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Gedanken über Gedanken

Teil III

Kräuselungen des Bewusstseins

 

Frank Vollbrecht 

    

 

 

Die relative und die absolute Sicht (stereografisches Bild)

Auch bei Überlagerung der Sichten bleibt eine lichthafte Illusion wenn auch auf einer anderen Ebene

 

Büttgen - 2022

Opartandmore 

3. Auflage Sept. 2022  mit weiteren Korrekturen und inhaltlichen Ergänzungen insbesondere zum Grenzbereich zwischen Bewusstsein und Unbewusstem  in roten Lettern

1. Auflage Mai 2020

 

Das Entstehen von Gedanken, aber auch die über die Augen im Gehirn entstehenden geistigen Bilder entziehen sich bisher einer direkten Beobachtung durch Messverfahren. Dabei gibt es die einfache Erklärung einer energetischen Ausstrahlungskraft des Geistes, die zur Wahrnehmung geistiger Objekte im Sinne von Phänomenen führt. Diese geistigen Phänomene sind ihrerseits durch direkte Projektion auf das Bewusstsein mit einer Eigenwahrnehmung verbunden.

 

Im Sinne einer monistischen Betrachtungsweise werden hierbei auch alles (scheinbar) Dinghafte und Materielle, auch die Neuronen des Gehirns selbst als rein geistige Phänomene verstanden, die einem evolutionären Entwicklungsprozess unterliegen.

 

Dieser Essay basiert einerseits auf Erkenntnissen, die von Menschen mit besonders entwickelten geistigen Fähigkeiten in einigen Weisheitsphilosophien festgehalten wurden und sich durch Meditationstechniken nachvollziehen lassen, aber andererseits auch einigen Interpretationen der Quantenmechanik. Ein Schwerpunkt der Betrachtung hier liegt auf der Einordnung des Prinzips der als Gedankenimpulse bezeichneten sogenannten 3 Nen des Zen-Meisters Katsuki Sekida in eine holistische Sichtweise. Dabei wird versucht, die sonst übliche relative Sichtweise hier mit einer ganzheitlichen holistischen Sicht zu integrieren und auch den Grenzbereich zwischen Unbewusstem und Bewusstem aufzuzeigen, was allerdings den Text nicht ganz leicht verständlich werden lässt. Die Anregung zu diesem Essay erfolgte durch meinen ehrwürdigen Dzogchen-Lehrer James Low Rinpoche mit seiner Aussage, Gedanken seien eine Art von Energie. 

 

 

Inhalt

Geistige Erscheinungen

Gedanken im geistigen Raum der Erscheinungen

Der Gedankenprozess

Annäherung an das Verständnis von Geist/Bewusstsein

Gedankeninhalte und Erinnerungen

Der Blickwinkel des Mystizismus

Analogie mit Schwingungen

Annäherung an ein holistisches Prinzip

Speicherung von Gedankeninhalten

Schlussbemerkungen

Anmerkungen und Referenzen

 

Geistige Erscheinungen

 

 

Im 16. Jahrhundert wurden vom IX. Karmapa Wangtchug Dordje tiefgründige Unterweisungen zur Natur des Geistes gegeben und auch schriftlich festgehalten. Nach einer Übersetzung des tibetischen Textes in den 1990er Jahren durch Henrik Havlat sind die Erkenntnisse auch einem westlichen Kulturkreis zugänglich.[1] Über einen wesentlichen Aspekt des Geistigen sagt Karmapa Wangtchug Dordje aus:[2]

 

Im Sinne einer erfassenden Achtsamkeit wird erkannt, dass der ruhende und aktive Geist, die wahre Natur des Geistes, das gleichzeitig vorhandene ursprüngliche Bewusstsein sowie die Gedanken alle von Natur aus ohne Anfang, Ende und Verweilen sind. Sämtliche Erfahrungen lösen sich in Leerheit auf, die nicht als Objekt existiert. Wenn der Geist auf äußere Erscheinungen gerichtet wird, erscheinen diese wie magische Illusionen. Es wird verstanden, dass Erscheinungen im eigenen Geist sind.

 

Zu den Erscheinungen im eigenen Geist werden damit auch Gedanken, Traumbilder, alles Gesehene und selbst Emotionen, Temperaturempfinden sowie alle durch die Sinne im Geist entstehenden Wahrnehmungen gezählt[3]. Alles Wahrgenommene ist somit rein geistiger Natur[4]. Der Zen-Meister der Richtung des Daishin Zen Hinnerk Polenski (Syobu Sensei) fasst in einem Satz zusammen, was Geist ausmacht:[5]

 

Geist schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier und erwacht im Menschen  

 

Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kommt der Quantenphysiker Amit Goswami, der eine vollständige Interpretation der Quantenphysik in Form eines transzendentalen Monismus beschreibt, bei dem im Gegensatz zur klassischen Physik Materie ausschließlich ein Epiphänomen des Geistes bzw. des Bewusstseins darstellt. Bei dieser Form des Monismus, der eine hohe Ähnlichkeit mit der Philosophie des Cittamatra aufweist, lässt sich ebenfalls mit einem Aphorismus ausdrücken, was denn nun den Geist ausmacht[6]:

 

Alles ist Bewusstsein, EIN Bewusstsein!

 

Als Konsequenz des hier Gezeigten gilt, dass Erscheinungen außerhalb des Geistes[7] nicht wahrnehmbar sind[8]. Aussagen über Objekte außerhalb des eigenen Geistes, wie z.B. das über den Augensinn im Geist angeregte geistige Abbild[9], können nur ansatzweise und auf einer relativen Ebene als Hypothesen über die Wirklichkeit kommuniziert werden[10].

 

 

Bereits im 2. Jahrhundert hat der große indische Philosoph Nagarjuna mit der von ihm entwickelten Philosophie des sogenannten Mittleren Wegs (Madhyamaka) einen Nachweis geführt, dass die Sichtweise einer letztendlichen Wirklichkeit das Nichtvorhandensein aller Dinge zeigt, indem er das Vorhandensein aller Dinge als irrig überführte[11]. Hierbei handelt es sich aber nicht nur um eine theoretische Philosophie, sondern auch um eine erfahrbare Form der Wahrnehmung der letztendlichen Wirklichkeit durch diejenigen Menschen, die besondere geistige Fähigkeiten entwickelt haben, die denjenigen Menschen ohne diese geistigen Fähigkeiten verborgen bleibt[12].

 

Eine Konsequenz dieser Philosophie ist es also auch, dass Gedanken, die auch nur Phänomene darstellen, nicht eigenständig und unabhängig bestehen und auch das Ich nur dem Anschein nach existiert[13].

 

Thrangu Rinpoche erläuterte 1996 in einem Vortag in Seattle, wie nach einer Sinneswahrnehmung aufbauend auf einer approximierenden im Geist ablaufenden Replikation durch einen Prozess des Erkennens unabhängig vom Sinnesorgan eine Bedeutung des Wahrgenommenen entsteht, die  mit der Entwicklung einer Begrifflichkeit verbunden ist[14]. Dieser Prozess des Erkennens und Konzeptualisierens ist mit Gedankentätigkeit verbunden.  

 

Gedanken im geistigen Raum der Erscheinungen

 

 

Im Buddhismus wird der Raum aller Erscheinungen – also auch Gedanken, Emotionen, Träume, Gesehenes, Gehörtes usw. - Dharmadhatu genannt, was man im Deutschen auch als Urgrund bezeichnen kann[15].

 

Aus der Sichtweise des Dzogchen beschreibt James Low, wie sich alle Erscheinungen als Energien dieses Urgrundes manifestieren[16]. Dieser Urgrund ist als Rigpa oder auch Dharmakaya durch Auflösung des eigenen Ich erfahrbar. Man beginnt dann Gedanken, Gefühle und Empfindungen als strahlende Energie zu fühlen, was als Sambhogakaya-Aspekt bezeichnet wird.[17] Dharmakaya ist auch der Raum, wo alle Gedanken, Gefühle, Empfindungen usw., die man selbst im Geist erfahren kann, auftreten. Eingeschlossen die Erfahrung, jemand zu sein, der die Erfahrung macht.[18] Als Konsequenz gilt dann, dass nicht nur die individuellen Gedanken, sondern auch das persönlich gesehene/wahrgenommene Bild im Dharmakaya auftreten. Das Denken stellt damit eine intrinsische Funktion des Dharmakaya dar.    

 

Basierend auf den Beschreibungen des IX. Karmapa[19] führte Lama Tilmann Lhündrup im Rahmen von Übungen zum Mahamudra[20] Wahrnehmungsexperimente mit seinen Schülern* über das Wesen von Gedanken durch. Hierzu einige Ergebnisse:[21]

 

·         Gedanken verschwinden spurlos, ohne dass Entstehen, Vergehen, Verweilen, Form, Farbe usw. greifbar sind

·         Emotionale Gedanken hinterlassen nur scheinbar eine Erinnerungsspur

·         Als Folge von Gedanken kann ein Greifen entstehen, das einem ständig neu gestaltenden Erleben entspricht

·         Erinnerungen sind ein ständig sich neu gestaltendes Erleben, das dem alten Erleben ähnelt

·         Das Verstehen bereits eines Wortes ist eine komplizierte Geistesbewegung, bei der viele Gedanken beteiligt sind. Als Folge des Verstehens werden weitere Gedanken aktiv

·         Intensives Erleben führt zu Spannungen, die Gedanken und Reagieren auslösen

·         Das Festhalten eines Gedanken ist unmöglich. Ein initialer Moment, den man Gedanken nennen könnte, ist nicht zu finden. Die Folgerung ist, es gibt keine Gedanken, es gibt ausschließlich Denken als Prozess!

·         (Gleiches gilt für Hören, Sehen, Spüren usw. Es gibt keine abgrenzbaren Seh-Einheiten, Hör-Einheiten usw. Es gibt lediglich prozesshaftes Fließen.)

·         Als Folge geistiger Prozesse erlebt man das gleichzeitige Erscheinen und Auflösen von Gedanken. Gedanken haben keine Dauer. Es gibt auch kein Verweilen bei der prozesshaften Wahrnehmung.[22]

·         Das gleichzeitige Erscheinen und Auflösen beim Gedankenprozess kann nur in einem unbeeinflussten Zustand des Nicht-Festhaltens erfahren werden, bei dem nicht fixiert wird.

·         Gedankenprozesse können als unverhüllte Klarheit und Bewusstheit erfahren werden, ohne geringste Unterschiede zwischen gut und schlecht im Inhalt oder anderen Bewertungen, ohne Unterschiede zwischen stillem und bewegtem Geist sowie ohne Unterschied zwischen dem jetzigen Geist zum vorigen Geist.

·         Der Gedankenprozess verhält sich wie eine Flimmerbewegung, die auch für die scheinbar stabilen geistigen Inhalte gilt (z.B. Denken an einen Baum). Gleiches gilt beispielsweise auch für das Schauen von scheinbar stabilen Bildern, das sich ebenfalls als Prozess zeigt, bei dem bei minimalen geistigen oder körperlichen Bewegungen sofort veränderte Bedingungen registriert werden.

·         Gedankenprozesse mit festen Inhalten gibt es nicht. Lediglich individuelle Abstraktionen werden hervorgerufen. Beispielsweise spielen bei der Vorstellung an  einen Baum lediglich Faktoren eines früheren Baumerlebens in das aktuelle Erleben hinein.

·         Gedankenprozesse sind nicht dinghaft und kommen nicht von außen, sondern befinden sich innerhalb des Geistes, wie Wellen des Geistes, die sich von selbst befreien, frei von zu Befreiendem und Befreier. Sie sind direkt erfahrbare, leere Klarheit.

 

Nicht alle diese Aussagen sind von vornherein nachvollziehbar oder sofort erfahrbar. Dazu bedarf es einer Unterweisung und der Durchführung von Geistexperimenten durch einen kompetenten Lehrer*. Ein wichtiger Punkt der Erkenntnis hierbei ist, dass Gedanken in Form von Einzelgedanken nicht auffindbar sind, sondern dass es sich dabei immer um einen Denkprozess handelt. In einem Wahrnehmungsexperiment zeigt Lama Tilmann Lhündrup, wie der Denkprozess abläuft und wie man erfahren kann, dass einzelne Gedanken nicht auffindbar sind und dass nicht einmal ein initialer Moment eines Gedanken auffindbar ist[23]. Auch wenn aus sprachlichen Gründen in diesem Text hier und da von Gedanken gesprochen wird, so muss einem nun klar sein, dass hierbei immer nur Denkprozesse im Sinne von Denken gemeint sind.

 

 

 

Der Gedankenprozess

 

 

Im 1. Teil dieser Textreihe „Gedanken über Gedanken“ wurde bereits u.a. kurz das Nen-Konzept des Zen-Meisters Katsuki Sekida zur Art und Weise, wie der Fluss der Gedanken abläuft, dargestellt[24]. Bis heute blieb in der Literatur und auch in der Forschung dieses einzigartige Konzept der 3 Nen weitgehend unberücksichtigt, obwohl sein Konzept in hervorragender Weise die Abläufe des Denkens beim gesunden Menschen, beim schizophrenen Menschen und im Zustand der Transzendenz erklärt. Helga Schachinger beschreibt dieses Konzept der 3 Nen bei ihren Untersuchungen zum Selbst und folgert[25]:

 

… Daraus folgt, dass man sich von den eigenen konstituierenden Bedingungen, von der Illusion von einem konstanten Menschen (oder Selbst), lösen kann, dass man nicht mehr zum Opfer, sondern zum Gestalter seiner Person wird, die durch die einzigartige Linie von Verursachung entstanden ist. Es geht um die Aufdeckung des Irrglaubens,

 

„…dass man Gegenstände seiner Erfahrung mit seinem Geist fehlerlos beherrscht. Eigentlich ist es genau umgekehrt: Nicht der Mensch beherrscht die Sache, sondern der Gedanke, den der Mensch je nach der gegebenen Situation selbst erzeugt, dominiert ihn und bestimmt seine weitere Lebensweise[26].“

 

Man sollte sozusagen frei (im Sinne von unabhängig) von selbst (wenn auch unbewusst) erzeugten dominierenden Gedanken seine Weichen stellen können.  

 

Das Konzept der 3 Nen steht nicht im Widerspruch zu den Aussagen von Lama Tilmann Lhündrup, dass einzelne Gedanken nicht auffindbar seien (siehe oben), denn Katsuki Sekida beschreibt das Wort Nen bzw. Nen-Gedanke im Sinne eines „Gedankenimpulses“, also einem eher unvollständigen Teil eines Gedankens ähnlich wie bei einem Aphorismus[27] und sieht die Abfolge der 3 Nen als einen geistigen Strom an, bei dem die 3 Nen permanent ineinander übergehen und wechseln[28]. Der inhaltliche Sinn eines Gedankens oder genauer des Denkens ergibt sich dann aus der Abfolge der 3 Nen. Lama Tilman Lhündrup weist mit seinen Geistexperimenten nach, dass man zwischen dem Inhalt, das „was“, und der Struktur, das „wie“, unterscheiden muss, um wahrnehmen zu können, wie der Gedankenprozess abläuft[29]. Auch zeigt er, wie schon oben erwähnt, dass das Entstehen und das Vergehen eines sogenannten Gedankens nicht wahrgenommen werden kann, sondern dass vielmehr Entstehen und Vergehen im Sinne eines Denkprozesses in einem Punkt zusammenfallen. Ein Gedanke lässt sich daher nicht isolieren, sondern entspricht eher einer Art Welle, bei der in dem Moment, wo etwas erscheint, es sich bereits wieder auflöst und in die nächste Phase des Denkprozesses übergeht.[30] Daher sind auch die von Katsuki Sekida beschriebenen 3 Nen als unscharfe Phasen während des Denkens anzusehen[31].

 

Nach Katsuki Sekida erfolgt bei Denktätigkeiten im Bewusstsein und im Unbewussten der Ablauf der 3 Nen in unterschiedlichen Reihenfolgen und Kombinationen, wobei den 3 Nen folgende Bedeutungen und folgende Transitionsmöglichkeiten zukommen:[32]

 

1. Nen

 

Sinnes- oder Denkwahrnehmung oder gedankliche Bewertung ohne Reflexion:

 

- Impuls des Wahrnehmungsakts/der gedanklichen Tätigkeit im Unbewussten

 

alternativ hierzu:

 

- Impuls einer nicht bewusst werdenden „Wahrnehmung“. Der Impuls und somit auch dieser 1. Nen können (vorläufig oder dauerhaft) im Unbewussten verbleiben.

 

Zusätzlich kann sich jeder 1. Nen auf weitere vorangegangene 1. Nen beziehen. Der 1. Nen umfasst auch die grundlose spontane Bildung von Gedanken.   

 

2. Nen

 

Erkennen/Selbst-Beobachtung:

 

Reflexionstätigkeit des Bewusstseins zu einem auslösenden, vorangegangenen und bewusst gewordenen 1. Nen durch Erkennen

 

Zusätzlich kann sich jeder 2. Nen auf weitere vorangegangene 1. und 2. Nen beziehen.

 

3. Nen

 

Reflexives Erkennen/Bewusstwerdung des Selbst:

 

- Reflexionstätigkeit des Bewusstseins und reflexives Erkennen des Bewusstseinsakts eines vorangegangenen 2. Nen

 

alternativ hierzu:

 

- mehrfaches Auftreten des 3. Nen mit Reflexionstätigkeit durch das Bewusstsein mit reflexiver  Neubewertung/Uminterpretation zu vorangegangenen 1., 2. und 3. Nen, die in unterschiedlichen Kombinationen vorliegen können

 

 

 

Auf Basis dieses Regelwerks bestehen extrem viele Kombinationsmöglichkeiten der 3 Nen untereinander. Die folgende Grafik enthält ein kleines Beispiel mit verschiedenen Möglichkeiten von Rückbezügen mit einer 4-stufigen Kette mit jeweils 3 Nen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind nicht alle möglichen Rückbezüge eingetragen; insbesondere direkte, einer Transition vorhergehende Rückbezüge sind hier meistens nicht dargestellt.[33]

 

 

Das von Katsuki Sekida entwickelte Konzept der 3 Nen basiert auf den Transitionsübergängen zwischen den 3 Nen, mit denen die unterschiedlichen Abläufe des Denkprozesses sichtbar werden. Während die Transition von einem Nen zum nächsten immer linear erfolgt[34], können Rückbezüge extrem verästelte Strukturen bilden[35]. Die zeitliche Abfolge der Nen ist extrem schnell; Lama Tilmann Lhündrup berichtet von Messungen der Universität Freiburg, aus denen sich schließen lässt, dass der Übergang von einem Nen zum nächsten auch weniger als 1 ms betragen kann[36].

 

Katsuki Sekida beschreibt aber nicht nur die Prozessstruktur des Denkens, sondern belegt jeden Nen auch mit einem „Inhalt“ wie z.B. „Heute ist schönes Wetter“[37]. In einem einfachen Beispiel belegt er 3 Nen mit folgenden Inhalten:

 

 

Damit werden jedem Nen weitere Attribute zugefügt, wie z.B. ein emotionaler Zustand, wie „zornig“ oder „heiter“ oder auch ein energetischer Zustand wie „unbewusst“ oder „bewusst mit hoher Energie“[38]. Somit setzt sich jeder Nen mindestens aus folgenden Attributen zusammen:

·         Verbaler/gedachter/unbewusster Inhalt oder Empfindung

·         Emotion

·         Energie

·         Rückbezüge zu anderen Nen

 

Ein Resultat der Nen-Tätigkeit mit ihren Attributen besteht darin, ein konkretes Stimmungsbild zu erzeugen, das mit dem Begriff Ich-Gefühl gleichgesetzt werden kann[39].

 

Während 2. und 3. Nen immer auf der Ebene des wahrnehmenden Bewusstseins stattfinden und dort sequentiell ablaufen, kann der 1. Nen nur dann von einer eher wenig bewusst oder sogar unbewusst agierenden Bewusstseinsebene wahrgenommen werden, wenn seine Energie ausreichend hoch ist, um von dieser Bewusstseinsebene  bemerkt zu werden[40]. Ist die Energie nicht ausreichend, verbleibt dieser 1. Nen als einer von vielen anderen Nen im Unbewussten.[41] Wenn die Energie dieses konkreten 1. Nen sich im Laufe der Zeit wieder erhöhen sollte, dann kann es im Extremfall dazu kommen, dass die Reflexionstätigkeit des 2. und 3. Nen zu einer psychischen Störung führt[42]. Abhängig davon, in welchem Lebensalter die im Unbewussten ablaufenden 1. Nen in einem verborgenen Zustand verbleiben, können unterschiedliche Formen von Pathologien entstehen, die dann spezieller Behandlung bedürfen[43].

 

Die von Katsuki Sekida genannten Transitionsregeln in Verbindung mit ihren Attributen lassen den Eindruck entstehen, man könnte im Sinne einer Automation im Computer ein Informationsnetz für den Ablauf von Gedankenprozessen anlegen. Doch dies wäre nur dann sinnvoll, wenn man damit eine konkrete Aufgabenstellung, z.B. Finden von Entscheidungen, lösen könnte. Da aber die Nen-Abfolgen beim Denkprozess nur ein einziges Mal durchlaufen werden und sich daran anschließend wieder vollkommen neue Nen mit neuen, unbegrenzten Inhalten und reflexiven Verbindungsmöglichkeiten ergeben, wäre der Aufwand, konkrete Informationsnetze zu konstruieren, hoch.[44]

 

Das einfache Modell der Nen-Tätigkeiten zeigt aber auf hervorragende Weise, wie Abläufe im Bewusstsein strukturiert sind. Das Nen-Modell stellt daher ein grundlegendes Modell für Denkprozesse des Bewusstseins ausgehend von unbewussten Impulsen dar, bis hin zur Entwicklung des Bewusstwerdens eines Selbst.

 

Katsuki Sekida erörtert zudem auch einfachere Strukturen der Nen-Tätigkeit[45]. Mit einer linearen Kette bestehend lediglich aus 1. und 2. Nen, die auch Rückbezüge enthalten können, lassen sich auch die Gedankenprozesse von Tieren modellieren. Da nur sehr wenige Tierarten (z.B. Bonobos, Krähen, Delphine) das Vermögen zu einer Bewusstwerdung ihres Selbst besitzen[46], unterscheiden sich Mensch und Tier hinsichtlich des Denkprozesses dadurch, dass beim Menschen vielfach der 3. Nen auftritt, während das bei den meisten Tierarten nur selten oder sogar nie der Fall ist[47]:

 

 

Dennoch besitzt ein Tier durch seinen 2. Nen mit seinen Reflexionsmöglichkeiten eine Art einfaches Ich-Bewusstsein, das man auch als Ich-Gefühl bezeichnen kann. Diese Form von Ich-Bewusstsein lässt allerdings wegen des fehlenden 3. Nen keine Bewusstwerdung eines Selbst wie beim Menschen zu.

 

Es ist zu vermuten, dass auch bei Insekten diese Form der Verarbeitung von Gedankenimpulsen/neuronalen Impulsen in ihrem Gehirn und Strickleiternervensystem auftritt, so dass sie im Sinne eines Ich-Gefühls erfahren, was ihren eigenen Körper ausmacht und was außerhalb ihres Körpers als externe Objekte empfunden wird.

 

Wenn man nun sämtliche Sichtweisen unter dem Aspekt der Form des oben erwähnten transzendentalen Monismus betrachtet, wie er unter anderem vom Quantenphysiker Amit Goswami entwickelt wurde, dann gilt der Grundsatz, dass alles Bestehende, Materie wie geistige Erscheinungen ausschließlich nur Bewusstsein sind, welches sich aber gleichzeitig als ein einziges allesumfassendes Bewusstsein darstellt. Das ist zwar schwer verständlich und aus der individuellen Sicht des logisch denkenden Menschen schwer nachzuvollziehen, aber es führt zu der Konsequenz, dass das Nen-Konzept als eine grundlegende Form für Prozessabläufe des Geistes/Bewusstseins anzusehen ist, wobei nicht einmal zwingend ein Nervensystem oder die Verarbeitung in einem Gehirn vorhanden sein muss.

 

Forschungsergebnisse u.a. von Stefano Manusco[48] haben ergeben, dass Pflanzen ohne Gehirn und Nerven fähig sind zu lernen[49], verschiedene Formen von Schwarmverhalten zu zeigen[50],  Gruppeninteraktionen auszuführen, Gruppeninteraktionen zur Problemlösung mit dezentralen Organisationsformen ohne Hierarchieebenen zu entwickeln[51], kollektive Intelligenz durch allgemeine Gruppenregeln hervorzubringen[52]  oder kooperatives Verhalten anzuwenden[53]. Hieraus kann man ableiten, dass bei Pflanzen, ähnlich wie bei Tieren, Bewusstseinsprozesse mindestens auf Basis einer schwachen Form des 1. und möglicherweise auch des 2. Nen stattfinden können. Daraus folgt weiter, dass Pflanzen ein ähnliches Ich-Bewusstsein/Ich-Gefühl[54] über ihren eigenen (Pflanzen-)Körper wie Tiere aufweisen sollten, was allerdings von den meisten Wissenschaftlern* anders gesehen wird[55]. Nicht zwingend gefolgert werden kann aber, dass Pflanzen auf Basis des 3. Nen agieren und ein Bewusstsein ihres eigenen Selbst entwickelt haben.   

 

Der transzendentale Monismus mit seinem Verständnis des Bewusstseins lässt auch den Schluss zu, dass sogar bei Einzellern wie Bacteria, Pilze, Eukaryoten, Protozoa, Algen usw. Bewusstseinsprozesse auf Basis einer einfacheren Form des 1. und möglicherweise auch des 2. Nen stattfinden. Daraus geht dann hervor, dass auch hier eine Art Ich-Gefühl des eigenen Körpers bei jedem einzelnen Individuum auftreten kann. Jeder Einzeller ist in der Lage über seinen 1. Nen den Impuls eines Wahrnehmungsaktes zu spüren und zu erkennen. Beispielsweise wird erkannt, ob der erfahrene Wahrnehmungsakt durch einen Fressfeind ausgelöst wurde oder ob der Wahrnehmungsakt anzeigt, dass man sich selbst Nahrung zuführen kann.[56]

 

Das intelligente Verhalten von Pflanzen oder Schleimpilzen[57], ohne dass Nervenzellen vorhanden sind, lässt folgende Schlüsse zu:

 

 

Es hat den Anschein, dass Intelligenz inhärenter Bestandteil des einen allesumfassenden  Bewusstseins ist[58], das sich in intelligentem Verhalten, wie beispielsweise Schwarmintelligenz, äußern kann, ohne dass zwingend ein neuronales Netz oder ein Gehirn vorliegen muss.

 

Ob für die Bewusstwerdung eines eigenen Selbst ein neuronales Netz wie beim Menschen erforderlich ist, kann nicht zwingend geschlossen werden.  

 

 

Katsuki Sekida vermutet, dass im Laufe der Evolution zunächst nur der 1. Nen in einer primitiveren Form bestand, womit ein Grundprinzip für das Empfinden und Handeln aller Lebewesen vorlag, bevor sich der 2. Nen bei Tieren und der 3. Nen schließlich dem Menschen und einigen wenigen höher entwickelten Tierarten entwickeln konnte[59]. Wenn allerdings der Prozess der 3 Nen ein grundlegendes Prinzip des einen allesumfassenden Bewusstseins darstellt, dann müsste dieses Grundprinzip schon immer vorhanden gewesen sein. Im Laufe der Evolution wurden dann Bewusstseinsstrukturen, z.B. durch Kombination mit Nervenzellen, entwickelt, die sich dieses Grundprinzips der 3 Nen zu Nutze machten. Diese Bewusstseinsstrukturen haben aus dem herkömmlichen physikalisch-materiellen Blickwinkel eine materielle Form, die in der Regel einem Nervensystem/Gehirn zu Grunde liegt. Aus der monistischen Sicht von Amit Goswami oder des Cittamatra handelt es sich aber bei materiellen Formen nur scheinbar um materielle Formen. Vielmehr sind danach auch diese materiellen Formen nichts anderes als eine Form von Bewusstsein, die sich nach Lama Anagarika Govinda lediglich durch ihr Beharrungsvermögen voneinander unterscheiden[60].  

 

Bei der Erörterung der 3 Nen zeigt Katsuki Sekida in einem weiteren Beispiel eine besondere Form eines Prozessablaufes, das ausschließlich aus 1. Nen besteht, der dann auch als „one-eon nen“ bzw. „Ein-Äon Nen“ bezeichnet wird. Ein derartiger Prozessablauf kann als Folge der auch von Katsuki Sekida beschriebenen Zen-Übungen entstehen, wobei die Selbst-Beobachtung durch den 2. Nen und die Bewusstwerdung des eigenen Ich durch den 3. Nen entfallen[61]. Diese Form des Ablaufes bezeichnet er als zeitlosen Ein-Äon-Nen, der im Samadhi auftritt[62]:  

 

 

Tulku Urgyen Rinpoche erörtert in seinen Unterweisungen diesen Prozess des 1. Nen als Weisheitsgewahrsein frei von Konzepten, dessen Dauer mit zunehmender Praxis immer länger erlebt wird[63]. Er beschreibt diesen Zustand als reines Erleben, als reine Erscheinungen[64] und auch als grundlegende Natur des Geistes im Samadhi der Soheit[65]. Dieser Ein-Äon-Nen kann mit ausreichender Übung in einen Dauerzustand übergehen. Lama Anagarika Govinda charakterisiert diesen als „Stromeintritt“ (sotapanna) bezeichneten dauerhaften Bewusstseinszustand unter anderem mit der Qualität der Auflösung des irrtümlichen Glaubens an ein Ich.[66]

 

In diesem Zustand reinen Erlebens, der frei ist von mentaler dualistischer und konzeptioneller Aktivität und somit auch ohne Wahrnehmung eines eigenen Ich, findet dennoch ein geistiger Prozess auf einer anderen Ebene statt, der es erlaubt etwas wahrzunehmen, etwas zu entscheiden und auch zu handeln. Aber auch für höchst verwirklichte Menschen ist es nicht fassbar, wie aus dem Prozess des reinen Ein-Äon-Nen Wahrnehmungen, Entscheidungen und Handlungen geschehen.[67]

 

Herbert Guenther beschreibt im Anklang an die Sicht der Quantenphysik 3 Phasenräume mit dazwischen bestehenden Symmetriebrechungen. Der Phasenraum des 1. Nen umfasst dann das Unbewusste, das dem Dharmadhatu/dem Urgund entspräche.[68] Jeder Phasenraum enthält das Potenzial aller Möglichkeiten, wobei der 2. und 3. Nen auf abhängigem Entstehen basieren  - also einer Ursache-Wirkungsbeziehung. Dagegen können für den 1. Nen im Dharmadhatu keine Referenzpunkte oder konkrete Regeln und auch keine Ursache-Wirkungsbeziehungen erkannt werden. Auch der Übergang/der Symmetriebruch zwischen dem 1. und dem 2. Nen sowie auch das Zustandekommen von Entscheidungen in Verbindung mit dem Dharmadhatu sowie der potenziellen Bewusstwerdung des unbewussten 1. Nen entziehen sich der bewussten Wahrnehmung, bis sie schließlich als 2. oder 3. Nen als bewusst erkannt werden können.

 

Lama Tilmann Lhündrup beschreibt diesen Prozess im Dharmadhatu als die 4 Triebflüsse (Tib: zagpa, Pali: āsava), wobei die genaue Grenze/die Symmetriebrechung zwischen dem Unbewussten und dem Bewusstwerdenden zwar vorhanden ist, sich aber als veränderlich zeigt, wie er bei seinen eigenen Beobachtungen festgestellt hat.[69]

 

Im Vissudhimagga aus dem 5. Jahrhundert wird dieser Übergang von Buddhaghosa wie folgt beschrieben (Übersetzung von Alois Payer):[70]

Wenn, während so der kontinuierliche Ablauf der Unterbewusstseinsmomente geschieht, die Sinnesorgane der Wesen geeignet sind, ein Objekt aufzunehmen, dann findet, wenn ein Sehobjekt in den Gesichtskreis eintritt, bedingt vom Sehobjekt eine Anregung (ghaṭṭanā)1 des physischen Sehorgans2 statt. Kraft dieser Anregung geschieht eine Erregung (calana) des Unterbewusstseins. Daraufhin bricht der Strom der Unterbewusstseinsmomente ab und es entsteht ein funktionales Geistelement (kiriya-mano-dhātu). Dieses macht dieses Sehobjekt zum Objekt und erfüllt die Funktion des Aufmerkens (āvajjana), indem es gleichsam den Unterbewusstseinsstrom unterbricht.

1 Mit der Anregung (ghaṭṭanā) des mentalen Sehorgans durch ein Sehobjekt (rūpa: Form und Farbe) beginnt das theravādascholastische Konstrukt der Wahrnehmungskette.

2 physischen Sehorgans: pasāda: dies entspricht unserem physiologischen Begriff "Sinnesorgan"

 

Der Mathematiker und Philosoph Vasilii Vasilevich Nalimov hat schließlich gezeigt, wie sich im Unbewussten Entscheidungsprozesse, Struktur (Grammatik) und Bedeutung (Semantik) von Gedanken und Gesprochenem durch Wahrscheinlichkeitsgleichungen abbilden lassen, wie sie auch in der Quantenphysik zum „Verhalten“ von Elementarteilchen zum Einsatz kommen. Diese  bei Individuen und in Gruppen/Völkern sich zeitlich verändernden Ergebnisse in Gestalt von Wahrscheinlichkeitswerten zeigen dabei Ergebnisse in Form einer Bayesschen Statistik, die nicht mehr einer dualen Logik und auch keinen Arten einer höherwertigen Prädikatenlogik zugrunde liegt, sondern in Analogie zu einem Phasenraum einer Logik mit einer nahezu unbegrenzten Zahl von Wahrscheinlichkeiten.[71]

 

Das Auftreten des Ein-Äon-Nen ohne sofortiges sich anschließendes Wirksamwerden von 2. und 3. Nen kann bisweilen auch dem ungeschulten Menschen widerfahren. Katsuki Sekida nennt hier Extremsituationen, wie einen Unfall, bei dem das Zeit- und Kausalempfinden sowie das Empfinden eines eigenen Ich vorübergehend verschwinden.[72]

 

Katsuki Sekida beschreibt das Erleben des 1. Nen wie folgt:[73]

 

Im absoluten Samadhi verschwindet die Zeit vollständig; dasselbe gilt für den Raum. Auch die Kausalverknüpfung verschwindet. Was bleibt, ist nur noch eine Reihe von Ereignissen[74]. Dieser Zustand von Nicht-Zeit, Nicht-Raum und nicht Verursachung wird im absoluten Samadhi schlicht und einfach ohne Reflexion als eine unmittelbare Erfahrung wahrgenommen.

 

Der Dzogchen-Lehrer James Low bezeichnet das Erleben von Vorgängen im Urgrund als selbst-reflexives Gewahrsein gegenüber denjenigen Vorgängen, bei denen Bewusstsein als eine Modalität des Potenzials des Urgrundes hervortritt[75].

 

Meister Eckhart beschrieb diese Form des Daseins als Abgeschiedenheit (des Geistes)[76].

 

Die Schwierigkeit, die eigenen Gedanken entsprechend der reinen Form des Ein-Äon-Nen zu wahren, wurde schon im 2. Jahrhundert von Nagarjuna beschrieben und hängt mit 4 elementaren Inhaltsformen zusammen:[77]

 

·         Denken an ein Ich

·         Denken an „mein“

·         Denken an eine Bezeichnung

·         Denken an die Charakteristik des erkannten Objekts

 

Diese 4 Inhaltsformen beziehen sich klar auf den 2. und 3. Nen. Diese Inhaltsformen sind allerdings notwendig für die Kommunikation mit anderen Menschen.

 

Aus den Charakteristika der 3 Nen resultiert ein unterschiedlicher Aspekt zwischen Gewahrsein beim 1. Nen und Bewusstsein beim 2. und 3. Nen, woraus sich unterschiedliche Interpretationen des Wahrgenommenen ergeben können[78], z.B. Verschiedenartigkeiten der Interpretation durch verschiedene Religionen mit entsprechender Beeinflussung des eigenen Glaubens. Allerdings sind wegen des prozesshaften Bewusstseinstroms mit seinem wellenartigen Charakter die Abgrenzungen der 3 Nen untereinander nicht immer eindeutig. Insbesondere, wenn der 1. Nen nicht nach außen gekehrt ist, sondern die Aufmerksamkeit in diesem Moment nach innen gekehrt ist und durch den 1. Nen die zurückliegende Tätigkeit des Selbst zusammengefasst wird, kann es dazu kommen, dass es bei den oben beschriebenen Definitionen der 3 Nen zu einem Rollenwechsel/Austausch der 3 Nen untereinander durch ihren wechselseitigen Einfluss kommt. Das kann dann beispielsweise in überquellender Frömmigkeit, künstlerischer Sensitivität oder auch Verwirrtheit resultieren. In einem tiefen Samadhi dagegen verschwinden alle 3 Nen, so dass Wahrnehmung ähnlich wie im Tiefschlaf vollkommen verblasst. Bei der Rückkehr aus einem derartigen Samadhi wird dann zunächst nur der 1. Nen aktiv, wobei jetzt für eine Zeitlang eine extrem tiefe Wahrnehmung von Sinnesreizen stattfindet, ohne dass es dabei zur Identifikation eines Selbst, ohne eine Bewertung und zunächst auch ohne Beobachtung kommt. Die dabei stattfindende Erfahrung wird dann beim Zen als Kensho bezeichnet.[79]   

Annäherung an das Verständnis von Geist/Bewusstsein

 

 

 

Es muss klar bleiben, dass es sich bei den 3 Nen um ein Konzept, um eine Art Modell, handelt, mit dem Abläufe des Bewusstseins/Geistes formalisiert werden. Die 3 Nen haben kein Eigenbewusstsein, sondern stellen in diesem Modell eine Metaebene für das eine allesumfassende Bewusstsein mit einem als intrinsisch gesehenen Bestandteil in Form einer Art Landkarte dar, wie Prozesse im Bewusstsein ablaufen. Gedanken über die 3 Nen und der eigentliche Gedankenprozess selbst sind dabei nicht vom Bewusstsein/Geist verschieden. Die sich ergebenden Inhalte beim Denken stellen ebenfalls nur eine Metaebene dar[80], die allerdings als gespeicherte Erinnerung dann in letzter Konsequenz wiederum vom Bewusstsein nicht verschieden sind, auch wenn sie im Unbewussten scheinbar verborgen für das eigene Bewusstsein momentan nicht greifbar sind. Auch sämtliche Wahrnehmungsakte/-prozesse, wie Sehen oder Fühlen, sind nicht verschieden vom Bewusstsein selbst, sondern sind Bestandteil des Bewusstseins/Geistes.

 

Nach der Philosophie des Cittamatra ist alles ein Bewusstsein, auch Materie. Die Inhalte dieser Philosophie erschließen sich aus dem Lankavatara Sutra[81]. Für die Anhänger dieser Philosophie, die Yogacarins, hat der oben erwähnte Urgrund damit die Bedeutung eines All-Bewusstseins im Gegensatz zu denjenigen Philosophien, die im Urgrund eine alles umfassende Basis aller Erscheinungen[82] ansehen[83]. Hierbei ist insbesondere das Madhyamaka zu nennen mit seiner Grundaussage, dass kein einzelnes Phänomen wirklich existiert[84]. Daneben gibt es aber auch noch andere Philosophien wie das Vaibhashika (Sutra-Schule) und Sautrantika, nach deren Grundaussage Phänomene auch einen Teilchencharakter besitzen können, oder auch westliche Philosophien und Weisheitsreligionen mit unterschiedlichen Sichtweisen zur Realität[85].     

 

Der Geist selbst kann nicht betrachtet werden; dies ist eine der Grundaussagen des Buddhismus. Er besitzt keine substantielle Qualität, keine Farbe, keinen Ort, keine Gestalt, keinen Ursprung usw.[86] Der Geist ist allerdings erfahrbar[87]. Für das prozesshafte Gewahrsein des Geistes können modellartige Aussagen gemacht werden, wie diejenigen über die Nen, wodurch ein besseres Verständnis entstehen kann, auch wenn der eigentliche Sachverhalt nicht beschreibbar ist. Lama Anagarika Govinda beschreibt beispielsweise die Struktur des Bewusstseins, das durch Widerstand und Hemmung des Daseinsflusses (bhavanga-sota) als Differenzierungserscheinung angesehen werden kann. Den Grad der Differenzierung kann man dann als verschiedene Bewusstseinsstufen ansehen.[88]  Auf dieser Basis gilt, dass eine Pflanze bewusster als ein Mineral ist, dass ein Tier bewusster als eine Pflanze ist und der Mensch bewusster als ein Tier, d.h. je beharrender die Form, desto geringer das Bewusstsein[89].

 

Das von Katsuki Sekida entwickelte Nen-Modell zielt auf den Schwerpunkt den Gedankenprozess abzubilden und zeigt, wie sich ein selbst-erkennendes Ich-Bewusstsein durch die 3 Nen entwickelt und auch wie man das Ich-Bewusstsein durch den Ein-Äon-Nen wieder auflösen kann. Andere buddhistische Modelle haben eher statischen Charakter, z.B. das Konzept der 5 Skandha[90], oder zeigen, z.B. mit dem Dzogchen-Text die „Anrufung von Samantabhadra[91], wo die Entwicklung der Illusion einer Ich-Werdung durch unzureichendes Gewahrsein in Verbindung mit Ignoranz und Unwissen gezeigt wird. Entsprechend der Anatta-Lehre des Buddhismus ist die Identifikation mit einem Ich nur eine Illusion. Mit der Madhyamaka-Philosophie des Nagarjuna wird darüber hinaus ein Nachweis über die letztendliche Wirklichkeit geführt, wobei nicht nur das Ich, sondern alle Phänomene nur dem Anschein nach existieren.[92]

 

Zum besseren Verständnis der letztendlichen Wirklichkeit kommentierte im 7. Jahrhundert der indische Philosoph Chandrakirti die Aussagen Nagarjunas durch Beschreibung von 20 Arten des Leerseins[93]. Für den westlichen Kulturkreis sind die Aussagen Nagarjunas und Chandrakirtis nicht ohne weiteres verständlich. Allein schon der Begriff Leersein oder Leerheit ist für das herkömmliche westliche Verständnis rätselhaft. Auf seiner Europareise im Jahre 2000 erläuterte der buddhistische Lehrer Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche die Philosophie Nagarjunas einem westlichen Publikum, wobei Christoph Klonk die Übersetzung aus dem Tibetischen vornahm[94]. Auf Basis dieser mündlichen Erläuterungen entstand ein schriftlicher, sehr anspruchsvoller Text, der dann von Christoph Klonk als deutsche Ausgabe in sprachlich schöner Form unter dem Titel „Taghelle Weisheit“ herausgegeben wurde[95].

 

 

Gedankeninhalte und Erinnerungen

 

 

Ein physikalischer Nachweis der 3 Nen und auch der Gedankeninhalte ist bislang nicht gelungen. Wenn man von dem monistischen Ansatz des Quantenphysikers Amit Goswami ausgeht, dann handelt es sich bei den 3 Nen und ihren Gedankeninhalten um ausschließlich geistige Abläufe des einen allesumfassenden Bewusstseins, für die ein physikalisch-materieller Nachweis auch in Zukunft nicht zu erwarten ist. Es stellt sich aber die Frage, ob es nicht Anhaltspunkte struktureller Art gibt, mit denen man sich der Thematik der Speicherung von Erinnerungen, des Vorhandenseins einer Gestimmtheit und auch des Gedankenprozesses selbst weiter nähern kann, ohne im Widerspruch zu neurologischen Messungen am Gehirn mittels bildgebender Verfahren zu stehen.

 

Die Gesundheitspsychologin der Freien Universität Brüssel Elke Van Hoof erforscht seit Jahren die Hochsensibilität von Menschen. Einige Menschen weisen sensitive Fähigkeiten auf, die sich deutlich von der Sensitivität weniger sensitiver Menschen unterscheiden und auch in Hirnscans Unterschiede aufweist:[96]

 

Hochsensible Gehirne verarbeiten als Folge neurobiologischer Besonderheiten Informationen auf eine tiefergehende Art und Weise.  … Bei hochsensiblen Menschen werden dabei augenblicklich mehr Hirnregionen aktiv als bei weniger Empfindsamen. … Bedachtsames Handeln ist für hochsensible Menschen typisch. Wir vermuten, dass solche Menschen zunächst sämtliche Eindrücke sammeln, bevor sie selbst aktiv werden.

 

Einer dieser hochsensitiven Menschen ist die Physikerin Barbara Ann Brennan, die ihre Hochsensitivität nutzt, um als Geistheilerin tätig zu sein. Sie hat ihre Wahrnehmungen in einer strukturierten Form beschrieben[97], die es erlaubt, einige Rückschlüsse auf die Speicherung von Erinnerungen und die Gestimmtheit von Menschen zu ziehen, die sich auch von anderen hochsensitiven Menschen über deren Wahrnehmung nachvollziehen lassen[98].

 

Der Blickwinkel des Mystizismus

 

 

Barbara Ann Brennan beschreibt ebenfalls auf Basis eines transzendentalen Monismus[99] ein energetisches System von Auren/Aurenkörpern, Chakren, Energiepunkten und –bahnen, die entsprechend ihrer Wahrnehmung unter anderem einen Einfluss auf Erinnerungen und Gestimmtheit ausüben können. Danach bestehen in Aurenkörpern Energien, durch die unter anderem Emotionen erzeugt werden, und auch mentale Strukturen, die zu Gedankenstrukturen und der Ausbildung von Ideen führen[100]. Damit kann man die Auren als Energieschichten oder Energiekörper ansehen, in denen auch die Gedanken und Erinnerungen abgebildet werden. Dies schließt natürlich nicht die Tätigkeit des Neuronalen Netzes im Gehirn aus. Vielmehr kann man hier eine Art Verbindung zwischen geistigen Vorgängen und dem chemisch-physikalischen Geschehen des Gehirns vermuten, wobei sich beide gegenseitig bedingen.

 

Die von hochsensitiven Menschen berichteten Ergebnisse basieren auf ihrer Wahrnehmung, Interpretation/Deutung und der sich anschließenden Übersetzung in Sprache. Dieser Vorgang ist nicht eindeutig.[101] Nach Rose Rosetree gelten spirituelle Deutungen immer als relativ und sind abhängig von den Wahrnehmenden[102]. Auch bereits die Wahrnehmungen selbst sind unterschiedlich, wie eine Episode des Missionars und Linguisten Daniel Everett bei seinem Aufenthalt beim Amazonas-Volk der Piraha zeigt, bei der er und seine Tochter im Gegensatz zu den anwesenden Piraha zu unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen im Hinblick auf die Wahrnehmung spiritueller Wesen kommen[103].   

 

Die Verschiedenheit geistiger Bilder zeigt sich bereits bei einem kleinen Gedankenexperiment mit mehreren Personen, die sich auf Vorgabe durch ein Wort ein dazugehöriges geistiges Bild vorstellen sollen; beispielsweise „Rose“. Bedingt durch kulturelle und persönliche Erfahrungen und auch Vorlieben entstehen bei anschließender Nachfrage äußerst unterschiedliche Visualisierungsbilder; beispielsweise Rose mit Dornen, nur weiße Blüte, rote Blüte, groß, klein usw. Aber selbst bei der direkten optischen Wahrnehmung von Objekten sehen verschiedene Menschen das betreffende Objekt unterschiedlich, da jeder Mensch aus einer anderen Perspektive einen Blick auf das Objekt wirft; ganz abgesehen davon, dass jeder Mensch das Objekt zusätzlich einer Bewertung zuführt, die ebenfalls bei jedem Menschen individuell anders ist und im Buddhismus als ein Aspekt des 4. Skandha bezeichnet wird. 

 

Für Barbara Ann Brennan stellen jedenfalls die Auren in ihrer Wahrnehmung 7 Energiekörper dar, die immer einen jeweiligen Aspekt des Ausdrucks unseres Bewusstseins widerspiegeln[104]. Die Chakren entsprechen dabei einem System zum Austausch von Energien der einzelnen Auren bis hin zur körperlichen Ebene, wobei die Energieformen auch außerhalb des physikalischen Körpers des Menschen und seinen Auren liegen[105]. Im Sinne des von Amit Goswami vorgestellten transzendentalen Monismus (siehe oben.), aber auch der Philosophie des Cittamatra handelt es sich aber auch bei dieser scheinbar außerhalb des Menschen liegenden Energie wieder um das eine allesumfassende Bewusstsein[106].  

 

Wenn man jetzt die Interpretationen von Barbara Ann Brennan über die Chakren und Auren sowie den dort für sie in Auren wahrnehmbaren Gedankenformen mit denen der 3 Nen von Katsuki Sekida kombiniert, dann kann man annehmen, dass unabhängig neurologischer Zustände der Neuronen des Gehirns eine durch geeignete Dritte wahrnehmbare Lokalität von Gedankeninhalten in den Auren besteht, die Qualitäten der 3 Nen aufweisen. Dies steht aber im Widerspruch zur buddhistischen Auffassung, dass Gedanken (genauer Denken) nicht verschieden sind vom Geist, Gedanken nicht verschieden von Gedankeninhalten und dass Geist keinen Ort besitzt[107]. Somit kann man hier allenfalls eine relative, scheinbare Lokalisierung ausmachen, ähnlich wie eine Lokalisierung des Schmerzgefühls durch den Geist nach der Philosophie des Madhyamaka nur dem  Anschein nach existiert[108], wobei sich der Schmerz auf der relativen vom Ich empfundenen Ebene nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung  als das Ergebnis von Entzündungen und der Ausschüttung von Schmerzbotenstoffen zeigt[109].

 

Auf Basis dieses Ergebnisses kann man nun auf der relativen Ebene weiter untersuchen, ob sich neben der Lokalität von Gedankeninhalten weitere Charakteristika in Bezug auf das Denken und Erinnern vermuten lassen.

 

 

Analogie mit Schwingungen

 

 

Eine Folgerung vieler der obigen Aussagen besteht darin, dass Denken immer mit einer Art von Energie zu tun hat, die man als geistige Energie verstehen kann[110]. Energien treten im Bereich der Physik häufig als Schwingungen auf. Auch die oben aufgeführten Ergebnisse der Geist- und Wahrnehmungsexperimente von Lama Tilmann Lhündrup sowie Anagarika Govinda legen nahe, dass geistige Energien schwingungsähnlichen Charakter besitzen. Der Mediziner und Meditationslehrer Daniel M. Ingram legt bei seinen Meditationstechniken einen Schwerpunkt auf die Wahrnehmung von Schwingungen/Vibrationen bei allen Sinneswahrnehmungen und auch des Denkens[111]. Schwingungen treten bei vielen physikalischen Prozessen auf, z.B. in Form von Schallwellen, beim Wechselstrom oder als freie elektromagnetische Schwingungen in elektrischen Stromkreisen[112]. In Analogie zur Betrachtung materiell-physikalischer Prozesse besteht eine vage Möglichkeit, ähnliche Vorgänge auch bei geistigen Abläufen anzunehmen[113].

 

In Teil I dieser Aufsatzserie wurde bereits der physikalische Aspekt von Schwingungen im Zusammenhang mit Gedanken erörtert[114], wonach allerdings der Nachweis einer physikalisch-materialistischen Schwingungsform und ihren Austauschteilchen bis heute nicht ermittelt werden konnte. Auch bleibt unklar, wie es zu einem Energieaustausch bzw. einer Wechselwirkung mit geistiger Energie kommt[115]. Aber die oben erwähnten Wahrnehmungsexperimente lassen die Vermutung zu, dass geistige Energien etwas mit energetischen Schwingungen zu tun haben, weswegen hier folgende These aufgestellt werden kann:

 

 

Denken und andere geistige Wahrnehmungen[116] stellen eine Form von Schwingungen dar.

 

 

 

 

Wenn man davon ausgeht, dass sich die energetischen Schwingungen des Geistes analog zu herkömmlichen physikalischen Schwingungen verhalten, dann lässt sich folgende Aussage für energetische Schwingungen des Geistes ableiten:

 

Bei elektromagnetischen Wellen hängt die Übertragung von Energie von der Frequenz der Photonen als Austauschteilchen des Lichts ab. Da Photonen im Zusammenhang mit energetischen Schwingungen des Geistes bisher nicht nachgewiesen werden konnten, kann man allenfalls vermuten, dass auch die Energie einer energetischen Schwingung des Geistes von der Frequenz abhängt, ohne dass dabei eines der bisher bekannten materiell-physikalischen Austauschteilchen beteiligt ist.  

 

Bezogen auf das eine allesumfassende Bewusstsein lässt sich folgende These ableiten:

 

 

 

Das eine allesumfassende Bewusstsein besitzt eine inhärente Wellennatur.

 

Es ist zu vermuten, dass die Wellennatur geordneten Strukturierungen unterliegen kann, wie beispielsweise Schwarmbildung, die eine Art von Intelligenz widerspiegeln.

 

 

 

Zwar kann man bei Messungen mit dem EEG am Gehirn verschiedene Frequenzen nachweisen und auch den Vorgang des Denkens in der Messung erkennen und durch Vergleichsexperimente auf einige Gedankeninhalte schließen, aber den im Geist wahrnehmbaren Inhalt der Gedanken - genauer des Denkens - oder aber auch das als Bild Gesehene oder das Gehörte können nur indirekt abgeleitet werden.[117] Auch die beim EEG in Messungen gewonnenen Daten basieren auf materiell-physikalischen Faktoren, so dass derartige Wellen als Übertragungsmedium für geistige Inhalte ausgeschlossen werden müssen. 

 

Wahrnehmungsexperimente durch Lama Anagarika Govinda legen den Schluss nahe, dass die Energie von energetischen Schwingungen des Geistes von der Dichte der Schwingungen (Frequenz) und der Dauer der Schwingung bei der Wahrnehmung abhängen. Lama Anagarika Govinda ermittelte 17 Vibrationsmomente bis ein Objekt, also auch ein Gedanke, vollständig  bewusst wird[118].

 

Wenn man das Denken als Schwingungen charakterisieren möchte, dann muss man sicherlich erheblich kleinere Kenngrößen vermuten als die Einheit eines einzelnen Nen, wobei aber weiterhin gilt, dass es keine kleinsten Denkeinheiten, Höreinheiten, Seheinheiten usw. gibt[119]. Bereits das Aussprechen oder Hören und Verstehen eines Satzes wie „Heute ist schönes Wetter“, der von Katsuki Sekida als ein einzelner 1. Nen angesehen wird, besteht aus einer hohen und komplexen Folge sehr kleiner prozessartiger Veränderungen[120], die man im herkömmlichen Sprachgebrauch nicht ganz korrekt als Gedankenimpulse bezeichnen könnte. Einen einzelnen Nen kann man daher als variabel lange Sequenz eines Denkprozesses betrachten.

 

Annäherung an ein holistisches Prinzip

 

 

Nun stellt sich aber die Frage, wie können Gedankeninhalte, d.h. Informationen, aus einer Aura zu der materiell-physikalischen Struktur des Neuronalen Netzes zum Gehirn auf Basis einer inhärenten Schwingung des einen allesumfassenden Bewusstseins übertragen werden und auch umgekehrt als Erinnerungen ausgehend vom Neuronalen Netz in der Aura gespeichert werden? Auch geklärt werden müsste, wie Informationen gespeichert werden.

 

Barbara Ann Brennan beschreibt das hier genannte eine allesumfassende Bewusstsein als ein alles durchdringendes, universelles, permanent vorhandenes und mehrdimensionales Energiefeld, welches nach Untersuchungen von John White und dem Parapsychologen Stanley Krippner Eigenschaften wie harmonische Induktion und Resonanz aufweisen soll.[121] Auch Barbara Ann Brennan sieht die Entstehung von Materie durch den Geist bzw. das Bewusstsein in Form eines Holismus. Basis ist für sie dabei ein Konzept eines mehrdimensionalen Holismus mit einer zentralen göttlichen Essenz[122], das abgesehen von der göttlichen Essenz, Ähnlichkeiten mit dem tibetisch-buddhistischen Trikaya-Konzept aufweist.

 

Amit Goswami bezieht sich in seinem transzendentalen Monismus ebenfalls auf das Trikaya-Konzept und wirkt dieses in eine von ihm den monistischen Idealismus genannte Philosophie ein, die Wissenschaft und Mystizismus verbindet, ohne sich allerdings im Hinblick dabei auf eine konkrete mystizistische Form festzulegen.[123]  

 

Für die Übertragung von Informationen zwischen den neuronalen Strukturen des Gehirns und der Aura wäre daher eine Art Analogon zu einer Funkübertragung auf Basis der inhärenten Wellen des einen allesumfassenden Bewusstseins. Während man sich im Gehirn schon eher eine analoge Arbeitsweise wie bei einem Funkgerät mit Sende- und Empfangsmöglichkeiten vorstellen könnte, so ist das innerhalb einer Aura schon weniger vorstellbar. Sofern die Wellen in kohärenter Form auftreten, wären nach der von Barbara Ann Brennan zitierten Valorie Hunt die Voraussetzung für das Auftreten von Hologrammen denkbar[124], wobei hier allerdings nicht von Hologrammen mit elektromagnetischen Wellen ausgegangen werden darf, sondern auf Basis der bisher nicht nachweisbaren inhärenten Wellen des einen allesumfassenden Bewusstseins. Den Untersuchungen von Valorie Hunt zufolge soll allerdings auch ein indirekter physikalischer Nachweis von Frequenzen, Amplituden und zeitlichem Verlauf von Aurafarben und deren Änderungen gelungen sein[125].

 

 

Speicherung von Gedankeninhalten

 

 

Die von Barbara Ann Brennan genannten Gedankenformen, die sie mit ihrer Fähigkeit in der  Aura anderer Personen „sehen“ kann[126], stellen damit einen Hinweis auf die von Katsuki Sekida beschriebenen Inhalte der Nen als wahrnehmbare Objekte in der Aura dar. Es wäre denkbar, dass durch Resonanzeffekte die Energie der in der Aura wahrnehmbaren Nen oder einer Gruppe von Nen erhöht werden könnte, so dass sie im neuronalen Netz des eigenen Gehirns Wirkungen ausüben können, die dann von einem selbst als Wahrnehmung gedeutet werden. Auf diese Weise könnten die von Katsuki beschriebenen Verkettungen von Nen im lokalen Bewusstsein des Menschen auftreten, die aber zugleich Geschehen des einen allesumfassenden Bewusstseins sind. Der Inhalt von Gedanken oder auch das bildhaft Wahrgenommene oder die von anderen Sinnesorganen als Ergebnisse vom Gehirn durchgeführter neuronaler Prozesse empfundenen Wahrnehmungen sind dann nicht verschieden von der direkten Wahrnehmung durch den wahrnehmenden Menschen und dem einen allesumfassenden Bewusstsein. Gedanken sind damit nichts anderes als der reflexive Ausdruck des Geistes[127]. Gewahrsein, aber auch das Gesehene sind somit als Manifestation des Geistes und damit als intrinsische geistige Ausstrahlung anzusehen[128].

 

Ohne Zweifel tragen die Neuronen im Gehirn zur Speicherung und Verarbeitung von Erinnerungen und auch allen weiteren geistigen Verarbeitungen von Sinneseindrücken bei[129], aber ob sämtliche Gedächtnisinhalte auch in Form neuronaler Zustände und Verknüpfungen gespeichert werden, muss nach den Erkenntnissen entsprechend geistig befähigter Personen bezweifelt werden. Zu vermuten wäre eher, dass verschiedene, auch geistige Ebenen zur Speicherung von Gedächtnisinhalten existieren – beispielsweise Alayavijnana, ähnlich wie auch Computer unterschiedliche Speichersysteme nutzen.  

 

Die Beobachtungen von Barbara Ann Brennan lassen den Schluss zu, dass sehr sensitive Menschen in der Lage zu sein scheinen, die als 1. Nen im Unbewussten liegenden Inhalte zumindest teilweise wahrnehmen zu können, womit sie bei Bedarf einem Heilungsprozess zugeführt werden können. Die 2. und 3. Nen sowie energetisch aufgeladene 1. Nen werden dagegen beim Gedankenprozess auch für das eigene herkömmlich sensitive Bewusstsein sichtbar/fühlbar/wahrnehmbar. Die Beobachtungen von Barbara Ann Brennan scheinen allerdings im Widerspruch zu den Beobachtungen im Buddhismus zu stehen. Khenchen Thrangu Rinpoche sagt über die Natur der Gedanken, dass sie keinen Ort besitzen, keinen Ursprung, keinen Aufenthaltsort und auch keinen Ort, wohin sie verschwinden[130]. Als eine Art nicht fassbare Örtlichkeit der Gedankeninhalte wird das eine allesumfassende Bewusstsein (all-basis consciousness) angesehen[131], das allerdings selbst nicht auffindbar ist[132][133]. Diese Art von Bewusstsein wird im Cittamatra auch Alayavijnana genannt[134].

 

Die Ansichten von Barbara Ann Brennan stehen hierzu nicht im Widerspruch, da sie ihre Wahrnehmung im Kontext einer relativen Sicht mit einem Ich-Bezug beschreibt. Außerdem beschreibt sie nicht den Denkprozess mit dem damit verbundenen Bewusstsein, für das man keine Örtlichkeit feststellen kann, sondern sie beschreibt die scheinbare Örtlichkeit gespeicherter Informationen, die sie als Gedankenformen bezeichnet, die dann in Realitätsräumen der beobachteten Person auftreten[135].

 

Auf der relativen Ebene stellt sich dann die Frage, wie werden die Informationen in der Aura gespeichert? Da ein materiell-physikalischer Prozess hierzu nicht bekannt ist[136], sondern ein rein geistiger Prozess zu vermuten ist, können hier nur spekulative Aussagen getroffen werden. Auf der relativen Ebene wurde im letzten Jahrhundert von Richard Dawkins und Susan Blackmore ein rein geistiges Konzept entwickelt[137], das in Analogie zum materiellen Konzept von Genen auf replikativen immateriellen sogenannten Memen basiert, die unter anderem auch als Bewusstseinsinhalte angesehen werden.

 

Auf der absoluten Ebene des einen allesumfassenden Bewusstseins der Nur-Geist Lehre Cittamatra stellt sich die Frage nach konzeptionellen Denkmodellen wie den 3 Nen, Auren, Memen, Skandha usw. dagegen nicht[138]. Gleiches gilt für das Madhyamaka, das alle Konzepte als widerlegbar ansieht und nur als dem Anschein nach als existent ansieht. Eine derartige Fragestellung besteht dagegen im intellektuellen, begrenzten Bewusstsein des Menschen[139]. Als Konsequenz entsteht eine Transzendenz, da sämtliche konzeptionellen Aussagen nicht der Wirklichkeit entsprechen, sondern lediglich als Hinweis zu einem besseren Verstehen angesehen werden können, so ähnlich wie eine Landkarte lediglich einen Hinweis im Sinne einer Metaebene auf die wirkliche Landschaft geben kann, aber niemals der Wirklichkeit entspricht. 

 

Die 3 Nen, die Wahrnehmung von Auren, das Konzept der Meme und auch die 5 Skandha beschreiben unter anderem alle aus unterschiedlichen Richtungen einzelne Aspekte des Inhalts von Gedanken, deren Speicherung und Verarbeitung auf rein geistiger, aber konzeptioneller Ebene. Für Barbara Ann Brennan bestehen damit auch die gespeicherten Gedankenformen auf der metaphysischen Grundannahme eines universalen, holistischen Hologramms[140], wobei sie aus ihrer individuellen relativen Sicht eine Örtlichkeit der Gedankenformen in der Aura festmachen kann.

 

Offen bleibt aber auch hier, wie die in den Nen enthaltenen Informationen gespeichert werden. Hinweise hierzu müssen als spekulativ aufgefasst werden. Amit Goswami sieht für den Geist bzw. das Bewusstsein eine Analogie zu Objekten, die den Regeln der Quantenmechanik unterliegen[141]. Damit wären wellenartige, kohärente und interferierende Strukturen mit Resonanzen und Modulationen ähnlich wie bei Hologrammen denkbar, aber auch die Schwarmbildung von Gedankenformen nach ähnlichen Schwarmregeln, wie sie 1986 von Craig Reynolds zur Simulation interagierender Objekte (Boids) entwickelt wurden[142]. Der Meditationsmeister Chögyam Trungpa Rinpoche beschreibt seine Wahrnehmung der verborgensten geistigen Strukturen als Vajra-Chains (dorje lugu  gyü), die lichtartige Strukturen bilden, die von ihm als Mandalas gedeutet wurden[143].

 

 

 

 

Schlussbemerkungen

 

 

Entscheidend für das Verständnis dieses Textes sind jeweils die 2 verschiedenen gegenüberstehenden Sichtweisen:

 

relativ-absolut,

dual-nondual,

inhaltlich-abstrakt,

illusionär-wirklich,

materiell-geistig,

konzeptionell-alles umfassend,

scheinbar-real

 

Diese 2 Sichtweisen sind dabei nicht widersprüchlich, obwohl das hier Beschriebene aus der herkömmlichen materiell-physikalischen Sicht unrealistisch und mystizistisch erscheint. Aber durch den alles umfassenden Monismus wird eine vollständige Integration[144] der herkömmlichen Sichtweise unseres täglichen Daseins erreicht, wobei einige der sich dort intellektuell ergebenden Fragen wegen der grundsätzlichen Begrenztheit des Intellekts[145] zu keiner wirklichen Antwort führen. Dagegen lösen sich sowohl Fragen als auch Antworten in der alles umfassenden Sicht vollständig auf, was aus der herkömmlichen intellektuell deskriptiven Sicht natürlich als unbefriedigend gilt. Aber die Welt ist nun einmal keine intellektuelle Welt und auch keine Welt, die auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung in ihrem Innersten beruht. Die Beobachtungen und Ergebnisse der Quantenphysik[146] sollten einem das eigentlich eindrücklich gezeigt haben.

 

Allein schon mit der Benutzung elektronischer Geräte wird das Prinzip von Ursache und Wirkung verletzt, was sich aber niemand bewusst macht. Die Benutzung derartiger Geräte wird einfach vollzogen, wobei sich nahezu niemand über die weitgehend unverstandenen physikalischen Prozesse bewusst ist. Nicht viel anders ist es bei dem in uns vorhandenen Geist und den dort vorkommenden geistigen Abläufen, die im Innersten nicht verstehbar sind, sondern allenfalls erfahrbar.

 

Wenn man sich den Geist als Ganzes im Sinne des Cittamatra vorstellt, dann kommt man zu dem Ergebnis, dass Gedanken im Vergleich zum gesamten Geist lediglich einen kleinen Bruchteil des Geistes ausmachen, so etwa wie die Kräuselung von Wellen auf einem Ozean gesehen aus einer Höhe von einigen Kilometern. 

 

 

 

 

Anmerkungen und Referenzen   

 



[1] Karmapa Wangtchug Dordje, Mahamudra, Der Ozean des wahren Sinnes, 2. Auflage 2009, Edition Octopus, Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat

 

[2] Ebenda, 3. Teil, Abschließende Erklärungen, 8. Kapitel, Den Weg durchlaufen, Der Yoga der Einfachheit, Lektion 79, S. 261f

 

[3] Ebenda, 2. Teil, Die Hauptübung, 5. Kapitel, Intuitive Einsicht, Aufklärung über Erscheinungen, S. 194f

 

[4] Ebenda, S. 195, Auszug aus dem Lankavatara Sutra:

 

Die gewohnheitsbedingten Tendenzen bewirken, dass der Geist die Erscheinungen als real empfindet. Sie existieren jedoch nicht wirklich, sie sind selbst Geist. Es ist falsch, sie als äußere Realität zu sehen.

 

Der III. Karmapa Rangjun Dorje (1284-1339) beschrieb in kurzen Versen, wie es dazu kommt, dass Erscheinungen als realistisch von einem Ich angesehen werden:

 

Naturally manifesting appearances, that

never truly exist, are confused into objects.

 

Spontaneous intelligence, under the power

of ignorance, is confused into a self.

 

By the power of this dualistic fixation, beings

wander in the realms of samsaric existence.

 

May ignorance, the root of confusion, be

discovered and cut.

 

In einem Vortrag von Jamgon Tai Situ Rinpoche wurden diese Verse weiter erörtert:

 

Here Karmapa means that all of the external manifestations, which we call objects, have never existed with any kind of ultimate reality. They have existed as the manifestation of the essence of mind. So, they are projections, which are interdependent manifestations.

 

…  vajrayana Buddhism and the mahamudra tradition understand and describe everything as the manifestation of mind. Only this way. The way of understanding that everything is the manifestation of mind, that takes everything out there as only the projection of your own mind, is not complete. Mahamudra will never say, nothing is there more than just your mind. Mahamudra will say, everything is there as nothing more or less than the interdependent manifestation of everyone else’s mind, and also of your mind. That’s how you see it, that’s how you perceive it. That’s how you affect it, and that’s how it affects you. This is quite different from saying, everything out there is a production of my mind.

 

Quelle: Jamgon Tai Situ Rinpoche, We Pray for Perfect Practise on the Perfect Path, Shenpen Ösel, Vol. 2, Num. 1, März 1998, S. 39f: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue03.pdf  

 

[5] Hinnerk Polenski, Der Weg des Daishin Zen, Daishin Zen Kloster

 

[6] Amit Goswami, Das bewusste Universum, Kamphausen Mediengruppe Bielefeld, 1997

 

Die Aussage Goswamis, dass alles aus Bewusstsein/Geist besteht und der Geist als Antithese des materialistischen Realismus im Sinne einer monistischen Philosophie zu verstehen ist, wird nicht von allen Physikern* geteilt. Materie als Produkt des Geistes zu verstehen fällt aber nicht nur Physikern* schwer, sondern letztlich allen Menschen, da es dem eigenen Erfahrungsschatz widerspricht. Gerade die klassische Physik baut aber auf dem materialistischen Realismus auf. Mit einer Umkehrung dieser Sichtweise wird die klassische Physik endgültig von ihrem Thron gestoßen und erzwingt eine durch die Quantenphysik eröffnete Neubetrachtung. Amit Goswami hat mit seinem Werk eine vollständige Interpretation der Quantenphysik eröffnet, bei der eine weitgehende Übereinstimmung mit einigen buddhistischen Richtungen wie dem cittamatra der Yogacarins aus dem 4. Jahrhundert entsteht.

 

Lama Tilmann Lhündrup bewertet den transzendentalen Monismus wie folgt:

 

„Unter der Voraussetzung, dass Geist und Materie eins sind; dass im Grunde genommen, die ganze Welt nur Energie ist; dass Geist Energie ist und er deswegen Materie auch erleben kann, weil Materie auch nichts anderes als Energie ist.“

 

Quelle: Lama Tilmann Lhündrup, Mahamudra Unterweisungen, IX. Karmapa, Marig Münsel, „Mahamudra – Das Auflösen des Dunkels mangelnden Gewahrseins“, Teil 4, Möhra 2015, Kap. 6b: Das Aufzeigen des aktiven, denkenden Geistes, Abschnitt Struktur: Lhaktong – Intuitive Einsicht, S. 91: https://s3-eu-west-1.amazonaws.com/awakeningtosanity-download/Texts/de/Einfuehrung.ins.Mahamudra.Marig.Muensel.Kurs.4.pdf   

 

[7] Die Begriffe Geist und Bewusstsein können in diesem Zusammenhang als synonym aufgefasst werden.

 

[8] Karmapa Wangtchug Dordje, ebenda, Lektion 54, S. 198:

 

Alle Objekte, der Körper sowie geistige Vorgänge sind ausschließlich Eigenerscheinungen eines einziges Geistes, jenseits von verstandesmäßigen Formulierungen wie eines oder getrennt, sie sind unaussprechlich, unvorstellbar, unbeschreibbar, frei von begrenzten Konzepten und intellektuellen Konstruktionen.

 

[9] Thomas Fuchs, Alles Illusion?, Die Debatte um die Realität unserer Wahrnehmung, Scinexx, 26.01.2018: https://www.scinexx.de/dossierartikel/alles-illusion/

 

Prof. Fuchs, Universität Heidelberg, zitiert den Neurowissenschaftler David Eagleman:

 

„…die Welt um Sie herum, mit ihren reichen Farben, Texturen, Klängen und Düften ist eine Illusion, eine Show, die Ihr Gehirn Ihnen vorführt. Wenn Sie die Realität wahrnehmen könnten, wie sie wirklich ist, wären Sie schockiert von ihrer farb-, geruchs- und geschmacklosen Stille.“

 

Sowie Zitat des Neurophilosophen Thomas Metzinger:

 

 „Das zarte aprikosenfarbene Rosa der untergehenden Sonne ist keine Eigenschaft des Abendhimmels; es ist eine Eigenschaft des inneren Modells des Abendhimmels, das durch unser Gehirn erzeugt wird. Es ist alles genau so, wie es uns schon der Physiklehrer in der Schule gesagt hat: Da draußen, vor Ihren Augen, gibt es nur einen Ozean aus elektromagnetischer Strahlung.“

 

Weiterer Hinweis zur Farblosigkeit des Lichts bzw. der elektromagnetischen Strahlung, Chr. Gerthsen und H.O. Kneser, Physik, 11. Auflage, Springer Verlag, 1971, VIII. Quantentheorie des Lichts, S. 378-396:

Licht basiert auf der Quantennatur von Photonen, die Energien in diskreten Größen als Produkt des Planckschen Wirkungsquantums und einer diskreten Frequenz h v aufweisen. Licht entsteht durch Anregung von Lichtquanten und Elektronen.

 

Farben treten dabei nirgendwo auf. Das scheinbare Sehen von Farben geschieht daher ausschließlich im Geist, wobei die im Auge auf Moleküle der Netzhaut einfallenden Lichtquanten nach einer Reizweiterleitung in das Gehirn entsprechend ihrer Energie mit einer rein geistig produzierten Farbe assoziiert werden.  

 

[10] Lama Tilmann Lhündrup, Mahamudra Unterweisungen, IX. Karmapa, Marig Münsel, „Mahamudra – Das Auflösen des Dunkels mangelnden Gewahrseins“, Teil 4, Möhra 2015, Kap. 7, Das Aufzeigen der Natur der Erscheinungen, S. 92-115 sowie Kap. 6: Gründliches Erforschen des Geistes, Einfangen und Loslassen von Gedanken:

 

Über die äußeren Objekte können wir natürlich wenig aussagen, weil wir sie ja nur über unser Erleben kennen. Das heißt, die Veränderungen einer Wahrnehmung würdest du aufgrund deines Sehens und Betastens usw. feststellen und auch das ist wieder Erleben. Das heißt, es hat sich auch dann in deinem Erleben verändert, und was sich sonst noch alles in der äußeren Welt verändert, das wissen wir gar nicht, solange wir es nicht erleben. Ich glaube, es verändert sich noch viel mehr in der äußeren Welt als wir mitbekommen.

 

Wir haben dafür keine Antennen. Wir haben uns inzwischen verlängerte Messantennen gebaut, die Radioaktivität messen und Luftverschmutzung, CO2-Werte und dergleichen. So kriegen wir z.B. Veränderungen in der Atmosphäre mit, aber auch wieder über das Ablesen von selbst konstruierten Messgeräten. Auch das muss erstmal Erleben werden, damit es bei uns ankommt. Was immer in der äußeren Welt stattfindet, es findet durch unsere eigenen Antennen oder die verlängerten Antennen statt. Und darum kümmert sich hier dieser Ansatz, dass alles, was wir über die Welt wissen, über unser Erleben wahrgenommen wird. Und wir machen keine Aussagen über die äußere Welt, weil sie ist Erleben. In letzter Instanz ist sie immer Erleben.

 

[11] Christoph Klonk, Einführung in: Taghelle Weisheit, Erforschung der Wirklichkeit – Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des Mittleren Weges“, erklärt durch Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, Otter Verlag, 2007, S. 16

Auszug aus dem Klappentext:

-       Dieser Text will selbst durchdacht sein

-       Dieses Buch ist kein Ratgeber, es ist eher eine Anleitung dafür, durch eigenes Forschen und Prüfen selbständig Rat zu finden

-       Es ist nicht zum Einmallesen gedacht, dafür erscheint es als bittere Kost

-       Erst in der wiederholten Anwendung auf die eigene Lebenserfahrung entfaltet sich die volle Süße seiner subtilen Bedeutung

[12] Ohne diese Fähigkeiten bleibt die Einsicht in die letztendliche Wirklichkeit verborgen. Siehe auch: https://en.wikipedia.org/wiki/Madhyamaka#The_nature_of_ultimate_reality sowie Taghelle Weisheit, Kap. 13: Erforschen, wie die Wirklichkeit eigentlich ist, S. 115f

[13] Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, Taghelle Weisheit, Erforschung der Wirklichkeit – Anleitung zur nachhaltigen Freude durch die Begegnung mit Nagarjunas „Intelligenz – die Grundlage des Mittleren Weges“, Otter Verlag, 2007, S. 151-160, Kap. 18: Das Ich und seine Scheinwelt werden untersucht

 

Das Nicht-Ich wird aber nicht nur von Nagarjuna vertreten, sondern stellt ein Kernelement des Buddhismus dar. Siehe hierzu:

 

Herbert Becker, Der Buddhismus – eine Religion ohne Seele?, Betrachtungen zur buddhistischen Annata-Lehre, in Schopenhauer und Buddhismus, 17.11.2018: http://www.schopenhauer-buddhismus.de/Anatta/anatta.html 

 

[14] Thrangu Rinpoche, Transforming Samasaric Consiousness Into Five Wisdoms, Shenpen Ösel, Vol. 1, Num. 2, Oktober 1997, S. 16, http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue02.pdf:

 

The consciousness experiences all of the objects of the five senses: forms, sounds, smells, tastes, and tactile sensations. However, it does not experience them in the direct and clear manner of the five sense consciousnesses themselves. What happens is that following the generation of one of the sense consciousnesses, a mental replica or image of that particular sense consciousness is generated, which is called a mental consciousness. This mental replica is not a direct experience, but has been called a vague approximation. And this vague approximation forms the basis for the subsequent conceptuality of recognizing it as such and such, or good and bad and so on, which ensues. Therefore, while it does base some of its content upon the five sense consciousnesses, the sixth consciousness itself does not rely upon a particular organic support like a sense organ. It is generated following any of the five and can also arise under other circumstances. It relies essentially upon cognition, or cognitive capacity itself, as its support.

 

[15] James Low, Reinigung im Hinayana, Mahayana, Tantra und Dzogchen, simply being, Eifel, Herbst -Retreat, 10-14. Okt. 1997, Redigiert von Robert Jaroslawski, Übersetzung Vera Neuroth, Prinzipien der Reinigung, S. 40

 

Eine Beschreibung der Begriffe Raum, Rigpa, Vajradhatu, Dharmadhatu, Dharmakaya, Sambogakaya, Nirmanakaya und ihre Beziehung zum Bewusstsein enthält:

 

Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, The Tantric Path of Indestructible Wakefulness, Vol. 3, The Profound Treasury of the Ocean Dharma, Shambhala Boston&London, 2013, Teil IV: Essential Teachings, Abschn. 17: The Play of Space and Form sowie Abschn. 18: The Eight States of Conciousness and the Trikaya Principle, S. 206-214

[16] James Low, ebenda, S. 41

 

[17] Ebenda, Die drei Kayas, S. 56f

 

[18] James Low, Eins mit Guru Rinpoche, Ein Kommentar zu Nuden Dorjes Terma Die Vidyadhara Guru Sadhana, Wandel Verlag Berlin, 2012, Kap. C: Sadhana , einführender Teil, Abschn. a: Sieben-Zeilen-Gebet, S. 88 sowie

James Low, Hier und Jetzt sein, Ein Kommentar zu „Don Sal Melong“ – „Der Spiegel der klaren Bedeutung“ ein Dzogchen-Schatztext von Nuden Dorje, Ves 20 – Iss die Suppe, Meditation auf Machig Labdrön, S. 155. Zitat:

 

Wenn Gedanken erscheinen und wir die Empfindung haben, dass wir den Gedanken denken, dann haben der Denkende und der Gedanke denselben Grund. Wenn wir entspannen, ist unser Gewahrsein mit dem Grund verschmolzen, so dass wir dessen gewahr sind: „Oh, ich denke und das ist der Gedanke, den ich denke, aber ich bin nicht das Ich, das denkt.“

 

[19] Karmapa Wangtchug Dordje, Ebenda, 2. Teil, Die Hauptübung, 5. Kapitel, Intuitive Einsicht, S. 170-218

 

[20] Zum Mahamudra siehe:

Künzig Shamar Rinpoche, Der Mahamudra-Weg, in Buddhismus heute, Nr. 21, 1996: https://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__21.position__0.de.html 

 

[21] Lama Tilman Lhündrup, Ebenda, Gründliches Erforschen des Geistes, S. 51-80

 

[22] Ebenda, S. 63f

Versuche der Universität Freiburg mit EEG-Messungen haben laut Lama Tilmann Lhündrup bei ihm selbst gezeigt, dass ein einzelner Gedankenimpuls nicht messbar ist oder zumindest kürzer als 1 Millisekunde sein kann.  

[23] Ebenda, Übung: Entstehen, Vergehen und Verweilen – ein Gedanke?, Übung: Gedanken festhalten, S. 53-65

 

[24] Siehe Teil I, Gedanken über Gedanken, Wir sind nicht unsere Gedanken, aber was sind unsere Gedanken?, opartandmore, 2. Auflage, 2018, Kap. 2: Den Gedanken auf die Spur kommen, Abschn.: Die Eigenschaften von Gedanken selbst untersuchen, sowie: Beispiele für die Nen-Tätigkeit, http://www.opartandmore.de/texte/Gedanken.htm#_Toc334631837 sowie

 

Katsuki Sekida, Zen-Training, Herder-Spektrum, 4. Auflage, 1993 und https://terebess.hu/zen/mesterek/SekidaTraining.pdf, 1975. Hier wird auf S. 111 der Pdf-Datei von Katsuki Sekida schematisch gezeigt, in welchen Kombinationen die 3 Nen untereinander wechselwirken. Aus Copyright-Gründen können an dieser Stelle die Abbildungen nur über einen Link wiedergegeben werden: https://terebess.hu/zen/mesterek/SekidaTraining.pdf#page=114    

 

[25] Helga Elisabeth Schachinger, Vertiefungsarbeit zu: Das Selbst: Annäherung an ein Phänomen, Das Selbst, die Selbsterkenntnis und das Gefühl für den eigenen Wert, Aspekte zum Selbst im Zen-Buddhismus am Beispiel von Dôgen Zenji's Shôbôgenzô, Proseminar Sozialpsychologie, Selbstkonzept und Selbstwert II bei Geralt Virtbauer, 2004: http://www.helga-schachinger.com/studentenarbeiten/zenbuddhismus.pdf 

 

[26] zitiert aus:

Hisaki Hashi, Vom Ursprung und Ziel des Zen – die Philosophie des originalen Zen-Buddhismus, 1997, Vorlesung Script, S. 15

 

[27] Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 9: Koans, S. 115

 

[28] Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 14: Reines Erkennen und Kensho, S. 211

 

[29] Lama Tilmann Lhündrup, Mahamudra Unterweisungen, Ebenda, B Intuitive Einsicht, 5. Kap: Aufzeigen der Natur des ruhenden Geistes, S. 16-32

 

[30] Lama Tilman Lhündrup, Ebenda, Das Aufzeigen des aktiven, denkenden Geistes, Übung: Gedanken festhalten, S. 62

 

[31] Katsuki Sekida, ebenda

 

[32] Katsuki Sekida, ebenda, 10. Kap. Drei Nen-Tätigkeiten und der Ein-Äon-Nen, S.126-150

 

[33] Katsuki Sekida, ebenda.

Im seinem Text werden auch weitere Beispiele dargestellt und erläutert. Siehe:

https://terebess.hu/zen/mesterek/SekidaTraining.pdf  

 

[34] Die Arbeitsweise der menschlichen Bewusstseinsarten mit ihren parallelen und linearen Aspekten wird von Khenchen Thrangu Rinpoche tiefer gehend erläutert.

Quelle:

Khenchen Thrangu Rinpoche, Creation and Completion, The Eight Conciousnesses as the Deluded Aspect, of Mind and Buddha Nature Itself, Shenpen Ösel, Vol 5, Nr. 1, Mai 2001, insbesondere S. 44: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue12.pdf

 

[35] Katsuki Sekida, ebenda, S. 149

 

[36] Lama Tilmann Lhündrup, ebenda, S.63f

 

[37] Katsuki Sekida, ebenda, S.126-150

 

[38] Ebenda sowie Kap.12: Lachen im Zen, S. 176f

 

[39] Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 14: Reines Erkennen und Kensho, Abschn.: Identifikation des Selbst, S. 217f

 

[40] Lama Anagarika Govinda beschreibt den vollständigen Wahrnehmungsprozess mit insgesamt 17 Vibrationsmomenten/Bewusstseinsmomenten (Schwingungen), wobei ab der 4. Schwingung der Impuls vom Bewusstsein erkannt wird. Ab der 4. Schwingung würde der 1. Nen dann dem Bewusstsein zugänglich, wobei eine vollständige Bewusstwerdung erst mit der 17. Schwingung vollzogen wird. Bei unzureichender Intensität des Wahrnehmungsprozesses verleibt der Prozess der Bewusstwerdung unvollständig; der Prozess wird dann einfach abgebrochen, womit der Inhalt der Wahrnehmung wieder im Unbewussten verschwinden kann. Quelle:

 

Lama Anagarika Govinda, Die Dynamik des Geistes, Die psychologische Haltung der frühbuddhistischen Philosophie und ihre systematische Darstellung nach der Tradition des Abhidhamma, Otto Wilhelm Barth Verlag, Neuauflage 1992, 6. Teil, Die Funktionen des Bewusstseins und der Wahrnehmungsprozess, III Der Wahrnehmungsprozess, S. 177-189

 

Siehe auch:

Frank Vollbrecht, Gedanken über Gedanken, opartandmore, 2. Auflage 2018, Kap. 2: Den Gedanken auf die Spur kommen, Abschn.: Bewusstseinstätigkeit und Wahrnehmung von Gedanken: http://www.opartandmore.de/texte/Gedanken.htm#_Toc334631838

  

[41] Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 9: Koans, S. 115f

 

[42] Ebenda, Abschn.: Selbst-Entfremdung, S. 218-221

 

[43] Ken Wilber, Integrale Psychologie, Geist, Bewusstsein, Psychologie, Therapie, Arbor Verlag, 2001, Teil 3: Die Realisierung – Ein integrales Modell, Kap. 8: Die Archäologie des Geistes, S. 107-134

 

Eine alternative Behandlungsmethode psychischer Erkrankungen stammt aus dem 11. Jahrhundert und wurde von Machig Labdrön in Tibet entwickelt. Diese Behandlungsmethodik wurde von Tsültrim Allione auf die Gegebenheiten des westlichen Kulturkreises angepasst. Quelle:

Tsültrim Allione, Den Dämonen Nahrung geben, Buddhistische Techniken zur Konfliktlösung, arkana Verlag, 6. Auflage, 2009

 

In Deutschland wird die Methodik des „Dämonen-Fütterns“ von Barbara Staemmler praktiziert.

 

[44] Wegen des sequentiellen Ablaufs von Prozessen im Bewusstsein wäre es denkbar, ein nach dem Informatiker Carl Adam Petri benanntes sequentielles Petri-Netz mit den Transaktionsregeln und Zuständen der einzelnen Nen aufzustellen. Mit einem Petri-Netz könnte man das Modell um Aspekte zur Entscheidungsfindung und Handlungsausübung ergänzen. Nicht erforderlich ist dabei eine Ergänzung des Nen-Konzepts um gespeicherte Erinnerungen. Diese sind bereits über den 1. Nen geringerer Energie im Nen-Modell enthalten. Aber eine Ergänzung im Petri-Netz um weitere Variablen wäre erforderlich, wie beispielsweise Energie/Gewichtung. Eingeschränkt werden müsste das Petri-Netz um die inhaltlichen Aspekte von Gedanken. Da diese in unbegrenzter Form vorliegen, müsste hier eine beschränkte Auswahl vorgegeben werden. Input über den 1. Nen ließe sich beispielsweise durch das Ergebnis einer Bilderkennung (z.B. durch ein künstliches neuronales Netz) von einer Kamera beschränken.   

 

Mit einer Programmiersprache wie Java, die ein dynamisches Vererbungskonzept von Objekten beinhaltet, könnten sich dynamische Folgen neu entstehender Nen algorithmisch abbilden lassen. Zu entwickeln wäre aber ein Regelwerk, das eine Auswahl der Rückbezüge zu vorhergehenden Nen ermöglicht. Doch bevor man sich auf den Aufwand dafür einlässt, sollte vorher klar sein, welchen Nutzen man damit erzielen kann. Ein denkbarer Nutzen könnte sein, für inhaltlich vorgegebene kurze Nen-Sequenzen als Resultat eine ethische Handlungsanweisung für autonom arbeitende Roboter durch dynamische Ergänzung mit weiteren Nen zu entwickeln. Aber es sollte klar sein, dass hiermit auf keinen Fall die Entwicklung eines reflexiven Bewusstseins eines eigenen Selbst wie beim Menschen möglich wird; allenfalls handelt es sich um eine Simulation, bei der eine algorithmische Entscheidung für einen Roboter als Ergebnis gefunden wird. Der 3. Nen entspräche dann eher einer iterativen Simulation mit Bewertungen der vorangegangen Nen.

    

Zum Petri-Netz siehe auch:

H. Burkhart, Parallele Programmierung, in: Informatik Handbuch, herausgegeben von  Peter Rechenberg, Gustav Pomberger, Carl Hanser Verlag München, 1997, Kap. 7.1: Grundkonzepte, S. 480-483   

 

[45] Katsuki Sekida, ebenda, 10. Kap. Drei Nen-Tätigkeiten und der Ein-Äon-Nen, S.126-150

 

[46] Regine Halentz, Haben Tiere ein Bewusstsein?, wissenschaft.de, 01.07.1997, https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/haben-tiere-ein-bewusstsein/ 

 

[47] Katsuki Sekida, ebenda, Kap. 14: Reines Erkennen und Kensho, Abschn.: Selbstentfremdung, S. 221 sowie S. 213

 

[48] Stefano Manusco, Pflanzenrevolution, Wie Pflanzen unsere Zukunft erfinden, Verlag Antje Kunstmann, 2018

 

Siehe auch Literaturkritik: Christian Milz, Ein Gespenst geht um in der Botanik, Stefano Manusco sucht in der Flora nach Intelligenz, Rezensionsforum in Literaturkritik.de, 2018: https://literaturkritik.de/mancuso-viola-intelligenz-pflanzen-mancuso-pflanzenrevolution-ein-gespenst-geht-um-botanik,24781.html

 

[49] Stefano Manusco, ebenda, Kap. 1: Gedächtnis ohne Gehirn, S. 14-29

 

[50] Ebenda, Kap. 6: Grüne Demokratien, Abschn.: Wurzelschwärme und Insektenstaaten, S. 139-146

 

[51] Ebenda

 

[52] Ebenda, S. 154

 

[53] Ebenda, Abschn: Kooperativ wie Pflanzen, S. 167-171

 

[54] Es wird darauf hingewiesen, dass der Bewusstseinsbegriff hier nicht den in der westlichen Kultur angewandten Bedeutungen entspricht, sondern einer auch bei einigen buddhistischen Schulen bestehenden Auslegung, bei der bereits das Erkennen und Abgrenzen der eigenen Form gegenüber „fremden“ Formen im Sinne des 2. Nen und auch des 1. Skandha als Beginn der Bewusstseinsbildung gilt. In diesem Sinne besitzen auch Einzeller, die die Anwesenheit von Fressbarem erkennen, ein erkennendes, reflexives Bewusstsein im Sinne des 2. Nen.   

 

[55] Die allgemein vertretene herkömmliche Ansicht geht davon aus, dass das Bewusstsein keiner immateriellen, rein geistigen Sphäre angehört, sondern ein biologisches Phänomen ist. Die Grundannahme dabei lautet, dass Bewusstsein an ein funktionierendes Nervensystem gebunden ist und als höherstufiges biologisches Phänomen aus neuronalen Prozessen entsteht. Quelle:

Tobias Schlicht, Dem Geheimnis auf der Spur, Gehirn&Geist, Nr. 2, 2015, S. 6-14

 

Kommentar:

Hierbei handelt es sich um eine klassische materiell-physikalische Ansicht, die die Erkenntnisse der Quantenphysik nicht berücksichtigt.

 

Im Bereich der Philosophie gibt es hier teilweise andere Vorstellungen. Der Philosoph Alva Noe hält den Neurozentrismus für einen folgenschweren Fehler. Bewusstsein sei zwar auf Hirnprozesse angewiesen, gehe aber weit darüber hinaus.

Siehe hierzu das Interview mit Alva Noe:

Steve Ayan, Wie suchen an der falschen Stelle, Gehirn&Geist, Nr. 2, 2015, S. 22-25

 

[56] In extremer Auslegung kann man auf Basis des transzendentalen Monismus auch Moleküle, Atome, Elementarteilchen als reine Form des Bewusstseins ansehen, bei denen sich Wechselwirkungen und Abläufe ebenfalls durch das Prinzip vom 1. und 2. Nen abbilden lassen, die sich dann auch in den 4 bekannten fundamentalen Wechselwirkungsarten der Physik widerspiegeln. Beispielsweise:

·         Anordnung von Elektronen im Atomkern auf Basis des Pauli-Prinzips sowie  niedrigster quantisierter Energiezustand von im Atomkern gebundenen Elektronen

·         Unterscheidung zwischen Anziehung und Abstoßung (elektromagnetische Kraft) bei Elektronen

·         Verhalten und starke Wechselwirkung von Quarks (Valenzquarks, Seequarks) und Gluonen

Quelle:

Harald Fritzsch, Quarks, Urstoff unserer Welt, Serie Piper, 8. Auflage 1984

 

Diese Auslegung lässt sich auch dahingehend deuten, dass der Zustand virtueller Teilchen und Energien im Quantenvakuum dem Wirken des 1. Nen zugehören und nicht dem klassischen Ursache-Wirkungsprinzip unterliegen.

 

[57] Caroline Ring, Ein Superorganismus von schleimiger Intelligenz, Welt Wissen, 2017: https://www.welt.de/wissenschaft/article161197798/Ein-Superorganismus-von-schleimiger-Intelligenz.html

 

[58] Es wird darauf hingewiesen, dass die Anwesenheit eines allumfassenden Bewusstseins von mehreren Schulen des Buddhismus sowie der Philosophie Nagarjunas, dem Madhyamaka, nicht akzeptiert wird. Daher werden hier und auch an anderen Stellen im Text Appositionen zugefügt, die das Scheinbare ausdrücken sollen. Als Konsequenz ergibt sich, dass aus Sicht dieser Schulen/Philosophien nicht das letztendlich Gültige, sondern etwas Relatives gemeint ist.  

 

[59] Katsuki Sekida, ebenda, 14. Kap.: Reines Erkennen und Kensho, S. 213

 

[60] Lama Anagarika Govinda, ebenda, 6. Teil: Die Funktionen des Bewusstseins und der Wahrnehmungsvorgang, Abschn. 1: Die dynamische Natur des Bewusstseins, S. 172f

 

[61] Katsuki Sekida, ebenda, 10. Kap. Drei Nen-Tätigkeiten und der Ein-Äon-Nen, S. 129

 

[62] Ebenda, Abschn.: Intuition, S.138-141, sowie Abschn.: Psychologische Zeit und absolutes Samadhi, S. 141-143

 

[63] Tulky Urgyen Rinpoche, Wie es ist, Essenz von Mahamudra und Dzogchen, Buddha ist nicht woanders, S. 82

 

[64] Ebenda, Erfahrung, S. 118

 

[65] Ebenda, Die Einheit von Entwicklungs- und Vollendungsphase, S. 141

 

[66] Lama Anagarika Govinda, Die Dynamik des Geistes, Die psychologische Haltung der frühbuddhistischen Philosophie und ihre systematische Darstellung nach der Tradition des Abhidhamma, Otto Wilhelm Barth Verlag, Neuauflage 1992, Abschn. IV: Die vier Typen edler Menschen und das Problem des Leidens, S. 136-141 

 

[67] Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, In Praise of the Dharmadhatu by Arya Nagarjuna, With Great Compassion and an Understanding of Emptiness, We Will Never Be Discouraged, Shenpen Ösel, Vol. 3, Nr. 2, 1999, S. 89:

http://www.abuddhistlibrary.com/Buddhism/A%20-%20Tibetan%20Buddhism/Authors/Shenpen%20Osel/In%20Praise%20of%20the%20Dharmadhatu%20V%203%20No%202/In%20Praise%20of%20the%20Dharmadhatu%20V3%20No%202.pdf

 

[68] Herbert Guenther, thig-le, Höchste Einfachheit als dynamische Vielfalt, Buddhistischer Studienverlag, Berlin 2018, Die multivalente Informations-/Selbstorganisations-Dynamik, S. 98f

 

[69] Lama Tilmann Lhündrup, Einführung ins Mahamudra – Marig Münsel – Das Dunkel mangelnden Gewahrseins auflösen, Möhra 2012-2016:

https://library.ekayana-institut.de/einfuehrung-ins-mahamudra-marig-muensel-abschriften/  

Ebenda, Teil V 2016, Kap. 5: Die 3 Hindernisse überwinden, Abschn.: Die 4 Triebflüsse, S. 59ff

 

Siehe auch:

Frank Vollbrecht, Schwarmintelligenz oder Schwarmdummheit, Schwarmverhalten von Materie bis Mensch, Hinweise auf unbewusste Schwarmregeln, Gedanken als Schwarmprozess?, Büttgen 2021, opartandmore, Grundlegende Einflüsse bei der Entscheidungsfindung:  http://www.opartandmore.de/texte/asava.htm#_Toc78723796

[70] Alois Payer, Materialien zur buddhistischen Psychologie, ICH?, 5. Bewusstseinsprozesse Visuddhimagga, 3.3. Bhavaṅgacalana + Āvajjana — Erregung des Unterbewusstseins + Aufmerken, 2007, 

http://www.payer.de/buddhpsych/psych052.htm#3.3.

 

Anmerkung: Dem von A. Payer benutzten Begriff des Unterbewusstseins entspricht hier in diesem Text das Unbewusste.

 

[71] Vasilii Vasilevich Nalimov, Realms of the Unconsciousness, The Enchanted Frontier, Philadelphia Isi Press 1982, Part I Language of Probalilistic Vision of the World, S. 1-43

 

Anmerkung: Im Hinblick auf die 3-wertige Logik in der Philosophie des Madhyamaka von Nagarjuna gegenüber einer Sicht von Wahrscheinlichkeiten auf Basis einer Bayesschen Statistik wäre nun zu prüfen, ob die Aussagen Nagarjunas über den grundsätzlichen Anschein der Dinge vollständig gültig sind, sie untermauern oder ob Widersprüche auftreten. 

 

[72] Katsuki Sekida, ebenda, Psychologische Zeit und absolutes Samadhi, S. 141ff

 

[73] Katsuki Sekida, ebenda, S. 142

 

[74] Zu einer ähnlichen Sichtweise kommt der Erforscher der Schleifenquantengravitation Carlo Rovelli. Zeit und Raum bilden ein uferloses und ungeordnetes Netz aus Quantenereignissen, das von keiner Zeitachse mehr geformt ist und auch keine vierdimensionale Geometrie bildet, mit dem Fazit, es gibt keine Zeit, sondern ausschließlich Ereignisse. Quelle:

 

Carlo Rovelli, Die Ordnung der Zeit, Rowohlt, 2018. Insbesondere 2. Teil, Die Welt ohne Zeit, Kap. 6: Die Welt besteht aus Ereignissen, nicht aus Dingen, S. 83-90 

 

[75] James Low, Sweet Simplicity, Mahamudra Retreat, Wiesen Juli 2022, Tag 1, Session 2, 1:46:30

Transkribierter Auszug:

Consciousness is not wrong or bad, it is a modality of the potential of the ground. If we remember: the ground is open, it’s equal to samsara or nirvana. It’s the ground of both, it doesn’t have bias, it is neutral, could be clear awareness, could be grasping consciousness. Either it is just an illusory formation. The difference is awareness, is self-reflexive. That is to say the presence of awareness is self-illuminating, and so it is its own emptiness in the moment of the revelation of an experience.

 

Consciousness is not like that because it’s tilted towards the other. So I’m conscious of something and the something out there confirms the meanness in here. So you then get duality being built up as kind of reverberation which becomes a confirmation I exist. ...

 

This is a process which seems to be confirming the existence of something prior to the running of the process I’m doing this, I have always been here.

 

[76] Dietmar Mieth, Meister Eckhart, Einheit mit Gott, Patmos Verlag, Aus den deutschen Traktaten, Von Abgeschiedenheit, S. 81-91

 

Meister Eckhart interpretiert diesen Zustand allerdings mit einem Bezug auf Gott. An vielen Stellen seiner Predigten (sermones) sieht Meister Eckhart Gott als das einfache und lautere Sein an (z.B. ebenda, Aus der Auslegung des Johannesevangeliums, Sequere me (Folge mir!), Joh 18,43, n. 242, S. 270).

Der von Tulku Urgyen Rinpoche beschriebene Zustand der Soheit (siehe oben.) unterscheidet sich damit nur unwesentlich vom reinen Sein, das Meister Eckhart beschreibt. 

 

[77] Arya Nagarjuna, In Praise of the Dharmadhatu, übersetzt von Jim Scott, Bodhicitta-net, Vers 28:

http://www.bodhicitta.net/In%20Praise%20of%20the%20Dharmadhatu.htm   

 

Siehe auch:

Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, ebenda, Selfnessless is the Remedy for the Afflictions and Cognitive Obscurations, Shenpen Ösel, Vol. 3, Nr. 2, 1999, S. 37

 

James Low beschreibt zur Schwierigkeit der Aufrechterhaltung einer reinen Form der Präsenz, dass die immer offene wahre, unmittelbare Präsenz ohne bestimmten Grund von einem Gedanken eingefangen wird, wobei durch dieses Gefangen-Werden die Täuschung von „ich, mich, selbst“ „entsteht“. Es handelt sich um einen Moment, in dem die spontane, mühelose Selbst-Befreiung eine Pause einzulegen scheint, wobei es einen selbst-reflexiven Impuls gibt sowie eine leere und flüchtige Vorstellung entsteht, die sich aber scheinbar an andere Vorstellungen heftet. Danach scheint eine Kette verbundener Gedanken die Offenheit des Gewahrseins zu verdecken. Quelle:

 

James Low, Funken, Simply Being 2018. Abschn.: Der Lehrer, S. 42

 

[78] Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, ebenda, At the Meeting of the Conciousness With Its Object, There Is No Real Arising, S. 57

 

An dieser Stelle wird von Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche auch erklärt, wie sich einige Interpretationen der buddhistischen Weisheitsphilosophien im Hinblick auf das Verständnis von Bewusstsein und Gewahrsein unterscheiden.

 

[79] Katsuki Sekida, ebenda, 14. Kapitel: Reines Erkennen und Kensho, S. 211ff

 

[80] Diese und ähnliche Aussagen kann man vielen buddhistischen Texten entnehmen. Beispiel:

Dôgen Zenji, Shôbôgenzô, Der Schatz des wahren Dharma, Angkor Verlag, 2008, Abschn.: 39: Gabyô, Der Reiskuchen, S. 311-314

 

[81] Lankavatara Sutra, Die makellose Wahrheit erschauen, Die Lehre von der höchsten Bewusstheit und absoluten Erkenntnis, O.W. Barth Verlag, 2. Auflage, 2003, aus dem Sanskrit von Karl-Heinz Golzio übersetzt.

 

Wesentliche Aspekte des Lankavatara Sutra finden sich im folgenden Text:

Gerald Virtbauer, Bewusstsein und Beziehung im Mahayana-Buddhismus, Ein integrativ religionspsychologischer Ansatz, e-Journal Philosophie der Psychologie, 2011, Nr. 15, S. 1-9: http://www.jp.philo.at/texte/VirtbauerG2.pdf   

 

[82] Tenzin Wangyal Rinpoche beschreibt diesen Urgund, der im Tibetischen auch Kunzhi genannt wird, in der Tradition des Bön wie folgt:

 

The kunzhi is the mother of all existence, the origin of nirvana and samsara, of inner and outer existence, of negative and positive, of enlightenment and illusion. Although the base of all, the mother has no attributes, is without form or color, and is herself baseless. She is unborn, like the sky, not created by any activity, and without any cause. There is no substantial base giving rise to the primordial kunzhi; it is the inherent empty nature of everything. It is the space from which the elements, which are the fundamental structure of inner and outer existence, arise. It is the base of origination of all thoughts in the mind and all objects in external existence. It is the source of the three great visions, the sound, light, and rays, which are the manifestations of the energy of the natural state. When it is said that the mother is the source of inner existence, this refers to the kunzhi as the nature of the mind, unborn and empty like the sky.

 

Der Begriff Mother-Mutter hat hierbei eine andere Bedeutung als im europäischen Sprachraum:

 

To some extent ma corresponds to the absolute truth. … Ma is the kunzhi, the base (gzhi) of everything (kun). As the kunzhi, "ma" is a symbol for the emptiness of the natural state, experienced by the individual as the unborn essence of the mind.

 

Quelle: Tenzin Wangyal Rinpoche, Wonders of the Natural Mind, The Essence of DZOGCHEN in the Native BON Tradition of Tibet, Snow Lions Publications, 2000, Kap. 10: Ma: The Mother, Abschn.: The Mother of All Existence, S. 126: https://www.jamiiforums.com/data/attachment-files/2017/01/1470136_Tenzin_Wangyal_Wonders_of_the_Natural_Mind.pdf sowie S. 122 zum Begriff mother.

 

[83] Kenchen Trangu Rinpoche, Mahamudra Upadesha, At the Instant of Mahamudra Realization, All Ignorance and Karma are Purified, Shenpen Ösel, Vol 3, Nr. 3, 1999-2000, S. 53: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue08.pdf 

 

[84] Christoph Klonk, ebenda

 

[85] Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, ebenda, S. 59

 

[86] Beispiel für diese Charakterisierung des Geistes:

Tenga Rinpoche, Experiencing the Nature of Mind through Vipashyana, A Teaching on Chöd, in: Shenpen Ösel, 1999, Vol. 3, Nr. 1, S. 49f

 

[87] Ebenda

 

[88] Lama Anagarika Govinda, ebenda, 4. Teil: Grundprinzipien der buddhistischen Bewusstseinslehre, Abschn. II, Die Struktur des Bewusstseins, S. 112ff

 

[89] Ebenda, 6. Teil: Die Funktionen des Bewusstseins und der Wahrnehmungsvorgang, Abschn. 1: Die dynamische Natur des Bewusstseins S. 169-174

 

Siehe auch:

Frank Vollbrecht, Quantenphysik, Bewusstsein, Beobachter, opartandmore, 2012: http://www.opartandmore.de/texte/Quantenphysik.htm

 

[90] Zu den 5 Skandha siehe auch:

Alexander Berzin, Grundlegendes Schema der fünf Aggregate, Das Aggregat der Formen physischer Objekte:

https://studybuddhism.com/de/fortgeschrittene-studien/lam-rim/die-fuenf-aggregate/grundlegendes-schema-der-fuenf-aggregate#das-aggregat-der-formen-physischer-phanomene

 

[91] http://www.rigdzindharma.org/uploads/6/9/5/6/6956478/prayer_of_kuntuzangpo.pdf

Eine umfassende Erläuterung zu diesem Text findet sich als mündliche Unterweisung bei James Low: http://eifelaudio.simplybeing.co.uk/2017/11/15/autumn-2017/ 

 

[92] Christoph Klonk, ebenda

 

Im Buddhismus existieren allerdings auch einige Philosophien, bei denen sich die letztendlichen Aspekte unterscheiden. In einem Vortrag wurden von Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche im Oktober 2001 in Wellington in Neuseeland die wesentlich unterschiedlichen Aspekte der buddhistischen Schulen gegenübergestellt, die auf dem Buch Treasury of Knowledge von Jamgon Kongtrül Lödro Thayé basieren. Aus seinem Vortrag werden hier die zentralen Ansichten in folgenden Kurzdarstellungen zu diesen Schulen in Form von Aphorismen aufgeführt:

 

The Particularist School

 

When destroyed or analyzed, that which is suitable to be discarded is apparently real and that which cannot be discarded is genuine. Coarse entities and continua of consciousness constitute apparent reality. The partless are genuine.

 

The Sutra School

 

Actually and genuinely able to perform a function or not, having specific characteristics or only general ones.

 

The Mind Only School  (Cittamatra)

 

Perceived objects and perceiving subjects are mere appearance. Consciousness that is selfaware and empty of duality is genuine.

 

The Middle Way Autonomy School

 

Appearances exist superficially; they are like illusions. Ultimately nothing exists; it is like space.

 

nach Santarakshita:

Whatever things may be asserted by ourselves or others, since in their nature they are neither one nor many, they have no inherent nature; they are like reflections.

 

Subschools

 

The Sutra Autonomy School  (sautrantika-svatantrika-madhyamakadoes and says that outer things exist conventionally.

 

Rangtong (empty of self School):

 

The Yogic Conduct Autonomy School (yogacara-svatantrika-madhyamaka) explains conventional reality the way the mind only school does and does not assert the existence of outer objects conventionally.

 

The Middle Way Consequence School (prasangika madhyamaka)

 

Apparent reality is whatever mind imagines. It is asserted following worldly tradition. Genuine reality is inexpressible and inconceivable.

 

The object of meditation, the dharmadhatu, and the meditating mind are undifferentiable, like water poured into water.

 

Nach Nagarjuna:

Existence is the view of realism. Nonexistence is the view of nihilism. Therefore, the wise abide neither in existence nor in nonexistence.

 

Those who are careful neither assert existence nor nonexistence, and therefore they cannot be refuted by anyone.

 

Nach Shantideva:

Genuine reality is not an object of the intellect. If it is something the intellect can grasp, it is necessarily relative.

 

When mind perceives neither something nor nothing, then there is no projected image, and this lack of any reference point is perfect peace.

 

 

 

The Shentong (empty of other School):

 

The imaginary and dependent aspects are apparent reality. The perfectly existent nature, nondual primordial wisdom, is genuine. This is the empty of other presentation.

 

Nach The Highest Continuum: The Treatise on Buddha Nature:

It is empty of that which can be separated out, the fleeting stains. It is not empty of that which is inseparable from it, the unsurpassable qualities.

 

Nach Milarepa:

For the mind that masters view, the emptiness dawns. In the content seen, not even an atom exists. A seer and seen, refined until they’re gone— This way of realizing view, it works quite well.

 

When meditation is clear light river flow, there is no need to confine it to sessions and breaks. Meditator and object refined until they’re gone— This heart bone of meditation, it beats quite well.

 

Quelle:

Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche, The Two Truths, Shenpen Ösel, Vol 6, Num 1&2, S. 106-141, http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue14.pdf

 

[93] Christoph Klonk, ebenda, S. 24f

[94] Ebenda, S. 8

[95] Ebenda

Zu einigen Details des Madhyamaka bestehen allerdings bei den Anhängern des Cittamatra, den Yogacarins, Auffassungsunterschiede (siehe auch), die von Vasubandu and Shtirmati im 4. bzw. 6. Jahrhundert kommentiert wurden und von Th. Stcherbatsky vom Sanskrit ins Englische übersetzt wurden:

Th. Stcherbatsky, Madhyanta-Vibhanga, Discourse on Discrimination between Middle and Extremes ascribed to Bodhisattva Maitreya and commented by Vasubandu and Shtirmati, Oriental Books Reprint Corporation, exclusively distributed by Munshiram Manoharlal Publishers Pvt. Ltd. 54 Rani  Jhansi Road, New Dehli-110055, India, Originally published in 1936 as Vol. XXX of Bibliotheca Buddhica

Der III. Karmapa (1284–1339) zeigte allerdings, dass sich die Auffassungsunterschiede zwischen den Anhängern des Cittamatra und Madhyamaka in ihrer Essenz als Folge einer Gleichheit von der Abwesenheit aller Referenzpunkte beim Madhyamaka mit der beim Cittamatra interpretierten Beschreibung nicht-konzeptueller Weisheit wieder auflösen. Quelle:

Karl Brunnhölzl, In Praise of Dharmadhatu by Nagarjuna, Commentary by the III. Karmapa, Snow Lion, Boston&London, 2007, Kap.: The Dharmadhatustava, Abschn.: The Significance of the Dharmadhatustava in the Indo-Tibetan Tradition, S. 133-137

[96] Elke Van Hoof, Empfindsame Seelen, Interview: Hochsensible werden oft schlicht für übertrieben dünnhäutig gehalten. Doch die Psychologin Elka Van Hoof hält dagegen: Hochsensibilität ist ein eigenständiges Persönlichkeitsmerkmal, das auch Vorteile bringt. In Gehirn&Geist Juli 2017, S. 13-16; siehe auch:

https://catherineongenae.com/2015/06/29/professor-elke-van-hoof-vub-over-hoogsensitiviteit-ik-weet-wat-het-is-om-je-anders-te-voelen/

 

[97] Barbara Ann Brennan, Licht-Arbeit, Heilen mit Energiefeldern, Goldmann Verlag, 23. Auflage, 1998

 

[98] Siehe: https://barbarabrennan.com/

 

[99] Barbara Ann Brennan, ebenda, Teil I, Kap. 3: Die neue Theorie des Heilens – Die holografische Erfahrung, M-3 Transzendentaler Monismus (Materie entsteht aus Geist), S. 80

 

[100] Barbara Ann Brennan, ebenda, Teil II, Die menschliche Aura, Kap. 7: Die Aura – Das menschliche Energiefeld, S. 88-114

 

Zu Gedankenformen siehe: ebenda, Teil III, Die Dynamik der Psyche und das menschliche Energiefeld, Kap. 11: Beobachtungen der Aura in Therapiesitzungen, Abschn.: Dissoziierte Gedankenformen in der Aura, S. 179-184

 

[101] Rose Rosetree, Die Aura erkennen mit allen Sinnen, Heyne Verlag, 4. Auflage 2008, Kap. 3: Die Energie „engagieren“, Abschn.: Das innere Wörterbuch lesen, S. 109-118

 

[102] Ebenda, Kap. 4: Was uns die Chakren sagen, Abschn.: Die Chakren (nach Rose), S. 151

 

[103] Daniel Everett, Das glücklichste Volk, Sieben Jahre bei den Piraha-Indianern am Amazonas, Deutsche Verlagsanstalt, 2. Auflage 2010, Auszug aus dem Prolog:

 

»Siehst du ihn nicht da drüben?«, fragt er ungeduldig. »Xigagaí, eines der Wesen, die über den Wolken wohnen. Er steht am Strand und schreit uns an, sagt uns, dass er uns töten wird, wenn wir in den Dschungel gehen.«

»Wo?«,  frage ich. »Ich kann ihn nicht sehen.«

»Na, genau da«, gibt Kóhoi gereizt zurück und starrt auf die Mitte des offenkundig leeren Strandes.

»Im Dschungel hinter dem Strand?«

»Nein! Da am Strand. Sieh doch!«, erwidert er empört.

Wenn ich mit den Pirahã im Dschungel bin, übersehe ich regelmäßig Tiere, die ihnen auffallen. Meine unerfahrenen Augen sehen einfach nicht so gut wie ihre.

Hier ist es anders. Selbst ich kann erkennen, dass da auf dem weißen, höchstens hundert Meter entfernten Sandstrand nichts ist. Aber so sicher ich mir auch bin, die Pirahã sind sich genauso sicher, dass dort etwas ist. Vielleicht war etwas da, was ich nicht gesehen habe, aber sie bestehen darauf, dass Xigagaí auch jetzt noch dort ist.

Immer noch blicken alle zum Strand. Neben mir höre ich Kristene, meine sechsjährige Tochter, sagen: »Was gucken die da alle, Papa?«

»Ich weiß nicht. Ich kann nichts sehen.«

Kris stellt sich auf die Zehenspitzen und schaut über den Fluss. Dann sieht sie mich an. Dann die Pirahã. Sie ist genauso verwirrt wie ich.

Kristene und ich gehen zurück in unsere Hütte. Was habe ich da gerade miterlebt? Seit jenem Sommermorgen sind mehr als zwanzig Jahre vergangen, und immer noch bin ich mit einer Frage nicht im Reinen: Was bedeutet es, dass zwei Kulturen, unsere ursprünglich europäische und die der Pirahã, die Realität so unterschiedlich wahrnehmen können? Ich hätte den Pirahã nie beweisen können, dass der Strand leer war. Und ebenso wenig hätten sie mich davon überzeugen können, dass sich dort irgendetwas befand, und erst recht kein Geist.

 

Hieraus lässt sich möglicherweise schließen, dass bedingt durch die westliche Kultur das Vermögen zur spirituellen Wahrnehmung im Gegensatz zu Naturvölkern weitgehend verloren gegangen ist, während bei dieser konkreten Episode eine Gruppe von Personen eine gemeinsame spirituelle Wahrnehmung erfährt, die im visuellen Bereich des Cortex als Überlagerung der herkömmlichen Sinneswahrnehmung sichtbar wird. Diese besondere Form der Wahrnehmung muss allerdings getrennt werden von ihrer inhaltlichen Deutung bzw. Interpretation durch die Wahrnehmenden. Einer Gruppenwahrnehmung kommt hier allerdings im Hinblick auf einen Realitätsbegriff eine schwerer wiegende Bedeutung zu, auch wenn nach der Philosophie des Madhyamaka jegliche Form von Phänomenen nur dem Anschein nach besteht; d.h. auch die Phänomene der direkten Sinneswahrnehmung.

 

Besondere Geisteskräfte in Verbindung mit Wahrnehmungen, die für gewöhnliche Personen nicht erfahrbar sind, werden auch im Buddhismus beschrieben. Quelle:

Jamgön Krongtrul (1833-1899), The Treasury of Knowledge, Journey and Goal, Kalu Rinpoche Translation Group unter Khenpo Lodrö Dönyö Rinpoche sowie Richard Barron, 2011, Snow Lion Publications, Ithaca, New York, Library of Congress, Band 10, An Analysis of the Consummate Fruition State, Teil 2: The More Common Attainments in the Vajrayana, II Specific Explanations, B Expansive Explanation, 2. Siddhis, b Intermediate Siddihis, S. 454ff: http://promienie.net/blog/philosophy-spirituality/buddhism/dharma-collection/item/249-journey-and-goal

 

Eine Vorgehensweise zur Erlangung von Siddhis durch spezielle meditative Übungen findet sich in:

Bhadantácariya Buddhaghosa, Visuddhimagga, Path of Purification, The Classic Manual of Buddhist Doctrine and Meditation, Translated from the Pali by Bhikku Nanamoli, Teil II Concentration (Samadhi), Kap. XII: The Supernatural Powers, S. 369-399: https://accesstoinsight.org/lib/authors/nanamoli/PathofPurification2011.pdf

 

Belege zur Überprüfbarkeit derartiger Geisteskräfte gibt es nur wenige. Bekannt geworden sind allerdings die Versuche der CIA. Siehe Fußnote 128.

 

[104] Barbara Ann Brennan, ebenda, Teil IV, Die Wahrnehmungsinstrumente des Heilers, Kap. 15: Von der Energieblockierung zur körperlichen Krankheit, Abschn.: Die Dimension der Energie und des Bewusstseins, S. 245-249

 

[105] Ebenda, Teil II, Kap. 7, Abschn.: Die Funktion der Chakren, S. 98-102

 

[106] Im Gegensatz zu dem monistischen Bild eines alles umfassenden Bewusstseins interpretiert Babara Ann Brennan die außerhalb des Menschen liegenden Energien über ein theistisches Weltbild in Form engelgleicher Geistführer. Quelle:

Barbara Ann Brennan, ebenda, Kap. 20, Heyoans Metapher der Wirklichkeit, S. 304-312

 

[107] Lama Tilmann Lhündrup, Mahamudra Unterweisungen, IX. Karmapa, Marig Münsel, „Mahamudra – Das Auflösen des Dunkels mangelnden Gewahrseins“, Teil 3, Möhra 2014, B: Intuitive Einsicht, Kap. 2: Das Wesen des bewegten Geistes untersuchen, S. 67f: https://s3-eu-west-1.amazonaws.com/awakeningtosanity-download/Texts/de/Einfuehrung.ins.Mahamudra-Marig.Muensel-Kurs.3-Tilmann.Lhundrup.pdf  

 

[108] Christoph Klonk, ebenda, Kap. 12: Untersuchen von Leid und Schmerz, S. 107-113

 

[109] Lama Tilmann Lhündrup, ebenda, Teil 4, Kap. 7: Das Aufzeigen der Natur der Erscheinungen, S. 97f

 

[110] Im physikalisch-materialistischen Sinne sind bisher 4 Grundarten (Wechselwirkungen) bekannt: Starke Kernkraft (bzw. Quantenchromodynamik), schwache Kernkraft, Elektromagnetische Kraft (bzw. chromoelektrische und chromomagnetische Kraft zwischen Quarks), Gravitationskraft. Geisteskräfte lassen sich bisher nicht durch ein physikalisches/materielles Modell erklären. Dennoch gibt es Auswirkungen zwischen geistigen und physikalischen/materiellen Ereignissen, z.B. können starke geistige Gedanken zur Ausschüttung von Hormonen (Adrenalin bei Wut) führen und umgekehrt kann auch das geistige Erleben körperlicher Zustände zur Auslösung von Gedanken führen (beispielsweise kann eine Schmerzwahrnehmung als Folge eines biochemischen Prozesses im Körper zu sorgenvollen Gedanken führen). Da die physikalischen Modelle bisher derartige Wechselwirkungen nicht kennen, müssen die heutigen physikalischen Modelle alle als unvollständig gelten.

 

Zur Beschreibung der physikalischen Wechselwirkungen siehe beispielweise:

Harald Fritzsch, Quarks, Urstoff unserer Welt, Serie Piper, 8. Auflage, 1984

 

Aus herkömmlicher physikalisch-materialistischer Sicht handelt es sich bei subjektiv geistigen Erscheinungen dagegen um einen Epiphänomenalismus, der als Folgeerscheinung auf den materiellen Aufbau des Gehirns zurückgeht. Seit den Erkenntnissen der Quantenphysik ist diese Sichtweise grundsätzlich nicht mehr haltbar. Quelle:

 

Amit Goswami, Das bewusste Universum, Kamphausen Mediengruppe Bielefeld, 1997, 1. Teil: Vereinigung von Wissenschaft und Spiritualität, Den materialistischen Realismus stutzen, S. 70-73

 

Auch der amerikanische Philosoph Ken Wilber hat 1995 eine Beweisführung unternommen, warum die herkömmliche Beschreibung aus einer rein physikalischen Sicht unzureichend ist und immer bleiben wird, da sie die ich-bezogene intentionale Sicht, die wir-bezogene kulturelle Sichtweise und die sozial bzw. kommunale Sichtweise nicht enthalten, womit sich Physik, Mathematik und Logik als unvollständig ergeben. Er bezeichnet die unterschiedlichen Sichtweisen als verschiedene, gegenüberstellbare Dimensionen - auch 4 Quadranten genannt - einer Gesamtsicht, aus der heraus sich erst Vollständigkeit ergeben kann. Siehe:

 

Ken Wilber, Eros, Kosmos, Logos, Eine Jahrtausend-Vision, Fischer Taschenbuch Verlag, 1996, Kap. 4: Die Dinge von innen kennen, S. 145-196, Abschn: Die vier Quadranten, S. 160-165, sowie Kap 5. Das Emergieren der menschlichen Natur, S. 197-257.

Aus Copyright-Gründen wird die Struktur dieser 4 Quadranten als Grafik nur über folgenden Link wiedergegen: https://www.researchgate.net/profile/Joseph_Voros/publication/237770835/figure/fig2/AS:648580884856832@1531645141202/The-Four-Quadrants-in-detail-up-to-the-level-of-mind-From-Wilber-K-An-Integral.png

 

Im Hinblick auf die Energie von Gedanken unterscheidet James Low außerdem zwischen der Intensität der energetischen Form und der Intensität der Auswirkungen auf die Psyche. Quelle:

 

James Low, Zuhause im Spiel der Wirklichkeit, Ein Kommentar zum Dzogchen Schatztext Unmittelbares Aufzeigen der Buddhaschaft jenseits aller Klassifizierungen von Nuden Dorje, Wandel Verlag Berlin, 2012, Teil 1 Kommentar: Die nackte Erfahrung der Bewusstheit, S. 139 

 

Zum energetischen Aspekt der Gedanken sagt James Low:

 

… we are starting to feel the enormous force of our karmic patterns are built up patterns of investment … the less you invest the more it will vanish, the more you invest the more it will continue. Who is the one who is investing? No-one. Thought formation is investing thought formation with meaning. … Sometimes the dualistic mind looks subject, sometimes it looks object. …

 

… only shimmering patterns of energy …

 

… subject is energy moving in the mind. The mind itself like a mirror is the shower, the displayer, the revealer, The thoughts don’t reveal. The self does the revealing. …

 

… The light of the object is the light of the mind, and the light of the subject is the light of the mind. Awareness, ripga, is the source of light – not thinking. Thinking is simply reflecting energy of the light of the mind. …

 

Quelle:       

James Low, The Evocation of Samantabhadra, Simply Being: Eifel Retreats, Autumn 2017, Saturday: Abschn.: Guru Yoga practice – a lengthy introduction, http://eifelaudio.simplybeing.co.uk/2017/11/15/autumn-2017/ 

 

Das Auftreten von Gedanken sieht Chögyam Trungpa als einen energetischen Prozess an, der ausgehend vom Nichtdenken – das er als andere Form des Denkens sieht – eine energetische Aktivität ähnlich wie ein Vakuum aufbaut, aus dem heraus erneutes Denken sichtbar wird, was als Dakini-Prinzip bezeichnet wird. Quelle:

 

Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, Glimpses of the Profound, Shambhala, Boston 2016, Teil 1: The Feminine Principle, Kap. 4: Prajnaparamita, S. 173f

 

[111] Daniel M. Ingram, Mastering the Core-Teachings of the Buddha, 3. Auflage, April 2007

 

[112] Chr. Gerthsen und H.O. Kneser, Physik, 11. Auflage, Springer Verlag, 1971, Teil I: Mechanik, Kapitel X: Schallwellen, S. 112-122 sowie Teil III: Elektrizität und Magnetismus, Kap. L: Wechselströme und –spannungen, S. 245-254 und Kap. N: Freie Schwingungen in elektrischen Stromkreisen, S. 258-261

 

[113] Amit Goswami, ebenda, 3. Teil, Selbstbezüglichkeit; Wie aus dem Einen Viele werden, Kap. 11: Auf der Suche nach dem Quanten-Geist, S. 214

 

[114] Frank Vollbrecht, Gedanken über Gedanken, Teil I, Wir sind nicht unsere Gedanken, aber was sind unsere Gedanken?, opartandmore, 2012, Abschn. 6: Vibrationen

 

[115] Amit Goswami, ebenda, Der Mystizismus, S. 77

 

[116] Mit geistigen Wahrnehmungen ist hier das geistige Erleben gemeint, das sich aus den Signalen der Sinnesorgane ergibt, also beispielsweise das im Geist gesehene Bild und nicht das auf den Sinneszellen des Auges abgebildete optische Bild einer äußeren Umgebung oder aber auch das im Geist Gehörte im Gegensatz zu den akustischen Sinneswahrnehmungen im Ohr. Im Buddhismus werden derartige Sinneswahrnehmungen als eigene nonduale Bewusstseinsformen verstanden (siehe: Khenchen Thrangu Rinpoche, Creation and Completion, The Eight Conciousnesses as the Deluded Aspect, of Mind and Buddha Nature Itself, Shenpen Ösel, Vol 5, Nr. 1, Mai 2001, S. 34-45: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue09.pdf )

 

[117] Robert Sanders, Scientists decode brainwaves to eavesdrop on what we hear, Berkeley News, 31.01.2012: https://news.berkeley.edu/2012/01/31/scientists-decode-brain-waves-to-eavesdrop-on-what-we-hear/, Zitat:

 

Scientists have succeeded in decoding electrical activity in the brain’s temporal lobe – the seat of the auditory system – as a person listens to normal conversation. Based on this correlation between sound and brain activity, they then were able to predict the words the person had heard solely from the temporal lobe activity. This research is based on sounds a person actually hears, but to use it for reconstructing imagined conversations, these principles would have to apply to someone’s internal verbalizations. There is some evidence that hearing the sound and imagining the sound activate similar areas of the brain. If you can understand the relationship well enough between the brain recordings and sound, you could either synthesize the actual sound a person is thinking, or just write out the words with a type of interface device. …

 

“We are looking at which cortical sites are increasing activity at particular acoustic frequencies, and from that, we map back to the sound,” Pasley said. He compared the technique to a pianist who knows the sounds of the keys so well that she can look at the keys another pianist is playing in a sound-proof room and “hear” the music, much as Ludwig van Beethoven was able to “hear” his compositions despite being deaf.

 

[118] Lama Anagarika Govinda, ebenda, 6. Teil: Die Funktionen des Bewusstseins und der Wahrnehmungsprozess, Abschn., III: Der Wahrnehmungsprozess, S. 177-189

 

In dem Text werden nicht nur die 17 Schwingungen zur Bewusstwerdung dargestellt, sondern auch weitere, sehr schnell und sich sehr häufig wiederholende ablaufende Prozesse der Sinneswahrnehmung am Beispiel der Erkennung einer Rose erläutert:

 

panca-dvara-vithi: Wahrnehmungsprozess auf Grund einer Sinnenwahrnehmung der 5 Sinnestore

tad-anubattaka-mano-dvara-vithi: der reproduktive Prozess

nama-pannatti-vithi: der Benennungsprozess

attha-pannatti-vithi: der Prozess der Sinneserfassung

 

Siehe auch Frank Vollbrecht, Teil I:

http://www.opartandmore.de/texte/Gedanken.htm#_Toc334631838

 

[119] Lama Tilmann Lhündrup, Teil 4, ebenda, Kap. 6b: Das Aufzeigen des aktiven, denkenden Geistes, S. 58

 

[120] Ebenda, S. 64

Zitat:

Denken umfasst alles, was an geistigen Bewegungen vorhanden ist. … Dann gibt es das begriffliche Denken, eine sehr langsame Form, ein langsamer Prozess des Denkens. Dabei ist es so, als würden wir innerlich Worte und Sätze hören. Aber es gibt die ganz flinken, raschen Prozesse des bildhaften Denkens, des assoziativen Denkens; die Idee, die dem Wort vorausgeht. Das geht alles viel schneller, und dort findet das eigentliche Gestalten der Welt statt.

 

Siehe auch: Ebenda, S. 54:

Zitat:

Das Verstehen eines Wortes ist bereits eine komplizierte Geistesbewegung, das sind mehrere Gedanken. Das Verstehen des Wortes! Jedes Mal habt ihr das Wort verstanden. Stellt euch das mal vor, was da schon an Denken passiert. Ihr denkt immer, der Gedanke wäre das, was durch das Wort ausgelöst wurde, aber das Verstehen des Wortes ist schon Denken, und zwar recht anspruchsvoll. Das sind unglaubliche Prozesse, die wir beobachten.

 

[121] Barbara Ann Brennan, ebenda, Teil II Die menschliche Aura, Kap. 7: Dia Aura – Das menschliche Energiefeld, S. 85ff 

 

[122] Ebenda, Teil I, Ein Überblick über das Heilen in unserer Zeit, Kap 2: Die vier Dimensionen der schöpferischen Energie, Abschn.: Die Ebene des Wesenssterns, S. 76f

 

[123] Amit Goswami, Das bewusste Universum, Kamphausen Mediengruppe Bielefeld, 1997, 1. Teil: Die Vereinigung von Wissenschaft und Spiritualität, Kap. 4: Die Philosophie des monistischen Idealismus, S. 74-90

 

[124] Barbara Ann Brennan, ebenda, Kap. 5: Die wissenschaftliche Erforschung des menschlichen Energiefeldes in Vergangenheit und Gegenwart, S. 76-80

 

[125] Ebenda, S. 77f

 

[126] Ebenda, Teil II Die menschliche Aura, Kap. 7: Dia Aura – Das menschliche Energiefeld, Abschn. Der mentale Körper (Dritte Schicht), S. 104f

 

[127] Tenga Rinpoche, The Mahamudra of the Venerable Gampopa, the One Sufficient Path, Shenpen Ösel, Vol. 4, Num. 1, Juni 2000, S. 84: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue09.pdf  sowie

Kenchen Thrangu Rinpoche, Shenpen Ösel, Vol. 4, Num. 3, Dezember 2000, Vorwort: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue11.pdf

 

Die Reflexivität des einen alles umfassenden Bewusstseins stellt dabei einen einzelnen Aspekt einer grundlegenden Totalität dar, welche den Erscheinungen Raum gibt und ihnen zu geschehen erlaubt, im Sinne eines von mehreren Aspekten der Ganzheit. Quelle:

Chögyam Trungpa, Das Mandala in uns, Die buddhistische Sicht der Ordnung, Diederichs Gelbe Reihe, 2004, Das Mandala der nicht-bedingten Energie, Abschn.: Das Mandala des nicht-bedingten Seins, S. 101f

 

Insgesamt werden die verschiedenen Aspekte des Bewusstseins im tibetischen Buddhismus auf einer Metaebene in Form einer Art Landkarte des Geistes dargestellt, die das Mandala der 5 Buddha-Familien genannt wird. Aus dem Blickwinkel der nondualen Totalität wird die direkte Form von Erscheinungen als Spiegelgleiche Weisheit bezeichnet. Details siehe:

Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, The Tantric Path of Indestructible Wakefulness, Vol. 3, The Profound Treasury of the Ocean Dharma, Shambhala Boston&London, 2013, Teil VI, The Mandala Principle, Kap. 26: The Mandala of the Five Buddha Families, S. 293-312

 

[128] John Myrdhin Reynolds, Self-Liberation Through Seeing With Naked Awareness, An Introduction to the Nature of One’s Own Mind from The Profound Teaching of Self-Liberation in the Primordial State of the Peaceful and Wrathful Deities, A terma text of Guru Padmasambhava expounding the view of Dzogchen, rediscovered by Rigdzin Karma Lingpa, Snow Lion Bosteon, 1989, 2000.

 

Der Text Padmasambhavas (8.-9. Jahrhundert unserer Zeit) beschreibt auf den Tafeln  26 und 27 des handgefertigten Blockdrucks mehrere Aspekte des Geistes. Hier nur ein paar übersetzte Auszüge:

 

Everything that appears is but a manifestation of mind

 

Even though intrinsic awareness which is self-originated primal awareness appears to you, it is but a manifestation of mind

 

Even though the colors that are the characteristics of things appear to you, they are but manifestations of mind

 

Because of the unobstructed nature of mind, there is a continuous arising of appearances

 

Nor can it (the mind) be seen as just being empty, because there exists the transparent radiance of its own luminous clarity and awareness

 

Not understanding this (intrinsic awareness) even Panditas can fall into error

 

[129] Alcino J. Silva, Ein Netz von Erinnerungen, Gehirn & Geist, Spektrum.de, 05.12.2017: https://www.spektrum.de/magazin/gedaechtnis-wie-wir-erinnerungen-verknuepfen/1519031 

 

[130] Khenchen Thrangu Rinpoche, Pointing Out the Dharmakaya, Looking at the Mind Within Occurrence Means Looking at the Nature of Thoughts as They Arise, Shenpen Ösel, Vol 4, Nr. 3, Dezember 2000, S. 48: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue11.pdf

 

[131] Ebenda, S. 50

 

[132] Ebenda, S. 50f

 

[133] Der Bewusstseinsbegriff wird in den verschiedenen Schulen des Buddhismus unterschiedlich belegt, die im Widerspruch zu stehen scheinen, so dass es leicht zu Missverständnissen kommen kann. Die Unterschiede sind bisweilen minimal doch gleichzeitig elementar und damit auch schwer zu verstehen; auch wenn die Unterschiede gering erscheinen, so haben sie doch Auswirkungen auf die Glaubenslinie, die man im tibetischen Buddhismus selbst zu verwirklichen sucht. Khenchen Thrangu Rinpoche hat bei einer Unterweisung die Unterschiede aus 3 verschiedenen Sichtweisen gegenübergestellt, dem Madhyamaka, dem Mahamudra und der Erkenntnistheorie (Pramana) Valid Cognition des indischen Gelehrten Dharmakirti aus dem 6. Jahrhundert:

 

First of all, in the madhyamaka context the self-awareness that is refuted is the mind being aware of itself as a substantial thing, that is to say, the mind as an appearance having true existence and being able to directly experience or be aware of its own truly existent characteristics. From among the two categories of things, cognitions and inert matter, mind of course is a cognition, and as a cognition it is aware. What is refuted in the madhyamaka context is that that cognition has a true or absolute existence and could, therefore, be aware of its own substantial or absolute existence. The mind is empty of substantial existence and is therefore not aware of any substantial existence within itself. In short, the mind does not see itself, or is not aware of itself, in the sense of seeing a thing.

 

In the mahamudra context, when we say that the mind can be aware of its own nature, we mean that the mind is aware of its own nature, which is emptiness. Of course, all things are empty, but among all things, mind is manifestly empty. When you look at your mind in the mahamudra practice you observe that there is no shape, no color, no substantial characteristic of any kind, that the mind has no true origination, abiding, or cessation. If the mind had substantial existence, it would possess these characteristics, it would come into being, it would abide, and it would cease. What the mind sees when the mind looks at its own nature is its own absence of true existence. What is refuted in the middle way school is the mind seeing its own presence of true existence, since it does not have any. Therefore, in the mahamudra context, the use of selfawareness is quite different from the way it is used in the madhyamaka context.

 

On the other hand, in the context of valid cognition we find the statement that all mind is self-aware, which seems to be a complete contradiction of the madhyamaka refutation of self cognition, self-awareness has yet a third meaning. It means that you are aware of your own experience, that which is experienced by your mind is not hidden from you, does not need to be inferred by you or deduced by you, is obvious to you. Therefore, if your mind was not self-aware in that way, then you would have no way of knowing what you were thinking. You would have no way of knowing what you were seeing, what you were hearing, what you were smelling, and so forth. In short, the capacity for all the experiences of the five sense consciousnesses and the sixth, the mental consciousness, is based upon self-awareness. However, this awareness of your own experience, which is called self-awareness in the context of valid cognition, is not an awareness that has a separate subject and object. On the other hand, it is still a relative truth form of self-awareness, and therefore it is different from the self-awareness spoken of in mahamudra, because the self-awareness in mahamudra is aware of absolute truth.

 

Quelle:

Khenchen Thrangu Rinpoche, Ebenda, Determining Whether Your Recognition of the Mind’s Nature Is Authentic, S. 58f

 

Im Gegensatz zu diesen 3 Begriffsfestlegungen und Ansichten steht die aus dem 4. Jahrhundert stammende monistische Philosophie Cittamatra des Bodhisattva Maitreya mit der dort vertretenen Ansicht der Existenz eines Absoluten, „Reality Self-name, the Highest Truth“. Zur Position des Cittamatra existiert ein Sanskrit-Kommentar von Vasubandu aus dem 4. Jahrhundert und eine weitere Position aus dem 6. Jahrhundert mit Shtiramati, die in einem „Nachweis“ des Absoluten endet. Quelle:

 

Th. Stcherbatsky, Madhyanta-Vibhanga, Discourse on Discrimination between Middle and Extremes ascribed to Bodhisattva Maitreya and commented by Vasubandu and Shtiramati, Oriental Books Reprint Corporation, exclusively distributed by Munshiram Manoharlal Publishers Pvt. Ltd. 54 Rani  Jhansi Road, New Dehli-110055, India, Originally published in 1936 as Vol. XXX of Bibliotheca Buddhica, Kap. V, The Absolute, S. 74-106, insbesondere §18, The proof establishing the existence of the Absolute, S. 99-103

 

Im heutigen tibetischen Buddhismus wird die Existenz eines Speicherbewusstseins (Alayavjinana) auf Basis der Philosophie des Madyhamaka seitens des Dalai Lama abgelehnt. Quelle:

Francisco J. Varela, Traum, Schlaf und Tod, Der Dalai Lama im Gespräch mit westlichen Wissenschaftlern, Kap. 3: Träume und das Unbewusste, Abschn.: Das Speicherbewusstsein und das Unbewusste, S. 111ff

 

Bei einer Unterweisung zu einem Vajradhatu-Seminar hat der Meditationsmeister Chögyam Trungpa Rinpoche auf Grund von Fragen eines Schülers* allerdings eine Antwort gegeben, bei der die reine Position des Madhyamaka zu Gunsten einer aus sich selbst heraus existierenden Intelligenz aufgegeben wird, womit sich anscheinend wieder eine erhebliche Annäherung an die Philosophie des Cittamatra ergibt. Auszug aus dem Gespräch, bei dem es im Vorfeld um die Frage des freien Willen als Ursache des Zufalls und die Lehre Padmasambhavas ging:

 

Schüler*: Sie sprachen zuvor über Padmasambhava in einem Zustand der Entscheidungslosigkeit. Ist es das gleiche, wie überhaupt nicht zu denken, ich meine, wenn der Geist einfach von selbst funktioniert …?

 

Chögyam Trungpa: Was Denken bedeutet. Aber Sie können denken ohne zu denken. Es gibt eine bestimmte Intelligenz, die mit der Gesamtheit in Verbindung steht, die präziser ist, aber nicht verbal. Sie ist in keiner Weise konzeptionalisiert. In gewisser Hinsicht denkt sie tatsächlich, aber es ist kein Denken im üblichen Sinn.

 

Schüler*: Ist es ein Denken ohne berechnend zu sein?

 

Chögyam Trungpa: Etwas mehr als das. Es ist Denken ohne zu integrieren, aber es ist noch etwas mehr als das. Es ist eine ganz eigene, aus sich selbst existierende Intelligenz.  

 

Quelle: Chögyam Trungpa, Verrückte Weisheit, Leben ohne Hoffnung und Furcht, Windpferd Verlag, 2012, Verrückte Weisheit – Seminar I, Jackson Hole 1972, Kap. 6: Zynismus und Hingabe, S. 79f

 

Chögyam Trungpa geht mit seiner Annäherung an das Cittamatra allerdings weit über den Begriff eines all-umfassenden Bewusstseins hinaus, wie er mit seiner Erläuterung  von EVAM, dem männlichen und weiblichen Prinzip im Vajrayana, aufzeigt. Das E steht dabei für das weibliche Prinzip unermesslicher Weisheit in einem unermesslichen Raum, einem unermesslichen Geist, der erheblich weiter gefasst ist als beim Cittamatra oder auch beim Zen. Quelle:

Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, Glimpses of the Profound, Shambhala, Boulder 2016, Teil 2, EVAM, S. 184-245, insbesondere S. 188

 

Auch weist Chögyam Trungpa darauf hin, dass es eine Art Grundnorm im Sinne eines grundlegenden Gesetzes gebe, aber ohne dass es dazu durch eine Instanz erschaffen worden sei. Einen zielgerichteten Schöpfergott, der darüber hinaus nicht einmal eins ist mit seinen Schöpfungen, wird von ihm vollkommen ausgeschlossen und auch nicht notwendig angesehen. Das heutige theistische Prinzip lasse mit der Beseitigung des Mystizismus keine Nichtexistenz und Bedingungslosigkeit mehr zu, wodurch zwar der Humanismus gefördert wurde sich aber gleichzeitig in einem Dogmatismus verstrickte.   

 

Quelle: Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, Glimpses of the Profound, Shambhala, Boulder 2016, Glimpses of Space, Part I: The Feminine Principle, Kap. 1: The Mother Principle, S. 147, Part III: EVAM, Kap 3: Missing the Boat, S. 211, Part IV: Glimpses of Realization, Kap. 2: Cosmic Disaster, S. 267 sowie Kap.6:  Buddha is everywhere, S. 328.      

 

Einige dieser Aussagen sind nicht mehr weit von den pantheistischen Ansichten der Amalrikaner aus dem 12./13. Jahrhundert entfernt, die als eine neue Philosophie auf den Grundlagen von Aristoteles, Johannes Eriugena, der Schule von Chartres und Ben Gabirol errichtet wurde, bis diese durch die Inquisition eliminiert wurde. Zitat:

 

Gott ist hier alles, auch und gerade das Böse, das erst die göttliche Allmacht erweist. Der Mensch, der weiß, dass Gott alles in ihm wirkt, kann nicht sündigen; diese „Erkenntnis der Wahrheit“ ist schon der Himmel und die einzig mögliche Auferstehung; die Hölle ist nur das Nichtwissen und ist in uns „wie ein fauler Zahn im Munde“.

 

Quelle:

Arno Borst, Die Katharer, Karolinger Verlag, 2012, Teil II: Die Geschichte der Katharer, Kap. 7: Religiöse Bewegung und katholische Kirche (c. 1170-1215), S. 127

 

Bereits der Stoiker und römische Kaiser Marc Aurel (121-180 n Chr.) hat in seinen Selbstbetrachtungen Äußerungen von sich gegeben, die sich als eine frühe Form des Pantheismus deuten lassen. Beispiele, Zitat:

 

Vers 8

Unter die vernunftlosen Wesen ist eine Seele verteilt, den vernünftigen aber eine denkende Seele zugeteilt, so wie es auch für alle Erdgebilde nur eine Erde gibt und wir alle, die wir sehend und belebt sind, durch ein Licht sehen und eine Luft einatmen.

 

Vers 22

Wende dich mit deiner Forschung deiner eigenen herrschenden Seele, der Seele des Weltganzen und deines Nächsten zu: deiner eigenen Seele, um ihr Sinn für Gerechtigkeit einzuflößen, der Seele des Weltganzen, um die zu erinnern, wovon du ein Teil seiest, der Seele deines Nächsten, um zu erkennen, ob derselbe unwissentlich oder wissentlich gehandelt habe, um zugleich zu bedenken, dass sie der deinigen verwandt sei.  

 

Quelle:

Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, übersetzt von Carl Cleß, Anaconda Verlag, 5. Auflage, 2018, 9. Buch, Vers 8, S. 132, Vers 22, S. 136

 

[134] Karl-Heinz Golzio, Lankavatara-Sutra, Die makellose Wahrheit erschauen, Die Lehre von der höchsten Bewusstheit und absoluten Erkenntnis, O. W. Barth Verlag, 2. Auflage 2003, Übersetzung aus dem Sanskrit

 

Aus Kapitel 2: Über die wahre Natur der Dinge, das Wesen des Geistes und die Mittel der Befreiung, S. 86:

Das Vijnana (relatives, auf die sichtbare Welt bezogenes Wissen), dessen Ursprung Nichtwissen, Handeln und Begierde ist, verweilt beim Anhängen und Ergreifen der Formen durch alle Sinnesorgane wie etwa die Augen, und belehrt über eine Welt von Objekten und Körpern, die zur Unterscheidung in der Welt gehört, die der Geist selbst ist, das Alayavijnana („Das alles bewahrende Bewusstsein“, „Speicherbewusstsein“, der Platz an dem sich aufgrund der Eindrücke das Vijnana-Wissen sammelt). 

 

Ebenda, S. 135:

Das Manovijnana (= „Denkerkennen“: Der Prozess der durch das Denken hervorgerufenen Vorstellungen) besteht fort durch das Anhängen am Unterscheiden der Bereiche und wird ernährt durch Eindrücke des Alayavijnana. Das Manas (Das Denken als Träger des Ich-Bewusstseins bzw. von Persönlichkeit) bildet sich zusammen mit dem Begriff vom Ich und dem, was dazugehört, an dem es hängt und worüber es nachdenkt. Es hat keinen selbständigen Körper und kein selbständiges Merkmal. Das Alayavijnana ist seine Ursache und seine Stütze. Die Gesamtheit des Geistes entwickelt sich in gegenseitiger Bedingtheit infolge des Anhängens an der Sichtweise, dass die Welt, die der Geist selbst ist, real sei.

 

Aus Kapitel 6: Soheit, Augenblicklichkeit und Vollkommenheit, S. 223f:

Der Einfluss der Eindrücke, die sich seit anfangslosen Zeiten angesammelt haben, wird als Alayavijnana bezeichnet, das von den sieben Vijnanas (relatives, auf die sichtbare Welt bezogenes Wissen) begleitet ist, die entstanden sind durch einen Zustand, der als Wohnstatt der Unwissenheit bekannt ist.

 

Begriffserklärungen (in kursiv) der Sanskrit-Begriffe sind dem Glossar S. 363-380 entnommen.

 

Khenchen Thrangu Rinpoche beschreibt das Alayavijnana als eine von 7 weiteren Bewusstseinsarten wie folgt:

 

The eighth consciousness is called the “alaya vijnana” or “allbasis consciousness.” It is called the all-basis because it is the basis or ground for the arising of all other types of consciousness. It is that fundamental clarity of consciousness or cognitive lucidity of consciousness which has been there from the beginning. Being the capacity for conscious experience, it is the ground for the arising of eye consciousness, ear consciousness, etc. It is, like the seventh, constantly present, constantly operating, and it persists until the attainment of final awakening or buddhahood.

 

Along with the eight consciousnesses there is something else that is often mentioned. This is called the “immediate mind.” The immediate mind is not a separate consciousness. It is the function of the impure mind that links the operations of one consciousness to another. It is that impulse or force of habit that causes the six consciousnesses to arise from the ground of the all basis and the afflicted consciousness. It is that which causes the mental consciousness to arise on the basis of a sense perception, and so on. It is an identifiable function of the impure mind, but is not in itself a separate consciousness. Therefore, there are only eight types of impure consciousness.

 

Quelle:

Khenchen Thrangu Rinpoche, Creation and Completion, The Eight Conciousnesses as the Deluded Aspect of Mind and Buddha Nature Itself, Shenpen Ösel, Vol 5, Nr. 1, Mai 2001, S. 39: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue12.pdf

 

[135] Barbara Ann Brennan, ebenda, Abschn.: Dissoziierte Gedankenformen in der Aura, S. 179-184

 

Die Wahrnehmung von Gedankenformen hat sicherlich einen anderen Charakter als das Gedankenlesen selbst, dessen wissenschaftlicher Nachweis erst spät bekannt wurde. Wie Anfang 2017 nach Öffnung der CIA-Archive bekannt wurde, hatte die CIA zwischen 1975 und 1995 im Rahmen des sogenannten geheimen Stargate-Projekts aufgrund solider, wissenschaftlicher Methoden das Potenzial parapsychologischer Fähigkeiten untersucht. Hierbei wurden die Grenzen des menschlichen Geistes geprüft, durch mentale Mittel Zugang zu versiegelten Daten auch an entfernten Orten („Remote Viewing“) zu erhalten und auch physikalische oder biologische Systeme zu beeinflussen. Die Versuche zeigten auf, dass paranormale Wahrnehmungsfähigkeiten nachgewiesen werden können, zumindest dann, wenn die ausübende Testperson mit ihren paranormalen Fähigkeiten in der Lage war, die als Experimentatoren beteiligten Personen mental zu akzeptieren. Für einen operationellen Einsatz reichten die erzielten Resultate unter anderem wegen der Mehrdeutigkeit der erhaltenen Informationen allerdings nicht aus.

Quellen:

Sibylle Anderl, Eindeutig paranormal, Die CIA öffnet ihr geheimes Archiv zur rechten Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 18,  21.01.2017

 

Steven Aftergood, John Pike, STARGATE, FAS Federation of American Scientists, 29.12.2005, https://fas.org/irp/program/collect/stargate.htm  . Weitere Informationen: https://www.cia.gov/library/readingroom/collection/stargate

 

[136] Siehe: http://www.opartandmore.de/texte/Gedanken.htm#_Toc334631836

 

[137] Richard Dawkins, Das egoistische  Gen, Springer Spektrum, 2. Auflage 2007, Kap. 11: Meme, die neuen Replikatoren, S. 316-334 sowie

Susan Blackmore, Die Macht der Meme oder Die Evolution von Kultur und Geist, Spektrum Verlag, 2000

 

Als rein geistiges Konzept sind Meme physikalisch nicht nachweisbar. Susan Blackmore geht davon aus, dass in irgendeiner Phase der Replikation Meme physisch im Gehirn gespeichert werden; sie erklärt aber auch, dass unbekannt ist, wie Meme gespeichert und weitergegeben werden (Quelle: Ebenda, Kap. 5: Drei Probleme mit Memen, Abschn.: Wie werden Meme kopiert und gespeichert?, S. 105-108). 

 

[138] Siehe hierzu auch den Gesprächsauszug von Chögyam Trungpa Rinpoche über das Denken auf einer nicht deskriptiven Ebene in Fußnote 127

 

[139] Ken Wilber, Eine kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag, 4. Auflage Juni 2000, Kap. 11: Auf dem Weg zu einer globalen Perspektive: Teil II, Abschn.: An der Schwelle zum Transpersonalen, S. 253-256

 

[140] Barbara Ann Brennan, ebenda, Teil I: Ein Überblick über das Heilen in unserer Zeit, Kap. 3: Eine neue Dimension des Heilens – Die holografische Erfahrung, S. 79-109

 

[141] Amit Goswami, ebenda, 3. Teil, Selbstbezüglichkeit; Wie aus dem Einen Viele werden, Kap. 11: Auf der Suche nach dem Quanten-Geist, S. 214

 

[142] Beispiele für die optische Darstellung von Boids, die sich auf Basis von Schwarmregeln bewegen, siehe:

Frank Vollbrecht, Videos zum Schwarmverhalten, opartandmore, Mai 2019,

http://www.opartandmore.de/video/dvideo_swarm.html  

 

[143] Chögyam Trungpa, Judith L. Lief, The Tantric Path of Indestructible Wakefulness, Vol. 3, The Profound Treasury of the Ocean Dharma, Shambhala Boston&London, 2013, Teil 12: The Tantric Journey: Higher Tantra – Atiyoga: The Great Completion, Kap. 71: Atiyoga: Meditation Practices, Abschn. Thögal, Unterabschn.: Secret Mandala and the Tree Torches, S. 743ff

[144] Zur Integration verschiedener Bewusstseinsarten sowie der Aspekte des herkömmlichen, getäuschten Bewusstseins mit dem reinen unveränderlichen Geist siehe:

 

Khenchen Thrangu Rinpoche, Creation and Completion, The Eight Conciousnesses as the Deluded Aspect, of Mind and Buddha Nature Itself, Shenpen Ösel, Vol 5, Nr. 1, Mai 2001, S. 34-45: http://ksoc.org/shenpenosel/ShenpenOselIssue12.pdf, Auszug:

 

The eight consciousnesses are impure in how they appear or manifest, since they manifest as delusion based upon the mind’s projection of objects. But in how they are, in their nature, they are unchanging. The basic nature of the mind, of which they are the permutations or manifestations, is pure in and of itself. Therefore, we find the often repeated phrase, “the all-basis is virtuous or good in its nature.” This idea of the fundamental goodness of the all-basis refers not to the deluded all-basis consciousness but to the all-basis wisdom, which is the pure aspect of what in the context of delusion, is the allbasis consciousness. This pure aspect has never been lost in delusion, which simply means that the nature of the mind has been mistaken, but that that nature itself has never been changed or corrupted by the mistake. While the manifestation of your mind as a variety within cognitive clarity seems to be deluded, if you look for this delusion you will not find it anywhere. If you look for some actual substantial presence of this deluded clarity, there is nothing there. Yet you cannot say that your mind is a dead or static nothingness, because there is the experience and presence of cognitive clarity. This basic way the mind really is—the fact that it is a cognitive lucidity that is free of any kind of substantial existence—is what is called “buddha nature,” and that, of course, is pure. That is what we attempt to realize or fully experience through the practice of meditation.

 

[145] Ken Wilber, Eros, Kosmos, Logos, Eine Jahrtausend-Vision, Fischer Taschenbuch Verlag, 1996, Kap. 7: Wie weit reicht die menschliche Natur?, Abschn.: Schau-Logik – das Überschreiten der Rationalität, S. 319-328 sowie

Ken Wilber, Eine kurze Geschichte des Kosmos, Fischer Taschenbuch Verlag, 4. Auflage Juni 2000, Kap. 11: Auf dem Weg zu einer globalen Perspektive: Teil II, Abschn.: An der Schwelle zum Transpersonalen, S. 253-256

 

[146] Siehe Amit Goswami, Das bewusste Universum, Kamphausen Mediengruppe Bielefeld, 1997

 

 

 

 

 

 

 

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