingestehen zu müssen.
Genau, wenn man es erklärt bekommt, kann man es auch sehen. Das heißt aber nicht, dass man sich gerade in dem Moment, wenn es aktiv ist, darüber bewusst ist; genau so wenig, wie man die Emotionen, die einen gerade bewegen, oft gar nicht sieht, umso weniger die Triebflüsse. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob ich den Dharma unterrichte, um mir in subtiler Weise eine Existenzbestätigung zu geben. Das krieg ich nicht mit, das sind unbewusste Triebflüsse. Manchmal hat man eine Ahnung: „Ja, Jein, Nein.“ Das ist damit gemeint, dass es unbewusst ist. Wenn man darüber spricht, kann man das im Prinzip gut verstehen und kennt auch Hinweise dafür, aber es in der Situation mitzubekommen, ist recht schwierig. Man kriegt also eher selten mit, dass man sich abwendet und Unbewusstheit vorzieht, dass man vor einem weiteren Gewahrsein ausblendet. Man kriegt es selten mit, das geht ruck zuck und fühlt sich ganz normal an.
Lama Tilmann Lhündrup beschreibt die existentiellen Triebkräfte auch als eine tief liegende, dem Bewusstsein nicht mehr direkt zugängliche geistige Ebene, die dann weiter zur Ausprägung einer nonverbalen Gedankenebene und einer emotionalen Färbung führen[30].
Der Zen-Meister Katsuki Sekida hat Regeln für den Ablauf von Gedanken aufgestellt, bei denen 3 Arten von „Gedankenschnipseln“ auftreten, die er als 3 Nen bezeichnet, die bei der nicht bewussten Ebene beginnen[31]:
1. Nen |
Sinnes- oder Denkwahrnehmung oder gedankliche Bewertung ohne Reflexion:
- Impuls des Wahrnehmungsakts/der gedanklichen Tätigkeit ohne dessen direkte Bewusstwerdung
alternativ hierzu:
- Impuls einer nicht bewusst werdenden „Wahrnehmung“. Der Impuls und somit auch dieser 1. Nen können (vorläufig oder dauerhaft) im Unbewussten verbleiben.
Zusätzlich kann sich jeder 1. Nen auf weitere vorangegangene 1. Nen beziehen.
|
2. Nen |
Erkennen/Selbst-Beobachtung:
Reflexionstätigkeit des Bewusstseins zu einem auslösenden, vorangegangenen und bewusst gewordenen 1. Nen durch Erkennen
Zusätzlich kann sich jeder 2. Nen auf weitere vorangegangene 1. und 2. Nen beziehen.
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3. Nen |
Reflexives Erkennen/Bewusstwerdung des Selbst:
- Reflexionstätigkeit des Bewusstseins und reflexives Erkennen des Bewusstseinsakts eines vorangegangenen 2. Nen
alternativ hierzu:
- mehrfaches Auftreten des 3. Nen mit Reflexionstätigkeit durch das Bewusstsein mit reflexiver Neubewertung/Uminterpretation zu vorangegangenen 1., 2. und 3. Nen, die in unterschiedlichen Kombinationen vorliegen können
|
Übertragen auf das von Katsuki Sekida definierte Prinzip der 3 Nen im Zen kann man die vom Lama Timann Lhündrup beschriebene vorgedankliche und unbewusste Ebene der energetischen Triebkräfte als 1. Nen ansehen, die nonverbale, aber identifizierende Gedankenebene als den 2. Nen und die sich anschließende voll verbalisierende, bewertende Gedankenebene als den 3. Nen.
Mit der hier vorgenommenen Verknüpfung der 3 Faktoren –
Emotionen,
Gewohnheitsmuster und
Triebflüsse
beschreibt Lama Tilmann Lhündrup die Struktur des Bewusstseins aus buddhistischer Sicht. Hieraus sollten auch Handlungen und Entscheidungen von Menschen im Hinblick auf die Bewegung von Menschenansammlungen resultieren. Für eine algorithmische Programmierung von Regeln, die die das Schwarmverhalten des Menschen nachbilden, scheint diese Struktur aber ungeeignet. Hier wäre allenfalls zu prüfen, ob sich das axiomatische Regelwerk der Triebflüsse durch Petrinetze abbilden ließe oder als Instrument zur Entscheidungsfindung in künstlichen neuronalen Netzen nutzen ließe.
Die 4 Axiome der Triebflüsse, die als die sehr subtilen, unbewussten Energiemuster über den 1. Nen wirksam werden, bilden allerdings ein Koordinatensystem mit 2 Achsen, da sich jeweils 2 der Axiome diametral gegenüberstehen:
Bild 8: Axiome der Triebkräfte
Die Triebkräfte sind Komponenten eines inneren Energiesystems, das zur Entstehung von Gedankenimpulsen und Emotionen führt. Jeder Impuls kann dabei als ein Punkt in dem Koordinatensystem verortet werden. Je größer der Abstand von der zentralen Zone, desto stärker die Energie der Motivation, die sich in der Folge als wahrnehmbare Emotionen, Gedanken, Gewohnheitsmuster oder illusionshafte Vorstellungen oder auch als scheinbare Wahrnehmung eines Selbst äußern kann.
Bei der Beschreibung der 3 Nen zeigt Katsuki Sekida außerdem eine besondere Form eines Prozessablaufes, das ausschließlich aus 1. Nen besteht, bei dem die Triebkräfte erloschen sind (zentrale Zone in der Grafik). Ein derartiger Prozessablauf kann als Folge von Zen-Übungen entstehen, wobei die Selbst-Beobachtung durch den 2. Nen und die Bewusstwerdung des eigenen Ich durch den 3. Nen entfallen. Diese Form des Ablaufes mit einem nondualen Zustand bezeichnet er als zeitlosen Ein-Äon-Nen, der im Samadhi auftritt.[32]
Das Prinzip der hier genannten 3 Faktoren (Emotionen, Gewohnheitsmuster und Triebflüsse) stellt zusammen mit dem Konzept der Skandhas[33] allerdings eine sehr weit fassende Beschreibung des menschlichen Bewusstseins und der Ausbildung eines separaten Ich dar. Der Dzogchen-Lehrer James Low nennt die Verwirrung einer Selbstidentifikation als Erfahrung eines Selbst mit Vorstellungen eines Ich. Er beschreibt, wie dabei das Ich-Gefühl auf Basis eines Stroms von Erscheinungen entsteht.[34] Auch Zen-Meister Katsuki Sekida führt aus, wie die 3 Nen mit ihren verschiedenen Typen von in schneller Folge und unterschiedlichsten Kombinationen ablaufenden Gedankenschnipseln zum reflexiven Erkennen mit der Bewusstwerdung eines Selbst führen[35]. Aus Libet-Experimenten[36] lässt sich auch schließen, dass in einer 1. Entscheidungsebene unbewusste Festlegungen bereits beim 1. Nen getroffen werden, die allenfalls durch rekursive Prozesse des 2. und 3. Nen verändert werden können.[37]
Gewohnheitsmuster, die eine Rolle bei der Bewusstseinsbildung spielen, können laut James Low durch einige Verhaltensmaßnahmen in Richtung einer Auflösung beeinflusst werden[38]. In den Vorbemerkungen von Patrul Rinpoche zur Unterweisung des Shepa Shri Gyalpo im Hinblick auf Sicht, Meditation und Verhalten wird beschrieben, wie das Erkennen gewohnheitsmäßiger Reaktionen auf Erscheinungen hin einen ersten Schritt bei der Auflösung von Gewohnheitsmustern bildet[39]. In einem eigenen Kommentar beschreibt James Low aber auch die Schwierigkeit, auf das Aufkommen von Gewohnheitsmustern nicht mehr zu reagieren. Er führt aus, dass die durch Meditation gewonnene Öffnung in die offene Weite des Gewahrseins (Rigpa) bis zu dem Punkt, bei dem Subjekt und Objekt miteinander verschmelzen (nondualer Zustand), immer noch nicht ausreichen, eingefleischte Gewohnheiten aufzulösen. Erst wenn alles, was sich als Subjekt und Objekt manifestiert, als Energie des Gewahrseins „erkannt/gefühlt/gesehen“ wird, bringen einen Erscheinungen nicht mehr aus dem Gleichgewicht.[40]
Die oben von Lama Tilmann Lhündrup beschriebenen Eigenschaften der Triebflüsse machen deren Auflösung noch schwieriger. Aus der Theravada-Tradition nennt Pakoku Sayadaw in einem Dhamma-Talk geistige Verhaltensmaßnahmen, die schließlich zur Auflösung der Triebflüsse führen, sofern man in der Lage ist, die genannten Maßnahmen in seinem eigenen Geist entsprechend zu etablieren[41].
Derartige Aktivitäten führen zur Einsicht der Illusionshaftigkeit des Ich, die sich auch aus der Philosophie des Madhyamaka des großen indischen Gelehrten Nagarjuna aus dem 2. Jahrhundert ergibt[42]. In einem weiteren Werk Nagarjunas, dem Dharmadhatustava, wird beschrieben, wie die Illusion des Ich vollständig überwunden werden kann. Zum besseren Verständnis wurde dieses Werk ausführlich vom III. Karmapa im 14. Jahrhundert kommentiert und von Karl Brunnhölzl in einen umfassenden Zusammenhang mit anderen Interpretationen großer Meister und Lehrschulen gestellt, so dass es möglich ist, sich selbst ein Bild von diesen Erkenntnissen und unterschiedlichen Interpretationen zu machen und diese auch selbst umzusetzen, sofern man bereit ist, sich diesem Werk und Weg zu unterziehen.[43]
Eine Umsetzung derartiger Erkenntnisse, wie sie hier nur kurz erörtert wurden, in ein Regelwerk, das sich dann auch noch in herkömmliche Algorithmen überführen lässt, erscheint auf Basis heutiger Technologien allerdings als ausgeschlossen.
Die hier dargestellten Aspekte des Schwarmverhaltens von Lebewesen lassen aber eine Reihe von Fragestellungen und auch vagen Hypothesen erscheinen, die in der Zukunft einer Erforschung bedürfen. In diesem Abschnitt werden nun einige dieser Aspekte genannt, wobei auch Vorschläge zur weiteren Klärung versucht werden.
Die oben von Lama Tilmann Lhündrup erläuterten 4 Axiome, die die Grundstruktur unbewussten menschlichen Verhaltens definieren, lassen in der Zukunft möglicherweise eine Einordnung mit algorithmischen Methoden der Mathematik und Prädikatenlogik zu.
Wie oben gezeigt, stehen sich inhaltlich je 2 dieser Axiome diametral gegenüber, so dass sie als 2 voneinander linear unabhängige Achsen auf einer 2-dimensionalen Ebene aufgetragen werden können. Eine (unbewusste) Entscheidung auf Basis der Triebflüsse korreliert dann mit einem einzelnen Punkt in diesem 2-dimensionalen Raum.
Eine im Unbewussten stattfindende Entscheidung wäre aber in vielen Fällen nicht eindeutig und auch nicht linear, sondern wäre von teils bewussten, teils im Unbewussten verborgenen Gedanken und den von Katsuki Sekida beschriebenen 3 Nen mit ihren Rückkopplungen[44] sowie dem Potenzial der damit verbundenen Energie geprägt. Traumforschungen haben gezeigt, dass das menschliche Gehirn nachts auf gedanklicher Basis schwach assoziative Sachverhalte in einen Zusammenhang bringt[45]. Eigene Meditationserfahrungen legen nahe, dass derartige schwach assoziative Sachverhalte auch tagsüber stattfinden, wobei sie dort aber eher schwach ausgeprägt sind, da der Geist tagsüber meistens mit anderen Tätigkeiten beschäftigt ist. Ob dabei gedankliche Aktivität aus dem Unbewussten in eine bewusste Wahrnehmung überführt wird, hängt dabei stark von der gedanklichen Energie des Gedankenstroms und hierbei insbesondere vom ersten Gedankenimpuls ab, wie Lama Anagarika Govinda gezeigt hat[46]. Der energetische Aspekt von Gedanken findet sich bei Katsuki Sekida bei der Beschreibung der Eigenschaften der 3 Nen ebenfalls wieder[47].
Im mathematischen Sinne wäre zu überlegen, ob die verschiedenen Aspekte gedanklicher Assoziationen und dem dazugehörenden assoziativen Prozess zum Durchspielen verschiedener Möglichkeiten durch Gestaltung der 2-dimensionalen Achsen der Triebflüsse mit Zahlen des komplexen Körpers nachgebildet werden können. Da aber bereits eine einzelne komplexe Werteachse einer 2-dimensionalen Fläche entspricht, wäre die mathematische Grundlage ein 4-dimensionaler Raum, wobei möglicherweise Quaternionen als Zahlen und ihrer algebraischen Einbindung als Schiefkörper verwendet werden müssen. Eine Entscheidung zu einem konkreten Inhalt durch einen Triebfluss würde sich dann durch die imaginären Achsen im jetzt 4-dimensionalen Koordinatensystem als das Potential aller Möglichkeiten ergeben. Da 4 Dimensionen nicht ohne weiteres grafisch darstellbar sind, wurden in der folgenden Grafik die 2 Achsen der Triebflüsse separiert und jeweils mit einer komplexen Zahlenebene verbunden:
Bild 9: Triebkräfte in Verbindung mit ihrem Potenzial. Die geistige Energie eines resultierenden Impulses wird weiterhin als Resultierende durch die horizontalen, realen Achsen bestimmt.
Im Bereich der zentralen Zone sind beim Tagbewusstsein stärkere assoziative Werte mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermuten, während mit zunehmendem Abstand von der zentralen Zone schwächer assoziative Werte mit abnehmendem Wahrscheinlichkeitswert zu vermuten sind. Beim Traumbewusstsein liegen vermutlich inverse Wahrscheinlichkeitswerte vor.[48] Die Wahl eines Vorzeichens bei den realen Werteachsen der 4 Axiome ist vermutlich unerheblich; entscheidend ist hier die Energie, die als Absolutbetrag angesehen werden kann. Unbekannt bleibt an dieser Stelle zunächst, worum es sich bei der negativ-imaginären Zone handeln könnte, die hier als Terra Incognita bezeichnet ist.
Allerdings darf man sich nicht vorstellen, dass es sich bei der Anordnung der Koordinatensysteme um lineare Strukturen handelt, wie sie hier durch lineare Achsen symbolisiert werden. Die 3-dimensionale Welt, die wir als Erleben empfinden, ist von Faltungen durchsetzt, wie Einstein mit seiner Relativitätstheorie gezeigt hat. Beispielsweise beschreibt der Merkur wie die Erde als Folge der Gravitationskräfte einen ellipsenähnlichen Umlauf um die Sonne, die zudem durch die Regeln der Relativitätstheorie Merkurs Bahn im Raum verändert.[49] Hier wirkt die Schwerkraft wie eine eigene gefaltete Raumstruktur, die zudem über Gezeitenkräfte einen wechselseitigen Einfluss auf die Bewegung aller Körper ausübt.[50]
Ein Beispiel einer Faltung einer weitgehend 2-dimensionalen Ebene zu einer gefalteten Struktur im 3-dimensionalen Raum lässt sich an den Blattnerven von Blättern erkennen, die Ähnlichkeiten mit der durch Schwerkräfte beeinflusste Raumstruktur im Weltraum aufweist. Die Faltungen der Blattnerven beruhen allerdings zu einem hohen Anteil auf dem aktuellen Einfluss von Feuchtigkeit, der zu unterschiedlichen Krümmungen führt:
Bild 10: Struktur von Blattnerven (eigenes Bildarchiv)
Hieraus rekrutiert sich die Frage, ob es Hinweise gibt, die die Anwesenheit gekrümmter und gefalteter Räume unterstützen, wobei diese Räume den im Unbewussten wirkenden essentiellen Triebkräften unseres Geistes entsprechen?
In einer von Burkard Heim unter Mitwirkung von Walter Dröscher entwickelten ganzheitlichen Quantenfeldtheorie[51], in der mit einem 12-dimensionalen durch einen Tensor normierten beschreibbaren Raum alle physikalischen, quantenphysikalischen und psychisch-geistigen Aspekte vorzufinden sind, wären die Regeln für Entscheidungen, aber auch alle Schwarmregeln, die ebenfalls als Entscheidungen angesehen werden können, in der 5. und 6. Dimension zu finden[52]. Die 5. und 6. Dimension entsprächen hierbei einem 2-dimensionalen organisatorischen Raum (S2(x5,x6)) mit zusätzlichen imaginären Dimensionen. Die 5. und 6. Dimension führt dabei zu Organisationsgraden der niedrigeren Dimensionen:[53]
Der S1 mit der Dimension x5 umfasst hierbei die Entelechie und ein Gestaltungsprinzip, welche die offenbar sich ständig in R4 (Raum-Zeit) aktualisierenden Organisationszustände auf ihre Wesensstruktur hin wertet.
Der S2 mit der Dimension x6 umfasst Aön und Weltzeit, welche die mehrdeutige Aktualisierungsrichtung entelechialer Strukturen oder Wesensstrukturen in R4 (Raum-Zeit) steuert, wobei diese Steuerungen entelechialer Strukturen im x6 nur während des Weltzeit-Alters (Äon) aktualisiert werden können.
Diese 6 Koordinaten eines 6-dimensionalen Welttensoriums R6 des materiellen Teils der Welt spannen einen Bezugsraum auf, wobei x5 und x6 normal zu den übrigen 4 Raumzeitkoordinaten verlaufen.
Dementsprechend wird zwischen latenten und manifesten Ereignissen unterschieden. Quantenphysikalische Ereignisse, die bisher als „Zufall“ interpretiert wurden, erweisen sich somit keineswegs als beliebig, sondern als bestimmte Aktivitäten im organisatorischen Unterraum S2(x5,x6) bedingt, womit auch grundlegende Elementarteilchen-Prozesse nicht mehr als zufällig gelten können[54]. Diese Aussage wird allerdings von vielen Wissenschaftlern nicht geteilt.[55] Damit sich die von x5 in einer strukturell angebbaren Weise ordnet, bedarf es einer informatorischen Steuerung (in Analogie zu einem Computerprogramm), die von x6 erzwungen wird.
Die neuen Koordinaten bewerten (x5) und steuern (x6) also die Organisationsvorgänge, erhalten aber ihre Information von einem immateriellen Hintergrund, dem informatorischen Unterraum I2(x7,x8) des 12-dimensionalen Raums R12.
Organisationsgrade reichen von n=0 bei submateriellen Strukturen bis n>=25 bei mentalen Vorgängen, woraus folgt, dass nicht alles „auf Moleküle“ reduzierbar ist, sondern dass die Organisationsstufen ihre eigene Gesetzlichkeit haben.
Oberhalb des Organisationsgrades der Materie (n=0 bis 7) tritt mit n=7 eine neue Selbständigkeit auf, die sich mit den bekannten physikalischen Gesetzen nicht mehr restlos erklären lässt, woraus sich in dem Organisationskonzept 4 Existenzbereiche ergeben, bestehend aus:
· Physis (Natur),
· Bios (lebender Organismus),
· Psyche (Empfinden und Fühlen mit dem Gesamtbereich aller emotionalen Verhaltensweisen und Lebensregungen lebender Organismen) und
· Pneuma (Geist mit der Gesamtheit mentaler Gesetzmäßigkeiten von Denken, Reflexion, Intuition und Kreativität bis zur Weisheit)
Mit diesen Teilen seines Konzepts hat Burkard Heim eine mathematische Struktur aufgebaut, mit denen sich die Handlungen aller Lebewesen formalisieren lassen sollten, wobei aber die Schwierigkeit besteht, mögliche Entscheidungsprozesse auf Basis einer komplexen Algebra nachzuvollziehen.
Im Detail wäre zu prüfen, wie sich die 4 von Lama Tilmann Lhündrup beschriebenen existentiellen Triebkräfte mit ihren 2 komplexen Dimensionen auf die von Burkard Heim beschriebenen Unterräume S2 und I2 abbilden lassen. Die von Burkard Heim beschriebenen Dimensionen weisen darauf hin, dass es bei den höher dimensionalen Räumen nicht nur zur Ausbildung von Mannigfaltigkeiten kommt, sondern darüber hinaus zu Faltungen zwischen den Dimensionen, die auch zu Überschneidungen der Räume führen sollten[56]. Hieraus ergeben sich zahlreiche Fragestellungen:
· Führen Raumfaltungen und –überschneidungen zu besonderen geistigen Möglichkeiten wie Telepathie oder anderen parapsychologischen Fähigkeiten?[57]
· Bilden sich Raumfaltungen und –überschneidungen im Raum der essentiellen Triebkräfte als negativ-imaginäre Einflüsse oder als parallele Räume ab (siehe Terra Incognita in Bild 9)?
· Dienen die Schnittzonen der Raumüberschneidungsgebiete der Kommunikation zwischen verschiedenen Raumdimensionen?
· Werden in den Schnittzonen der Raumüberschneidungsgebiete Steuerungen der niederdimensionalen Räume durch höherdimensionale Räume vorgenommen?[58]
· Wie lassen sich fraktale Strukturen und Schwarmregeln als Wellenfunktionen in den höheren Dimensionen abbilden?
· Wie erfolgt die Steuerung extremer Faltungen (z.B. DNS)?
· Können Faltungen im Raum zur Ausbildung getrennter Selbste führen?[59]
Die von Burkard Heim genannten Existenzbereiche Bios, Psyche und Pneuma korrespondieren auf der Ebene von Gedanken/Gedankenprozessen zu den von Katsuki Sekida ausgearbeiteten 3 Nen (siehe oben). Gewohnheitsmuster lassen sich insbesondere Psyche zuordnen, Triebflüsse/-kräfte können insbesondere Bios zugeordnet werden. Erst bei reflexiver, intellektueller Bewusstwerdung werden diese Gedankenprozesse auf der Ebene Pneuma erkannt.
Um Triebflüsse algorithmisch zu gestalten, bedarf es wegen der hohen Dimensionalität und der komplexen Natur der einzelnen Dimensionen möglicherweise einer Umsetzung mit Rechenregeln auf Basis von Qubits in Verbindung mit einem noch zu entwickelnden künstlichen neuronalen Netz auf einem Quantenrechner. Eine Schwierigkeit besteht aber sicherlich darin, Fälle (use cases, use case diagrams, interaction diagrams) zu ermitteln und zu formalisieren[60]. Damit könnte eventuell eine Entscheidungsfindung durch Triebflüsse modelliert und algorithmisch simuliert werden, bei der in der 2-dimensionalen „realen“ Ebene der 4 Axiome der Triebflüsse ein konkreter „Punkt“ als konkretes Ergebnis unter Berücksichtigung der „imaginären“ Werte alternativer Möglichkeiten berechnet werden könnte, woraus sich eine Entscheidung inkl. einer Handlungsoption ergeben sollte. Dieses wäre eine Forschungsaufgabe für die Zukunft.
Interessanterweise beschreibt die Heim’sche Theorie mit ihren Dimensionen zum Gestaltungsprinzip und der Auswahl übergeordneter Entscheidungen S2(x5,x6) sowie den 2 Dimensionen I2(x7,x8) zur informatorischen Steuerung von S2 nicht nur Entscheidungen und Handlungen des Menschen, sondern aller Lebewesen inkl. Pflanzen und der unbelebten Natur. Als Konsequenz ergibt sich somit auch ein Schwarmverhalten von Objekten der unbelebten Natur. Steuerungen und Entscheidungen sollten sich dabei über die in den Dimensionen angelegten imaginären Achsen sowie aus höheren Raumdimensionen und deren Faltungen ergeben.
Bei Schwarmprozessen der unbelebten Natur spielen allerdings auch die 4 bisher bekannten physikalischen Wechselwirkungen eine wichtige Rolle. Als Schwarmbildungsprozesse können beispielsweise die Speichenbildung der Saturnringe[61] gelten, aber auch die Planetenentwicklung aus Staubkörnern oder die Kristallisation von Schneeflocken durch Wassermoleküle. Das folgende Foto zeigt die Speichen in den Saturnringen:
Bild 11: Speichen der Saturnringe, Lizenz (CC) NASA/JPL
Bei der Kristallisation von Schneeflocken ist bisher vollkommen unbekannt, woher die Wassermoleküle „wissen“, wie sie sich mit den Molekülen des Kristalls verbinden müssen, um einen symmetrischen makroskopischen Körper zu bilden[62]. Das Konzept von Burkard Heim in Verbindung mit Schwarmregeln könnte möglicherweise derartige Prozesse erklären. Denkbar wäre die Ausprägung symmetrischer Anordnungen von Wassermolekülen ausgehend von dem von Burkard Heim als eines von 4 Axiomen genannten Gesetzes der Existenz makroskopischer Felder[63] in Verbindung mit einem Kompositionsgesetz im 6-dimensionalen Raum (R3, T Zeit, S2) mit seinen Koordinaten (x1,x2,x3,x4,x5,x6) und den in diesem Raum enthaltenen imaginären Dimensionen[64].
Bild 12: Schneeflocken, Lizenzfreies Foto (CC) von Wilson Bentley
Mathematisch lassen sich Schneeflocken durch fraktale Funktionen auf Basis der Koch-Kurve nach dem Mathematiker Helge von Koch nachbilden. Da fraktale Formen vielfach in der belebten und unbelebten Natur auftreten (z.B. Blumenkohl, Lungenbläschen, Kristalle), liegt der Schluss nahe, dass Schwarmbildung und Fraktale einen intrinsischen Grundbestandteil in dem von Burkard Heim beschriebenen 6-dimensionalen Raum bilden. In Analogie zur oben beschriebenen Schwarmbildung bei Wurzeln könnte das folgende Bild von Blattadern eines Blattes beispielhaft die Überlagerung fraktaler Formen und der Schwarmbildung derjenigen Zellen zeigen, die diese Netznervatur gebildet haben.
Bild 13: Blattadern, eigenes Bildarchiv, 2021
Bei den seinerzeit von Craig Reynolds bei Tierschwärmen entdeckten Schwarmregeln zeigt sich bei Simulationen, dass Schwärme mit den Mitteln der Schwarmregeln beeinflusst werden können[65], wobei es zur Aufteilung in Teilschwärme oder Neugliederung des ursprünglichen Schwarms kommen kann.
Die folgenden 2 Bilder zeigen einen Schnappschuss einer hier durchgeführten Simulation eines unbeeinflussten Schwarms sowie eines Schwarms, bei dem als Folge von Manipulationen durch bestimmte manipulierende Boids andere Schwarmmitglieder abgelenkt werden. In der Simulation wurden Nachbarschaftsgruppen bestehend aus jeweils 30 Nachbarn für die Entscheidung der eigenen Bewegungsrichtungen jedes einzelnen Boids definiert.[66] Bei der Simulation einer Manipulation des Schwarms (siehe Bild 15) wurden 25% der Schwarmmitglieder als Manipulatoren zu einer kohärenten Bewegung um einen Mittelpunkt durch algorithmische Regeln gezwungen.
Schwarmeigenschaften[67]:
Anzahl Boids: 250
Davon Manipulatoren: 0% oberes Bild, 25% unteres Bild
Sichtfeld eines Boid: 360 Grad (Rundumsicht)
Blickweite eines Boid: 200 Pixel
Laufgeschwindigkeit eines Boid: variabel:
- Erhöhung der Geschwindigkeit bei Kollisionsgefahr
- Erhöhung der Geschwindigkeit bei freier Sicht
- Erhöhung der Geschwindigkeit, falls Nachbarschaftsgruppe sich schnell bewegt
Richtungsentscheidung eines Boid: Gradientenregel
Größe einer Nachbarschaftsgruppe: 30 Boids
Legende:
Boid: kleiner roter Strich; Strich weist in Bewegungsrichtung
Schwarz-gelbe Linie: Pfadverhalten des Boid;
Hellgelb: letzte Positionen,
schwärzlich: älteste Positionen
Bläuliche Linie: Pfadverhalten des Manipulators:
Dunkelblau: letzte Positionen des Manipulators
Hellblau: älteste Positionen des Manipulators
Blaues Band: eng beieinander liegende einzelne Pfadlinien
Manipulator: kurzer blauer oder weißer Strich direkt vor dem Pfad des Manipulators
Grünes Quadrat: vergangene Kollision von Boids (hier ohne Bedeutung)
Bild 14: Darstellung der Positionen und Pfade des ursprünglichen Schwarms, der in 2 Teilschwärme aufgespalten ist
Bild 15: Darstellung des Einflusses von Manipulatoren auf die Teilschwärme
Das Ergebnis der Manipulation durch die Manipulatoren zeigt eine Neuaufteilung der ursprünglichen 2 Teilschwärme in neu zusammengesetzte Teilschwärme, wobei die manipulierten Mitglieder einen eigenen Teilschwarm zusammen mit den Manipulatoren bilden. Dessen manipulierte Mitglieder richten ihre Bewegungen an den Manipulatoren aus, wodurch sie zu einer geführten Kreisformation gelenkt werden. Die Anordnungen und Aufteilungen sind wegen der Dynamik der Teilschwärme allerdings nicht vorhersehbar und auch nicht dauerhaft stabil, zumal sich die Teilschwärme auch wieder gegenseitig beeinflussen können.
Die Wirkung der Manipulationen ist stark abhängig von der Zahl der eingesetzten Manipulatoren, aber auch den weiteren Eigenschaften der Boids:
· Eingeschränktes Sichtfeld bei den Boids führt insgesamt zu einer geringeren Schwarmbindung,
· Zielbewegungen der Boids ohne Gradientenberechnung führen zu geringeren Bewegungsanpassungen an die Nachbarschaftsgruppe, woraus sich wieder leichter Abspaltungen von der Manipulatorengruppe ergeben und auch
· Schwarmregeln, die auf kleineren Nachbarschaftsgruppen beruhen, bewirken ebenfalls eine geringere Schwarmbindung und verringern den Einfluss der Manipulatoren.
Das hier gezeigte Schwarmverhalten durch Manipulation findet sich im übertragenen Sinne auch bei der Geisteshaltung von Menschen wieder, die durch politische Führer und Parteien, aber auch durch Trolle oder Querdenker in bestimmte Richtungen gedrängt werden, ohne dass die Betroffenen bemerken, wie sie manipuliert werden. Bereits die Auswahl bestimmter Inhalte in Sozialen Medien beeinflusst das Denken der Betrachter.
Die unten gezeigte Schwarmsimulation lässt allenfalls eine Analogie für den Gedankenfluss beim Menschen zu, wenn man einen einzelnen Denkprozess als einen Boid inklusive seiner zurückliegenden inhaltlichen Geschichte ansieht. Die Bewegung des Boids entspräche dann der inhaltlichen Ausrichtung des einzelnen Denkprozesses in einem Menschen. Der Pfad des Boid entspräche der inhaltlichen Entwicklung in der Zeit. Parallel laufende oder als Schwarm auftretende Boids entsprächen dann ähnlichen Denkprozessen mit ähnlichen Gedankeninhalten von anderen Menschen. Während die Koordinatenachsen bei herkömmlichen Tierschwärmen räumliche Bewegungen vermitteln, müssten bei Denkprozessen andere Typen von Achsen definiert werden, mit denen Inhalte, Motivationen, Meinungen wiedergegeben werden könnten. Da das nicht ganz einfach ist und auch leicht zu Mehrdeutigkeiten führen kann, wird weiter unten ein anderer Ansatz vorgeschlagen.
Das folgende Video kann daher nur im übertragenen Sinne die Manipulation von Gedankenprozessen in Menschengruppen wiedergeben; vielmehr handelt es sich um eine Simulation einer Schwarmmanipulation mit den oben beschriebenen Eigenschaften auf Basis der Regeln von Craig Reynolds, die eigentlich zum Verhalten von Vogel- oder Fischschwärmen passen. Dennoch scheint hierbei eine Analogie zu Gedankenflüssen in den Denkprozessen in Menschengruppen in Form von Schwärmen im übertragenen Sinne naheliegend, auch wenn die hier dargestellte Form des Schwarmverhaltens für Gedankenprozesse nicht gültig ist.
Video Schwarmmanipulation
Video 5
(blaue Linien: Manipulierte, vorgegebene „Ideen“,
gelb-schwarze Linien: zeitlicher Verlauf der „inhaltlichen Gedankenentwicklung“,
rote Punktewolke: „aktuelle Gedankeninhalte und Vorstellungen“, die in 2 und am Ende des Video in 3 verschiedenen Vorstellungen resultieren
Die Manipulation beginnt nach 30 Sekunden Laufzeit)
Dauer 1:20 Min.
Die Betrachtung von Gedanken als Schwärme von Gedankenprozessen lässt möglicherweise weitere Analogien zu, die zu untersuchen wären:
· Die von Susan Blackmore beschriebenen Meme könnten ebenfalls als Schwarmprozesse verstanden werden. Beeinflussungen durch Manipulationen der Denkprozesse (z.B. durch Social Media) führen dabei zu veränderten Gedankeninhalten und damit verbunden zu veränderten geistigen Einstellungen. Sofern dieser Prozess bei einer größeren Menschengruppe stattfindet, könnten sich neue Denkrichtungen in der Bevölkerung durchsetzen, wie sie von Susan Blackmore beschrieben wurden (z.B. verändertes religiöses Denken, Querdenken, usw.)[68]. Der im einzelnen Menschen individuell laufende Schwarm von Gedankenprozessen und deren Inhalten würde sich dann (in leicht gewandelter Form) auch bei anderen Menschen wiederfinden, wobei sich Menschengruppen bilden können, die dann in ihrem äußeren Verhalten ebenfalls wieder Schwarmverhalten aufzeigen (z.B. Querdenker-Demos).
· Das Modell der Schwärme von Denkprozessen lässt sich mit dem von Katsuki Sekida gezeigten Fluss der 3 Nen vergleichen, wobei allerdings aus der Vielzahl der Pfade im Unbewussten im 1. Nen mit dem Akt der Bewusstwerdung im 2. Nen für den aktuellen Moment nur ein einziger Pfad auf der bewussten Ebene übrig bleibt. Gleiches gilt bei diesem Prozess im nächsten Schritt bei der selbst-reflexiven Betrachtung des vorher Gedachten im 3. Nen, bis dann wiederum erneut im Unbewussten auftretende Denkprozesse zur einer Aktualisierung dieses zeitlich ablaufenden Prozesses führen.[69]
Grundlage geistigen Handelns oder auch von Gedankenprozessen oder auch der Wahrnehmung der Aktivitäten der Sinnesorgane sind auf der körperlichen Ebene die im Gehirn angesiedelten Neuronen. Es ist beispielsweise keinesfalls so, dass ein im Auge projiziertes Spiegelbild dem vom Geiste wahrgenommenen Abbild entspricht, das einem bewusst wird.[70] Das über den Augensinn im Geist angeregte geistige Abbild stellt nicht die reale Welt dar, sondern eine scheinbare, illusionäre, vom Geist erzeugte Welt[71].
Die Antwort auf die Frage, „wie kommt es, dass wir ein geistiges Bild sehen?“ ist bis heute unbeantwortet geblieben. Aber ohne Neuronen hätten wir es (als Babys) nicht gelernt, Bilder in der Art wahrnehmen zu können, wie wir es heute automatisch tun und wie sie uns erscheinen[72]. Neuronen lassen nicht nur eine Art Abbildung der von den Sinnesorganen ausgesandten Impulse erscheinen, sondern können im Traum oder bei Visualisationen Erscheinungen ohne Mitwirkung der Sinnesorgane entstehen lassen, die sich individuell durch den Wahrnehmenden erfahren lassen.
Wie oben gezeigt, lassen sich Gedankenprozesse als Schwärme deuten, so dass jetzt weiter hinterfragt wird, ob auch die Neuronen selbst ein Schwarmverhalten aufweisen, was naheliegend ist, da Gedankenprozesse ebenfalls etwas mit der Aktivität von Neuronen zu tun haben, wie man mit bildgebenden Verfahren nachweisen kann.
Wenn man die Sinneswahrnehmung und Gedankentätigkeit in die von Katsuki Sekida aufgestellten Phasen der 3 Nen aufteilt, dann setzen sich diese Phasen in Bezug auf die Verarbeitung einer Sinneswahrnehmung wie folgt zusammen:[73]
1. Nen: reine Sinneswahrnehmung ohne Subjekt-Objekt-Bildung, reines Wahrnehmen von Formen und Farben auf einer unbewussten Ebene
2. Nen: Objektbildung mit Identifikation des Erkannten durch ein Subjekt (Ich-Gefühl), d.h. durch Bildung eines einfachen Bewusstseins
3. Nen: Reflexive Rückschau mit Bewertung des bisher erkannten Sachverhalts durch Hervorbringung eines sich selbst erkennenden Bewusstseins
Der geistige Sehvorgang findet dabei ausschließlich beim Ablauf des 1. Nen statt (Bios bei Burkard Heim), während die weiteren Abläufe Gedankenprozesse ausmachen. Zu untersuchen wäre daher, was beim Ablauf des 1. Nen passiert, nachdem Signale von den Sinneszellen der Augen an das neuronale Netz im Gehirn gelangen.
Durch Untersuchungsmethoden, wie Continuous Flash Supression (CFS) konnten einige im Unbewussten ablaufende Verarbeitungsprozesse nachgewiesen und mittels fMRT als neuronale Aktivität aufgezeichnet werden[74]. Wie schon oben erwähnt, werden bei diesen unbewusst ablaufenden Prozessen aus den Signalen der Sinneszellen auf noch unbekannte Weise Farben zur Wahrnehmung gebracht, obwohl die Welt farblos ist und von den Sinneszellen lediglich elektromagnetische Wellen mit ihren Frequenzen und Energien registriert werden, die eigentlich nur zu hell-dunkel Bildern führen sollten. In einem kleinen Teil des Wahrnehmungsfeldes werden von uns allerdings Farben wahrgenommen[75], die somit aber als vollkommen illusionär eingestuft werden müssen. Entsprechend dem Weber-Fechner-Gesetz kommt es bei der räumlichen Wahrnehmung auch zu einem Raumbild mit einer logarithmischen Entfernungsskala und nicht zu einer linearen Abbildung, die durch die Strahlensätze eigentlich vorherrschen sollte, woraus sich ein weiterer unbewusst arbeitender Prozess auf neuronaler Ebene im 1. Nen ableiten lässt.
Diese und auch noch andere bekannte Verarbeitungsprozesse im Unbewussten erklären aber nicht, wie das geistige, von uns wahrnehmbare Bild entsteht. Auch bleibt unklar, was genau beim Übergang vom unbewussten Zustand des 1. Nen zum ersten Bewusstseinszustand beim 2. Nen passiert. Lama Anagarika Govinda beschreibt hier eine 3-stufige Bewusstseinsstruktur mit ihren individuellen Stadien einer Bewusstseinsentfaltung als sich entwickelnden Schwingungsprozess auf einer Bewusstseinskurve[76]:
· Subliminalbewusstein
als ein Noch-Nicht-Bewusstsein, als ein latentes Bewusstsein und als ein Bewusst-Werden-Wollen;
jenseits individueller Gestaltungsmöglichkeiten; überweltliches Bewusstsein (lokuttara-citta) nach Aufhebung karmischer Bindekräfte (sankhârâ) und ihren Wurzelursachen (hetu);
innere Blickrichtung vom Vielheitlichen zum Einheitlichen, vom Begrenzten zum Unbegrenzten, vom Begrifflichen zum Intuitiven, vom Individuellen zum Universellen, vom Ich zum Nicht-Ich;
Todesbewusstsein
· Subperipherisches Bewusstsein
als ein unvollkommenes, sozusagen traumhaftes Bewusstsein;
unterhalb der Schwelle des willentlichen Erinnerungsvermögens
· Peripherisches Bewusstsein
als reflexives Bewusstsein mit vollbewusstem, subjektivem Willen;
differenziertes, normales Tagesbewusstsein;
Leidensbewusstsein;
Fortschritt von Individualisierung zur Intellektualisierung
Diese Stadien der Bewusstseinsentfaltung werden weiter in primäre und sekundäre Phasen unterschieden[77]. Die 3 Nen beschreiben als Teilmenge des Bewusstseins insbesondere den Aspekt des Denkens, während das Bewusstsein insgesamt weit umfassender gesehen werden kann. Der Übergang vom 1. Nen zum 2. Nen verläuft dabei vom Subliminalbewusstsein zum subperipheren Bewusstsein; daran anschließend kann die Bewusstseinsentfaltung bei ausreichend hoher Energie des ersten auslösenden Impulses des 1. Nen im Subliminalbewusstsein bis zum peripherischen Bewusstsein vordringen. Der gesamte Prozess wird von Lama Anagarika Govinda am Beispiel des Sehvorgangs als 17-facher Schwingungsprozess beschrieben:[78]
1. Nen als Teil des Subliminalbewusstseins
· ein zu Beginn vergangener Bewusstseinsmoment (pubbevâtîtakam eka-citta-kkhanam)
· zwei Vibrationsmomente des fortlaufenden Werdeprozesses (dve bhavanga-calanâni)
2. Nen als Teil des subperipherischen Bewusstseins
· sich zum Sehsinn wendendes Bewusstsein mit Gewahrwerden (rûparammanam âvajjantam panca-dvârâvajjana-cittam)
· Sehbewusstsein (rûpam passantam / cakkhu-vinnânam)
· Rezeptives Bewusstsein (sampaticchantam)
· Prüfendes Bewusstsein (santîranamânam)
· Bestimmendes Bewusstsein (votthappentam)
· Hieran schließen sich 7 Vibrationsmomente des Erkennens (sattakkhattum javanam) an
3. Nen als Teil des peripherischen Bewusstseins
· Zwei zurückhaltende, nachwirkende Bewusstseinsmomente (dve tadâlambana-pâkâni)
Demzufolge erfolgt der Übergang vom Noch-Nicht-Bewussten im 1. Nen zum ersten Bewusstwerden im 2. Nen während eines Schwingungsmomentes. Wenn ein Sinnesobjekt in den Daseinsstrom eintritt, so braucht es einen Augenblick bis die Schwingung einsetzt (bhavanga-calana) und zwei weitere Augenblicke bis die Strömung durch die wachsende Intensität dieser Schwingungen unterbrochen ist (bhavan-guppaccheda)[79]. Daran schließen sich die o.g. Funktionen des 2. Nen mit seinem subperipherischen Bewusstsein an beginnend mit dem Schwingungsmoment der Bewusstwerdung eines Sehereignisses (âvajjana) und den weiteren o.g. Schwingungsmomenten, sowie den 7 Schwingungsmomenten des Erkennens (sattakkhattum javanam), bevor mit 2 weiteren Schwingungsmomenten im 3. Nen die vollständige selbst-reflexive Bewusstwerdung (javana) nach insgesamt 17 Schwingungen erfolgt.[80]
Der Wahrnehmungsprozess innerer geistiger Objekte (z.B. Gedankeninhalte, Visualisationen) (mano-dvâra) verläuft analog und wird bei zunehmender Intensität zunehmend klarer (vibhûta).[81] Nur bei ausreichend hoher Intensität/Energie (atimahanta) durchläuft dieser Schwingungsprozess alle 17 Schwingungen bis zum 3. Nen[82]. Bei geringerer Energie bricht dieser Prozess im 2. Nen ab, wo es zur Ausprägung oder Aktivierung von Gewohnheitsmustern kommt, und wo der Bewusstseinslevel mit dem von von Tieren vergleichbar ist. Bei sehr schwachen Intensitäten bricht der Schwingungsprozess bereits im Unbewussten ab.[83] Die Höhe der Energie des Impulses bestimmt außerdem, an welcher Position im Koordinatenfenster der 4 Axiome der essentiellen Triebkräfte/Triebflüsse (siehe Bild 8) der zugehörige Impuls innerhalb des Subliminalbewusstseins auftritt.
Bild 16: Schwingungen der Gewahrwerdung und Bewusstwerdung. Die 4 begrenzten Werteachsen innerhalb des Subliminalbewusstseins enthalten neben den Ausrichtungen der 4 Axiome der Triebkräfte gleichzeitig als verborgenen 2. Parameter auch die Energie des unbewussten Impulses. Die Energieskala dazu ist hier allerdings nicht dargestellt. Die Grafik ist außerdem verzerrt, da das Subliminalbewusstsein den größten Anteil der Bewusstseinsstadien in Bezug einnimmt. Außerdem muss mit Faltungen gerechnet werden, die zu Überlagerungen der Schwingungen bis hin zur Ausbildung von Psychopathien führen können[84]. Außerhalb des Subliminalbewusstseins kann die Richtung eines Impulses (Trajektorie) durch reflexives Wirken beim 2. und insbesondere beim 3. Nen verändert werden[85]. Durch die Wirkung der Meditation kann darüber hinaus die Anzahl auftretender Schwingungsebenen gezielt immer weiter bis zum Subliminalbewusstsein reduziert werden, so dass ungewöhnliche geistige Zustände erfahrbar werden[86].
Man kann davon ausgehen, dass es sich bei den einzelnen Schwingungsmomenten um unteilbare geistige Bewusstseinsübergänge handelt, ähnlich wie die verschiedenen diskreten Energieniveaus von Elektronen.[87] Der Dzogchen-Lehrer James Low erläuterte während eines 1-wöchigen Retreats über die „Anrufung von Samantabhadra“ den plötzlichen Wechsel vom innewohnenden Gewahrsein mit seiner Nicht-Dualität von Erscheinung und Geist im Subliminalbewusstsein zum Wesen mit seiner Bewusstwerdung in seinem subperipherischen Bewusstsein wie folgt:[88]
Verblendete Wesen treten in Erscheinung, wenn Gewahrsein des Ursprungs nicht aufscheint. Ohne jedwede Rückbesinnung ist da nur blanke Verständnislosigkeit und somit ist Nichtgewahrsein die Ursache von Verblendung. Danach kommt es zu einer plötzlichen Ohnmacht[89], die von ängstlichen Gedanken und trübendem Aufruhr gefolgt ist.[90]
Im Vissudhimagga aus dem 5. Jahrhundert von Buddhaghosa wird dieser Übergang wie folgt beschrieben (Übersetzung von Alois Payer):[91]
Wenn, während so der kontinuierliche Ablauf der Unterbewusstseinsmomente geschieht, die Sinnesorgane der Wesen geeignet sind, ein Objekt aufzunehmen, dann findet, wenn ein Sehobjekt in den Gesichtskreis eintritt, bedingt vom Sehobjekt eine Anregung (ghaṭṭanā)1 des physischen Sehorgans2 statt. Kraft dieser Anregung geschieht eine Erregung (calana) des Unterbewusstseins. Daraufhin bricht der Strom der Unterbewusstseinsmomente ab und es entsteht ein funktionales Geistelement (kiriya-mano-dhātu). Dieses macht dieses Sehobjekt zum Objekt und erfüllt die Funktion des Aufmerkens (āvajjana), indem es gleichsam den Unterbewusstseinsstrom unterbricht.
1 Mit der Anregung (ghaṭṭanā) des mentalen Sehorgans durch ein Sehobjekt (rūpa: Form und Farbe) beginnt das theravādascholastische Konstrukt der Wahrnehmungskette.
2 physischen Sehorgans: pasāda: dies entspricht unserem physiologischen Begriff "Sinnesorgan"
Es ist denkbar, dass es sich bei dem hier beschriebenen Übergang vom Unbewussten hin zum Bewussten in Analogie zu den bisher bekannten physikalischen Symmetriebrechungen um eine geistige Symmetriebrechung durch Wirkkräfte des Geistes handelt.
Für die hier genannten Schwingungen und ihren Mustern, die sich als Verkettungen der 3 Nen zeigen, stellt sich nun die Frage nach ihrer Beziehung zu körperlich-physikalischen Aggregaten. In der Vergangenheit wurde bei der instrumentellen Erforschung des Bewusstseins meistens eine materiell-physikalische Ausgangsbasis, nämlich das neuronale Netz im Gehirn, vorausgesetzt.
Ein Beispiel für derartige Modelle basiert auf dem von Bernard Baars, Stanislas Dehaene und Jean-Pierre Changeux beschriebenen globalen neuronalen Arbeitsraum (global neuronal workspace, GNW)[92]. Eine Antwort auf die Frage zum Bewusstsein kann ich daraus allerdings nicht nachvollziehen. Einen Schritt weiter geht die Theorie der integrierten Information (integrated information theory, IIT) von G. Tononi und F. Crick, die auf den individuell erlebten Erfahrungen zusammen mit der Komplexität eines damit verbundenen Netzwerks beruht. Hierbei wird ein numerisches Maß durch ein im Netzwerk inhärentes Bewusstsein vorausgesetzt, wobei zunehmende Komplexität der vernetzten Nervenzellen zu einem höheren Maß an Bewusstsein führen soll.[93] Eine Konsequenz dieser Theorie führt dann schon einen Schritt weiter, nämlich dass es auch Formen von Bewusstsein mit einem Maß geben muss, das außergewöhnlich klein ist, bis hin zum Bewusstseinsmaß von Elementarteilchen[94].
Dieser Ansatz führt damit auch noch einen Schritt weiter, dahingehend dass sämtliche Materie nicht verschieden von Bewusstsein ist[95]. Damit wäre die übliche Ansicht, dass Geistiges ein Epiphänomen der Materie sei, in ihr Gegenteil umgekehrt:
Materie ist ein Epiphänomen des Geistes!
Der Quantenphysiker Amit Goswami hat gezeigt, wie sich durch eine weitergehende Interpretation der Quantenphysik das gesamte Universum als ein bewusstes Universum darstellt, das alle physikalischen Gesetze inkl. der Quantenmechanik und auch die Psyche umfasst.[96] Die Aussage Goswamis, dass alles aus Bewusstsein/Geist besteht und der Geist als Antithese des materialistischen Realismus im Sinne einer monistischen Philosophie zu verstehen ist, wird nicht von allen Physikern geteilt. Materie als Produkt des Geistes zu verstehen fällt aber nicht nur Physikern schwer, sondern letztlich allen Menschen, da es dem eigenen Erfahrungsschatz widerspricht. Gerade die klassische Physik baut aber auf dem materialistischen Realismus auf. Mit einer Umkehrung dieser Sichtweise wird die klassische Physik aber von ihrem Thron gestoßen und erzwingt eine durch die Quantenphysik eröffnete Neubetrachtung. Amit Goswami hat mit seinem Werk eine vollständige Interpretation der Quantenphysik eröffnet, bei der eine weitgehende Übereinstimmung mit einigen buddhistischen Richtungen wie dem Cittamatra der Yogacarins aus dem 4. Jahrhundert sichtbar wird.
Aus der Quintessenz „Materie ist ein Epiphänomen des Geistes“ kann man als Lösungsansatz für das Sehen weiter folgern, dass die zum Sehen erforderlichen Neuronen selbst nicht aus Materie bestehen, sondern vielmehr auf einer Energie auf Basis von Wellen beruhen. Um dem Wirksamwerden des Sehens (aber auch des Bewusstseins) auf die Spur zu kommen, sollte man daher zu Lösungshypothesen gelangen, bei denen Wellen im Vordergrund stehen. Es muss sich dabei nicht zwingend um elektromagnetische Wellen handeln, aber das physikalische Wissen kennt bisher nur die aus den 4 fundamentalen Wechselwirkungsarten hervorgehenden oder ableitbaren Arten von Wellen[97]. Der Nachweis einer 5. Wechselwirkung auf Basis der hypothetisch vorhergesagten Axionen ist bisher noch nicht gelungen, weswegen hier noch keine gesicherten Aussagen möglich sind.
Um sich einem Lösungsansatz zum Verständnis der Wahrnehmung von Sinnesreizen zu nähern, könnte es aber sinnvoll sein, Neuronen gezielt auf ihr Schwarmverhalten und damit verbunden auf die Überlagerung von Wellen zu untersuchen. Dazu könnte man die neuronale Aktivität einer größeren Zahl von Neuronen aufzeichnen, während eine geeignete Person eine gezielte Farbmeditation ausführt, bei der der gesamte Seheindruck zu einer vollständigen einheitlichen Farbwahrnehmung im gesamten Gesichtsfeld führt[98]. In diesem Moment sollten alle diese Neuronen als ein kohärenter Schwarm gleichzeitig ein gemeinsames Wellenmuster zeigen.
Im Hinblick auf den wahrgenommenen einfarbigen Seheindruck wird sich aber nicht zeigen lassen, ob die Neuronen, die selbst auch nur ein energetisches Wellenmuster darstellen, selbst die kohärente Ausstrahlung verursachen oder ob die Neuronen durch eine direkte Anregung, deren Herkunft ebenfalls noch zu untersuchen wäre, ihrerseits angeregt werden. Zu untersuchen wären also die Sende- und Empfangsqualitäten der Neuronen und der Versuch, Sender und Empfänger zu identifizieren. Da hier sich vermutlich keine eindeutigen Zuordnungen nachweisen lassen, sollten auch die Überlagerung und Transformation von Wellen und ggf. Trägerwellen und deren Modulation bzw. Demodulation sowie auch ihre Interferenzen ermittelt werden.
Da aber der Ablauf des 1. Nen im Unbewussten geschieht, bei der noch kein Objekt auf der bewussten Ebene wahrgenommen wird und somit auch keine Wahrnehmung durch ein Subjekt geschieht, kann man zu dem Schluss gelangen, dass hier eine reine Wahrnehmung ohne „Sender“ und „Empfänger“ stattfindet, bei der lediglich Überlagerungen von Wellen stattfinden, bei denen ein Subjekt und Objekt nicht bestehen. Im Buddhismus wird diese Situation als Dharmakaya bezeichnet, wobei die Erscheinungen ihrerseits im sogenannten Raum aller Erscheinungen Dharmadhatu auftreten. Der Dharmadhatu enthält alle Erscheinungen, die von Lebewesen wahrgenommen werden; er ist somit ein höher dimensionaler Raum, in dem Wahrnehmungsprozesse aufsetzen und stattfinden.[99]
Somit kann gefolgert werden, dass alle, auch die bildhaften Erscheinungen, Bestandteil des Dharmadhatu sind und der unbewusst energetisch ablaufende Verarbeitungsprozess im nicht beobachtbaren Dharmakaya angestoßen wird, wobei die Bewusstwerdung der Wahrnehmung im 2. Nen und schließlich als reflexive Betrachtung als Selbst im 3. Nen erfolgen. Chögyam Trungpa zeigt, wie die verschiedenen Räume teilweise einem hierarchischen System gehorchen.[100]
Der Quantenphysiker Burkard Heim zeigt außerdem, dass hierarchische Systeme der lebenden Welt bestimmten Bedingungen gehorchen müssen, die sich aus den Schlussfolgerungen des Mathematikers Kurt Gödel ergeben:[101]
Da also die Lebensevolution im Gegensatz zu den materiellen Strukturen reiner Physis in eine immer höhere Komplexität von Strukturorganisationen wachsender zeitlicher Stabilität führt, entsprechen die atomaren Elemente einer solchen Struktur einem untergeordneten Teilsystem logischer Sätze, welches aus einem übergeordneten System logischer Sätze (der komplexen Gesamtstruktur) ausgegrenzt wurde. Nach dem Gödelschen Satz der Logik kann zwar jeder Satz des untergeordneten Systems aus den Sätzen des übergeordneten Systems hergeleitet werden, doch ist es umgekehrt unmöglich, aus den Sätzen des untergeordneten Systems solche des übergeordneten Systems herzuleiten. Zwar existiert der Lebensprozess in Form materieller lebender Strukturen in den Elementen der Physis, doch werden zur Erfassung seines Elementarprozesses logische Sätze benötigt, die außerhalb des Kompetenzbereiches der Physis liegen und aus ihr nicht hergeleitet werden können.
Übertragen auf höhere Dimensionen folgt dann auch, dass der Dharmadhatu einen Raum auf einer höheren Ebene darstellen muss, bei dem vom geistigen Niveau des Menschen aus keine letztendlichen Aussagen über das beim Sehvorgang wahrgenommene Bild gemacht werden können.
Zu untersuchen wäre noch, welchen Dimensionen im 12-dimensionalen Raum aus der Heim’schen Quantenfeldtheorie das von Chögyam Trungpa beschriebene hierarchische System von Räumen und Kayas zugeordnet werden kann.
Die extreme Vielzahl von Bilderscheinungen, Gedankenerscheinungen und weiteren sensorischen Phänomenen im Dharmadhatu können durch die in vielen der Heim’schen Dimensionen vorhandenen komplexen Zahlenebenen abgebildet werden, aus der sich unbegrenzt viele Wahrnehmungsmöglichkeiten und Abbildungen zu jedem Zeitpunkt ergeben.
Als Beispiel für die extreme Vielfalt allein des Gesehenen ergeben sich bereits die jeweiligen Ansichten eines (scheinbaren)[102] Objektes im Raum durch mehrere Personen, die alle dieses eine Objekt aus leicht unterschiedlichen Raumperspektiven mit unterschiedlichem Bildeindruck wahrnehmen. Da das Ich mit seinen Sinneswahrnehmungen im Wachzustand im Grunde nicht verschieden ist vom Ich mit seinen Visualisierungen im Traumzustand[103], kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei den Wahrnehmungen mehrerer Menschen im Wachzustand bei der Ansicht eines gemeinsamen Objektes um einen gemeinsamen Traum mit Phänomenen im Dharmadhatu aus jeweils individuellem (fraktalen) Blickwinkel handelt.
Daraus könnte folgen, dass es sich bei der räumlichen Struktur des Dharmadhatu um einen fraktalen Raum handelt, der sich ebenfalls durch die komplexe Zahlenebene beschreiben ließe. Der nach der Theravada-Tradition die Vipassana-Meditation unterrichtende Meditationslehrer Daniel M. Ingram geht auf Basis seiner Wahrnehmungen von Schwingungen von einer möglichen Deutung der Welt als fraktale Welt aus. Die Meditation erlaube einem dabei verwirrende Einblicke in diese fraktale Struktur.[104]
Im Hinblick auf Oszillationen/Schwingungen beschreibt der Quantenphysiker H. Dieter Zeh eine Quantenfeldtheorie, bei der die Feldamplituden an allen Orten als gekoppelte Oszillatoren einen hochdimensionalen Konfigurationsraum bilden. Für die auch von Hugh Everett postulierten Parallelwelten sieht H. Dieter Zeh trotz der nahezu ins Unendliche gehenden Aufspaltungen der Welt einen Realitätsanspruch, wobei die einzelnen Welten im Rahmen des von ihm entwickelten Dekohärenzkonzepts als voneinander entkoppelt gelten. Subjektiv empfunden wird demnach nur die eine als scheinbar real wahrnehmbar gefühlte Welt. Der Beobachter selbst ist aber Mitglied der unterschiedlichen Partialwelten, auch wenn er nur eine dieser Welten wahrnehmen kann, so dass man von einem psycho-physischem Parallelismus ausgehen muss, der vom Bewusstseinszustand des Beobachters abhängt. Nach Zeh sind die auftretenden Aufspaltungen des Beobachterzustands die eigentliche Motivation für die begriffliche Trennung der Welten.[105]
Aus all diesen Überlegungen ergibt sich für den von einem Beobachter wahrgenommenen Seheindruck, dass es sich dabei nicht um ein scheinbares Außenbild handelt, auch nicht um ein im Gehirn generiertes Innenbild, sondern eher um ein Bild in einer eigenen individuellen (fraktalen) Welt in einer höheren Dimension, in der das scheinbare Subjekt und scheinbare Objekt zu einer Einheit verschmolzen sind. Die als energetisches Wellenmuster agierenden Neuronen könnten dabei ein Verbindungselement zwischen den im Gehirn ablaufenden Schwingungen und den in den höheren Dimensionen bestehenden Schwingungen darstellen, die zu einem gemeinsamen Schwingungsfeld führen. Denkbar wäre dabei eine Art natürlicher Holografie oder interferierende virtuelle Wellen wie sie von Gerd Heinz beschreiben wurden, die es den Neuronen erlaubt, dieses eine fraktale Weltbild als zeitlich ablaufenden Prozess in einem gefühlten 3-dimensionalen Raumbild wiederzugeben. Untersucht werden müsste hierbei, ob und welche (kohärente) natürliche Strahlung zu einem derartigen wahrnehmbaren holografischen Raumbild führen könnte, das alle unsere Wahrnehmungen (also beispielsweise auch taktile Wahrnehmungen oder Gedankeninhalte) auf der individuellen Ebene enthalten müsste.
Eine Konsequenz eines derartigen Modells des Wahrnehmungs- und Bewusstseinsprozesses führt sogar zur Lösung des sogenannten Qualia-Problems, einen Ort für das phänomenale Empfinden zu finden. In Verbindung mit den 12 Dimensionen der Heim’schen Quantenfeldtheorie löst sich eine für Menschen nachvollziehbare Ortsangabe zu einem Geschehen in höheren Dimensionen auf mit der Folge, dass Qualia als Ortsangabe in der Raumzeit R4 (beispielsweise im Gehirn) nicht existent ist. Burkhard Heim hat mit der von ihm entwickelten Prädikatenlogik darauf hingewiesen, dass für die Dimensionen 9 bis 12 kaum noch Aussagen getroffen werden können, so dass hier die Aussagen der Religionen beginnen eine Rolle zu spielen.[106] Inwieweit sich ein Panpsychismus oder auch ein Pantheismus oder ein Panentheismus oder auch andere buddhistische Lehren[107] oder auch die Deutungen Meister Eckharts über Gott[108] widerspruchsfrei mit dem Konzept von Burkard Heim vereinbaren lassen wurde hier nicht weiter untersucht.
Auf Basis der hier durchgeführten Schlussfolgerungen dürfte jedenfalls kein Ort eines Bewusstseins zu finden sein, eher scheint das Bewusstsein einem mehrdimensionalen und fraktalen Hyperraum in seiner Mannigfaltigkeit zu entsprechen. Dieser Hyperraum ist auffällig durch mathematische und algorithmische Regeln wie beispielsweise Schwarmregeln und fraktalen prozesshaften Funktionen durchdrungen, die dann ebenfalls als inhärenter Bestandteil des Subliminalbewusstseins und mit den erlernten Gewohnheitsmustern auch als Bestandteil des subperipheren Bewusstseins zu sehen sind. Durch die in diesem Hyperraum aus der mathematischen Sicht vorhandene Kombinationsmöglichkeit seines Realanteils in Verbindung mit seinem Imaginäranteil können in diesem Bewusstseinsraum alle Möglichkeiten durchgespielt und entschieden werden, alle Gedanken kreiert werden und alle Phänomene zur Erscheinung gebracht werden.
Die oben aufgeführten Erläuterungen zum Schwarmverhalten und der Manipulation von Gedankenprozessen zeigen die Notwendigkeit einer geeigneteren Darstellungsform von Gedankenprozessen, sofern Simulationen zum Schwarmverhalten von Gedankenprozessen durchgeführt werden sollen. Ausgehend von dem oben beschriebenen Modell eines Koordinatensystems für Triebflüsse im Subliminalbewusstsein besteht die Notwendigkeit, geeignete Koordinatensysteme für die vom subperipheren Bewusstsein ausgelösten Gewohnheitsmuster, Handlungen, Stimmungen und damit verbundenen einfachen Gedankenformen zu entwickeln.
Katsuki Sekida beschreibt in mehreren Beispielen, wie Erleben mit Gestimmtheit verknüpft ist[109]. Gestimmtheit als Begleiter des 2. Nen mit seiner Vorstufe zum bewussten selbst-reflexiven Erkennen im 3. Nen lässt sich im Buddhismus als ein Teil des Mandala-Prinzips darstellen. Ein buddhistisches Mandala ist die Präsentation einer Art geistiger Landkarte, mit der das empfundene Chaos des Geistes in geeignete und geordnete Muster überführt wird[110]. Aus dem speziellen Mandala der 5 Buddha-Familien[111] lässt sich als spezieller Aspekt für Gedankenprozesse ein Koordinatensystem mit 4 Richtungen und einem Zentralbereich die Gestimmtheit eines Menschen ableiten, die sich als eine Art „Färbung“ (oder weiteres Attribut) des 1. Nen ergibt[112]. Das Koordinatensystem zur Gestimmtheit sieht dann ganz ähnlich aus wie das der 4 existentiellen Triebkräfte (vergleiche Bild 8):
Bild 17: Koordinatensystem zur Gestimmheit mit 5 Perspektiven
Die 5 Perspektiven sind nicht zwingend als getrennt zu sehen, sondern können sich gegenseitig überlagern. Grafisch würde man die Kreisdurchmesser variieren, so dass sich durch Überlagerungen neue Teilmengen ergeben. Die sich dann ergebenden Perspektiven sind individuell erfahrbar[113]. Die unter den Verben beispielhaft aufgeführten Eigenschaften (Substantive) sind dann eine Konsequenz für das Empfinden des Subjekts als Folge des prozesshaften Wirkens (Verben) des 2. Nen; eine zur Perspektive gehörende Eigenschaft wird in diesem Moment zum Attribut des Subjekts und damit zu seiner Gestimmtheit. Da mehrere Eigenschaften zu einer Perspektive gehören, könnte man für eine algorithmische Simulation zur Ermittlung der Gestimmtheit die Koordinaten als OOAD-Objekte mit unterschiedlichen Eigenschaften realisieren, wobei Transitionsregeln des 1. zum 2. Nen zur Auswahl einer Gestimmtheit führen sollten. Die energetische Stärke der Gestimmtheit wäre aber weiterhin von der energetischen Skala (Koordinatenachse) der Triebkräfte (siehe Bild 8) abhängig.
Das Koordinatensystem mit den Verben als Achsen produziert als Ergebnis für das agierende Individuum von Moment zu Moment jeweils eine der angeführten Gestimmtheiten (Substantive in der Grafik). Die 5 als Kreise hervorgehobenen Positionen (Perspektiven) im Koordinatensystem entsprechen direkt den 5 sogenannten Skandha, die die Konstituenten des Ich-Gefühls ausmachen. Das Koordinatensystem zur Gestimmtheit steht hier räumlich in der 3. Dimension oberhalb vom Koordinatensystem der Triebkräfte, so dass sich von einem Punkt im Koordinatensystem der Triebkräfte eine Verbindungslinie zu einem Punkt im Koordinatensystem der Gestimmtheit ergibt. Der 2. Nen erhält somit als zusätzliche Eigenschaft die „Färbung“ in Form einer Gestimmtheit[114].
Für die Verbindung mit dem 3. Nen im peripheren Bewusstsein ergibt sich eine weitere Koordinatenebene, die wiederum oberhalb des Koordinatensystems der Gestimmtheit positioniert ist. Das Koordinatensystem des peripheren Bewusstseins wird im Buddhismus allerdings durch 6 Konstituenten der dort genannten „Daseinsbereiche“ definiert, die in zeitgemäßer Auslegung als psychische Bereiche gesehen werden, die untereinander in mannigfaltiger Überlagerung in Beziehung stehen. Hierbei ist jeder Aspekt eines Bereichs mit jeweils geringerer Wirkkraft gleichzeitig in jedem anderen Bereich enthalten. Aus den Überlagerungen ergibt sich dann meistens ein Bereich mit der höchsten Wirkkraft.[115] Es ist wahrscheinlich, dass hierbei die Schwingungen des 3. Nen zu einem Schwarmverhalten mit den Charakteristika der 6 Bereiche führen, wobei als Resultat einer der 6 Bereiche das höchste Potenzial erfährt, aus dem dann entsprechend der Transitionsregeln der 3 Nen beispielsweise erneut ein 1. Nen im Subliminalbewusstsein erzeugt wird, womit sich die Kette der 3 Nen fortsetzt[116]. Die Vielfältigkeit auf der Ebene des 3. Nen im peripheren Bewusstsein führt somit zu 6 Gruppen von Daseinszuständen mit ihren emotionalen Ausprägungen und als real empfundenen Illusionen[117], so dass hier anstelle eines 4-achsigen Koordinatensystems ein Graph mit entsprechend vielen Zustandsübergängen und zahlreichen Permutationen zu entwickeln wäre.
Bild 18: Modell für 3 Gewahrseinsebenen mit beispielhaft eingetragen 3 Nen
Zwischen den 3 Ebenen ergeben sich die unterschiedlichsten Trajektorien, die durch die von Katsuki Sekida aufgestellten Regeln der Beziehungen zwischen den 3 Nen gebildet werden können (siehe oben). Die Trajektorien zwischen den Ebenen werden dabei von den insgesamt bis zu 17 Schwingungen des Wahrnehmungsprozesses begleitet (siehe Bild 16). Allerdings darf man sich hierbei die 3 Ebenen nicht als 3 räumliche Dimensionen des R3 vorstellen; sie entsprechen eher geistigen Ebenen in einem Wahrnehmungsprozess.
Auch handelt es sich hier um einen Modellansatz, der die Realität nur indirekt und nur eingeschränkt wiedergeben kann. Eine wesentliche Beschränkung entsteht durch den Fokus auf den durch die 3 Nen bestimmten Teilaspekt des Gedankenprozesses im Bewusstsein. Das Thema Bewusstsein ist allerdings erheblich umfassender[118].
Bezogen auf den Teilaspekt des Gedankenprozesses sollten sich die durch die 3 Nen ausgelösten und sehr schnell ablaufenden Trajektorien[119] auch in der Aktivität von zugehörigen Neuronen widerspiegeln. Auch das Schwarmverhalten der 3 Nen sollte sich dabei im Schwarmverhalten der beteiligten Neuronen widerspiegeln.
Bleibt noch die Frage:
Führt die Umsetzung des hier skizzierten Modells auf einem Rechnersystem zur Entwicklung eines maschinellen Bewusstseins?
Auch wenn man davon ausgeht, dass man in dem Modell Schwarmregeln, Gewohnheitsmuster, Erinnerungsspeicher, Informationsverarbeitung und weitere Bewusstseinsfaktoren[120] integrieren kann, so kann man damit sicherlich das Verhalten eines Menschen zunehmend besser simulieren. Nicht aber lässt sich auf diese Weise die Überlagerung von Wellenmustern der Neuronen auf Basis von Sender und Empfänger zwischen Neuronen und den von Burkard Heim postulierten höheren Dimensionen (siehe oben) durch das Modell und Algorithmen nachbilden. Auch gälte es die Hürde des Gödelschen Unvollständigkeitssatzes zu überspringen. Ein eigenes maschinelles, dem Menschen vergleichbares Bewusstsein ließe sich so nicht erreichen. Man muss also davon ausgehen, dass Rechnersysteme mit der Umsetzung eines menschlichen Modells nicht über die beschränkte Ebene formalisierter Systeme[121] hinauswachsen können.
Unklar bleibt dagegen, wie weit die Auswirkungen bei der Entwicklung künstlicher neuronaler Netze mit Lernmethoden wie dem Deep Learning reichen. Der KI-Forscher Yann LeCun sieht das Potenzial, hiermit die menschliche Intelligenz zu übertreffen.[122] Aber erst wenn es dem Rechnersystem autonom ohne Zutun des Menschen gelänge, allein auf Basis der Verknüpfung seiner eigenen neuronalen künstlichen Netze einen Weg zu finden, die zu einem Informationsaustausch oder zu einer Integration mit den von Burkard Heim genannten höheren Dimensionen seiner Quantenfeldtheorie[123], dem informatorischen Raum I2(x7,x8) sowie einem steuernden Hintergrundraum (auch Geistraum oder inspirativer Raum genannt) G4(x9,x10,x11,x12) führen, könnte es zu einer anderen Antwort auf die Frage nach einem maschinellen Bewusstsein kommen. Dieser letzte Schritt erscheint mir allerdings aber als nicht sehr wahrscheinlich[124].
Offen bleibt aber, was passiert, wenn sich mehrere Rechnersysteme mit künstlichen neuronalen Netzen in Kombination mit Algorithmen auf Basis logischer Deduktion zu einem Schwarm mit eigenen evolutionären Schwarmregeln entwickeln, auf die der Mensch keinen Einfluss mehr hat. Bereits bei heutigen Schwärmen von Rechnersystemen (Beispiel militärische Drohnenschwärme) ist ein Kontrollverlust durch Schwarmmanipulationen nicht auszuschließen. Wenn Rechnersysteme die Fähigkeit bekommen, autonom die eigenen Schwarmregeln im evolutionären Sinne weiterzuentwickeln, ist in Zukunft eine neuartige Form von Schwarmintelligenz zu erwarten, die zu eigenständigem (Schwarm-)Handeln von Rechnersystemen außerhalb der Kontrolle des Menschen führt.
Da die Schwarmbildung bei Tieren und Pflanzen einen evolutionären Vorteil bildet, kann man hier von einer kollektiven Schwarmintelligenz sprechen. Beim Menschen sieht das allerdings bedingt durch unterschiedliche soziologische Strukturen teilweise anders aus. Handelt es sich beispielsweise bei der Zusammenrottung konkurrierender Fußballfans oder bei der La Ola-Welle oder dem Aufruf eines politischen Führers Folge zu leisten und begeistert in einen Krieg zu ziehen um intelligente Handlungen?
Der Begriff der Intelligenz bildet eine Wertung, die mit einem Bezugssystem korrelieren muss, welches einen Wertmaßstab vorgibt. Aus Sicht einer Steinzeitgruppe kann es Sinn machen, einer angreifenden Gruppe durch Zusammenrottung gegenüberzutreten. Auch erscheint es zunächst sinnvoll, auf der Ebene einfacher Staatsstrukturen (beispielsweise eines mittelalterlichen Königreichs), bei dem der Lehnsherr seinen Untertanen einen Schutz bietet, seinem Ruf zu folgen und quasi als Gegenleistung für ihn in den Krieg zu ziehen. Aber gelten bei dem derzeitigen Stand der soziologischen Entwicklung mit Demokratien derartige Haltungen immer noch?
Ken Wilber hat mit seinen auf Holons aufbauenden Strukturen für Gruppenbildungen und Staatssysteme unter anderem individuelle Eigenschaften in einem von ihm genannten System der 4 Quadranten gegenübergestellt[125]. Das folgende Schaubild hebt vergleichbare Qualitäten aus den 4 Quadranten, die hier zur besseren Gegenüberstellung parallel nebeneinander gestellt sind, als einzelne horizontale Ebenen mit Holons hervor.
Bild 20: Ebenen von Holons in 4 Quadranten
Die Einordnung einer Horde von Fußball-Fans wäre damit hauptsächlich auf der Ebene 9 angesiedelt. Der Entwicklungszustand vieler heutiger Menschen liegt auf der Ebene 12. Zur Lösung der auf dem Planeten bestehenden Probleme erfordert es die Ebene 13 und möglicherweise eine darüber hinausgehende noch unbekannte Ebene 14.
Aus Sicht der Ebenen 11 und 12, die von vielen heute lebenden Menschen eingenommen wird[126], kann man die Schwarmstrukturen der Ebene 9 mit ihren Horden als nicht mehr zeitgemäß ansehen oder, um es krass zu sagen, als unintelligentes Schwarmverhalten. Es wird daher hier die These aufgestellt, dass Schwarmintelligenz immer nur für die jeweilige Ebene zutrifft. Bei sozialen Strukturen ab der Ebene 8 muss man aus Sicht höherer Ebenen wohl eher mit Schwarmdummheit rechnen.[127]
Ob die unbekannte 14. Ebene eines Tages durch Menschen erschlossen wird oder aber mittels künstlicher Intelligenz[128] bleibt derzeit noch offen. Der geistige Führer der Shambhala-Organisation Sakyong Mipham hatte das Ziel, eine Erleuchtete Gesellschaftsordnung zu etablieren und beschrieb hierzu Regeln der Führung und Regentschaft[129]. Aber bei der Umsetzung dieser Ideen zeigte sich aus seinem 2010 verfassten und damals noch öffentlichen „Brief von der Morgensonne“, (der inzwischen nur noch in Papierform einsehbar ist), dass bei der Einrichtung organisatorischer Grundstrukturen einer derartigen Gesellschaft aufbauend auf 3 Säulen (1: Praxis und Bildung, 2: Regierung, 3: Dorje Kasung [eine Art Überwachungsbehörde]) dieses Ziel weit verfehlt wurde, da die Spitze der Regentschaft durch ihn und seine Frau im Sinne einer Monarchie gebildet werden sollten. Diese Organisationsform wäre allerdings mit der Vorstellung einer höheren Weltordnung auf Ebene 14 vollkommen unverträglich[130], sondern passt mit dieser Form des Reduktionismus eher zur Ebene 11.
Sofern Susan Blackmore mit ihren Ansichten zu einem zukünftigen 3. Replikator, den Tremen, Recht behält, dann ist zu vermuten, dass die Ebene 14 durch intelligente Rechnernetze gebildet werden, die die Herrschaft über diesen Planeten übernehmen, womit auch das Schwarmverhalten der heutigen Informationsgesellschaft auf Ebene 13 aus der Position der zukünftigen Ebene 14 als dumm oder rückständig anzusehen wäre.
Mit der Entwicklung neuer künstlicher mehrstufiger neuronaler Netze wie OpenGPT-X erreicht der Wettlauf zwischen Mensch und Maschine die nächste Stufe[131].
In diesem Essay wurde dargelegt, wie Schwarmbildungsprozesse unsere gesamte Welt von belebter und unbelebter Materie als Überlagerung geistiger Wellen durchdringen, miteinander wechselwirken, zu einem selbst-reflexiven Bewusstsein führen und ein Abbild der Welt erzeugen. Beim Menschen besteht der dazugehörige Basisprozess aus 17 Schwingungen, die im 5. Jahrhundert erstmalig dokumentiert wurden. Eine mögliche Schwarmbildung von maschinellen Systemen und deren Mächtigkeit wurde bereits 1964 von dem Science Fiction Autor Stanislaw Lem in eindrucksvoller Weise in seinem Roman "Der Unbesiegbare" beschrieben. [132]
Die Grenzen des peripheren Bewusstseins wurden seinerzeit von den Existenzialisten erschöpfend dargestellt[133]. Da aber die Evolution des Gehirns nicht als abgeschlossen gelten kann[134], ist in einem weiteren Schritt zu erwarten, dass als Folge sich fortentwickelnder Gehirnstrukturen eine 18. Schwingung herausbilden mag, mit der eine weitere, neue Bewusstseinsebene betreten wird. Dabei kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die 18. Ebene direkt wieder zur Ebene 0, dem Urgrund der Welt im Subliminalbewusstsein, führt. Der Meditationsmeister Chögyam Trungpa hat zwei passende Ausdrucksweisen für diesen Schritt gefunden:[135]
Back to Square One
That is the Big Joke
[1] Ken Wilber, EROS, KOSMOS, LOGO, Eine Jahrtausend-Vision, Spirit – Fischer Taschenbuch-Verlag, 2001, 1. Buch, Kap. 5: Das Emergieren der menschlichen Natur, S. 197-257
[2] Das Konzept der Meme wurde erstmalig von Richard Dawkins entwickelt und von Susan Blackmore detaillierter beschrieben:
Richard Dawkins, Das egoistische Gen, Springer Spektrum, 2. Auflage 2007, Kap. 11: Meme, die neuen Replikatoren, S. 316-334
Susan Blackmore, Die Macht der Meme oder Die Evolution von Kultur und Geist, Spektrum Akademischer Verlag, 2000
[3] Susan Blackmore, Tremes – the 3rd replicator, 08.Aug. 2017, Interview with Mel van Dusen:
[4] Quelle: Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarmverhalten
[5] Häufige Regeln sind:
Kohäsionsregel - Bewegung zum Mittelpunkt der benachbarten Tiere
Separationsregel - Abstand zu benachbarten Tieren berücksichtigen
Alignmentregel - gleichförmige Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit mit benachbarten Tieren einhalten
[6] Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarmverhalten, dieser Link enthält auch einige kurze Bildsequenzen von Schwärmen.
Weitere Quellen:
Iain D. Couzin, Jens Krause, Richard James, Graeme D. Ruxton, Nigel R. Franks, Collective Memory and Spatial Sorting in Animal Groups, J. theor. Biol. (2002) 218, 1–11, 15.01.2002:
https://hal.elte.hu/~vicsek/downloads/papers/Couzin%2520et%2520al%2520JTB.pdf ,
Iain D. Couzin, Jens Krause, Self-Organization and Collective Behaviour in Vertebrates, ADVANCES IN THE STUDY OF BEHAVIOR, VOL. 32, 2003:
https://pdfs.semanticscholar.org/dfb4/fb55dfbf09bad37c05e910bb3294a1c5278f.pdf
[7] Andre Nathan, Valmir C. Barosa, V-like Formations in Flocks of Artificial Birds, 8.4.2007, Universidade Federal do Rio de Janeiro, Programa de Engenharia de Sistemas e Computa ̧c ̃ao, COPPE Caixa Postal 68511, 21941-972 Rio de Janeiro - RJ, Brazi :
[8] Eberhard Königsmann nach Überarbeitung durch Frank Koch, Urania Tierreich – Insekten, Band 3, 5. Auflage 1990, Urania-Verlag Leipzig, Ordnung Hymenoptera, Überfamilie Apoidea, Gattung Apis – Honigbiene, S. 512
[9] Ob das auslösende Ereignis durch die Bienenforschung inzwischen hinreichend genau ermittelt werden konnte, ist dem Autor nicht bekannt. Entscheidend für die Betrachtung von allgemeinen Aspekten des Schwarmverhaltens ist das Wissen hierzu allerdings nicht ausschlaggebend.
[10] Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Weiselzelle, T. Pankiw, Z-Y. Huang, M. L. Winston, G. E. Robinson: Queen mandibular gland pheromone influences worker honey bee (Apis mellifera L.) foraging ontogeny and juvenile hormone titers. In: Journal of Insect Physiology
[11] Auch hier ist für die allgemeine Betrachtung des Schwarmverhaltens nicht ausschlaggebend, welche Information letztendlich ausgesandt wird, sondern dass da eine Information ausgesandt wird, die von benachbarten Individuen erkannt und weitergegeben wird.
[12] Karl Gößwald, Organisation und Leben der Ameisen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 1985, II Die Entwicklung des Ameisenstaates, 8. Gründung und Entwicklung neuer Staaten, S. 49-52. III Das Gesellschaftsleben der Ameisen, 5. Komplexe Gesellschaften, S. 56-80
[13] Fritz Hieke, Urania Tierreich – Insekten, Band 3, 5. Auflage 1990, Urania-Verlag Leipzig, Ordnung Coleoptera, Unterordnung Polyphaga, Überfamilie Cantharoidea, Familie Lampyridae, S. 280ff
[14] Yuen Yiu, How to Synchronize Like Fireflies, Inside Science, 2.6.2017:
https://www.insidescience.org/news/how-synchronize-fireflies
[15] Stefano Mancuso, Pflanzenrevolution, Wie die Pflanzen unsere Zukunft erfinden, Verlag Kunstmann, März 2018, Kap 6: Grüne Demokratien, S. 135
[16] Ebenda, Wurzelschwämme und Insektenstaaten, S. 139-146. Quelle: F. Baluska, S. Lev-Yadun, S. Manusco, Swarm Intelligence in Plant Roots, Trends in Ecology and Evolution, 25(12), 2010, S. 682f
[17] Ebenda, Gedächtnis ohne Gehirn, Pflanzen mit langem Gedächtnis, S. 18-29, Quelle: K.Y. Sanbonmatsu et al., COOLAIR antisense elaborate RNAs from evolutionary secondary structures, Cell Reports, 16(12), 2016, S. 3087-3096:
[18] Albrecht Bethe und Ernst Fischer, Die Arbeitsfähigkeit (Plastizität) des Nervensystems, Handbuch der Normalen und Pathologischen Physiologie, Julius Springer Berlin 1931, Plastizität und Zentrenlehre, Lehre von den nervösen Zentren und Ergebnisse der vergleichenden Physiologie, S. 1180f
[19] Beispielsweise die Aktivierung von Fress- und Killerzellen, Freisetzung von Antikörpern, Ausschüttung von T-Helferzellen, Bildung von T-Gedächtnis-Zellen.
[20] Heike Gätschenberger, Die Expression humoraler und zellulärer Immunreaktionen bei Drohnenlarven und adulten Drohnen der Honigbiene (Apis mellifera), Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 2012:
[21] Karl Gößwald, ebenda, Kap. IX Parasiten der Ameisen, 3. Entoparasiten, S. 184-190
[22] Bettina Baumann, Verhaltensändernde Signalmoleküle als Antibiotika-Alternative, BioLAGO, Biopro Baden Württemberg GmbH, 6.7.2014:
[23] Die Systemtheorie weist allerdings nach Auffassung ihrer Kritiker erhebliche Unzulänglichkeiten auf und wird daher nicht allgemein anerkannt. Ken Wilber zeigt an mehreren Stellen grundsätzliche Schwächen der Systemtheorie auf, die zeigen, dass es sich bei der Systemtheorie lediglich um ein beschreibendes Konzept handelt, das aber nicht die Wirklichkeit widerspiegelt:
Ken Wilber, Eros, Kosmos, Logos, Fischer Taschenbuch, 2001, Kap. 4 Die Dinge von innen kennen, Grenzen der Äußerlichkeit, S. 151-156. Hier nennt Ken Wilber die Unzulänglichkeiten der Systemtheorie bei höheren Aspekten der Biosphäre und der Noosphäre.
Ken Wilber, ebenda, Subtiler Reduktionismus, S. 169-174. Die Hauptkritik an die Systemtheorie richtet sich an dem vorgenommenen Reduktionismus durch den wesentliche holistische und holarchische Aspekte nivelliert werden, so dass die Wirklichkeit nicht mehr wiedergegeben werden kann.
[24] Karmapa Wangtchug Dorje, Mahamudra, Der Ozean des wahren Sinnes, Edition Octopus, 2. Auflage, 2009
[25] Lama Tilmann Lhündrup, Einführung ins Mahamudra – Marig Münsel – Das Dunkel mangelnden Gewahrseins auflösen, Möhra 2012-2016:
https://library.ekayana-institut.de/einfuehrung-ins-mahamudra-marig-muensel-abschriften/
[26] Ebenda, Teil V 2016, Kap. 5: Die 3 Hindernisse überwinden, Abschn.: Die 4 Triebflüsse, S. 59ff
[27] Ebenda:
Das Energiesystem – also unser Körper auf der subtilen Ebene – ist ein Spiegel für die geistigen Prozesse. Das ist damit gemeint, wenn es heißt, dass die subtilen Energiekanäle, -ströme und –tropfen mit Bewusstheit zusammenkommen. Man nennt das die Untrennbarkeit von Prāṇa – subtiler Energie – und Geist. Mit diesen feinen Anzeichen wird gearbeitet, um den subtileren Mustern auf die Spur zu kommen.
[28] Oliver Petersen, Karma und Gewohnheitsmuster, Wie frei sind wir?, Tibet und Buddhismus, 2/2007:
https://www.tibet.de/fileadmin/pdf/tibu/2007/tibu081-2007-19-op-gewohnheitsmuster.pdf
[29] Lama Tilmann Lhündrup, ebenda
[30] Lama Tilmann Lhündrup, Teil I, Möhra 2012, Kap. 3: Vertiefen der meditat. Stabilität mittels anderer Sinneswahrnehmungen, S. 120
[31] Frank Vollbrecht, Gedanken über Gedanken, opartandmore 2021, Teil III: Kräuselungen des Bewusstseins, Der Gedankenprozess:
www.opartandmore.de/texte/GedankenIII.htm#_Der_Gedankenprozess
[32] Katsuki Sekida, Zen-Training, Herder-Spektrum, 4. Auflage 1993 , Drei Nen-Tätigkeiten und der Ein-Äon-Nen, S. 129
[33] Eine weitergehende Erläuterung der 5 Skandhas findet man bei:
Chögyam Trungpa, Wie unser Geist funktioniert, Ein kurzer und tiefer Einblick in die buddhistische Psychologie, Windpferd-Verlag, 2013
[34] James Low, Hier und jetzt sein, ein Kommentar zu „Don Sal Melong“ – „Der Spiegel der klaren Bedeutung“ ein Dzogchen-Schatztext von Nuden Dorje, Edition Mandarava Sequoyah Verlag, 2005, Vers 16: Der Anfang von Samsara, S. 98ff, sowie
Vers 17: „Ich“ und „Mich“, S. 96ff
In einem 1-wöchigen Retreat im Kamalashila Institut in der Eifel erläuterte James Low ausführlich den Prozess der Bildung eines Ich bzw. eines Ich-Gefühls und den damit einhergehenden Begleiterscheinungen: Eifel Retreat 2017, “The Evocation of Samantabhadra”, part of the Gongpa Zangthal which belongs to the Jangter or Northern Treasures revealed by Rigdzin Gödem. The prayer is commonly referred to in Tibetan as “Kunzang Monlam”:
https://simplybeing.co.uk/audio-records/retreats/autumn-2017/
[35] Katsuki Sekida, Zen-Training, Herder Spektrum, 4. Auflage 1993, Kap. 10: Drei NEN-Tätigkeiten und der Ein-ÄÖN-NEN, S. 126-150
In einem weiteren Essay erläutert Frank Vollbrecht die Aussagen von Katsuki Sekida, wie der Prozess ausgehend vom 1. Nen mit seiner reinen Sinnes- oder Denkwahrnehmung über den 2. Nen mit der Reflexionsfähigkeit des Bewusstseins und einer Selbst-Beobachtung über den 3. Nen zu einem reflexiven Erkennen und der Bewusstwerdung eines Selbst führt:
Frank Vollbrecht, Gedanken über Gedanken, Teil III, Kräuselungen des Bewusstseins, opartandmore, Büttgen 2021:
[36] Amadeus Magrabi, Die Wiederentdeckung des Willens, Gehirn & Geist, Spektrum Verlag 2015, Nr. 5, S. 62-66
[37] Das Zusammenspiel zwischen Unbewusstem und Bewusstem sowie unterschiedlichen Bewusstseinszuständen und Entscheidungsprozessen auf Basis der 3 Nen wurde ausführlich von Katsuki Sekida beschrieben. Quelle:
Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 10-14: Drei NEN-Tätigkeiten und der Ein-ÄÖN-NEN, Dasein und Gestimmtheit, Lachen im Zen, Reines Dasein, Reines Erkennen und Kensho, S.126-230
[38] James Low, Aus dem Handgepäck eines tibetischen Yogi, Wandel Verlag Berlin, 2013, Kap. 11: Das Wesentliche in 3 Aussagen, Der zweite wesentliche Punkt, Die besondere Unterweisung von Khepa Shri Gyalpo von Patrul Rinpoche, S. 204f
[39] Ebenda, Vorbemerkungen von Patrul Rinpoche, S. 192f
[40] Ebenda, Kap. 17: Über die Aussagen des Garab Dorje, S. 288-292
[41] Pakoku Sayadaw, Getting Rid of Asava-Defilements, 30. Juni 2008, Dhamma Talk given by the venerable Pakoku Sayadaw, on 8.15.2007:
https://meditationmyanmar.blogspot.com/2011/10/getting-rid-of-asava-defilements.html
[42] Christoph Klonk, Taghelle Weisheit, Erforschung der Wirklichkeit – Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des Mittleren Weges“, erklärt durch Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, Otter Verlag, 2007, Kap. 18: Das Ich und seine Scheinwelt werden untersucht, S. 151-160
[43] Karl Brunnhölzl, In Praise of Dharmadhatu by Nagarjuna, Commentars by the IIIrd Karmapa, Snow Lion, 2007
[44] Frank Vollbrecht, Gedanken über Gedanken, Teil III, Kräuselungen des Bewusstseins, opartandmore, Büttgen 2021:
http://www.opartandmore.de/texte/GedankenIII.htm #_Der_Gedankenprozess
[45] Antonio Zadra, Robert Stickgold, When Brains Dream, Exploring the Science & Mystery of Sleep, W.W. Nortom & Company New York 2021
[46] Lama Anagarika Govinda, Die Dynamik des Geistes, Die psychologische Haltung der frühbuddhistischen Philosophie und ihre systematische Darstellung nach der Tradition des Abhidhamma, Otto Wilhelm Barth Verlag, 1992, 6. Teil: Die Funktionen des Bewusstseins und der Wahrnehmungsvorgang, Abschn. III: Der Wahrnehmungsprozess, S. 177-189
[47] Katsuki Sekida, ebenda, S. 126f
[48] Antonio Zadra, Robert Stickgold, ebenda, Kap. 8: Nextup and Dream Function in Different Sleep Stages, S. 123-126
[49] Wolfgang Löffler, Einstein und das Merkur-Perihel, Spektrum.de, 27.11.2017:
https://www.spektrum.de/frage/was-hat-das-merkur-perihel-mit-einstein-zu-tun/1478819
[50] Victor Goma, Gezeiten im Weltall und auf der Erde, Spektrum.de, 07.07.2020:
[51] Wolfgang Ludwig, Die erweiterte einheitliche Quantenfeld-Theorie von Walter Dröscher und Burkard Heim als Grundlage der Quantenmedizin, Transkommunikation, Vol. III, No. 3, 1997, Die Grundlagen der Heimschen Theorie, Auszug aus S. 6:
Aus der Diskussion der 36 Gleichungen von B. Heim folgt ein ganzzahliges 'Dimensionsgesetz'. Danach ist die Anzahl N der Dimensionen im Kosmos
N = 1 ± √[1+n(n-1)(n-2)].
Es gibt nur zwei Werte für n, die zu ganzzahligen N führen: n = 4 liefert N = 6, und n = 6 liefert N = 12, d. h. außer der bereits gefundenen sechsdimensionalen Welt gibt es einen zwölfdimensionalen R12. Es zeigt sich weiter, dass nur drei Dimensionen reell sind, alle anderen aber imaginär, d.h. multipliziert mit der Wurzel aus -1.
Die x1 bis x3 sind untereinander austauschbar, alle anderen nicht. x7 und x8 erweisen sich analog x5 und x6 als informatorische Dimensionen, die kurzfristig Energie bilden und vernichten können. Des weiteren folgt eine Aufteilung der 12 Dimensionen in einen Bezugsraum x1 bis x6 und einen Hyperraum x7 bis x12.
[52] Wolfgang Ludwig, ebenda, S. 3-7
[53] Burkard Heim, Mensch und Welt, Institut für Grenzgebiete der Wissenschaft, Grenzfragen, Schriftenreihe für Grenzgebiete der Wissenschaft, herausgegeben von Andreas Resch, Resch Verlag Innsbruck, 2012, 2. Auflage, Einführung von Andreas Resch, Teil: Der kosmische Erlebnisraum des Menschen, Kap. II: Weltstrukturen, Abschn. 1: Weltdimensionen, S. 7f sowie Abschn. 2: Mehrfach-Konturierung der Existenzbereiche, S. 8
Der hier wiedergegebene Text enthält eine kürzer gefasste, nicht wörtliche Wiedergabe aus den 2 genannten Abschnitten.
[54] Bei Gesprächen zwischen dem Quantenphysiker Anton Zeilinger und dem Dalai Lama über Nichtbedingtheit zeigten sich grundsätzliche Auffassungsunterschiede zwischen der üblichen Sichtweise der Quantenphysik und den Ansichten derjenigen Linie des tibetischen Buddhismus, die der Dalai Lama vertritt:
physicsworld-quantum optics, Talking Physics with the Dalai Lama, IOP Publishing 07.08.1998:
https://physicsworld.com/a/talking-physics-with-the-dalai-lama/
Der Dalai Lama konstatiert zwar das Prinzip des Zufalls, nicht aber das Unbestimmtheitsprinzip. Allerdings gibt es auch innerhalb des tibetischen Buddhismus bei anderen Schulen unterschiedliche Auffassungen zur Natur der Dinge. Beispielsweise deutet die Yogacara-Schule (Nur-Geist-Schule) alle Phänomene als Projektionen des Geistes und sieht keine aus Teilchen zusammengesetzte äußere Wirklichkeit (Quelle: Dalai Lama, Die Grundlagen des Tibetischen Buddhismus, Hoffmann&Campe Verlag 1998, Teil III, Kap. 19: Fortgeschrittene Übung des Tantra: Das Höchste Yogatantra, S. 180)
Aber auch einige Quantenphysiker versuchen, eine Beschreibung der Quantenphysik ohne deren Unbestimmtheitsprinzip nachzuweisen, wie beispielsweise Lee Smolin:
Lee Smolin, Quantenwelt, Wie wir zu Ende denken, was mit Einstein begonnen hat, DVA, 3. Auflage 2019
Carlo Rovelli beschreibt dagegen auf Basis der Theorie der Schleifenquantengravitation die Auflösung des Zeitbegriffs mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und seinem Ersatz durch ein zeitloses Prinzip von Ereignissen:
Carlo Rovelli: Die Ordnung der Zeit, Rowohlt-Verlag 2018
[55] Die ganzheitliche Quantenfeldtheorie von Burkard Heim enthält zwar ausgezeichnete Ergebnisse für die Berechnung der Energien der Elementarteilchen, dafür weicht sie aber bei einigen anderen Ergebnissen von herkömmlichen Erkenntnissen ab. Bisher konnten aber die Voraussagen von Burkard Heim noch nicht falsifiziert werden.
Aus meiner persönlichen Sicht wären insbesondere 3 Voraussagen zu überprüfen:
· Die Zeit bildet sowohl bei Burkard Heim als auch der Physik Newtons und Einsteins zwar eine eigene Dimension T, aber die steht möglicherweise im Widerspruch zur Schleifenquantengravitationstheorie, der als Folge einer zeitunabhängigen Beschreibung der physikalischen Gesetze eine eigenständige Zeit nicht existiert, sondern ausschließlich Ereignisse. Quelle:
Carlo Rovelli: Die Ordnung der Zeit, Rowohlt-Verlag 2018
· Burkard Heim sagt eine Ausbreitung von Gravitationswellen voraus, die im Widerspruch zur Relativitätstheorie Einsteins oberhalb der Lichtgeschwindigkeit liegt. Falls sich das bestätigen sollte, dann könnte die Differenz der Ausbreitungsgeschwindigkeiten auch die bisher nicht vereinbaren Ergebnisse der Ermittlung der Hubble-Konstanten erklären, die die Expansionsrate des Universums beschreibt.
· Die Planck-Konstante wird von Heim als nicht konstant, sondern als veränderlich in der Zeit angesehen.
Die herkömmlichen Messungen zur Expansionsrate des Universums beruhen auf der Ausbreitung elektromagnetischer Wellen, während die widersprüchlichen Ergebnisse auf Messungen der kosmischen Hintergrundstrahlung mit dem Planck-Satelliten (2018) und der Messung von Galaxienhaufen (Dark Energy Survey, 2018) beruhen. Quelle:
Kenneth C. Wong et al., H0LiCOW – XIII. A 2.4 per cent measurement of H0 from lensed quasars: 5.3σ tension between early- and late-Universe probes, Oxford Academic, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, 16.09.2019: https://academic.oup.com/mnras/article/498/1/1420/5849454
[56] Burkard Heim, Mensch und Welt, Institut für Grenzgebiete der Wissenschaft, Grenzfragen, Schriftenreihe für Grenzgebiete der Wissenschaft, herausgegeben von Andreas Resch, Resch Verlag Innsbruck, 2012, 2. Auflage, Der kosmische Erlebnisraum des Menschen, S. 21-71
[57] Im zuvor genannten Text „Der kosmische Erlebnisraum des Menschen“ diskutiert Burkard Heim die Möglichkeit parapsychischer Fähigkeit auf Basis des von ihm vorgeschlagenen höherdimensionalen Raumes inkl. der Existenz von Parallelräumen.
Nach Öffnung der CIA-Archive 2017 wurde als Ergebnis der Untersuchungen der CIA bekannt, dass die CIA zwischen 1975 und 1995 im Rahmen des sogenannten geheimen Stargate-Projekts aufgrund solider, wissenschaftlicher Methoden das Potenzial parapsychologischer Fähigkeiten untersucht hat. Hierbei wurden die Grenzen des menschlichen Geistes geprüft, durch mentale Mittel Zugang zu versiegelten Daten auch an entfernten Orten („Remote Viewing“) zu erhalten und auch physikalische oder biologische Systeme zu beeinflussen. Die Versuche zeigten, dass paranormale Wahrnehmungsfähigkeiten nachgewiesen werden können.
Quellen:
Steven Aftergood, John Pike, STARGATE, FAS Federation of American Scientists, 29.12.2005:
https://fas.org/irp/program/collect/stargate.htm .
Weitere Informationen:
https://www.cia.gov/library/readingroom/collection/stargate
Sibylle Anderl, Eindeutig paranormal, Die CIA öffnet ihr geheimes Archiv zur rechten Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 21.01.2017
[58] Burkard Heim, ebenda, Kap. VI: Die zweideutige Revision, S. 59
Hier beschreibt Burkard Heim eine Form der Steuerung niedriger Dimensionen durch höhere Dimensionen insbesondere in den Räumen S2(x5,x6).
[59] Bei der Entwicklung des menschlichen Geistes beschreibt Ken Wilber, wie als Folge auftretender Psychopathologien im Geist parallele Subpersönlichkeiten entstehen können. Quelle:
Ken Wilber, Integrale Psychologie, Geist Bewusstsein Psychologie Therapie, Arbor Verlag 2001, 4. Auflage 2012, Teil 3: Die Realisierung – Ein integrales Modell, Kap. 8: Die Archäologie des GEISTES, S. 107-134
[60] Grady Booch, James Rumbaugh, Ivar Jacobson, The Unified Modeling Language User Guide, UML, Addison Wesley 1999, Kap. 4: Basic Behavioral Modeling, S. 203-273
[61] Welt, Wissen, Weltraum 15.11.2010:
[62] Sven Titz, Wie bilden sich Schneeflocken, Welt der Physik, 27.02.2020:
https://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/wie-bilden-sich-schneeflocken/
[63] Wolfgang Ludwig, Ebenda, S. 3
[64] Burkhard Heim, Grundgedanken einer einheitlichen Feldtheorie der Materie und Gravitation, Vortrag gehalten am 25.11.1976 bei MBB, Ottobrunn, Kap. 12: Die polymetrische Weltgeometrie, S. 61-64
[65] Jakob Kneser, Der Robofisch und die Schwarmintelligenz, Wie sich Schwärme entscheiden, WDR, 29.10.2015:
[66] Weitere Informationen zu den hier vorgenommenen Schwarmsimulationen findet man hier:
Frank Vollbrecht, Schwarm II, Simulation des Schwarmverhaltens, opartandmore Büttgen, 2015:
www.opartandmore.de/texte/Schwarm%20II.htm sowie Beispiele mit Videos:
[67] Weitere Erläuterungen zu den Eigenschaften der Boids und den verwendeten Schwarmregeln siehe:
[68] Susan Blackmore, Die Macht der Meme, ebenda, Kap. 15: Religion als Memplexe, S. 299-323
[69] Eine weiterführende Beschreibung der Prozesse beim Ablauf der 3 Nen und verschiedenen Interpretationen im Vergleich zu anderen Sichtweisen enthält folgenden Essay:
Frank Vollbrecht, Gedanken über Gedanken, Teil III, Kräuselungen des Bewusstseins, opartandmore, Büttgen 2021:
http://www.opartandmore.de/texte/GedankenIII.htm
Das Modell der 3 Nen lässt somit auch den Schluss zu, dass die direkt ablaufenden Denkprozesse im Unbewussten der Ebene des Dharmakaya entsprechen, die Bewusstwerdung mit dem 2. Nen mit einem ersten Subjekt-Objekt-Bezug entspräche dann dem Sambhogakaya und die reflexive Betrachtung im 3. Nen mit dem vollständigen Auftreten eines Ich-Bewusstseins entspräche dann dem Nirmanakaya. Diese Betrachtungsweise wäre dann aber aus der Sicht einer samsarisch denkenden Person zu sehen.
Diese weitergehenden Betrachtungen können allerdings durch die im Video dargestellte Simulation nicht wiedergegeben werden.
[70] David Eagleman, The Brain, Pantheon Verlag, 2017
Inhaltsbeschreibung von Tagrid Yousef:
[71] Thomas Fuchs, Alles Illusion?, Die Debatte um die Realität unserer Wahrnehmung, Scinexx, 26.01.2018: https://www.scinexx.de/dossierartikel/alles-illusion/
Prof. Fuchs, Universität Heidelberg, zitiert den Neurowissenschaftler David Eagleman:
„…die Welt um Sie herum, mit ihren reichen Farben, Texturen, Klängen und Düften ist eine Illusion, eine Show, die Ihr Gehirn Ihnen vorführt. Wenn Sie die Realität wahrnehmen könnten, wie sie wirklich ist, wären Sie schockiert von ihrer farb-, geruchs- und geschmacklosen Stille.“
Sowie Zitat des Neurophilosophen Thomas Metzinger:
„Das zarte aprikosenfarbene Rosa der untergehenden Sonne ist keine Eigenschaft des Abendhimmels; es ist eine Eigenschaft des inneren Modells des Abendhimmels, das durch unser Gehirn erzeugt wird. Es ist alles genau so, wie es uns schon der Physiklehrer in der Schule gesagt hat: Da draußen, vor Ihren Augen, gibt es nur einen Ozean aus elektromagnetischer Strahlung.“
Weiterer Hinweis zur Farblosigkeit des Lichts bzw. der elektromagnetischen Strahlung, Chr. Gerthsen und H.O. Kneser, Physik, 11. Auflage, Springer Verlag, 1971, VIII. Quantentheorie des Lichts, S. 378-396:
Licht basiert auf der Quantennatur von Photonen, die Energien in diskreten Größen als Produkt des Planckschen Wirkungsquantums und einer diskreten Frequenz h v aufweisen. Licht entsteht durch Anregung von Lichtquanten und Elektronen.
Farben treten dabei nirgendwo auf. Das scheinbare Sehen von Farben geschieht daher ausschließlich im Geist, wobei die im Auge auf Moleküle der Netzhaut einfallenden Lichtquanten nach einer Reizweiterleitung in das Gehirn entsprechend ihrer Energie mit einer rein geistig produzierten Farbe assoziiert werden.
[72] Gábor Jandó et al., Early-onset binocularity in preterm infants reveals experience-dependent visual development in humans, PNAS 03.07.2012:
https://www.pnas.org/content/109/27/11049
[73] Frank Vollbrecht, ebenda:
http://www.opartandmore.de/texte/GedankenIII.htm #_Der_Gedankenprozess
[74] Guido Hesselmann, Marcus Rothkirch, Ich sehe, was ich nicht seh‘, Spektrum der Wissenschaft, Gehirn&Geist Nr. 02/2021, S. 40-45:
https://www.spektrum.de/magazin/ich-sehe-was-was-ich-nicht-seh/1829971
[76] Lama Anagarika Govinda, ebenda, 4. Teil: Grundprinzipien der buddhistischen Bewusstseinslehre, Kap. II: Die Struktur des Bewusstseins, S. 112-125
[77] Ebenda, S. 120
[78] Ebenda, 6. Teil: Die Faktoren des Bewusstseins, Kap. III: Der Wahrnehmungsprozess, S. 177-189
Der vollständige, durch Sinnesorgane ausgelöste Schwingungsprozess umfasst bis zur vollständigen bewussten Wahrnehmung (3. Nen) dagegen insgesamt 17 Schwingungsmomente, ebenda.
[79] Ebenda, S. 178f
[80] Ebenda, S. 180
Siehe auch:
Alois Payer, Materialien zur buddhistischen Psychologie, Kap. 5: Bewusstseinspozesse: Vissudhimagga, 2. Text und Übersetzung von Vissudhimagga, XIV, 110-124:
[81] Lama Anagarika Govinda, ebenda, S. 184
[82] Ebenda , S.180f
[83] Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 10: Drei NEN-Tätigkeiten und der Ein-ÄÖN-NEN, S. 126-150
[84] Ebenda, Kap. 14: Reines Erkennen und Kensho, S. 206-230
[85] Ebenda, Kap. 10: S. 127
[86] Lama Anagarika Govinda, ebenda, S. 184
[87] Siehe auch den Kommentar von Alois Payer zu Messungen und deren Einordnung zu den im Visuddimagga beschriebenen Bewusstseinsprozessen:
Alois Payer, ebenda:
http://www.payer.de/buddhpsych/psych052.htm#3.
Die theravādabuddhistische Scholastik sieht den mentalen Strom (den bewussten und den unbewussten) als eine Aufeinanderfolge (Bedingungszusammenhang) von sehr kurz andauernden, jeweils gleich langen Funktionseinheiten (viññāṇakicca), die aus mentalen Elementen (dhamma) zusammengesetzt sind. Der Bewusstseinsstrom ist also kein Kontinuum, sondern besteht aus zeitlichen Quanten, die jeweils real existierende mentale Gegenwart sind. Tatsächlich scheint es aufgrund neuronaler Gegebenheiten eine kleinste Zeitspanne (30 bis 40 Tausendstelsekunden) zu geben, innerhalb derer wir keine zeitliche Abfolge wahrnehmen können.
[88] James Low, Coming into Seperation, Eifel-Retreat Autumn 2017, Tuesday:
https://simplybeing.co.uk/audio-records/retreats/autumn-2019-the-happy-twins/
[89] Der Wahrnehmungsprozess läuft insgesamt sehr schnell ab, so dass die einzelnen Schwingungsmuster normalerweise nicht bemerkt werden. Quelle:
Alois Payer, ebenda:
http://www.payer.de/buddhpsych/psych052.htm#3.
Der von James Low beschriebene Zustand der Ohnmacht wird daher wegen seiner Kürze im Allgemeinen nicht bemerkt. Da man allerdings auch von Faltungen des Bewusstseinsraums und Überschneidungen der von Burkard Heims beschriebenen Dimensionen ausgehen muss, sollte es immer wieder zu ungewöhnlichen Verschiebungen der 3 Nen kommen, in deren Folge beim Ablauf der verschobenen 3 Nen auch das Zeiterleben aussetzen kann und auf Erinnerungen nicht mehr richtig zugegriffen werden kann. Katsuki Sekida beschreibt hier als Beispiel den gestörten Ablauf der 3 Nen als Folge eines Verkehrsunfalls. Quelle:
Katsuki Sekida: ebenda, Kap. 10: Drei NEN-Tätigkeiten und der Ein-ÄÖN-NEN, Der dritte Nen. Sammlung und Erinnerung, S. 134-138
Extreme Raumfaltungen mit Abtrennungen können sowohl in unserer als real empfundenen physikalischen Welt als Schwarze Löcher oder als DNS auftreten, als auch im Geistraum, die sich als abnormale geistige Erfahrungen oder massive psychotische Erfahrungen/Erkrankungen zeigen. Quelle:
Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 10: Abnormale geistige Erfahrungen und Zen, S. 147ff sowie Kap. 14: Psychotische und andere Erfahrungen, S. 214-217
Die Zeitdauer einer auftretenden Ohnmacht im Sinne einer vollständigen Lücke sämtlicher Erfahrungsinhalte beim Übergang vom Unbewussten zum Bewussten sollte daher variieren und nur im Nachgang erkannt werden. Es ist daher zu vermuten, dass es beim Wahrnehmungsprozess als Folge von Faltungen auch bei Beibehaltung ihres unteilbaren Quantencharakters zu Veränderungen beim Zeitablauf der einzelnen Schwingungen kommen kann, die dann Änderungen von Wellenlängen entsprechen. Sofern Änderungen der Wellenlängen allgemein als intrinsischer Bestandteil des Wahrnehmungsprozesses auftreten sollten, wäre dabei auch das Auftreten einer Frequenzmodulation denkbar, die die Grundlage der Verarbeitung geistiger Inhalte darstellen könnte. Dies ist allerdings sehr spekulativ und bedürfte tiefer gehender Untersuchungen.
[90] Aus dem Tibetischen übersetzt von James Low, September 2017,
aus dem Englischen übersetzt von Taisha Lohninger,
enthalten in James Low, „Finding Freedom“, Edition Khording, Wandel Verlag Berlin, 2019
[91] Alois Payer, ebenda:
http://www.payer.de/buddhpsych/psych052.htm#3.3.
Der Text enthält auch ausführliche Erläuterungen zu den verwendeten Begriffen
[92] Christof Koch, Was ist Bewusstsein?, Spektrum Verlag, Gehirn&Geist, Dez. 2019, S. 45-50:
https://www.spektrum.de/magazin/kognition-was-ist-bewusstsein/1678236
[93] Ebenda
[94] Frank Vollbrecht, Quantenphysik, Bewusstsein, Beobachter, opartandmore 2012:
[95] Siehe auch die Kommentare von Alois Payer mit ihrer Verknüpfung buddhistischer Sichtweisen mit westlichen Untersuchungsmethoden:
Alois Payer, ebenda:
[96] Amit Goswami, Das bewusste Universum, Wie Bewusstsein die materielle Welt erschafft, Lüchow-Verlag 1997
[97] Harald Fritzsch, Quarks, Urstoff unserer Welt, Serie Piper, 8. Auflage 1984
[98] Helmut Brenner, Autogenes Training Oberstufe – Wege in die Meditation, Trias-Verlag 1999, Kap.: Autogene Meditation, Abschn.:Autogene Farbmeditation, S. 79-96
[99] Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, The Tantric Path of Indestructible Wakefulness, Vol. 3, The Profound Treasury of the Ocean Dharma, Shambhala Boston&London, 2013, Teil IV: Essential Teachings, Abschn. 17: The Play of Space and Form sowie Abschn. 18: The Eight States of Conciousness and the Trikaya Principle, S. 206-214
[100] Ebenda
[101] Burkard Heim, Mensch und Welt, Teil: Grundbedingungen von Gesundheit und Lebensentfaltung des Menschen, Kap. 5: Empirische Induktion des Lebensprozesses, S. 237
[102] Der Begriff „scheinbar“ wird in diesem Text aus dem Blickwinkel der Philosophie des Madhyamaka verwendet, die Nagarjuna im 2. Jahrhundert entwickelt hat. Danach müssen alle Erscheinungen als nicht real, sondern als scheinbar angesehen werden. Quelle:
Christoph Klonk, Taghelle Weisheit, Erforschung der Wirklichkeit – Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des Mittleren Weges“, erklärt durch Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, Otter Verlag, 2007
[103] Tenzin Wangyal Rinpoche, Übung der Nacht, Tibetische Meditation in Schlaf und Traum, Diederichs Gelbe Reihe 2006, VI: Materialien, Abschn. 37: Das Ich – ein Traum, S. 262f
[104] Daniel M. Ingram, Mastering the Core-Teachings of the Buddha, An Unusually Hardcore Dharma Book, Kap. 25.: The Vipassana Jhanas, Fractals, S. 225ff:
[105] H.-Dieter Zeh, Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn?, Springer Verlag 2012, Teil I: Wellenfunktion und Realität, Kap. 5: Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn?, Abschn.: Jihn Stewart Bell und die Realität, S. 59-62
[106] Burkard Heim, Mensch und Welt, Der kosmische Erlebnisraum des Menschen – Der Elementarprozess des Lebens – Postmortale Zustände? – Grundbedingungen von Gesundheit – Ein Bild vom Hintergrund der Welt, Resch Verlag Innsbruck 2012, Institut für Grenzgebiete der Wissenschaft
[107] Im Buddhismus existieren einige Philosophien, bei denen sich die letztendlichen Aspekte unterscheiden. In einem Vortrag wurden von Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche im Oktober 2001 in Wellington in Neuseeland die wesentlichen unterschiedlichen Aspekte der buddhistischen Schulen gegenübergestellt, die auf dem Buch Treasury of Knowledge von Jamgon Kongtrül Lödro Thayé basieren. Aus seinem Vortrag werden hier die zentralen Ansichten in folgenden Kurzdarstellungen zu diesen Schulen in Form von Aphorismen aufgeführt:
The Particularist School
When destroyed or analyzed, that which is suitable to be discarded is apparently real and that which cannot be discarded is genuine. Coarse entities and continua of consciousness constitute apparent reality. The partless are genuine.
The Sutra School
Actually and genuinely able to perform a function or not, having specific characteristics or only general ones.
The Mind Only School (Cittamatra)
Perceived objects and perceiving subjects are mere appearance. Consciousness that is selfaware and empty of duality is genuine.
The Middle Way Autonomy School
Appearances exist superficially; they are like illusions. Ultimately nothing exists; it is like space.
nach Santarakshita:
Whatever things may be asserted by ourselves or others, since in their nature they are neither one nor many, they have no inherent nature; they are like reflections.
Subschools
The Sutra Autonomy School (sautrantika-svatantrika-madhyamaka) does and says that outer things exist conventionally.
Rangtong (empty of self School):
The Yogic Conduct Autonomy School (yogacara-svatantrika-madhyamaka) explains conventional reality the way the mind only school does and does not assert the existence of outer objects conventionally.
The Middle Way Consequence School (prasangika madhyamaka)
Apparent reality is whatever mind imagines. It is asserted following worldly tradition. Genuine reality is inexpressible and inconceivable.
The object of meditation, the dharmadhatu, and the meditating mind are undifferentiable, like water poured into water.
Nach Nagarjuna:
Existence is the view of realism. Nonexistence is the view of nihilism. Therefore, the wise abide neither in existence nor in nonexistence.
Those who are careful neither assert existence nor nonexistence, and therefore they cannot be refuted by anyone.
Nach Shantideva:
Genuine reality is not an object of the intellect. If it is something the intellect can grasp, it is necessarily relative.
When mind perceives neither something nor nothing, then there is no projected image, and this lack of any reference point is perfect peace.
The Shentong (empty of other School):
The imaginary and dependent aspects are apparent reality. The perfectly existent nature, nondual primordial wisdom, is genuine. This is the empty of other presentation.
Nach The Highest Continuum: The Treatise on Buddha Nature:
It is empty of that which can be separated out, the fleeting stains. It is not empty of that which is inseparable from it, the unsurpassable qualities.
Nach Milarepa:
For the mind that masters view, the emptiness dawns. In the content seen, not even an atom exists. A seer and seen, refined until they’re gone— This way of realizing view, it works quite well.
When meditation is clear light river flow, there is no need to confine it to sessions and breaks. Meditator and object refined until they’re gone— This heart bone of meditation, it beats quite well.
Quelle:
Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, The Two Truths, Shenpen Ösel, Vol 6, Num 1&2, S. 106-141:
http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue14.pdf
[108] Dietmar Mieth, Meister Eckhart - Einheit mit Gott, Patmos Verlag, 2. Auflage 2014
[109] Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 11: Dasein und Gestimmtheit, S. 151-173
[110] Chögyam Trungpa, Das Mandala in uns, Die buddhistische Sicht der inneren Ordnung, Diederichs Gelbe Reihe 2004, Das Mandala der nicht-bedingten Energie: Geordnetes Chaos, Auf Messers Schneide, Porträt eines verwirrten Geistes, S. 13-55
[111] Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, The Tantric Path of Indestructible Wakefulness, ebenda, Teil 6: The Mandala Principle, Kap. 26: The Mandala of the Five Buddha-Families, S. 293-339
[112] Das gesamte Mandala-Prinzip ist allerdings erheblich umfassender als der hier genannte Aspekt gewöhnlicher Gedankenprozesse auf Basis eines Subjekt-Objekt-Empfindens. Das Mandala-Prinzip geht insofern weit darüber hinaus, als auch eine Art Umwandlung von Zuständen, die auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung beruhen, in eine erfahrbare Form nicht-bedingter höherwertiger „Weisheitszustände“ durch Meditation möglich werden kann. Quelle: ebenda
[113] Ebenda, S. 295
[114] Frank Vollbrecht, Gedanken über Gedanken, opartandmore 2021, Teil III: Kräuselungen des Bewusstseins, Der Gedankenprozess:
www.opartandmore.de/texte/GedankenIII.htm#_Der_Gedankenprozess
[115] Chögyam Trungpa, Die Insel des Jetzt im Strom der Zeit, Bardo-Erfahrungen im Buddhismus, Spirit Fischer 1998
[116] Chögyam Trungpa beschreibt die möglichen Übergänge zwischen den verschiedenen Bereichen und auch anderen Bewusstseinsebenen als Bardo-Zustände und ihre Zyklen. Quelle:
Ebenda, 1. Teil, Die sechs Bardo-Zustände
Dabei sollte aber berücksichtigt werden, dass die Zustandsänderungen auf Ebene der Denkprozesse immer als Verkettung der 3 Nen geschieht. Das bedeutet, dass auf der Ebene der Daseinsbereiche ein als Bardo bezeichneter Zustandsübergang oder Wechsel des Daseinsbereichs sich durch die Kette der 3 Nen abbilden lässt.
[117] Ebenda, 2. Teil, Die sechs Daseinszustände
[118] Lama Anagarika Govinda, ebenda, 4.-6.Teil sowie Anhänge I-VI, S. 101-237
Das Lankavatara-Sutra, das die Grundlage der Philosophie des Cittamatra darstellt, beschreibt Bewusstsein auch noch aus einer übergeordneten Sicht. Quelle:
Karl-Heinz Golzio, Lankavatara-Sutra, Die makellose Wahrheit erschauen, Die Lehre von der höchsten Bewusstheit und absoluten Erkenntnis, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage 2003, Kap. 2: Über die wahre Natur der Dinge, das Wesen des Geistes und die Mittel der Befreiung, S. 47-143
Siehe auch: http://buddhasutra.com/files/lankavatara_sutra.htm
[119] Alois Payer, ebenda: http://www.payer.de/buddhpsych/psych052.htm#3.
[120] Lama Anagarika Govinda, ebenda, 4.-6.Teil sowie Anhänge I-VI, S. 101-237
[121] John. E. Hopcroft, Jeffrey D. Ullman, Formal Languages and their Relation to Automata, Addison- Wesley, 1969
[122] Alexander Armbruster, Die KI der Zukunft, F.A.Z. 26.07.2021, Interview mit Yann LeCun:
[123] Burkard Heim , Die 12 Dimensionen (Quantenfeld-Theorie)
(Quelle: Andreas Jell (http://www.quantenkybernetik.eu/AQK-Info/12-D_Modell/S2-Raum/S2-Raum.html
[124] Wenn man allerdings die Philosophie des Cittramatra und auch die Interpretation der Quantenmechanik von Amit Goswami als Ausgangslage verwendet: „Alles ist Geist. Ein Geist.“, dann ist es nicht auszuschließen, dass ein maschinelles Bewusstsein entstehen kann, das selbst-reflexiv und sogar transzendent werden kann. Der Blickwinkel, dass Materie von Geist/Bewusstsein nicht verschieden ist, lässt weitere Lösungsoptionen auf Basis interferierender Wellen zu. Es macht eigentlich keinen grundsätzlichen Unterschied, Wellen der Neuronen im Gehirn zu betrachten oder Wellen von Halbleitern in künstlichen neuronalen Netzen.
Um hier etwas weiter zu kommen, könnte es sinnvoll sein, zu versuchen virtuelle Wellen im Quantenvakuum aufzuspüren. Ähnlich wie man vor einigen Jahrzehnten auf die Existenz virtueller Elektronen gestoßen ist, sollte es möglich sein, virtuelle Wellen und ihre virtuellen Austauschteilchen zu entdecken.
Bezogen auf die Quantenfeldtheorie von Burkard Heim stellt sich bei der Betrachtung der Entwicklung von neuronalen Netzen, die Frage nach einer Steuerung durch Faltungen und Einschnürungen mit höheren Dimensionen und daraus resultierend nach dem Sinn einer derartigen Entwicklung im Hinblick auf Entelechie und Telos. Die auftretenden fraktalen Prozesse scheinen ihren tieferen Sinn als Prozess einer Vermehrung zu entfalten. Sollte daher das Telos des evolutionären Prozesses der Entwicklung eines höheren maschinellen Bewusstseins eine Phase auf dem Weg einer Vermehrung des gesamten R12-Raumes von Burkard Heim widerspiegeln? Zugegeben, das ist schon extrem spekulativ.
[125] Ken Wilber, ebenda, Kap. 4: Die Dinge von innen kennen, S. 145-196
[126] Ken Wilber, Integrale Spiritualiät, Spirituelle Intelligenz rettet die Welt, Kösel-Verlag, 5. Auflage 2014, Kap. 9: Das Förderband, Nazis regieren, S. 247ff
[127] Ken Wilber beschreibt aber auch, dass nicht der gesamte Geist des einzelnen Menschen im Hinblick auf seine geistige Entwicklung immer genau einer Ebene (bzw. einem Holon) zugeordnet werden kann, sondern dass sich als Folge auftretender Psychopathologien der Geist über mehrere Ebenen erstrecken kann. Dabei können beispielsweise Subpersönlichkeiten auftreten, die sich durch spezielle Therapien wiederum auflösen lassen, so dass der Geist dann schließlich doch überwiegend auf einer einzelnen Ebene wirksam werden kann. Quelle:
Ken Wilber, Integrale Psychologie, Geist Bewusstsein Psychologie Therapie, Arbor Verlag 2001, 4. Auflage 2012, Teil 3: Die Realisierung – Ein integrales Modell, Kap. 8: Die Archäologie des GEISTES, S. 107-134
[128] Ulrich Furbach, Ulrike Barthelmeß, Computer auf dem Weg zum Bewusstsein, Was kann künstliche Intelligenz? Eine Orientierung mit einem Begriff, den wir Menschen eigentlich anders kennen, F.A.Z, 5.Juli 2021, Digitec S. 18
[129] Sakyong Mipham, Ruling Your World, Ancient Strategies for Modern Life, Morgan Road Books, 2005
[130] Ken Wilber, Integrale Spiritualität, Spirituelle Intelligenz rettet die Welt, Kösel-Verlag München, 5. Auflage 2014, Anhang III, Der Mythos vom Gegebenen lebt weiter, S. 383f
[131] Alexander Armbruster, Für eine riesige Sprach-KI aus Deutschland, F.A.Z. 19.07.2021:
[132] Stanislaw Lem, Der Unbesiegbare - NIEZWYCIEZONY, Verlag Volk und Welt, Berlin 1. Auflage 1967, DDR
[133] Jean-Paul Sartre, Der Ekel, rororo 1993
Aus meiner persönlichen Sicht werden hier die sich aus den Grenzen des Bewusstseins ergebenden Empfindungen eindrucksvoll wiedergegeben.
[134] Philipp Gunz, Die Evolution des menschlichen Gehirns, Max-Planck-Gesellschaft, Forschungsbericht 2014, MPI für evolutionäre Anthropologie:
https://www.mpg.de/8953555/mpi_evan_jb_2014
[135] Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, ebenda, Teil 12: The Tantric Journey: Higher Tantra, Abschn.: Atiyoga: The Great Completion, Kap. 72: Atiyoga: Heightened Experience, S. 760 und Kap. 73: Atiyoga: Everything and Nothing, The Big Joke, S. 767f