Darstellung von Intensitätswerten anstelle von Potenzialflächen
Mai 2017 (Korrekturen Mai 2023)
Video
Strukturen in Julia- und Fatou-Mengen
Fatou- und
Julia-Mengen werden
über die oben angezeigten Funktionen durch Iteration an jedem
Bildpunkt (Pixel)
ermittelt. Die Ergebnisse der Iterationen konvergieren
entweder zu einem stabilen Zahlenwert oder divergieren ins Unendliche.
Die Grenze zwischen diesen beiden Zonen wird den Julia-Mengen
zugeordnet. Diejenigen Gebiete mit konvergierenden Werten, die nicht eine zusammenhängende Fläche
bilden werden als Cantor-Menge bezeichnet. Zerteilen sich die CantorMengen zunehmend in unbegrenzt
viele Einzelgebilde, werden diese Strukturen als Fatou-Staub bezeichnet.
Als Julia-Fläche werden hier diejenigen Gebiete mit konvergierenden Werten
bezeichnet, die von der Julia-Menge umschlossen werden. Die
Julia-Menge selbst zeigt sich daher im Grenzgebiet zwischen den
konvergierenden und divergierenden Werten. In den Grafiken werden die
konvergierenden und divergierenden Werte durch unterschiedliche Farben
dargestellt, so dass sich die Grenzgebiete erkennen lassen. Weiteres
zur Erzeugung der Grafiken siehe
unter dem Menüpunkt "Fraktale".
Auf dieser Seite liegt der Schwerpunkt bei der Darstellung in den
Strukturen der Fatou-Mengen, der Julia-Flächen sowie deren
Grenzgebieten. Zur besseren Vergleichbarkeit der Eigenschaften der
Julia-Mengen sind
auf den Videos dieser Seite überall 50 Iterationsschritte verwendet
worden sofern nicht anders erwähnt.
Gebiete mit konvergierenden
Werten werden hier mit Blautönen sowie
blassgelb dargestellt.
Diese Farbflächen stellen diejenigen Gebiete dar, bei denen die
angewandte Formel bei einer vorgegebenen Zahl von Iterationsschritten
stabile Werte ergibt und die somit Teil der Julia-Fläche sind. Im
Grenzgebiet zu den Julia-Mengen findet man
teilweise blassgelb aber auch kräftig blau gefärbte Gebiete, die
anzeigen, dass diese Gebiete bei weiteren Iterationsschritten instabil
würden.
Erst nach einer Grenzwertbildung mit ins Unendliche gehenden Iterationen könnte man eine
eindeutige Abgrenzung zwischen der Julia-Menge und konvergierenden und
divergierenden Werten feststellen.
Gebiete mit divergierenden Werten, deren Werte ins Unendliche wachsen, werden
mit rötlichen und gelblichen Farbtönen dargestellt.
Die folgenden 2 Bilder zeigen, wie sich die scheinbare Grenze der
Julia-Menge innerhalb von 5 Iterationsschritten
verschiebt (von 48 auf 53, wobei die konstanten Terme der Formel "c" hier
nicht variiert wurden). Der Bildausschnitt ist bei beiden Bildern
identisch. Der scheinbare Grenzbereich der Julia-Menge zwischen
divergierenden und konvegierenden Werten wird durch die blass-gelben und
gelblich-grauen Gebiete sowie die hell-blauen Gebiete angezeigt, wobei
einige der blauen Streifen tief in das divergierende Gebiet hineinreichen, womit
sich das Grenzgebiet als sehr dynamisch
erweist. Die 2 Bilder zeigen die Verschiebung des Grenzbereichs der
Julia-Menge. Selbst einige der tief-blauen,
scheinbar stabilen Gebiete erweisen sich bei weitergehender
Iteration als instabil. Im rechten
oberen Quadranten sieht man im Vergleich der beiden Bilder, wie sich
der Grenzverlauf zwischen
konvergierenden und divergierenden Gebieten langsam zu stabilisieren scheint.
Bild 1: 48 Iterationen
Bild 2: 53 Iterationen
Das Anwachsen von Zahlenwerten ins
Unendliche wird hier mit gelben und
rötlichen Signaturen
dargestellt. Anders als bei den Fraktalen, die auf den vorhergehenden
Seiten dargestellt sind, wo die Farbgebung anzeigt, bei welchem
Iterationsschritt ein Wert ins Unendliche abgleitet, wird hier dagegen
dargestellt, mit welcher Intensität die Zahlenwerte am jeweiligen Ort
des Pixels Richtung Unendlich wandern. Dabei nimmt die Geschwindigkeit
von schwarz-rot über rot über schwarz-gelb nach gelb hin zu. Die
Intensität entspricht dabei einem Geschwindigkeitsvektor, der
hier im jeweiligen Pixel als punktförmiger Farbwert dargestellt
wird.
Die unterschiedliche Darstellung der Fatou- und Julia-Mengen mit ihren
Intensitätswerten gegenüber der herkömmlichen Darstellung als
Äquipotenzialflächen
mit dem Zeitpunkt (Iterationsschritt), ab dem das Abgleiten in die Unendlichkeit beginnt,
führen teilweise zu unterschiedlichen Kartierergebnissen, wie die
beiden folgenden Bilder, die dasselbe Gebiet mit diesen 2
unterschiedlichen Darstellungsarten nach jeweils 50 Iterationen zeigen.
Bild 3: Farbige Äquipotenzialflächen
Bild 4: Intensitäten bzw. farblich
dargestellte punktförmige Geschwindigkeitsvektoren
Einige Strukturen im oberen
Bild mit Farben, die anzeigen, bei
welcher Iterationstiefe Werte ins Unendliche abgleiten, weichen von den
Geschwindigkeitsvektoren des unteren Bildes ab. Diese Strukturen sind
im unteren Bild nicht sichtbar, während dagegen nun andere
Detailinformationen im unteren Bild erkennbar werden.
In den Videos werden neben Vergrößerungen und Verkleinerungen auch
Veränderungen der Gestalt der Julia- und Fatou-Mengen in Form von Bewegungen
sichtbar. Dies beruht darauf, dass der eigentlich konstante Term "c" in den
Formeln einer zeitabhängigen Variation c(t) unterworfen wird. Dabei kommt es in den
Videos bisweilen zu plötzlichen Veränderungen der Gestalt oder der
Farben. Wenn man diejenigen Ereignisse ausschließt, die als Folge von
Beschränkungen des gewählten Farbraums entstehen,
wäre für den Rest durch
Grenzwertuntersuchungen zu ermitteln, ob diese
plötzlichen Veränderungen durch das relativ grobe Raster der Pixel und
durch den begrenzten Zahlenraum
der zur Berechnung verwendeten
Gleitkommazahlen
bedingt sind oder ob die Veränderung der Konstanten zu
Unstetigkeitsstellen
bei den Formeln führt. Als Beispiel für eine mögliche Unstetigkeit kann der Beginn der
Videosequenz des 2. Videos angesehen werden. Bei den beiden folgenden
Bildern wurde lediglich der Realteil des eigentlich konstanten Terms "c"
ausgehend vom Wert 0 um den Wert 0.1E-66 erhöht, was bereits zu einer
massiven Veränderung in dem
undefinierten schwarzen Bereich führt, so
dass ich vermute, dass bei der Formel (z3 +c)/z, die hier allen folgenden
Bildern zugrunde liegt,
jede Änderung von "c" gegenüber 0
zu einem unstetigen Sprung führt, was man mit Hilfe einer
Kurvendiskussion wohl auch nachweisen könnte. Das schwarze
Zentralgebiet zeigt diejenige Zone, bei der die Julia-Fläche als Folge
einer Nulldivision sofort ins
Unendliche wächst, während die blauen Gebiete im unteren Bild stabile
Zonen darstellen.
Bild 5: Realteil von c = 0, schwarz = instabile Zone
Bild 6: Realteil von c = 0.1E-66, Blautöne = Stabile Zone
Bei einer nahezu 10 Mrd.-fachen Vergrößerung des zentralen Kerns im
letzten Bild treten selbstähnliche Formen mit neuen Strukturen auf.
Siehe die folgenden 2 Bilder.
Bild 7: ca. 10 Mrd.-fache Vergrößerung
Bild 8: Vergrößerung um ca. 1021
im zentralen Teil
Die Lücke zwischen den
beiden tiefblauen Zonen schließt sich langsam, wenn man tiefer
iteriert. Das folgende Bild zeigt eine Ausschnittsvergrößerung der
Lücke bei einer Vergrößerung um ca. 2,523 nach 4000
Iterationen.
Bild 9: Vergrößerung ca. 2,523
Die kleinen Pünktchen, die sich mit tiefer gehender Iteration der
tief-blauen Fläche oben links wie in einer Linie mit dem Grenzwert 0
nähern, zeigen selbst
erneut fraktale Strukturen (siehe folgendes Bild). Was hat das für
Konsequenzen im Hinblick auf die Julia-Fläche? Hell- und dunkelblaue
Flächen liefern bei den Iterationen stabile Werte, bei der hier lediglich
die Intensität der Veränderlichkeit dargestellt wird. Die Werte der
hellblauen und dunkelblauen Flächen sind nur marginal von 0 (z.B.
weniger als 10-44)
verschieden. Die Intensitätsvektoren
unterscheiden sich lediglich durch ihr Vorzeichen.
Auf jeden Fall aber erinnern mich die Formen an von oben betrachtete
Wasserflöhe (Daphnia).
Bild 10: Ausschnittsvergrößerung
Noch ein Hinweis zu den blass-gelben Gebieten (wie in Bild 1 und 2)
und zur Berechnung der Intensitätswerte.
Für die Berechnung, ob bei einem Iterationsschritt die Zahlenwerte am
Ort des Pixels ins
Unendliche ausreißen, wird eine Art von Abstandswert der komplexen Zahl
zum Ursprung
ermittelt. Eigentlich sind Abstandswerte immer positiv oder null. Wenn
man aber anstelle der Beträge der Komponenten unzulässigerweise auch
die Vorzeichen für die Abstandsberechnung auf eine unscharfe Weise (fuzzy)
berücksichtigt, können in einigen
Fällen "negative Abstandswerte" oder ungültige 0-Werte auftreten, die
in den Bildern blass-gelb
dargestellt werden. Große negative Abstandswerte werden in reinem blau
dargestellt (das ist bisweilen optisch schwer von den restlichen
Blautönen zu unterscheiden). Auch die auf diese Weise ermittelten
positiven Abstandswerte
weichen von den realen Abstandswerten ab. Das Wort Abstand passt dann
nicht mehr ganz; man könnte es Fuzzy-Abstand nennen. Aber unabhängig
davon stellt sich die Frage, ob
negative Abstände in unserer als real empfundenen
Welt überhaupt auftreten können.
Der Physiker Brian
Greene (Der Stoff, aus dem
der Kosmos ist) zeigt auf, dass in Raumeinheiten unterhalb der
Planck-Länge
die herkömmlichen Zeit- und Raumbegriffe keine Gültigkeit
mehr besitzen, sondern durch eine Welt der Quantenfluktuationen
abgelöst werden, bei der Raum und Zeit nach Vorstellungen mehrerer
Physiker (z.B. John
Archibald Wheeler) in extrem kleinen
Größenordnungen der Planck-Skala durchaus negativ aber auch zyklisch
oder noch anderen Strukturen verlaufen könnten.
Es ist sicherlich nur ein Zufall, aber die ersten beiden Bilder auf
dieser Seite weisen eine Ähnlichkeit mit einer Darstellung von Brian Greene auf, in der er
schematisch auf der Ebene des Papiers (2 Dimensionen)
die Entstehung neuer und paralleler Universen über den von Astrophysikern vermuteten Mechanismus
der wiederholten Inflation
zeigt, wobei allerdings Raumdimensionen
nur beschränkt dargestellt werden können. Allenfalls denkbar
wäre, dass die Prinzipien der Bildung von Universen jedoch eine gewisse
Beziehung zur Selbstähnlichkeit
von Fraktalen aufweisen. Aber selbst
der Mechanismus der Inflation ist in der Wissenschaft noch umstritten.
Alternative Theorien wie z.B. von Roger Penrose
(Zyklen der Zeit) sehen
eine sogenannte konforme
zyklische Kosmologie CCC auf Basis der
Quantengravitation vor, bei der die Zunahme der Entropie
Berücksichtigung findet. Oder aber beispielsweise eine Theorie
von Lee Smolin
(Warum gibt es die Welt?), die eine auf Vererbung beruhende
Entstehung von Weltzeitaltern aus Singularitäten
in Schwarzen Löchern
beschreibt. Erstaunlicherweise besitzt seine Grafik über die
Weltzeitalter ebenfalls Ähnlichkeiten mit den obersten 2 Bildern.
Fuzzy-Abstand
(Ergänzung vom 23.08.2018)>
Bei der Mandelbrotmenge gilt,
dass ein Punkt dann zur Mandelbrotmenge gehört, wenn die
Iterationsfolge aus der Formel zn+1 = zn2 + 1 einen
beschränkten Grenzwert
lim
sup <= 2 für n--> unendlich liefert. Für Julia-Mengen wird hier
ebenfalls als Grenzwert für den aus der jeweiligen Formel berechneten
Wert zn eine Zuordnung als Punkt einer Julia-Fläche
vorgenommen, wenn Betrag |(zn)|
<= 2.
Im Gegensatz zu einer unendlichen Iterationsfolge wird bei den
Berechnungen hier als Folge der Endlichkeit der Ressourcen des Computers bereits
nach einer geringen Zahl von Iterationsschritten die Berechnung
abgebrochen, was zu Verfälschungen führen kann. Die Bilder 1 und 2
zeigen deutlich den Unterschied der Grenzregion
der Julia-Menge nach 48 beziehungsweise nach 53 Iterationen als Folge der
Unschärfe bzw. Unganauigkeit durch die geringe Anzahl von Iterationen.
Für die Berechnung eines euklidischen
Abstandswertes zu dem lim sup auf einer 2-dimensionalen Ebene wird
üblicherweise die Formel entsprechend des Satzes von
Pythagoras verwendet: SQRT( (x1-x2)2 +(y1-y2
)2 ), die immer Werte >= 0
liefert (SQRT := Quadratwurzel).
Bei den Darstellungen strukturierter Julia-Flächen (in verschiedenen
Blautönen) wird hier dagegen nicht diese herkömmliche
Abstandsberechnung angewandt, sondern lediglich die unzulässige Addition des Realteils mit
dem Imaginärteil des bei der Iteration zuletzt ermittelten Wertes
durchgeführt. Dies entspricht der Vorgehensweise zur Abstandsberechnung
ähnlich wie bei einer Manhattan-Metrik,
bei der hier jedoch keine Absolutbeträge verwendet werden. Der Raum der
Metrik wird
dabei durch den endlichen Gleitkommazahlenraum
des Computers aufgespannt.
Bei einigen Berechnungsfolgen wie beispielsweise (z3+c)/z
können für den Realteil oder Imaginärteil negative Werte entstehen, die
dann bei ihrer direkten Addition auch einen negativen Gesamtwert
ergeben können.
Die Addition von Realteil und Imaginärteil ist für die Berechnung eines
Abstandswertes eigentlich unzulässig, da die Ergebnisse dieser
Abstandsberechnung gegenüber dem Satz des Pythagoras recht ungenau sind
und auch zu negativen Abstandswerten führen können, die üblicherweise
verboten sind. Allerdings können als Folge dieser unscharfen Berechnung
(hier Fuzzy-Abstand genannt) neue selbstähnliche fraktale Strukturen
(siehe Bilder
6-10 und auch unter Menüpunkt "Daphnia")
innerhalb der Julia-Fläche
sichtbar werden, die sich durch ihr positives und negatives Vorzeichen
unterscheiden (hell- und dunkelblau). Veränderungen der
Iterationstiefe führen darüber hinaus zu Oszillationen dieser
virtuellen Strukturen (siehe Menüpunkt
"Daphnia").
Möglicherweise werden diese virtuellen Strukturen durch Ungenauigkeiten
der Gleitkommaoperationen und der Begrenztheit des Körpers
der Gleitkommazahlen hervorgerufen. Dieser Zahlenkörper
bei Java nutzt bei 8 Byte 15 signifikante Stellen in einem
Wertebereich von +/-4.9E-324 ... +/-1.7E+308.
Die innerhalb der Julia-Fläche hervorgerufenen fraktalen Strukturen können aber nicht allein durch
diese Einschränkungen entstehen, sondern müssen außerdem von dem
hyperbolischen Term der Formel (z3+c)/z abhängen, da bei
anderen Formeln diese Fraktale nicht gebildet werden.
Ein Beispiel für den Unterschied zwischen herkömmlichen Äquipotenzialflächen
und Intensitätswerten
mit dem fuzzy-Abstand innerhalb der Juliafläche zeigen die folgenden 2
Bilder bei c(t)=(-0.001 RE, -0.00001 IM) in einem Koordinatenfenster
von ca. (-1.03 RE, -0.19 IM) links oben und (-0.79 RE, 0.04 IM) rechts
unten .
Bild 10: Beispiel Äquipotenzialflächen
Bild 11: Intensitätstwerte im Vergleich zu Bild 10